Dienstag, 30. Dezember 2014

Bürgergehorsam

Um die bevölkerung zu disziplinieren, war es bis weit ins 20. jahrhundert üblich, missetäter im »bürgergehorsam« einzusperren.

Oft waren die menschen, die bei wasser und brot in derartigen zellen nächtigen mußten aber keine kriminellen, ihr einziges »vergehen« war, bitterarm und obdachlos zu sein.


Leider werde ich das gefühl nicht los, daß es in unserer heutigen gesellschaft eine steigende zahl von menschen gibt, die sich derartige verhältnisse zurück wünschen.

Montag, 29. Dezember 2014

Foto am montag (139)

Der vogel am montag:
Berliner stadtspatz (passer domesticus)

Freitag, 26. Dezember 2014

Feiertagskino: Kuhle Wampe

Auf den »feierabend« einen film, den ich mir von zeit zu zeit immer wieder anschauen kann: Kuhle Wampe oder: wem gehört die welt?

Die musik ist von Hanns Eisler. Ich wünsche viel vergnügen.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Weihnachtsansprache

Heute gibt es ausnahmsweise mal nicht die ungekürzte weihnachtsansprache des bundespredigers, sondern die rede, die der parteilose alterspräsident Stefan Heym zur eröffnung des 13. Deutschen Bundestages am 10. november 1994 hielt.

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Was feiern atheisten eigentlich an weihnachten?

Natürlich gar nichts.

Für uns sind das einfach ein paar tage zur entspannung. Ich werde in der küche stehen und arbeiten. Tagelang bin ich in der stadt rumgelaufen, um all die leckereinen herbeizuholen. Es gibt jetzt alles, was es sonst nicht gibt. Man muß nur wissen, wo. Die freunde werden sich über das gute essen freuen.

Die schlemmerei wollen wir atheisten nicht abschaffen. Sondern höchstens, daß die zu einem bestimmten zeitpunkt stattzufinden hat.

Fröhliche weihnachten und frohes fressen für alle


wünscht Mechthild

Dem revolutionär Jesus zum geburtstag

Montag, 22. Dezember 2014

Foto am montag (138)

Rotkehlchen (erithacus rubecula)

Sonntag, 21. Dezember 2014

Vorsorgeuntersuchung

Noch einmal zum thema nationalismus/patriotismus. Heute etwas lustiger, das känguru hat dazu auch eine meinung, es sagt:
»Meiner ansicht nach, gibt es keinen gesunden patriotismus […] im gegenteil, patriotismus scheint mir immer ein zeichen von idiotie zu sein.«

Natürlich sagt es das nicht irgendwo, sondern während der öffentlichen live-übertragung eines fußballänderspieles. […]

»Es gibt also nur kranken patriotismus. Gesunder patriotismus klingt für mich ein bißchen wie ›gutartiger tumor‹. Es ist vielleicht nicht direkt lebensgefährlich aber es ist immer noch ein tumor […]

Der patriotismus hat ja, was unter onkologen untrittig ist, einen kleinen fiesen bruder namens ›nationalismus‹, welcher unbemerkt im schatten seinen großen bruders wächst und gedeiht, bis er groß genug ist, selbst nach der macht zu greifen.

Oder anders ausgedrückt, nur in einem patriotisch aufgeheizten treibhaus kann rassismus gedeihen. Deshalb muß ein wirklicher antifaschismus dieses treibhaus zerschlagen!«
[…]
Wer hätte gedacht, daß ausgerechnet ein känguru die sache mit dem patriotismus so gut durchschauen würde?

Samstag, 20. Dezember 2014

Was spricht gegen die liebe zur nation?

Zitat:»Soldaten handeln nicht aus privaten motiven. Sie kennen ihre feinde gar nicht. Sie haben sie vorher nie gesehen. Nicht ihre eigenen interessen oder die von ihren bekannten oder familien sind der grund für den krieg, sondern die interessen der eigenen nation.

Soldaten sind daher auch keine mörder. Sie handeln nicht, wie es für einen mörder bestimmend ist, aus eigenen motiven. Der soldat handelt im höheren auftrag. ›Deutschland, Frankreich, Rußland, Israel, China, Amerika - daß heißt, die interessen der eigenen nation - sollen leben, auch wenn wir sterben müssen‹, ist der gleiche schlachtruf, mit dem weltweit getötet wird und für den der bürger bis hin zum eigenen tod bereit ist, opfer zu erbringen.«

In diesem vortrag (ca. 60 minuten) erklärt Hermann Lueer in teil 1 den rassismus im nationalen freund- und feindbild und in teil 2 warum sich menschen überhaupt mit ihrer nation identifizieren.

Freitag, 19. Dezember 2014

Ballade von der gebrochenen Zinsknechtschaft

von Erich Weinert, 1932

Der Herr Gerichtsvollzieher erschien
Beim kleinen Landwirt Mosenthien
Und klebte an die letzte Kuh
Sein Vögelchen und sprach dazu
»Das nächste Mal, wie Sie wohl wissen,
Werd ich das Haus bekleben müssen!«

Herr Mosenthien nahm seinen Hut
Und ging hinaus aufs Rittergut
Der Herr von Zitzow ist ein Mann,
Der, weil er Geld hat, helfen kann.
Auch ist der Mann ein Naziführer
Und deshalb gegen Halsabschnürer.

Der Herr von Zitzow fragte ihn:
»Was brauchen Sie, Herr Mosenthien?
Pro forma nehme ich als Pfand
Ihr Haus und Vieh und Ackerland.
Ein Hitlermann, wie Sie hier sehen,
Läßt keinen Landmann untergehen!«

Doch als die Frist verstrichen war,
Kam Zitzow mit dem Hausnotar
Und sagte: »Lieber Mosenthien,
Ihr Haus zu schützen vorm Ruin,
Muß ich’s dem Gute einverleiben
Sie wollen bitte unterschreiben!«

Da hat der Mosenthien gegafft!
»Sie sind doch gegen Zinsknechtschaft!«
»Sehr richtig!« sprach der Hitlermann.
»Damit man’s nicht versteigern kann,
Und Zinshyänen danach gieren,
Will ich’s für mich expropriieren!

So rett ich Sie vor dem Ruin!
So kommen Sie, Herr Mosenthien,
Mit keinem Gläub’ger in Konflikt,
Sind nicht von Zinsknechtschaft bedrückt!
Und Wohnung geb ich Ihnen gerne.
Es ist noch platz in der Kaserne.«

Doch Mosenthien der dieses Glück
Nicht recht begriff, nahm einen Strick
Und hängte in der Nacht darauf
Sich am Gemeindehause auf.
Weshalb entfloh er wohl als Leiche
So dicht, so dicht vorm Dritten Reiche?

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Zwischendurch was zum lachen

Im grunde genommen ist PEGIDA alles andere als komisch.

Komisch ist aber, daß die sich immer über die »systempresse« echauffieren und der »vordenker« der sache, Lutz Bachman, auf der internetpräsenz seiner werbeagentur damit angibt, besondere kontakte zum Axel-Springer-Verlag zu pflegen.

Das ist der verlag, zu dessen grundsätzen es gehört, das »transatlantische bündnis«, also die NATO zu befürworten.

Und gehört der Axel Springer verlag denn nicht zu den angeblich so bösen »system-medien«, wenn auch der »Spiegel« dazugehört?

Die leute laufen konfus auf die straße und wissen nicht, wem sie eigentlich hinterherlaufen. Da bleibt das lachen im halse stecken.

Ausbund faschistischen Denkens (oder kurz: AfD)

Wenn AfD-weib Beatrix von Storch meint, eine schwulenlobby entdeckt zu haben, die im fernsehen die homosexualität bewerben würde, darf man verwundert sein. Nicht minder verschroben ist Frauke Petrys wunsch nach Deutschen geburtstagsliedern, weil das singen von »happy birthday« auf kindergeburtstagen bedenklich sei.

Das sind auffassungen, die schrullig wirken, die jedoch im vergleich zu anderen ansichten aus der AfD jedoch eher harmlos sind. Anderswo gibt man sich bei der AfD offen militaristisch und faschistisch. So schrieb Alexander Gauland im juli 2012 im Berliner Tagesspiegel, daß millitärische gewalt an sich nichts schlechtes sei und Deutschen eben bloß ein gestörtes verhältnis zur gewalt hätten.

Zitat:»Statt also immer von Neuem die pazifistische Melodie zu singen, wäre es klug, eine politische zu intonieren, weil eben militärische Gewalt – siehe oben – nicht an sich schlecht, sondern nur als falsche Politik schlecht ist. Das aber setzt voraus, dass die Deutschen wieder eine Tatsache der Weltgeschichte akzeptieren lernen, die Bismarck in seiner ersten Regierungserklärung als preußischer Ministerpräsident 1862 in die berühmten Worte fasste: ›Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen – sondern durch Eisen und Blut.‹«

Das läßt auf alles mögliche schließen, allerdings nicht auf eine halbwegs friedliche gesinnung. Gewalt ist halt gut, wenn sie der richtigen sache dient.

Nicht minder fragwürdig sind die ansichten des AfD-vorstands in NRW, Hermann Behrendt. In seinem buch »Mandative Demokratie« setzt er sich für die abschaffung der mitbestimmung in unternehmen ein, die mitbestimmung und die gewerkschaften hätten zur schwächung des wirtschaftsstandortes Deutschland beigetragen.

Der kündigungsschutz und das streikrecht stehen einem starken Deutschland ohnehin im wege. Zwar will er eine direktwahl von kanzler und ministerpräsidenten, jedoch das parlament abschaffen, was der guten, alten faschistischen tradition, staat und wirtschaft nach dem »führerprinzip« zu ordnen schon recht nah kommt: die leute sollen nicht ihre eigenen interessen folgen, sondern im betrieb wie in der politik ihrem führungspersonal, schließlich geht es nicht um sie, sondern ums »große ganze«. Und da wissen experten schließlich viel besser was gut ist, wie beispielsweise eine rente frühenstens ab 70, wie zu Bismarcks zeiten.

Wer nicht möchte, daß auf dem nächsten kindergeburtstag Frauke Petry vorbeikommt und ihr zuliebe schönes Deutsches liedgut wie »Alte Kameraden« angestimmt werden muß und wer betriebsräte und gewerkschaften, so schlecht sie die interessen auch vertreten mögen, behalten möchte, sollte eines zumindest unterlassen: AfD wählen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Der letzte Sarrazynismus

Wenn genug gegen arbeitslose und schlecht integrierte ausländer gehetzt worden ist, wird es Sarrazin langweilig. Dann muß er notfalls etwas erfinden, das er in seiner kollumne in der Schweizerischen »Weltwoche« schreiben kann.

Im zweifel muß er dann etwas gegen integrierte ausländer sagen. Angeblich würden Türkisch- oder Arabischstämmige bewerber bei der Berliner polizei bevorzugt, wodurch die rechtsdurchsetzung gefährdet sei.

Schließlich hätten diese bewerber größtenteils eine »kriminalitätshistorie« (schmuckes wort) und deshalb seien die anforderungen an das polizeiliche führungszeugnis entschärft worden, damit auch ehemalige intensivtäter polizisten werden könnten. Außerdem seien für diese polizisten ihres glaubens wegen extraduschräume eingerichtet worden und, wer hätte es gedacht, Deutsch können die bekanntermaßen ohnehin alle nicht.

Zwar wurden sämtliche behauptungen Sarrazins vom polizeisprecher widerlegt, ob das allerdings bei den lesern der »Weltwoche« in der Schweiz ankommt oder auch nur bei Sarrazin selbst, bleibt fraglich.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Zählen lernen mit Bill Gates

Einst zählte Bill Gates 3.11, 95, 98. Und bis »vista« konnte ohnehin niemand zählen. Das stand ohnehin bloß für »also vista, dit funktioniert nich.« In der letzten zeit wurde bei winzigweich 7, 8, 10 gezählt.

Bei der »jungen Welt« zählt man beim online-logbuch 5, 6, 8.

Zweieinhalb monate nervte die jw mit dem dreirädrig fahrenden sputnik, der offenbar als große leservergrämungsaktion angelegt war. Aber - potzblitz - seit gestern läuft die seite wie verrückt, sieht wieder übersichtlich aus, lädt auch bei relativ schlechtem netz rasch. Und endlich sind auch die texte in kleinen smartphonedisplays wieder gut lesbar. Sehr schön.

Warum eigentlich nicht gleich so?

Hoffentlich hat die jw sich mit dieser blödsinnsaktion nicht selbst ruiniert.

Montag, 15. Dezember 2014

Foto am montag (137)

Graureiher (ardea cinerea)

Sonntag, 14. Dezember 2014

Die einzigen vernunftbegabten wesen

In Bayern ist gestern kein sack reis umgefallen, sondern der parteitag der CSU zu ende gegangen. Ein leitantrag der parteispitze war, daß zuwanderer sich mit »Bayrischen werten« identifizieren sollen und »im täglichen leben Deutsch sprechen sollten«.

Es ist ziemlich überraschend, daß so etwas ausgerechnet aus einer partei kommt, deren mitglieder vermutlich zu 90% selbst kein Deutsch sprechen. Wahrscheinlich muß es bald auch integrations- und Deutschkurse für Baiuwaren geben.

Da wäre es eigentlich an der zeit, den Seehofer Horst fort zu jagen. Die Chinesen haben das vor einigen wochen schon geschafft.

Aber die sind bekanntermaßen die einzigen vernunftbegaten wesen:

Samstag, 13. Dezember 2014

Die letzten züge.

Heute fährt zum letzten mal der InterConnex Warnemünde <=> Leipzig. Wegen der infrastrukturkosten von 1700€ pro fahrt und richtung, die an die DB zu zahlen sind, plus sinkender fahrgastzahlen wegen der konkurrenz durch fernbusse lohne sich der weiterbetrieb nicht mehr.

Das ist schade, denn an sich war der InterConnex keine schlechte sache. Zumindest, wenn man zufällig da hinwollte, wo die züge hinwollten, was bei mir fast nie der fall war. Aber in puncto service könnte die bahn von den betreibern des InterConnex lernen. Niemand wurde als schwarzfahrer behandelt, der fahrscheinverkauf im zug war normal. Und der kaffee und die belegten brote, die es im zug zu kaufen gab, waren nicht nur wesentlich preisgünstiger, sondern auch leckerer als bei der DB.

Aber im grunde benötigt zum bahnfahren kein mensch unterschiedliche unternehmen, die in konkurrenz zueinander angebote machen. An sich braucht man nur eine bahn, die günstig ist, da hinfährt, wo man hinwill, pünktlich ist und vielleicht sogar auch noch kaffee kochen kann.

Freitag, 12. Dezember 2014

PARTEI verkauft geld

Endlich gibt es eine alternative zum »goldshop« der AfD: den geldshop der PARTEI. Für nur 25 (oder 55 oder 105)€ erhält man 20 (oder 50 oder 100)€ als versichertes paket und zwei postkarten der PARTEI.

Für eine läppische mark von der AfD kommt man heutzutage in keine disko, deshalb ist es schlauer, eine harte währung zu kaufen, die überall akzeptiert wird.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Die westlichen werte

Wenn ich in medienberichten über die folter in den Vereinigten Staaten lese oder höre, fällt mir auf, daß es nie um die armen, gepeinigten menschen geht und was aus denen nun werden soll, sondern stets um die »nationale ehre«.

Schließlich sind es nicht die mißhandelten, die einen schaden davongetragen haben, sondern die USA, die nun einen schandfleck in der geschichte und auf ihren werten haben.

Die geschichte ist übersät von landraub, sklaverei und völkermord*, daß sich niemand sorgen um »schandflecken« machen muß.

Das sind die westlichen werte.


*Anmerkung der redaktion: Das gilt für Deutschland in ähnlicher form. Damit niemand auf den begriff »Antiamerikanismus« verfällt: die redaktion des 1€blog ist Amerika durchaus freundlich gesonnen und hat noch nie etwas gegen staaten wie Kuba, Venezuela, Costa Rica oder dergleichen geschrieben.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Bewußter konsum

Auch der CSU-mann Gerd Müller, derzeit entwicklungsminister, hat dazu aufgerufen, bewußter zu konsumieren. Angeblich sei es eine lösung verantwortungsbewußter zu konsumieren, notfalls will der minister sogar unternehmen durch gesetze dazu zwingen, für bessere produktionsbedingungen zu sorgen.

Letzteres zuerst: wie wunderbar einfach sich unternehmen zwingen lassen, die produktionsbedingungen der hierzulande beschäftigten zu verbessern, läßt sich schön am mindestlohn betrachten, da wird es natürlich simpel sein, für beschäftigte im ausland per gesetz mindeststandards durchzusetzen.

Und natürlich darf nicht fehlen, daß der konsument als »nutznieser« dieser schönen, bunten warenwelt schließlich den ganzen mist bestellt habe und deshalb »schuld sei« an den miesen arbeitsbedingungen. Geradezu als wären die niedrigstlöhner, die sich in diesem wunderbar reichen staat für ein paar groschen kaputtschuften oder die arbeitslosen mit ihrem bedürfnis nach billiger kleidung dran schuld, daß anderswo die menschen unter noch erbärmlicheren bedingungen schuften müssen. Diese arbeits- und lebensbedingungen haben die so nicht eingerichtet.

Daß teure waren noch lange keine guten produktionsbedingungen bedeuten, schrieb Stefan Gärtner letztens bei seinem »kritischen Sonntagsfrühstück«.

Und auch so genannte »fair gehandelte« waren werden auch dann nur so gehandelt, wenn es zum lohnenden geschäft wird, was von vorn herein bedeutet, daß die menschen, die das zeug produzieren, arm bleiben und andere bereichern.*

* Anmerkung der redaktion: die konsumenten sind es selbstverständlich nicht, die bereichert werden. Durch konsum wird man schlechterdings nämlich ärmer.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Porridge for the poors!

In Großbritanien wachsen nicht allein die aktienkurse, der konsum und die preise für häuser, sondern auch hunger und armut. Fast eine halbe million menschen waren auf nahrungspakete des Trussel Trust (das ist so etwas ähnliches wie die Deutsche »tafel«) angewiesen. 2010 gab es 50 ausgabestellen. Heute gibt es 420.

Dies sei jedoch kein wirkliches problem, sagt sarrazynikerin Anne Jenkin. Der Trussel Trust und die kirchen förderten nur die bequemlichkeit der leute, die zu blöde wären, sich ihr essen selbst zu kochen. Eine portion hafersuppe koste schließlich nur 4p, während zuckrige cerealien mit 25p zu buche schlagen würden. Also seien die armen selbst schuld an ihrem elend.

Allerdings haben Britische elendsbehausungen oft nicht mal eine küche, sondern nur einen wasserkocher für den tee und eine mikrowelle, um zeug aufzuwärmen. Ob man unter solchen bedingungen porridge zubereiten kann, darf bezweifelt werden.

Sarrazyniker, die armen leuten in den mund zählen, wie wunderbar billig sie sich ernähren könnten, wenn sie nicht so abgrundtief dumm wären, scheint es überall zu geben.

Montag, 8. Dezember 2014

Foto am montag (136)

Kanadagans (branta canadensis)

Sonntag, 7. Dezember 2014

Die Bahn ist zu billig

Das zumindest findet Thiemo Heeg, wirtschaftsredakteur der FAZ. Schließlich verschleudere sie seit jahrzehnten ihre tickets zum halben preis.

Dies sei für schnäppchenschland der traum, daß man im supermarkt an der kasse seine rewe- oder aldicard zücke und schon halbiere sich der preis, deshalb habe sich auch noch nie ein unternehmen auf so etwas eingelassen.

Stimmt ja gar nicht. Zumindest in Berlin gibt es einen biosupermarkt mit mehreren filialen, bei dem man tatsächlich eine kundenkarte erwerben kann, mit der man an der kasse einen sofortrabatt auf alles erhält. Das hat, der herr wirtschaftsredakteur ahnt es nicht, den zweck der kundenbindung.

Und ähnlich verhält es sich mit der BahnCard. Die verschenkt die bahn leider nicht, sondern man muß sie erst für teuer geld kaufen, so daß sie sich für kunden erst lohnt, wenn sie öfter fahren. Der bahn kann es egal sein, sie kassiert, ohne daß sie den BahnCard-Kunden dafür auch nur einen kilometer befördern müßte für die BahnCard50 255 € oder für die BahnCard25 62 € (alles schon wieder teurer geworden).

In den 90er jahren, als die BahnCard eingeführt wurde, war die idee, neue kunden zu gewinnen. Leute von der straße auf die schiene zu locken. Und das hat bis zu einem gewissen grad funktioniert, die fahrgastzahlen sind seit dem, trotz verschlechterung des angebots (z.B. streichung der interregiozüge) nicht weiter gesunken.

Angeblich mache der »luftverkehr vor, wie ein kluges preissystem aussieht. Sind die kabinen voll, kostet es viel. Sind sie leer, kann ich günstig fliegen.« Auch wenn ich mächtige zweifel daran habe, daß ein preissystem an sich klug sein kann, das gibt es bei der bahn doch längst: bei eher »unbeliebten« zügen hat man höhere chancen auf ein sparpreisticket als bei zügen, mit denen alle fahren wollen.

Hartmut Mehdorns »flugpreiskonzept« ohne bahncard, das er vor über 10 jahren durchsetzen wollte, ist bei den kunden nicht gut angekommen. Von Berlin aus kann man in viele andere Europäische großstädte bequem fliegen, mit dem flugzeug ist man schneller und oft sogar günstiger unterwegs als mit der bahn. Der vorteil der bahn ist, daß man spontan fahren kann und wenn man das öfter möchte, eben auch günstig.

Die bahn braucht kein neues preissystem. Die geschäftsleitung der bahn braucht bloß ein umdenken, daß die bahn dafür da ist, leute von a nach b zu befördern und keiner der bahnkunden am gewinn der bahn interessiert ist, sondern eher, möglichst pünktlich und heile anzukommen. Damit das gewährleistet werden kann, müßte das personal anständig bezahlt und behandelt werden. Auch haben bahnkunden kein interesse daran, auf kleinstadtbahnhöfen im regen zu stehen und zu frieren, weil aus kostengründen die hübschen bahnhofsgebäude mit ihren warmen wartesäälen nicht mehr genutzt werden dürfen. In den chefetagen der bahn sollte man sich drauf besinnen, daß es eben nicht nur in den metropolen potentielle bahnfahrer gibt, sondern auch auf dem flachen land.

Das problem der bahn ist nicht, daß sie ihre tickets zu billig verschleudern würde, sondern, daß sie ihr angebot stetig verschlechtert, strecken stillegt und menschen vom bahnnetz abschneidet.

Samstag, 6. Dezember 2014

Entsetzlich: Querfront!

Kürzlich fiel mir der löffel aus der hand. Jetzt berichtet zdf.info schon über Steve Jobs. Und Bill Gates.
Nicht zu vergessen, daß es daneben auch noch um kriminalgeschichte ging.

Freitag, 5. Dezember 2014

Merkel hat keine mehrheit mehr

Bodo Ramelow wurde zum soeben zum ersten linken ministerpräsidenten gewählt. Was mich daran besonders freut, ist, daß damit die Merkel keine mehrheit mehr im Bundesrat hat.

Das 1-euro-blog gratuliert herzlich.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Demokratie, Thüringer art

Unter dem wenig reißerischen »SED-STAAT IN DER MITTE DEUTSCHLANDS?« fand man gestern und heute in fast allen Thüringischen tageszeitungen halbseitige anzeigen. Sechs träger des Thüringer Verdienstordens, die namentlich genannt werden, unterstützen diesen aufruf. Und angeblich »viele andere«. Wie viele und wer wird sicherheitshalber verschwiegen.
Die aussage des textes ist im grunde nichts anderes als »wir akzeptieren die wahl und die mehrheitsverhältnisse. Und darum akzeptieren wir sie nicht«. Natürlich nur, um schweren schaden abzuwenden und das ansehen des freistaates zu waren.

Gekostet hat die kampagne nach angaben des mdr allein für die Zeitungsgruppe Thüringen und den Südthüringer titeln der Regionalzeitungsgruppe Hof/Coburg/Suhl des Süddeutschen Verlages mindestens 50.000 €. Zusätzlich soll die anzeige heute in der FAZ erschienen sein.

Initiator der kampagne ist Stephan Schambach, gründer der Jenaer aktiengesellschaft Intershop Communications. Er sieht als wendegewinnler die »wiedervereinigung« als riesenerfolg mit »blühenden landschaften«. Für ihn persönlich mag das stimmen. Er ist jedoch ignorant genug, zu übersehen, daß es der breiten mehrheit eben nicht übermäßig gut geht.

Die fünf unterstützer sind

Reiner Kunze, geb. 1933 in Oelsnitz, Schriftsteller, SED-mitglied bis 1968. Siedelte 1977 mit seinen angehörigen aus der DDR aus.

Christian Tschesch, geb. 1946, diplom-theologe, rentner von beruf, polizeitseelsorger.

Dr. Gerd Schuchard, geb. 1942 in Erfurt, Dr. Ing., war bis 1989 wissenschaftlicher mitarbeiter des Carl-Zeiss-Forschungszentrums in Jena, träger des nationalpreises der DDR, welchen er ganz bestimmt für widerstand gegen den SED-staat erhalten hat. Seit 1990 mitglied der SPD.

Berthold Dücker, geb. 1947 in Geismar/Rhön, republikflucht 1964, volontariat und arbeit als journalist.

Prof. Dr. Dietfried Jorke war im Herbst 1989 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena tätig. Er bekam den Thüringer Verdienstorden verliehen, weil er gründer und sprecher der »Aktionsgemeinschaft zur demokratischen Erneuerung der Hochschule« (ADEH) war.

Über das demokratieverständnis des herr Jorke kann man in den »Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1945 – 1990« (hg. Hoßfeld, Kaiser, Mestrup) folgendes lesen:
»So kam es am 23. Februar 1990 schließlich zu einer denkwürdigen Wahl. Alle drei Kandidaten waren abwesend. Gleich zu Beginn wurde erneut die Frage diskutiert, ob die Briefwahlstimmen auch in einem zweiten Wahlgang gültig seien. Mit 65 zu 35 Stimmen entschied man dagegen. Der erste Wahlgang brachte das zu erwartende ergebnis. Von den 114 abgegebenen Stimmen fielen 51 auf Klinger, 37 auf Riege und 26 auf Uhlig. Zur großen Überraschung der ADEH-Anhänger votierten jedoch im zweiten Wahlgang 53 Stimmen für Riege und nur 48 für Klinger.

Für die Beteiligten glich die Wahl einer emotionalen Berg- und Talfahrt – mit völlig überraschendem Ausgang. Die Anwesenden waren verdutzt. Die einen, da sie eine als sicher geglaubte wahl verloren hatten, die anderen, weil ihr Kandidat unverhofft das Rennen machte. Doch aufgrund der geäußerten rechtlichen Bedenken lag ein juristisches Nachspiel in der Luft. Dietfried Jorke notierte noch am Wahlabend, er wolle nach Beratung mit seinen Kollegen einen Antrag auf Annullierung der Wahl stellen. […] Und hinter vorgehaltener Hand wurde sogar der Zweifel genährt, ob bei ›so einem Rektor‹ die Westhilfe für die Unikliniken wie versprochen kommen würde.

Für diejenigen, die mit Rieges Abwahl einen Hoffnungsträger verloren hatten, war der Machtkampf an der Universität verloren, zumal Riege für einen neuen Urnengang nicht mehr zur Verfügung stand […]. Von einer Politisierung des Wahlaktes sprach schließlich auch Gerhard Riege in einer Erklärung zu seiner Abwahl:
›Ich sehe hinter dem Einspruch das von Anbeginn erkennbare Streben bestimmter Universitätsangehöriger, die von sich behaupten, für eine demokratische Erneuerung der Universität zu streiten, die Rektorwahl zu politisieren, mit allen mitteln ihrem Kandidaten zum Siege zu verhelfen und die Wahl eines Kandidaten zu verhindern, der sich zu seiner sozialistischen Überzeugung und zu seiner Mitgliedschaft zur SED bekennt.‹
«
An diesem demokratieverstandnis des herrn Jorke, daß gefälligst so lange abgestimmt werden muß, bis der genehme kandidat gewinnt, hat sich offenbar bis heute nichts geändert.

Gerhard Riege war rechtswissenschaftler und seit 1946 mitglied der SED. Im februar 1992 beging er aus angst vor dem hass der menschen selbstmord, nachdem er »gegauckt« worden war.

Und am haß zumindest einiger menschen hat sich seit dem offensichtlich nichts geändert. So wurden in Thüringen politikern der LINKEN die radmuttern von den autos abgeschraubt, Bodo Ramelow wurde von nazis vor seine haustür bedroht und seine frau bekam drohanrufe.

Dagegen, menschen in den suizid zu treiben, sie zu bedrohen oder sie in lebensgefahr zu bringen, haben die wackeren herren verdienstordenträger offensichtlich nichts. So lange es nur die richtigen trifft.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Störfall im atomkraftwerk Saporischschja

Der Ukrainische Ministerpräsident hat technische probleme im Südostukrainischen atomkraftwerk Saporischschja gemeldet.

Wie immer bei störfällen gibt es keine erhöhte radioaktivität und wenn, dann nur ein ganz bißchen. Siehe Handelsblatt.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Der fehlende hirn... (part 2)

äh, …schmant, natürlich. (fortsetzung) Es geht nach wie vor um »der fehlende part« vom 28. november 2014.

[…]zwischendurch war das thema der »Arabische Frühling« und seine folgen dran, auf das ich hier nicht weiter eingehen möchte[…]

Moderatorin: »Die presse reagiert verkrampft und beleidigt auf jede kritik gegen sich selbst. Und das liegt jetzt nicht nur daran, daß RTdeutsch ins bild gerutscht ist. Wir sind ein dorn im auge der Deutschen medien. Aber eigentlich eine natürliche folge quasi eine manifestation der medienverdrossenheit und des mißtrauens, das über die letzten monate und jahre hinweg gewachsen ist.«
[Schnitt auf video-aufzeichnung.] Gezeigt wird eine yoga-lehrerin aus Köln mit blonden dreadlocks in einem Berliner zeitschriftenladen und anschließend auf der Friedrichstraße.
Lea Frings: »Was ist nur passiert mit unserer Medienbranche? Wo es früher noch nahmhafte koryphäen gab, namen wie Gaus, Scholl-Latur, Nannen oder Haffner. Da sind die heutigen kollegen ziemlich farblos geworden. Ihre berichterstattung unterscheidet sich im wesentlichen kaum noch voneinander. Ich frag mich manchmal, ob Kai Diekmann seine redakteure überhaupt noch namentlich auseinanderhalten kann. Böse zungen behaupten, Claus Kleber und Gundula Gause wären ein und die selbe person. Was ist nun also los mit unserer freien und ergebnisoffenen berichterstattung?«
Die junge dame scheint ein etwas verschrobenes verhältnis zu bereits verstorbenen, größtenteils konservativen männern zu haben. Hoffentlich ist sie nicht auch noch nekrophil. Etwas merkwürdig scheint sie schon zu sein, wenn sie die behauptung, daß Claus Kleber und Gundula Gause für ein und dieselbe person zu halten, nicht eindeutig ausschließen kann.

Es folgt eine passantenbefragung [bla bla bla bla bla bla bla], langweilig. Was sollen die leute auch spontan sagen, wenn sie ein mikro vor die nase gehalten bekommen und gefragt werden, ob sie mit den Deutschen medien zufrieden sind. Es dürfte leicht sein, ablehnende stimmen zu hören, denn zufrieden ist niemand und am nächsten tag wird doch wieder die BILD gekauft und fernsehn geguckt.

Oder man wähnt sich gar »informiert«, wenn man die erzeugnisse des Kopp-Verlages oder dergleichen konsumiert.

Auch wage ich, anzuzweifeln, daß es diese »freie und ergebnisoffene« berichterstattung je gegeben hat. Das problem daran ist, daß das hauptanliegen der medien nicht ist, menschen mit informationen zu versorgen, sondern daß die hauptsächlich als geschäftsmodell zum geldverdienen da sind.
Lea Frings: »[…] Da werden mal eben ganze kommentarspalten unter artikeln gesperrt, mit dem hinweis darauf, daß die kritischen kommentare ja sowieso nur von Putin-trollen kommen. Wir haben für diesen beitrag nicht die komplette Friedrichstraße gesperrt. Und meine gespächspartnerinnen haben auch kein geld für ihre meinungen bekommen.«
Ich lege meine hand dafür ins feuer, daß bei RTDeutsch noch NIE eine kommentarspalte geschlossen wurde. Was es von anfang an nicht gibt, kann schließlich später nicht dicht gemacht werden.

Zurück ins studio.
Moderatorin: »Warum aber - und so handhaben sie sich selbst - feinde, sich so schwer tun mit kritik, möchte ich nun mit herrn Albrecht Müller von den ›nachdenkseiten‹ besprechen.«
Aha, bei RTdeutsch ist man manchmal doch in der lage, organisationen nennen von denen interviewgäste kommen, wenn die nicht allzu peinlich sind.
Moderatorin: »Hallo Herr Müller! […] Warum tun sich, wie sie sich auch selbst ernennen - feinde - so schwer mit kritik?«
Albrecht Müller: »Zunächcht muß ich sagen, daß es durchaus qualitativ gute beiträge auch in Deutschland gibt, Das problem ist, daß wir auf der anderen seite eine art von mehrheitsmeinung und mehrheitsmeinungsmache haben und diese leute, die auch große interessen vertreten, die fühlen sich gestört durch diejenigen, die deren kampagne und deren meinungsmache hinterfragen.

Das erleben Sie nicht als RTdeutsch nun zum ersten mal. Das haben wir als macher der nachdenkseiten nun seit 10 jahren schon erfahren und auch andere blogs [...] medien wie etwa Telepolis oder Niggemeier oder sowas haben immer damit zu tun, daß dann, wenn man medien kritisiert, sie sofort beleidigt sind, sie sofort vermuten, daß da verschwörungstheorien dahinter stecken und dergleichen mehr. Und das ist wirklich eine demokratiefeindliche situation in der wir sind.

Pluralität der meinungen wird schon als störfaktor betrachtet und das entspricht natürlich überhaupt nicht unserem grundverständnis von demokratie. Auch im grundgesetz ist im grunde vorgesehen, bei den paragraphen oder auch artikeln, die die meinungsfreiheit behandeln, daß wichtig ist die pluralität und das war auch der grund, warum wir vor elf jahren begonnen haben mit unseren nachdenkseiten, weil wir gesagt haben, wir müssen einfach aufzeigen, wo wir manipuliert werden. Das ist unser grundanliegen.

Und wenn ich mir anseh, was sie machen, dann machen sie in punkt auf Russische politik auch das, nur das sie ein element mehr hinzufügen, wo Sie zeigen, wie die Deutsche öffentlichkeit von den mehrheitsmedien manipuliert wird [...] «
Immerhin redet er diesmal nicht von »gleichschaltung« und räumt ein, daß es auch gute beiträge in den Deutschen medien gibt. Wäre nur die sache mit der angeblichen »manipulation«.
Moderatorin: »Sie schreiben selber ›wer aufklären will, der muß die glaubwürdigkeit der hauptmedien in zweifel ziehen, und hat somit schon einen schwierigen start.‹ Also rennt quasi gegen eine wand?!«
Albrecht Müller: »Ja, das ist doch so: wenn Sie hundert impulse von der einen meinung haben, ich nehm mal ein praktisches beispiel, kein außenpolitisches, wenn hundert medienbeiträge sagen, die Riesterrente ist prima, dann kommen Sie dagegen nur an, wenn Sie die glaubwürdigkeit dieser absender in frage stellen.

Denn Sie haben ja keine hundert impulse. Wir haben das nicht bei den nachdenkseiten, sie habens nicht, also man ist dann darauf angewiesen, zu zeigen, wie wir manipuliert werden. Und damit auch zu zeigen, wie wenig man diesen medien glauben kann. Und wenn es sich heute in den medien abzeichnet, daß die medienmachenden, ich sags nochmal, nicht alle, so nervös werden, weil auf den blogs immer widersprochen wird. Und weil auch grundsätzlich widersprochen wird.

Und mit fakten gearbeitet wird und was sich da abspielt, das ist genau das ergebnis dessen, daß eben diese mehrheitsmeinungen nicht mehr unkritisiert im raume stehen, sondern daß menschen, medien, so wie wir eben sagen, leute, hier stimmt etwas nicht. Hier werdet ihr manipuliert und macht am besten aus. Lest die dinger nicht mehr, wie etwa Spiegel«
Und nochmal diese merkwürdige behauptung, daß die öffentlichkeit von den mehrheitsmedien »manipuliert« würde. Das kann einem mitunter zwar schon so vorkommen, jedoch muß man doch nur einmal betrachten, wovon die großen zeitungen und deren online-varianten hauptsächlich leben. Von der werbung. Dementsprechend kapitalfreundlich fallen die berichte aus, man möchte schließlich keine kunden vergrämen, auch die potentiellen nicht.
Moderatorin: »Sie haben damals ähm, äh, die Willy Brand kampagne mitgestaltet. Und Sie sind massiv, ähm, Sie haben massiv mit der BILD ZU kämpfen gehabt... «
Albrecht Müller: »Ja, nun gut, wir haben das alles erlebt schon mal, in sofern...«
Moderatorin: »Wie war das denn damals, entschuldigung, das wollte ich noch hinzufügen… «
Albrecht Müller: »Es war sehr schwer, weil sollten nicht glorifizieren, wie es früher war, die Bildzeitung und der Springerkonzern hat gegen diese damalige friedenspolitik total mobilgemacht.

Wir hatten es immer damit zu tun, und wir haben damals schon - eine völlig parallele situation - Willy Brandt hat die leute aufgerufen, sich selbst gedanken zu machen. Und das war der entscheidende faktor, zum beispiel im wahlkampf 1972, das die menschen gesagt haben, wir glauben der Bildzeitung nicht mehr, wir glauben dem ZDF-magazin von herrn Löwental nicht mehr, wir entscheiden selbst, was wir wahrnehmen.

Und wir wollen endlich frieden machen mit der Sowjetunion damals und mit den völkern Osteuropas. Und das war die richtige politik. Und wir haben damals eine ganz andere welt gehabt. Wir haben nicht von sanktionen gesprochen, sondern ein schlüsselwort war damals vertrauensbildende maßnahmen. Also vertrauen bilden zu den vorherigen feinden und sich verständigen und damit, mit der verständigung und mit dem abbau der konfrontation auch die chance zu haben, daß sich dort etwas verändert und so war es ja auch.

Und deshalb bin ich so traurig, daß das alles abgebrochen wird. Alles...«
Sicher ist es traurig, daß es heute keine friedliche politik gegenüber Rußland gibt. Aber die situation heute ist mit der zeit im Kalten Krieg wohl eher nicht vergleichbar. Damals gab es einen zweiten Deutschen staat im osten, den die Bonner Republik nicht anerkannte, weil man sich als rechtmäßiger eigentümer sah.

Aber auch was das betrifft, ist es ratsam, sich die interessen anzuschauen. Die Deutsche industrie ist gegen sanktionen. Die Russen waren immer gute geschäftspartner, öl und gas haben die immer zuverlässig geliefert und alles mögliche in Deutschland gekauft. An den bahnlinien, die für die Olympischen Spiele in Sotschi gebaut wurden, haben Deutsche Unternehmen sehr gut verdient. Aus dieser sicht wäre es am vernünftigsten, wenn Rußland in die EU käme und all diese geschäfte ohne auslandsmehrwertsteuer und zoll laufen könnten.

Dafür ist Rußland jedoch zu groß, Deutschland würde seine vormachtstellung in der EU verlieren und das geht eben gar nicht.
Moderatorin: »Sehen Sie aktuell die parallele auch mit dem feindbild Rußland, daß in den medien auch aufgebaut wird?«
Albrecht Müller: »Ja, ich fühle mich erinnert an die fünfziger jahre, ich war sehr früh politisiert, mit zwölf, dreizehn jahren. Und mit vierzehn, fünfzehn war damals schon eine entscheidende auseinandersetzung zwischen ost und west.

Und was, wenn ich heute so höre, was heute so erzählt wird, was gesagt wird, dann ist das die gleiche agitation, die wir damals von der Jungen Union oder von ganz scharfen Rechts Außen in Deutschland gehört haben. Und die leute, die versucht haben frieden zu halten, wie etwa Gustav Heinemann, der spätere bundespräsident oder Willy Brandt oder Egon Bahr, sind zunächt einmal extrem angefeindet worden. Wenn Sie daran denken wie Willy Brandt gehaßt worden ist, wie er verfolgt worden ist.

Das waren die früheren zeiten und dann hatten wir 1990 letztlich diese versöhnung und das ist alles wieder kaputtgemacht worden oder wird zur zeit wieder kaputt gemacht, deshalb bin ich so engagiert in dieser sache und deshalb war ich auch bereit zu diesem interview. «
Natürlich wurde Willy Brandt angefeindet, weil er mit formellen anerkennung der DDR die besitztümer im osten preisgab. Interessanter weise hat er die westgrenze Polens damals nicht anerkannt. Eine versöhnung mit Rußland hat es 1990 nicht gegeben, es war wohl eher so, daß der Kohl dem Gorbatschow ein stück land abgekauft hat.
Moderatorin: »Vielen dank, herr Müller. Kann ich auch nur empfehlen, absolut.

Was ich persönlich nicht verstehe, ist, warum unsere kleine 10-mann-redaktion Euch so nerven. Und warum statt diesem gegeneinander. Und das habt Ihr kreiert, es nicht zu einem nebeneinander kommen kann. So auf die art, wir kritisieren Euch, Ihr kritisiert uns.«
Mich nervt RTDeutsch eher nicht, ich muß es mir nicht angucken. Als kritik an den westlichen medien taugt es allerdings nicht, wenn die beteiligten offenbar nicht über das notwendige hintergrundwissen verfügen. Sicher, wenn man sich vor eine kamera stellt und sagt, daß man Claus Kleber und Gundula Gause nicht mag, ist das schon eine kritik. Nur was für eine - »nein meine suppe mag ich nicht« dazu ist noch jeder dreijährige imstande und einen »kristischen« sender, der auf diesem niveau kritik übt, braucht kein mensch.

Zwar kann sich jeder vor eine kamera hocken und mit leuten quasseln. Ein gutes interview zu führen, will allerdings gelernt sein. Ich habe den eindruck, die haben ihre leute nach aussehen von der straße weg gecastet und das bringt halt nicht so viel.

Die moderatorin der sendung heißt, wie am schluß kurz eingeblendet wurde, Jasmin Kosubek und hat laut eigenden angaben bei der einstellung bei RT »einfach glück gehabt«. Das glaube ich allerdings auch.

Montag, 1. Dezember 2014