Freitag, 31. Juli 2020

Schreckensherrschaft

Zeter! Mordio! Es ist was passiert! Und offensichtlich habe ich es mal wieder voll verpennt. Als ich heute spätnachmittags auf einer bank an der Panke saß und versonnen ein fläschchen bier öffnete, fiel mir beim blick auf das glotzophon auf, daß der Demokratische Widerstand gefühlt nahezu stündlich seine newsletter raushaut und ich die eigentlich überhaupt nie lese. Wenigstens mal reingucken... und tippte wahllos auf einen, es war der vom 28. juli, 10uhr22 (morgens) und las folgendes:
Zitat Newsletter Demokratischer Widerstand: »Liebe Demokratieliebhaber!

Noch drei Tage...

bis zum Ende der Schreckensherrschaft!

Noch drei Tage, bis wir geeint gegen das wahnhafte Corona-Regime von Regierungsapparat, Pharmakonzernen, digitaler Totalkontrolle und Regierungs- und Konzernmedienherrschaft und das Spiel mit der Angst friedlich die Demokratie und freie Debatte wiederherstellen werden.«
Habe ich irgendwas verpaßt? Mir ist nichts verdächtiges aufgefallen. Auf dem marktplatz vor dem rathaus stand keine guillotine, da bin ich sicher, dort waren die üblichen marktbuden und vor den cafés und dönerbuden saßen leute in der sonne. Im grunde ein völlig normaler sommerferientag, nur weniger touristen als sonst, was mich aber nicht störte.

Ich verschloß mein bierfläschchen und ging grübelnd nach hause. Schreckensherrschaft, wahnhaftes coronaregime, totalkontrolle, konzernmedienherrschaft und noch besser: regierungsherrschaft. Als ob letzteres in der Bundesrepublik und anderen sich »demokratisch« nennenden staaten je anders gewesen wäre.

Zu hause ging ich als erstes ans bücherregal und schaute in den Brockhaus, um herauszufinden, ob ich den begriff »schreckensherschaft« überhaupt richtig einordne, wie es aussieht schon, denn dort stand folgendes:
Zitat dtv Brockhaus: »Schreckensherrschaft, blutige Gewaltherrschaft, bes. die der radikalen Jakobiner 1793/94 während der Frz. Revolution. (›Terreur‹)«
Vielleicht leben die figuren vom Demokratischen Widerstand in einem seltsamen Parallelberlin in dem es tatsächlich eine schreckensherrschaft gibt und das mit dem Berlin, in dem ich lebe, nicht viel zu tun hat. Aber wenn schreckensherrschaft das verschnarchte zeug ist, das hier in den vergangenen monaten los oder eben nicht los war, dann könnte ich mich womöglich fast ein bißchen damit anfreunden.

Mittwoch, 29. Juli 2020

Tibetische weisheit

»Süßigkeiten sind das gemüse der seele«
Dieser spruch ist so weise, daß er glatt vom dalai lama stammen könnte. Der haut ja auch immer sprüche raus wie »cannabis ist kein brokkoli« oder so ähnlich.

Montag, 27. Juli 2020

Sonntag, 26. Juli 2020

Keine party

Hier wurde im vergangenen jahr bereits gezeigt, wie man in diesem jahr tanzen sollte. Erstaunliche voraussicht. Mir gibt das video ein bißchen zu denken, die schönsten parkplätze und parkplatzauffahrten und so in Berlin scheine ich zu kennen. Womöglich sollte ich ernsthaft über einen ortswechsel nachdenken. Aber wohin?

Donnerstag, 23. Juli 2020

Abzocken mit impfstoffen

Einer der momentan vielversprechenden kandidaten für einen impfstoff gegen corona ist derzeit der impfstoff, der von der University of Oxford und dem Britisch-Schwedischen pharmakonzern AstraZeneca entwickelt wird. Sofern er zugelassen wird, soll er überall auf der welt zum selbstkostenpreis von 2€50 auf den markt gebracht werden.

Einfach unverschämt, diese beutelschneiderei der pharmaindustrie!

Mittwoch, 22. Juli 2020

Langfristige folgen von covid-19

Inzwischen gibt es eine Italienische studie zu langanhaltenden krankheitssymptomen nach einer covid-19 infektion, die am 9. juli im JAMA Network veröffentlicht wurde. Die studie wurde mit 143 patienten ca. sechzig tage nach dem auftreten der ersten symtome durchgeführt. Die patienten waren zwischen 19 und 84 jahre alt, das durchschnittsalter lag bei 56,5 jahren. Alle teilnehmer mußten mindestens drei tage fieberfrei und zwei mal negativ auf das coronavirus getestet sein, durchführungszeitraum war vom 21. april bis zum 29. mai 2020.
Zitat: »only 18 (12.6%) were completely free of any COVID-19–related symptom, while 32% had 1 or 2 symptoms and 55% had 3 or more. None of the patients had fever or any signs or symptoms of acute illness. Worsened quality of life was observed among 44.1% of patients [...] high proportion of individuals still reported fatigue (53.1%), dyspnea (43.4%), joint pain, (27.3%) and chest pain (21.7%).«
Sinngemäße übersetzung: »nur 18 patienten (12.6%) hatten keine covid-19 symptome. 32% hatten 1 oder 2 und 55% hatten 3 oder mehr symptome. Keiner der patienten hatte fieber oder zeigte andere anzeichen einer akuten erkrankung. Eine verschlechterung der lebensqualität konnte bei 44.1% beobachtet werden [...] viele von ihnen litten an erschöpfung (53.1%), atemnot (43.4%), gelenkschmerzen (27.3%) und schmerzen im brustraum (21.7%).«
Hierbei handelte es sich um personen, die als von covid-19 »geheilt« aus dem krankenhaus entlassen worden waren. Nicht einmal 13% von denen waren frei von symptomen, alle anderen fühlten sich zwei monate nach dem auftreten der ersten symptome mehr oder weniger krank.

Sicherlich kann man dies studienergebnis nicht auf sämtliche mehr als 15 millionen coronafälle hochrechnen, schließlich handelt es sich um leute, die so krank waren, daß sie in die klinik mußten und weil 14 patienten die teilnahme an der studie ablehnten, ist es auch möglich, daß eher die teilgenommen haben, denen es schlecht ging. Aber es läßt befürchten, daß eine ganze reihe leute länger damit zu tun haben werden, als derzeit absehbar ist.

Bescheuerte meldung

Erstaunt hat mich, was ich auf der offiziellen internetseite der stadt Krefeld fand:
Zitat internetseite der stadt Krefeld: »Montag, 6. Juli

27 Krefelder aktuell mit Corona infiziert

Die Zahl der Corona-Infektionen ist in Krefeld im Vergleich zum Freitag um drei Fälle gestiegen: Aktuell (Stand: Montag, 6. Juli, 0 Uhr) sind 27 Personen mit dem Virus infiziert. Die Zahl der bisher insgesamt positiv Getesteten in Krefeld beträgt nun 674 (Freitag 668), die Zahl der Genesenen liegt bei 624 (622). Obwohl es laut Feststellung des städtischen Fachbereichs Gesundheit keinen neuen Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 zu verzeichnen gibt, muss die Zahl der Verstorbenen systemrelevant um einen Fall auf nun 23 heraufgesetzt werden, um die Statistik an die des Robert-Koch-Institutes anzupassen. Grund ist, dass Personen, die einmal positiv auf das Coronavirus getestet wurden und später versterben grundsätzlich in dieser Statistik aufgeführt werden. Im vorliegenden Krefelder Todesfall galt die Person (mittleren Alters und mit multiplen Vorerkrankungen) nachdem es mehrfach negative Testergebnisse gab inzwischen seit längerem als genesen.«
Was ist das für eine bekloppte meldung? Sind die denn komplett pleed? »Multiple vorerkrankungen« hat man doch schon, wenn man z.b. allergiker ist und, weil die kombination so beliebt ist, dazu noch asthma hat. Da hat man ohnehin schon probleme mit der atmung, die aber ganz gut behandelbar sind und mit denen man leben kann. Es ist aber vorstellbar, daß es problematisch werden könnte, wenn dann zusätzliche lungen- oder herzprobleme als folge einer coronainfektion hinzukommen, die bisher nicht richtig behandelbar sind.

An sich müßte es sich mit der zeit doch rumgeschwiegen haben, daß SARS-CoV-2 heimtückisch ist und »infiziert« nicht das selbe ist wie »erkrankt« und »genesen« nicht das selbe wie »gesund«. Seit monaten gibt es berichte darüber, daß menschen, die als von corona genesen gelten, sich teilweise auch noch monate später alles andere als gesund fühlen. Im übrigen glaube ich nicht, daß das RKI menschen, »die einmal positiv auf das coronavirus getestet wurden und später versterben grundsätzlich in dieser Statistik« aufführen würde - wer 2020 infiziert war und 2025 von einem laster überrollt wird, kommt wahrscheinlich eher in die statistik für verkehrstote.

Auch wenn man covid-19 nicht mit der grippe vergleichen sollte: die zahl der jährlichen grippetoten wird nicht durch virustestungen ermittelt, sondern durch schätzungen und wer sich, weil er durch grippe geschwächt ist, eine bakterielle lungenentzündung einfängt (das grippevirus selbst befällt, im gegensatz zum coronavirus, die lunge nicht) und dran stirbt, gilt trotzdem als grippetoter. Wahrscheinlich, weil das dann die folgen der grippeerkrankung sind.

Aber vermutlich halten die in Krefeld es auch für »systemrelevant«, wenn dort demnächst auch noch ein fahrradschlauch platzt.

Dienstag, 21. Juli 2020

Drosten wird gitarrist

Christian Drosten hat sich über die single von ZSK gefreut und möchte jetzt gitarrist werden - zumindest will er das lied mal gemeinsam mit ihnen spielen:

Montag, 20. Juli 2020

Foto am montag (427)

Hainschwebefliege (episyrphus balteatus)

Sonntag, 19. Juli 2020

Wie man masken richtig trägt

Über die richtige nutzung von masken informiert dies video. Wirklich sehr vorbildliche menschen: Als ich das lied nur aus dem radio kannte und den text noch nicht verstehen konnte, war ich der felsenfesten überzeugung, daß es sich bei diesem song um ein weihnachtslied handeln würde. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wie ich auf diese idee kam.

Samstag, 18. Juli 2020

Onkel Toms Hütte in Berlin

Dem eigentlichen text schicke ich ein längeres zitat aus einem interview des Deutschlandfunks Kultur mit dem experten für die kolonialgeschichte Afrikas, Ulrich van der Heyden zur umbenennung der mohrenstraße in Berlin voraus.
Zitat Ute Welty: »Braucht es tatsächlich drei promotionen, um zu verstehen, worum es bei der umbenennung der mohrenstraße wirklich geht?«
Zitat Ulrich van der Heyden: »Also, entweder man braucht vier doktortitel dafür oder man braucht keinen. [...] Das läuft in eine richtung, die ich als wissenschaftler nicht gutheißen kann. Das kann ich immer dann nicht gutheißen, politische entwicklungen oder forderungen, wenn sie sich von den fakten abheben, nichts mehr mit wissenschaft zu tun haben, sondern nur noch emotionen und betroffenheiten eine rolle spielen. [...] Ich kenne nicht viele leute die das negativ berührt. Ich bin seit über dreißig jahren in Afrikawissenschaften unterwegs, bekomme viele besuche aus Afrika, zeige den Afrikanern auch die stadtmitte in Berlin. Wir sind in der Mohrenstraße, wir diskutieren da drüber. Keiner hat sich da in irgendeiner weise negativ konnotiert gefühlt. Ich habe lehrveranstaltungen gemacht, seminare in Afrika, auch bei Germanisten, habe versucht darüber zu diskutieren. Die Afrikaner verstehen nicht, was hier in Berlin, oder überhaupt in Deutschland vor sich geht. Wenn man um das wort ›mohr‹ streitet.«
Etwas später dann
Zitat Ulrich van der Heyden: »Man muß betrachten, daß straßen- oder geographische namen [...] zeugnisse aus der zeit sind. Die sind in einer bestimmten zeit zu einem bestimmten zweck entstanden oder ausgedacht worden, benannt worden. Und diese zeit ist geschichte, die kann man nicht einfach wegwischen. Wir können heutzutage keine straße nach Stalin oder Hitler benennen oder Göring, das ist selbstverständlich. Aber alle straßenbezeichnungen, wenn wir bei straßen bleiben, haben ihre begründung aus ihrer zeit und die muß man kennen. Wenn man darüber bescheid weiß, dann kann man darüber diskutieren. Aber leider ist es so, daß diejenigen, die die umbenennung der mohrenstraße fordern, überhaupt keine ahnung [...] von historischen kontexten haben. Ich habe eine sammlung von flugblättern, die da verteilt werden, von einer wirklich kleinen gruppe von jungen leuten, da graust es mir als historiker, wenn ich sehe, daß da der Große Kurfürst mit dem Kaiser durcheinander gebracht wird, daß die zahlen um jahrhunderte verschoben sind, daß da irgendwelche theorien aufgestellt werden, die überhaupt nicht stimmen. Das kann keine grundlage sein für eine diskussion, die politische auswirkungen hat.«
Zitat Ute Welty: »In Berlin gibt es ja nicht nur die mohrenstraße, sonder auch die haltestelle mohrenstraße und die Berliner Verkehrsbetriebe haben die haltestelle in Glinkastraße umbenennen wollen. Und jetzt ist der komponist Glinka einer, der von der entsprechenden literatur als antisemit beschrieben wird. Gut gemeint, schlecht gemacht?«
Zitat Ulrich van der Heyden: »Meine meinung war schon sehr lange [...] die haltestelle mohrenstraße hieß nie mohrenstraße, da könnte man was machen. Da könnte man umbenennen oder umwidmen zu einem antikolonialen erinnerungsort oder kolonialen erinnerungs- und gedenkort. Das wäre eine gute gelegenheit, die Berliner Verkehrsbetriebe hatten sich dazu auch bereitgefunden, es ist in der presse öffentlich gemacht worden, passiert ist nichts.

Und wenn wir jetzt anfangen, in jedem personenbezogenen straßennamen nachzuforschen, werden wir einiges andere auch finden. Ich erinnere an den kurfürstendamm in Berlin [...], das war der Brandenburgische Kurfürst, das war der profiteur vom sklavenhandel gewesen, warum heißt diese straße noch so? Dann kann man weiter gehen, warum gibt es eine Konrad-Adenauer-Straße, Adenauer war stellvertretender vorsitzender der Deutschen Kolonialgesellschaft [...], dann müssen wir auch da weitermachen. Wo wollen wir aber aufhören, wenn wir da erstmal anfangen? [...]

Mohrenstraße, das sollte demokratisch entschieden werden unter den anwohnern, worunter sich auch Afrikaner befinden, die haben nichts gegen diesen begriff. Denn wer benutzt denn noch den begriff ›mohr‹. [...] Und wenn heute diskutiert wird, es wäre antirassistisch, dann frage ich mich, welche rassistische überlegung, welche rassistische handlung, rassistische überzeugung läßt sich ändern, wenn die mohrenstraße mit historisch nicht belegbaren argumenten umbenannt wird?«
Für manche umbenennung gäbe es sicherlich gute argumente. Beispielsweise bin ich der auffassung, daß man nach dem »Hänge-Peters« heutzutage ganz bestimmt keine straße mehr benennen sollte, nur leider gibt es nicht immer gute argumente.

Eine weitere derartige unsinnsdiskussion hat nun der basketballprofi Moses Pölking losgetreten. Er will, daß die u-bahn-station Onkel Toms Hütte umbenannt wird. Dazu schreibt er:
Zitat Moses Pölking: »Ich persönlich finde es ist an der Zeit, die U-Bahn Station Onkel-Toms-Hütte und die Onkel-Tom-Straße umzubenennen. Mir ist bewusst, dass der Begriff „Onkel-Toms-Hütte“ von dem gleichnamigen Buch stammt, geschrieben von Harriet Beecher Stowe.«
Wenn sich der herr Pölking da mal nicht einer völlig falschen sache bewußt ist. Tatsache ist nämlich, daß die straße, die u-bahn-station und die gleichnamige siedlung in der nähe, wenn überhaupt nur sehr, sehr indirekt nach dem roman benannt sind. Mitte der 1880er jahre eröffnete im nahe gelegenen riemeisterfenn ein ausflugslokal, es soll ein reetgedecktes holzhäuschen gewesen sein - es wurde ende der 1970er jahre wegen baufälligkeit abgerissen - der erste wirt hieß Thomas und so wurde das lokal im Berliner volksmund dann eben »Onkel Toms Hütte« genannt.
Zitat Moses Pölking: »Jedoch wird das Buch weitestgehend als herablassend und beleidigend gewertet. Durch das Buch entstammt der Begriff Onkel Tom, welcher in der Afroamerikanischen und PoC community zu höchst beleidigend ist. Ein Onkel Tom war ein Sklave der sich bewusst entmenschlicht hat, um von seinem Sklavenhalter nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Er hat sich bewusst seiner Menschenwürde entzogen.«
Das buch wurde hierzulande völlig anders bewertet. Nämlich, daß der Tom, der ein ehrlicher und anständiger mensch ist, in eine entmenschlichte welt hineingestoßen wird und von den weißen fürchterlich ungerecht behandelt wird. Ich habe keine ahnung, ob die geschichte heutzutage überhaupt noch vielen menschen bekannt ist

Im Deutschen gibt es die beleidigung »onkel Tom« nicht. Im Amerikanischen Englisch war es weiße herrschaftssprache, schwarze nicht mit mister/missis anzureden, sondern mit uncle/aunt. Im Deutschen gibt es diese form von herrschaftssprache nicht und das läßt sich nicht einfach eins zu eins übertragen. Wenn ich beispielsweise einem Englischsprechenden menschen sage, daß er einen vogel hat, wird der vielleicht an seinen wellensittich denken, der wird eher verstehen, was ich meine, wenn ich ihm sage, daß er wohl fledermäuse im glockenturm hat.
Zitat Moses Pölking: »Ein Onkel Tom war auch ein Sklave, der alles dafür Tat besser von seinem Sklavenhalter behandelt zu werden und dadurch von den anderen Sklaven gehasst wurde. Heutzutage wird der Begriff für Afroamerikaner oder PoCs verwendet, die sich gegen ihrer Eigen stellen und zur Gunst anderer, im Hauptfall Weißen, agieren. Einfach gesagt ein „Sell-out“ oder „Coon“.«
Soweit ich gehört habe, hat der schwarze bürgerrechtler Malcolm X den schwarzen bürgerrechtler Martin Luther King als »uncle Tom« bezeichnet, weil der ihm zu friedfertig und zu wenig radikal den weißen gegenüber war, unbekannt ist mir, ob es diese form der beleidigung vorher schon gab. Es ist eine beleidigung innerhalb der schwarzen gemeinde in den USA.

Auch »fachbegriffe« wie sell-out oder coon dürften einem großteil der Deutschen muttersprachler eher unbekannt sein. Viele von denen sprechen zwar Ostdeutsch aber keinen Amerikanischen slang, weshalb die ganz andere vokabeln verwenden, wenn die einen beleidigen wollen.
Zitat Moses Pölking: »Abschließend will ich Sie nur darauf hinweisen, dass die Begriffe Onkel Tom bzw. in unseren Fall Onkel-Toms-Hütte und Onkel-Tom-Straße so beleidigend sind, wie Mohrenstraße. Hiermit fordere ich @bvg_weilwirdichlieben und @michaelmueller.berlin auf diese Namen zu ändern. Wenn Sie mit mir darüber reden wollen, persönlich oder über Social Media, stehe ich gerne dafür zur Verfügung.

Peace ✊🏽

Ich habe hierzu eine Petition mit der Hilfe von @luholymary ins Leben gerufen. Bitte unterzeichnet und teilt sie alle! LINK IN BIO #blm #berlin #zehlendorf #bvg #racism #stopracism #makeitgoviral #genugistgenug«
Man kann sich natürlich auch beleidigungen konstruieren, wo keine sind, wenn man nur ordentlich sucht, wird man garantiert fündig. Ich war mal in einem kaff in Thüringen, da gab es eine straße, die hieß »am ficktor«. Was, wenn prüde menschen einen solchen namen anstößig finden und ist so eine bezeichnung überhaupt jugendfrei? Vielleicht sollte die straße auch »Viktor« heißen und der schilderhersteller hatte es nicht so mit rechtschreibung. In einem anderen nest gab es ein »teufelsleckergäßchen«. Dort befand sich ein süßwarenladen. Ausgerechnet. Wer wohl zuerst dagewesen war? Aber beleidigt es nicht religiöse gefühle, wenn der teufel mit im bunde ist? Wahrscheinlich gibt es auch für diese straßennamen irgendwelche gründe, die wahrscheinlich viel langweiliger sind, als man denkt.

Vielleicht hätte der wirt Tom vom riemeisterfenn sich mitte der 1880er jahre umtaufen lassen, wenn er geahnt hätte, daß im jahr 2020 die menschen nichts besseres zu tun haben als anstoß an seinem namen nehmen, vielleicht in Friedrich oer Wilhelm, das sind schließlich auch schöne namen.

Donnerstag, 16. Juli 2020

Ich habe besseres zu tun

Punk sei dank gibt es seit letzter woche einen sommerhit: Drostenfans erkennt man natürlich auch immer an den schönen haaren - selbst dann, wenn sie eine glatze haben.

Montag, 13. Juli 2020

Foto am montag (426)

Eine singdrossel (turdus philomelos) bei der arbeit

Sonntag, 12. Juli 2020

Princess of science

Als ich neulich davon hörte, daß es seit einiger zeit im kinderfernsehen eine wissenschaftssendung für mädchen gibt, mußte ich natürlich gleich in der mediathek danach suchen und sie anschauen, denn es ist durchaus eine gute idee, wenn auch mädchen sich für wissenschaft interessieren. Inzwischen habe ich mir alle folgen, die es bisher gibt, angeschaut. Zu weiten teilen nicht uninteressant und keineswegs das dümmste, was man in der ZDFmediathek finden kann.

Aber ein paar sachen fand ich so ärgerlich, daß ich erst einmal eine möhre essen mußte. Beispielsweise die auswahl der themen, nämlich handy, mode, sport, tiere, tanz und musik, farbe, kosmetik. Sicherlich sind das dinge, für die sich viele mädchen interessieren. Nur irgendwie hätte mir das meiste davon in dem alter, als ich zur zielgruppe der sendung gehörte eher nicht sonderlich gefallen. Dieser ganze rosa pferde-, balletmädchen- und prinzessinenkram hätte mich ganz grauslig genervt - und das tut er auch noch heute. In der folge »farbe«, die in der mediathek vorab zu sehen ist und die am nächsten samstag ausgestrahlt wird und die die einzige folge war, die mich interessiert hat, erklärt Johanna sehr schön, wie die farbwahrnehmung im auge zustandekommt. Und es wird ein regenbogen zusammengesetzt, in welchem anstatt violett rosa zu sehen ist. Magenta ist nun leider eine farbe, die im regenbogen tatsächlich nicht vorkommt. Und als wissenschaftliche erklärung, weshalb man mit licht aus grün und rot gelb mischen kann, das mit dem tuschekasten hingegen nicht gelingt, muß die erklärung reichen, daß stoffe gemischt werden und nicht das licht selbst. Da wäre schlauer gewesen, darauf hinzuweisen daß es additive farbmischung gibt, wie man sie in beim regenbogen oder auch am bildschirm sieht und subtraktive farbmischung, mit der man es zu tun hat, wenn man bilder mit dem farbdrucker druckt oder mit wasserfarben auf papier malt. Ich denke schon, daß man kindern derartige informationen zumuten kann, die sind schließlich nicht blöd. Jedenfalls nicht alle. 

Vielleicht leistet diese sendung einen beitrag, daß mädchen, deren lieblingsfach physik oder etwas anderes naturwissenschaftliches ist, endlich mal ernst genommen werden. Das ist ein gesellschaftliches problem: die weiber haben gefälligst gut in religion (eine katastrophe, daß das überhaupt ein schulfach ist), Deutsch, sport, musik und höchstens noch biologie zu sein - und das sollte sich wirklich ändern. An meiner schule gab es für technisch interessierte das wahlpflichtfach informatik, wo man natürlich nicht wirklich informatik lernte, sondern ein bißchen BASICprogrammieren. Es gab zwölf plätze, tatsächlich hatten genau zwölf schüler dies fach gewählt - alles prima. Einer jedoch wurde abgelehnt, so fand der kurs mit elf leuten statt. Fehlte dem abgelehnten schüler das logische denken, das die anderen hatten, er aber nicht? War er schlechter in mathe und physik als die anderen? Nein, ihm fehlte allein das wichtigste, was man für das programmieren schlechthin braucht: ein penis. Der zwölfte war nämlich eine schülerin. Dem mädchen wurde vorgeschlagen, daß es doch lieber zum maschinenschreibekurs gehen solle. Klar: jungs werden später einmal ingenieur, mädchen tippse, die haben den kopp nur, um ihn zum friseur zu tragen.

Um mit diesem dreck aufzuräumen, wäre es sicherlich gut, wenn es in diesem format oder einem ähnlichen weitere folgen geben würde - nur, BITTE, etwas weniger klischeebehaftet, das nervt absolut. Man sollte mädchen aus diesen klischees rausholen, anstatt sie da auch noch weiter reinzustecken.

Samstag, 11. Juli 2020

Osteuropabashing

Diesmal komplett.

Achtung, Osteuropabashing!

Am heutigen samstag gibt es ab ca. 10 uhr auf dem youtubekanal des Europaabgeodneten Martin Sonneborn unter anderem etwas zur wahl in Serbien zu hören.

Freitag, 10. Juli 2020

Aufträge für Denunzianten - oder kurz AfD

Wie die junge welt von morgen meldet, will die AfD sich nun offenbar selbst überwachen, denn der verfassungsschutz hat seit einiger zeit zulauf aus der AfD. Hat ja bei anderen rechtsradikalen gruppen und der NPD bereits bestens funktioniert. Gestern wurde der verfassungsschutzbericht für das vergangene jahr vorgestellt. Wie immer wurde vor gefahr durch linksextremisten gewarnt. Daß rechtsextreme in ihrem wahn gelegentlich mal ganz gezielt ein paar leute ermorden, scheint hingegen nahezu »normal« zu sein.

Donnerstag, 9. Juli 2020

Immunitätsausweis

Seit monaten wird darüber diskutiert, ob es wegen corona »immunitätsausweise« geben soll. Wozu eigentlich diese debatte? Gibt es doch längst - ich zumindest habe schon immer so ein ding, auf dem sinngemäß »internationale bescheinigungen über impfungen nach dem Bundesseuchenschutzgesetz« draufsteht und in das nicht nur impfungen, sondern auch antikörpertests nach überstandenen infektionen eingetragen werden können. Allerdings dürfte es kein übermäßig schlauer plan sein, menschen immunität für eine krankheit zu bescheinigen, von der bisher niemand weiß, ob und wie lange man dagegen überhaupt immun sein kann.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Foto am montag (425)

Blaukopfara (primolius couloni)

Sonntag, 5. Juli 2020

German bold italic

Freunde der drögen kunst der typographie erinnern sich womöglich an dies ding:



German bold italic von Towa Tei und, um gottes willen, Kylie Minogue. Als ich das vorhin zufällig fand, freute ich mich. Allerdigs befremdete es mich, daß ich mich an das video erinnern kann. An die besungene schrift hingegen nicht mal ein bißchen.

Mittwoch, 1. Juli 2020

Währungsreform 1990

Zur erinnerung an die »währungsunion« noch mal mein artikel von vor fünf jahren:

An die währungsunion am 1. juli 1990 kann ich mich noch recht gut erinnern. Damals wurde vornehmlich von westlichen politikern propagiert, daß sich das wirtschaftswunder nach der währungsreform von 1948 dann in der DDR wiederholen würde, wenn sie da »drüben« möglichst schnell die DM bekämen. Man erinnere sich an Kohls »blühende landschaften (…), in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt«.

In meinem jugendlichen leichtsinn habe ich das damals nicht geglaubt. Ich fürchte, ich habe recht behalten. Im Januar 1990 gab es in der DDR 7.440 arbeitslose. Deren zahl sich bis juni auf 142.096 deutlich erhöht hatte. Nach der währungsunion beschleunigte sich der anstieg rasant, mitte juli waren es schon 220.000 arbeitslose und zur »wiedervereinigung« im oktober 537.800 - dazu kommen ab juli 500.000 kurzarbeiter, bis ende september hatte deren anzahl sich auf 1.771.576 erhöht.

Das lag nicht an der maroden wirtschaft der DDR, die zwar technisch dem westen hinterherhinkte und sanierungsbedürftig war, aber immerhin stark genug war, 40 % der hergestellten güter zu exportieren. Es lag am politischen willen der Bonner Regierung, den realsozialismus auf Deutschem boden mit einem schlag zu zerstören und da mußten möglichst rasch unumkehrbare tatsachen geschaffen werden, koste es was es wolle. Die wirtschaftlichen interessen der bürger der DDR, deren wirtschaft zu retten gewesen wäre, waren dabei egal. Die pläne gab es, jedoch fehlte der politische wille, sie umzusetzen.

Mit einführung der DM war die wirtschaft der DDR von einen tag auf den anderen wettbewerbsunfähig. Der handel zwischen der BRD und der DDR wurde im verhältnis 1 : 4 abgewickelt. Dadurch waren die produkte aus der DDR auch im westen konkurrenzfähig, weil sie unschlagbar billig waren, damit war mit einführung der harten währung schluß: die preise stiegen mit der währungsunion um ca. 350 %, damit waren sie auch für die ehemaligen handelspartner im RGW-raum unerschwinglich. So drohte bereits im Juli 1990 mehr als 90 % der unternehmen in der DDR die zahlungsunfähigkeit.

Die wirtschaft der DDR, die nach 40 jahren realsozialismus nicht ruiniert war, hat der Oggersheimer in nur einem sommer geschafft.