Montag, 29. September 2014

Foto am montag (126)

Aal (anguilla anguilla).

Wenn man weiß, daß sie so schöne, himmelblaue knopfaugen haben, mag man sie fast nicht mehr essen.

Freitag, 26. September 2014

Die mär vom glück des einfachen lebens

Über das leben in der natur schrieb die ZEIT kürzlich »eine Deutsche familie unter einem dach aus filz.« Unwilkürlich dachte ich an so clans wie die Quandts oder dergleichen.

Das war allerdings nicht gemeint, sondern eine familie, die in einer jurte lebt, die nach mongolischer art gebaut ist und aus filz besteht. Wie man aus den bildern in der pressemappe (PDF)entnehmen kann, leben die nicht unbedingt nomadisch irgendwo in der steppe, sondern sitzen auf einem stück land, wo sie grünzeug anbauen, im hintergrund sieht man auf manchen bildern einen zaun. Offenbar haben die in ihrer bescheidenheit etwas, das die meisten konsumorientierten plattenbaubewohner nicht besitzen: ein stück erde, von dem sie alle anderen ausschließen dürfen. Die leben offensichtlich nicht einfach irgendwo am wegesrand in ihrer »fliegenden jurte«, wo sie auf gedeih und verderb dem gutdünken der landeigentümer ausgeliefert wären. Wie es aussieht, sitzen die mit ihrem festzelt auf der eigenen scholle.

In Berlin lebten bis vor kurzem auf der Cuvry-Brache 150 menschen in selbstgezimmerten hütten, die ganz gewiß nicht so schick waren wie eine jurte aus selbstgefilzter wolle.

Die bewohner hatten ihre behausungen aus gefundenen abfällen gebaut. Vor einigen tagen mußten alle das gelände verlassen, weil einige dieser hütten in brand geraten waren. Das gelände ist nun abgesperrt und sie dürfen nicht wieder da hin, auch wenn sie als ihr »zu hause« empfanden. Das land gehört nun mal nicht ihnen sondern einem investor, der damit besseres vorhat, als ein paar gestrandeten figuren einen ort zum bleiben zu spenden.

An stelle der elendsbehausungen werden edelbehausungen entstehen. Zum geldverdienen. Für das »einfache leben in der natur« muß man erstmal ein stück land haben, auf dem man das darf. Es ist kaum etwas dagegen einzuwenden, wenn leute etwas anderes machen, als auf die hierzulande übliche methode ihren lebensunterhalt zusammenzubringen.

Daß man jedoch aus der kapitalistisch organisierten welt, die vom privateigentum bestimmt wird, aussteigen könnte, bleibt eine illusion. Den luxus, in der kapitalistischen industriegesellschaft dermaßen ineffizient seinen lebensunterhalt zu bestreiten, muß man sich leisten können.

Donnerstag, 25. September 2014

Arbeitslose ins armenhaus

In unserem kleinen, kortlettförmigen nachbarland wollen die stronachisten offenbar die hiesigen sarrazynisten überbieten. Deren abgeordneter Christoph Hagen möchte sich als »großer volkserzieher« hervortun und schlägt vor, daß empfänger der mindestsicherung ins armenhaus sollen und lebensmittelmarken erhalten, weil sie sonst das sozialsystem ausnutzen könnten.

Für ihn ist arbeitslosigkeit kein problem fehlender arbeitsplätze, sondern reine erziehungsangelegenheit. Die unwilligen subjekte müssen halt nur mal ordentlich in den arsch getreten werden, damit sie wieder funktionieren, wie sie sollen. Erwachsenen menschen den gesamten hausstand enteignen und sie ins heim für schwer erziehbare packen. Schöner kann bürgerliche sozialpolitik kaum aussehen.

Hagen hat kritik an seinen vorschlägen zurückgewiesen. Das sozialsystem aus den 70er jahren sei nicht mehr finanzierbar, er habe den begriff »armenhaus« in bezug auf das Kaplan-Bonetti-Haus gesehen. Dort dürfen arbeitslose einen christlichen lebenswandel pflegen und arbeitsdienste leisten.

Das sind vorstellungen aus dem 19. jahrhundert. Vor 130 jahren wurde in Berlin die schrippenkirche gegründet, dort bekamen arbeitslose ein frühstück, wenn sie zuvor brav am gottesdienst teilgenommen hatten.

Nach all dieser zeit der produktivitätssteigerung und des kapitalistischen wirtschaftswachstums ist nichts weiter herausgekommen, als daß es immer noch menschen gibt, für deren bedürfnisse es einfach nicht reicht. Nicht, weil es nicht genug gäbe. Sondern, weil sie systembedingt von dem, was die bräuchten, ausgeschlossen sind. Die vorzüge der christlichen wohltätigkeit, die die notlagen der armen ausnützt, hat Hans Fallada in seinem roman »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt«, der die zustände in der Weimarer Zeit kritisiert, beschrieben.

Zusatzinformation:
Die bedarfsorientierte mindestsicherung (BMS) hat in Österreich ab september 2010 die sozialhilfe ersetzt und ist, ähnlich wie in Deutschland h4, an die arbeitswilligkeit gekoppelt. Bei arbeitsverweigerung kann die mindestsicherung gekürzt oder auch ganz gestrichen werden.

Für arbeitslose gibt es Österreich arbeitslosengeld und notstandshilfe. Die BMS ist also ungefähr mit der ehemaligen sozialhilfe in Deutschland vergleichbar.

Dienstag, 23. September 2014

Obdachlose mit ortungswanze

In der drittgrößten stadt Dänemarks (Odense) werden in einem pilotprojekt obdachlose mit einem peilsender ausgestattet und jede ihrer bewegungen von den behörden aufgezeichnet.

Angeblich soll so erforscht werden, wo sie sich gern aufhalten, um die hilfsangebote für obdachlose zu verbessern. Geradezu als wären es wilde tiere, mit denen man nicht reden kann und deren territorialverhalten nur so erforscht werden könne.

Anstatt sich einfach gedanken zu machen, was die hauptursache der obdachlosigkeit ist. Nämlich, daß die meisten leute kein wohneigentum haben und deshalb ihr leben lang für einen ort, wo sie sich aufhalten können, zahlen müssen, was vielen einfach nicht gelingt, kommen die auf die absurdesten ideen.

Nur nicht auf das, was den obdachlosen tatsächlich helfen würde: wohnungen bauen, wo sie sein dürfen.

Montag, 22. September 2014

Foto am montag (125)

Gebänderte prachtlibelle (calopteryx splendens)

Sonntag, 21. September 2014

Aus dem enddarm frisch ins netz

Letztens gefunden:
Zitat: »Die zu Tage tretenden Resultate meines gründlichen Verdauungsvorganges lege ich säuberlich in diesem Blog ab. Dieser Blog ist sozusagen mein Wurmklo.

Viel Spaß beim Anschauen meiner Exkremente.«
Selten beurteilt ein autor das zeug, das er ins netz abläßt, dermaßen ehrlich. Man kann von einem gelungenen griff in ins klo sprechen, denn um ein leeres versprechen handelt es sich nicht. Man finded richtig schöne scheiße.

So durften sich in der vergangenen woche die leser über die frohe botschaft freuen, daß es bereits seit 143 jahren keine ausbeutung mehr gibt. Schließlich habe C. Menger, welcher übrigens als vordenker der Östereichischen schule gilt, bereits 1871 mit seiner grenznutzentheorie das gegenteil bewiesen.

Und die sonnenfleckentheorie von W.S. Jevons, die besagt, daß an wirtschaftlichen krisen die sonne schuld sei, hat die menschheit sei dem richtig weitergebracht.

Nun bin ich leider im nachteil, weil ich einen nicht gerade geringen teil dieser 143 jahre nicht selbst miterlebt habe. Aber irgendwie hätte ich doch merken müssen, daß es keine ausbeutung mehr gibt.

Aber zum glück bringt der herr »Wirtschaftswurm« alias Arne Kuster auch noch ein beispiel, daß ausbeutung nur ein rein subjektives empfinden sei:
»Wenn aber der Wert eine Frage der subjektiven Einschätzung ist, gibt es auch für Ausbeutung keinen objektiven Maßstab mehr. Nehmen wir an, ich habe Tage und Wochen damit zugebracht, ein großes Ölgemälde zu malen. Dann gehe ich damit auf eine Ausstellung. Viele Leute schauen sich das Gemälde an, aber den wenigsten gefällt es. Nur einer will es tatsächlich kaufen und bietet mir dafür 200 Euro.

200 Euro für die Arbeit von vielleicht zwei Wochen, ist das Ausbeutung? Ich mag das so empfinden. Ganz sicher wäre es aber doch Ausbeutung, wenn der Käufer 1000 Euro zahlen sollte für ein Gut, dass ihm nur einen Nutzen bringt wie andere Güter, die lediglich 200 Euro kosten.«
Das ist leider ein extrem schlechtes beispiel, weil so ein ölschinken eben keinen anderen gebrauchswert hat, als daß man ihn subjektiv schön finden kann oder eben auch nicht. Weshalb geben die leute viel geld für einen Gauguin oder Picasso aus, wenn doch ein ausgedientes FDPwahlplakat, das nach einer verlorenen wahl kostenlos zu haben ist, den selben zweck erfüllt: die wände sehen nicht mehr so kahl aus? Weil es kunstliebhabern offensichtlich nicht um einen nutzen geht, den man in € für gebrauchswert messen könnte. Für die einen hat ein kunstwerk einen ideellen wert, andere sehen darin eine geldanlage und womöglich wird es auch als statussymbol betrachtet, als förderer der kunst zu gelten.

Als freier künstler ist man, im gegensatz zum arbeiter, in der situation, daß man die freie verfügungsgewalt über das produkt seiner arbeit hat. Wenn dem künstler ein schundpreis für sein kunstwerk geboten wird, kann er das angebot ablehnen, weil vielleicht das verbrauchte material schon teurer war. Er ist eigentümer seines werkes und kann damit machen, was er will.

Der arbeiter hingegen verkauft nicht das produkt seiner arbeit, sondern seine arbeitskraft. Damit ist von anfang an klar, daß ihm das zeug das er herstellt, hinterher nicht gehört. Und daß seine arbeit eben auch immer nur dann stattfindet, wenn ein eigentümer von produktionsmitteln aus der arbeitskraft gewinn erzielen kann. Damit ist schon klar, daß der lohn nicht niedrig genug sein kann, schließlich steht der im gegensatz zum gewinn.

Ausbeutung sei rein subjektives empfinden und es sei witzlos, leuten, die mit ihrem leben subjektiv zufrieden wären einzureden, sie würden ausgebeutet.

Neben der bereits genannten tatsache, daß der arbeiter im kapitalismus vom produkt seiner arbeit getrennt ist, ist ein weiteres merkmal des kapitalismus, daß es über das notwendige maß an arbeit die mehrarbeitszeit gibt, in der man leider nicht für die befriedigung seiner eigenen bedürfnisse arbeitet, sondern für den gewinn des chefs.

1950 lag die täglich notwendige arbeitszeit bei 2 stunden und 51 minuten, die tägliche mehrarbeitszeit bei 5 stunden und 9 minuten. 1960 lag die täglich notwendige arbeitszeit bei 2 stunden und 23 minuten, die tägliche mehrarbeitszeit bei 5 stunden und 37 minuten. 1970 lag die täglich notwendige arbeitszeit bei 2 stunden und 9 minuten, die tägliche mehrarbeitszeit bei 5 stunden und 51 minuten. 1978 lag die täglich notwendige arbeit bei 2 stunden, die tägliche mehrarbeitszeit bei 6 stunden. (Quelle: Lexikon Politische Ökonomie, Leipzig 1981) Aktuellere zahlen dazu liegen mir leider nicht vor, weil sich auch die gewerkschaften davon verabschiedet haben, aufzuzeigen, welcher mehrwert denen, die ihn schaffen, vorenthalten wird.

Die produktivität hat sich in den vergangenen 35 jahren gesteigert, also kann man davon ausgehen, daß die notwendige arbeitszeit, die man bräuchte, um zu produzieren, was man zum leben benötigt weit unter als zwei stunden/tag liegt. Die zeit, die die lohnarbeiter mehr arbeiten, als sie bezahlt bekommen, ist eine der ursachen, weshalb die kapitaleigentümer (umgangssprachlich auch als »die reichen« bezeichnet) immer reicher werden, während sie selbst arm bleiben - und in relation zum geschaffenen reichtum sogar ärmer werden.

In einem weiteren artikel beklagt der autor, daß der neoliberalismus gar nicht neoliberal sei. Diesbezüglich kann ich sogar zustimmen. Der begriff neoliberal ist ein kampfbegriff, so wie sozialismus ebenso einer ist, den beispielsweise die Austrians den anhängern der Chicagoer Schule an den kopf warfen, weil die für staatliche banken waren, jedoch mit sozialismus tatsächlich nicht das geringste zu tun hatten.

Der begriff »neoliberalismus« ist eigentlich abzulehnen. Von der substanz her handelt es sich um die selbe soße wie vor 150 jahren, neo ist daran also nichts, man nennt es bloß so.

Angeblich sei die wirtschaftliche macht nicht einseitig verteilt. Als beispiel werden dann die piloten der Lufthansa genannt, die tatsächlich bisher noch relativ gut verdienen. Wenn die streiken und die leute an ihrem lästigen von a-nach-b-gehetze hindern, fällt das auf, weil dann die kunden auf die barrikaden gehen. Bei den lokführerstreiks sieht es ähnlich aus.

Anderswo sind die belegschaften längst streikunfähig. In vielen firmen sind sie dank outsourcing in unterschiedlichsten ländern verteilt, so daß sich die kollegen nicht nur kaum kennen, sondern auch unterschiedlichem arbeitsrecht unterliegen, unterschiedlich bezahlt werden, so daß sie nie einen gemeinsamen streik organisieren können. Wenn an standort b gestreikt wird, müssen die kollegen an standort a und c mehr arbeiten, dabei fällt dann auf, daß es auch billiger ohne die von standort b geht, wenn man die anderen zu kostenlosen überstunden zwingt und macht den laden dort bei der nächsten gelegenheit dicht.

Welche wirtschaftliche macht haben denn beispielsweise einzelhandelskaufleute? Wenn sie streiken, kommen leiharbeiter und wenn die onlineredaktionen in den verlagen streiken würden, dann würden sie keine besseren arbeitsbedingungen erhalten. Dann würden die leser wegbleiben, die werbekunden abspringen und dann gäbe es gar kein geld mehr, weil hier alles auf einer legalen form von erpressung basiert.

Man nennt die leute, die gegen lohn arbeiten müssen nicht umsonst »abhängig beschäftigte«. Und dieser staat hat es so eingerichtet, daß sie auch immer abhängig bleiben, weil sie in den meisten fällen, egal wie viel sie arbeiten, für immer vom eigentum ausgeschlossen bleiben und stattdessen für die mehrung des eigentums anderer sorgen müssen.

Nur gut, daß es jetzt endlich mal einer hingeschrieben hat, daß das keine ausbeutung ist. Sonst hätte es womöglich niemand gemerkt.

Donnerstag, 18. September 2014

Der Untertan

»Der Untertan« ist eine literaturverfilmung aus der DDR nach dem gleichnamigen roman von Heinrich Mann.

Der film kam in der DDR 1951 in die kinos, im »freien westen« fand man ihn überhaupt nicht komisch, weshalb er dort erst 1957 stark gekürzt gezeigt werden durfte, die ungekürzte variante wurde den Bundesbürgern bis 1971 vorenthalten. Nur gut, daß die Bonner Republik keine zensur kannte.

Für alle, die sich gern mal eine lustige literaturverfilmung anschauen möchten, gibt es heute mal kino:

Montag, 15. September 2014

Foto am montag (124)

Kleiner, unscheinbarer vogel, den man meist hört und nicht sieht.
zilpzalp (phylloscopus collybita)

Samstag, 13. September 2014

Naturbeobachtung

Ein Brandenburger…

… in seiner natürlichen umgebung.

Der aufschwung ist sichtbar.

Freitag, 12. September 2014

Affront für Dumme

In Brandenburg geht der wahlkampf in die endphase. Kommenden sonntag ist wahl.

Im wahlkampf wird es manchmal widerwärtig, wie politiker versuchen, sich an potentielle wähler anzuwanzen. Alexander Gauland, der »Hessi-James« der Brandenburger politik, seines zeichens spitzenkandidat der AfD, glaubt allen ernstes, daß die ossis so doof sind, ihn zu wählen, auch wenn sie eigentlich die LINKE präferieren würden, weshalb er einen brief an die wähler der LINKEN geschrieben hat:
»Liebe Wähler der Partei „Die Linke“,«
Da muß ich mich im grunde nicht angesprochen fühlen, weil ich nicht unbedingt wähler der LINKEN bin und außerdem in Brandenburg derzeit nicht wahlberechtigt. Trotzdem soll das nicht unkommentiert bleiben.
»trotz aller Meinungsverschiedenheiten verbindet uns manches.«
Das glaube ich aber nicht.
»Sarah Wagenknecht und Bernd Lucke sind sich in der Beschreibung der Gefahren des Euro ganz nahe«
Nein, das ist völlig anders zu sehen. Die LINKSpartei hat die gefahren des € eher in sozialen problemen gesehen, während Lucke mit der abschaffung des € klar wirtschaftliche potenziale abschöpfen will und auf der anderen seite die nationalistischen sentimentalitäten der »wir-wollen-unsere-gute-alte-D-Mark-wiederhaben«-fraktion ansprechen. Letztere, die eher nicht zu den wählern der LINKEN gehören dürften, werden mit sicherheit von der AfD stark enttäuscht werden. Und die leute, die links sind, werden auf das gesabbel eines rechten wahlvereins hoffentlich nicht reinfallen.

Es gibt aus linker sicht gründe für den beibehalt des € zu sein: würde man die gute, alte Mark wiedereinführen, von der sich manch einer denkt »damals ging es mir relativ prima«, würde nicht einfach wieder der alte zustand hergestellt werden. Die neue Mark würde gegenüber den anderen währungen stark aufwerten, was für die exportbetonte Deutsche wirtschaft schlecht wäre. Das würde besonders im strukturschwachen Brandenburg üble folgen haben.

Aber von Brandenburg aus wird der € ohnehin nicht abgeschafft.
»und die Sanktionspolitik gegenüber Russland halte ich für genauso falsch wie Sie.«
Deshalb hat die AfD im Europaparlament für sanktionen gegen Rußland gestimmt. Aber daß ein nationalistenwahlverein einen auf völkerfreundschaft macht, war auch eher unwahrscheinlich.
»Sicherheit und Ordnung schätzen Sie wie wir und für Grenzkriminalität haben Sie so wenig Verständnis wie die AfD.«
Juhu!!!

Die AfD will die mauer wieder aufbauen! Leider bloß nicht da, wo sie hingehört, sondern um Europa. Man sollte nicht darauf hoffen, daß herr Gauland mit der Kalaschnikow in der hand den sozialismus verteidigen will.
»Und was die DDR angeht, so finden wir Kinderbetreuung und Ärztehäuser nicht weniger sinnvoll als Sie. Sie sollten es deshalb einmal versuchen, Ihre Stimme uns zu geben.«
Da sollte man aufmerken: konservative haben noch nie etwas gegen kinderbetreuung gehabt. Nämlich zu hause bei mamilein. Die AfD hat übrigens im programm, daß der staat sich mehr in die privatangelegenheiten der menschen reinhängen soll: gutverdiener mit kindern, die ein konservatives lebensmodell präferieren, sollen für ihren lebenswandel belohnt werden. Alle anderen stehen mit den vorschlägen der AfD schlechter da als bisher.
»Denn: Wir sind konsequent gegen den Euro und die Brüsseler Bürokratie. Wir mögen keine amerikanische Dominanz und schon gar kein Freihandels-abkommen, das unsere ökologischen und Sozialstandards unterläuft. Deutschland ist souverän und muss entsprechend handeln.«
Daß herr Gauland »konsequent gegen den €« ist, glaube ich sogar. Das kann er auf landesebene auch getrost sein, es bewirkt ja nichts.

Daß die AfD etwas gegen Amerikanische dominanz hat, hat sie im Europaparlament bereits gezeigt. Wie oben bereits erwähnt, hat sie für sanktionen gegen Rußland gestimmt.

Als linker sollte man sich bewußt sein, daß man sich nie auf die seite des Deutschen nationalismus und imperialismus stellen darf, wenn man etwas gegen den imperialismus der USA hat. Der Deutsche imperialismus ist nämlich nicht besser, weil es »unserer« wäre, sondern richtet ebenfalls erhebliche schäden in der welt an.
»Alte Anhänglichkeiten sind gut und wichtig, aber die Linkspartei schrumpft seit Jahren und wir sind jung und wachsen.«
Wovon sollten alte säcke jenseits der 70 auch sonst träumen? Jung sein, wachsen, während die anderen schrumpfen.
»Also werfen Sie Ihr Herz über die Hürde und wählen Sie eine Partei, die mit gesundem Menschenverstand die Probleme des Landes anpacken will. Lassen Sie sich nicht von der ewigen Litanei des Rechtspopulismus anstecken. Auch Sie galten einst als Linksextremisten, als Sie in die Politik des vereinigten Deutschlands eintraten. Man muss solche Urteile nicht fürchten, wenn man es selbst für sich und seine Freunde besser weiß.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Gauland«

Wer links ist und zumindest halbwegs bei trost, kann diese partei nicht wählen. Obgleich es ist schon rührig ist, wie diese figuren um stimmen betteln. Entweder bleibt man zu hause und wählt gar nichts oder eine partei, die ein linkes programm hat. Rechts wählen ist für linksgesonnene menschen keine alternative, auch wenn man die LINKE vielleicht gar nicht (mehr) mag.

Selbiges gilt natürlich auch für Thüringen, wo ebenfalls am kommenden sonntag gewählt wird.


Nachtrag: Rassismusvorwürfe gegen AfDspitzenfrau in MeckPomm. Hinweis über google+ von Manfred Peters.

Mittwoch, 10. September 2014

Bibelstunde mit der ZEIT

In der politischen debatte »von feinden umzingelt« ist in der ZEIT unter dem titel »freiheit ist nicht alles« ein beitrag des US-Amerikanischen geisteswissenschaftlers Mark Lilla erschienen.

Es beginnt mit einer kritik am freiheitlichen dogma, landet jedoch schnell einer einer art religiöser abhandlung, so daß man den eindruck bekommt, es hier nicht mit einem wirtschafts- und politikwissenschaftler zu tun zu haben, sondern mit einem pfaffen. Während die linken in gewisser weise die wiederkehr des heilands erwartete, sei die geschichte der rechten so etwas wie die mischung aus der legende vom Golem und der Johannesoffenbarung. Die revolution »ein wunder«, die konterrevolution »die wiederherstellung der natürlichen ordnung«.

Für herrn Lilla sieht die welt aus, als ob die revolutionen der geschichte aus heiterem himmel hereingebrochen wären und nicht aus sozialen notständen. Und als hätte die besitzende klasse nicht mit gewalt ihre materiellen privilegien zurückgeholt, deren besitz sie als ihren »rechtmäßigen« betrachtet. Das ist für ihn die wiederherstellung »natürlichen ordnung«. Als könne an einer staatlich erzwungenen eigentumsordnung irgendwas »natürlich« sein oder als ob »natürlich« ein argument dafür sein könnte.

Der marxismus sei von einer sekte zu einer globalen macht aufgestiegen, dadurch sei für die romantische rechte das »antlitz des antichristen sichtbar« geworden und damit der faschismus erklärt. Es ist kaum verwunderlich, daß pfäffische figuren das gern glauben. Erklärt ist damit nichts.

Angeblich habe die revolution nach dem Zweiten Weltkrieg eine »pilgerreise« unternommen und habe die Dritte Welt im kampf gegen imperialismus erreicht, jedoch »schließlich kam Kambodscha. Die musik verstummte.«

Woher »kam« Kambodscha und wohin ist es gegangen? Die ereignisse dort sind nicht einfach »irgendwie« gekommen. Die USA, denen die politik des landes mißfiel, mischten sich in die inneren angelegenheiten des landes, das drohte sozialistisch zu werden, ein.

Die große überraschung sei, daß nach dem ende des Kalten Krieges die demokratie keine fortschritte erzielt habe, sich stattdessen theokratien breit machten.

Ist das denn ein wunder? Waren es nicht die USA, die bereits während des Kalten Krieges alles taten, demokratisierungsprozesse zu unterbinden, damit da nicht die »falsche form« von demokratie, nämlich vielleicht eine sozialistische, rauskäme?

Im Iran gab es in den frühen 50er jahren eine demokratisierungsbewegung. Die USA waren maßgeblich daran beteiligt, die regierung zu stürzen. In Afghanistan gab es in den 70er jahren die bestrebung nach gesellschaftlicher erneuerung. Die USA unterstützten die religiösen fanatiker mit waffen, um das zu unterbinden.

Im denken, wie herr Lilla es repräsentiert, gibt es keine alternativen, sondern nur die art von »freiheit«, wie sie im US-Amerikanischen denken vorzukommen hat. Daß »freiheit« im denken anderer vielleicht gar kein wert sein könnte, oder sich jemand mit einer anderen weltanschauung in einem anderen system viel »freier« fühlen könnte, kommt für den gar nicht in die tüte.

Stattdessen die frage, ob denn nicht alle völker gut regiert und in fragen, die sie betreffen, beteiligt werden wollten und der armut entfliehen. Wer unterbindet es denn ständig, daß die völker selbst definieren, was sie unter »gutem regiert werden« verstehen?

Die zweite frage wäre, warum ein volk oder der mensch als individuum überhaupt eine herrschaft über sich wollen sollte. Um ein gutes leben zu führen, ist eine regierung, die einem die lebensbedingungen aufherrscht, doch das letzte das man braucht.

Stattdessen glaubt Mark Lilla, daß der nächste friedensnobelpreis an einen vergeben werden solle, der ein modell der »verfassungsmäßigen theokratie« entwickelt. Damit religiöser wahn mit »guter« regierungsführung verbunden werden kann.

So viel geballten blödsinn liest man nicht alltäglich. Nicht einmal in der ZEIT.

Dienstag, 9. September 2014

BILD und gerechtigkeit

Die BILD gibt sich gern als der »anwalt« des rechtschaffenen, kleinen mannes. Überall, wo das blatt ungerechtigkeit wittert, muß draufgehauen werden.

Die mit sicherheit schönste schlagzeile gab es ca. herbst 2011: »nur 25.000 € für 6 richtige im lotto! Das ist ungerecht!« Selbst dort, wo niemand auf gerechtigkeit hoffen darf, im glücksspiel, prangern die den betrug am kleinen mann an.

Nun fragt das blatt, ob es gerecht sei, daß h4 stärker als die rente steigt. Schließlich sei es ungerecht, daß die »fleißigen« von einst weniger bedacht würden als die »faulen« von heute.

Auf die frage, warum eigentlich die mehrheit das leben lang ackern muß, um dann im alter schlecht und recht über die runden zu kommen und warum das bei immer weniger leuten wirklich gut klappt kommen die bei der BILD natürlich nie.

Denn dafür müßte man keine moralfrage nach der gerechtigkeit, sondern die systemfrage stellen.

»Demokratie ist luft«

Angesichts der niedrigen wahlbeteiligung ende august bei den landtagswahlen in Sachsen, äußerte der ehemalige präsident des bundesverfassungsgerichtes Hans-Jürgen Papier in der Springerpresse, daß nichtwähler nicht viel weniger unmoralisch wären als steuerbetrüger.

Der staatsrechtler macht wahlrecht zur moralischen pflicht, menschen, die kein interesse haben, sich zu diesem staat zu bekennen und eine regierung zu legitimieren, setzt er mit betrügern gleich.

Hermann Heußner, der professor für öffentliches recht und recht der sozialen arbeit an der Universität Osnabrück ist, fordert gar eine wahlpflicht. Wie die luft sei demokratie ein allgemeingut, an dem sich alle beteiligen müßten. Zu beklagen sei, daß sozial schlechter gestellte menschen selten wählen gingen und deshalb die mittelschicht die politik dominiere.

Der vergleich der demokratie mit luft stimmt in sofern, daß beides durch die kapitalisten verpestet wird. Es ist nämlich nicht die mittelschicht, die die politik dominiert.

Sondern die obere klasse, die bestimmt, was getan wird. Deshalb sind wahlen, ob nun bloß mit moralischer oder der geforderten tatsächlichen pflicht zur stimmabgabe, auch so egal: etwas grundlegend anderes als das, was ist, wird es durch wahlen nicht geben.

Montag, 8. September 2014

Foto am montag (123)

Kanarengirlitz (serinus canaria)

Samstag, 6. September 2014

Freiheit durch parlamentsabstinenz

Erinnert sich noch jemand an die quietschgelbe spaßpartei, die bis vor wenigen monaten in der bundesregierung saß und die inzwischen in keinem bundesland mehr mitregieren darf und bei landtagswahlen immer erfreulichere ergebnisse erzielt?

Die haben jetzt mehr freizeit und küren weiterhin allmonatlich ihren »autor der freiheit«. Das werden dann figuren wie Dorothea Siems oder Jaques Schuster. Was soll auch besseres rauskommen, wenn in der auswahl beispielweise Metzger, Klier oder Martenstein sind?

Auf jeden fall haben die liberalen jetzt mehr zeit zum lesen, weil nicht mehr so viele von ihnen in den quasselbuden landauf landab rumsitzen und ihre zeit vergeuden müssen. Mir gibt das hoffnung, daß die schwachsinnsqualität der texte, die sie zur demokratischen wahl stellen, steigen wird.

Der kurs, den diese partei eingeschlagen hat, gefällt mir. Weiter so FDP!

Dienstag, 2. September 2014

Kein Russisches millitär in der Ukraine

OSZEbeobachter konnten den vorwurf der millitärischen einmischung Rußlands in der Ostukraine nicht bestätigen.

An sich wären längst deeskalationmaßnahmen notwendig, daran scheint die westliche welt jedoch nicht interessiert zu sein. Die rechnung für Merkels und Obamas konfrontationskurs werden wir alle teuer bezahlen müssen.

Neues aus Brüssel

Staubsauger dürfen nach einer neuen EUrichtlinie nur noch maximal 1600 watt haben. Ob das ein echter aufreger ist? Die wattzahl sagt schließlich nichts über die saugleistung des gerätes aus, sondern nur, wie viel saft es braucht.

Eine interessantere meldung steht in der aktuellen titanic. Der abgeordnete Martin Sonneborn möchte die 2009 abgeschaffte gurkenkrümmungsverordnung wiedereinführen. Allerdings nicht für grünliche feldfrüchte, sondern für exportwaffen. Die sollen auf 10 cm eine krümmung von 2 cm aufweisen.

Beruhigend zu wissen, daß im Europaparlament wenigstens einer mit gesundem menschenverstand sitzt!

Montag, 1. September 2014

Foto am montag (122)

Straßentauben (columba livia x domestica)

Eigentlich bin ich kein wirklicher taubenfreund, aber wenn man sie sich etwas genauer anschaut, sind sie im grunde schön.

Und heute nicht nur ein symbol für den weltfriedenstag, sondern auch zur erinnerung an Martha, die letzte wandertaube, die vor hundert jahren im zoo von Cincinnati starb. Damit war die hauptsächlich im osten der USA vorkommende art, die dort einst zu den häufigsten gezählt hatte, ausgerottet.

Zum weltfriedenstag

»Aber wenn man selbst voll grimmer Lust hinterm Maschinengewehr hockt, dann ist das Gewimmel da vorn nicht mehr als ein Mückentanz. Zum Dauerfeuer! Hei, wie das spritzt. Da kann gar nicht genug Blei aus der Mündung fegen. Und nachher sitzen sie beisammen und erzählen: ›Junge, das war schön!‹ Das war wenigstens noch Krieg. Da lag einer neben dem andern wie hingerotzt. Und wenn man sieht, wie ihre Augen glänzen, wenn sie diese blutigen Phantome wieder heraufbeschwören, dann fühlt man: Das ist der Krieg, der nackte Krieg. Da sitzt das, was sie heute Militarismus nennen, und das sitzt tiefer als der Klang der Regimentsmärsche oder der Rausch in dem die Seidenfetzen zerschossener Fahnen flattern. Das ist nur das Bedürfnis des Blutes nach Festfreude und Feierlichkeit.«
Ernst Jünger im Essay »Der Kampf als inneres Erlebnis«

Zur feier des tages darf der Deutsche Bundestag heute über waffenlieferungen an die Kurden im Irak abstimmen. Beschlossene sache ist das ohnehin schon. Wer sonst nichts hat, worüber er sich aufregen kann, hat die möglichkeit, sich ab 14 uhr die debatte im Bundestag anzuschauen.


Zum livestream geht es hier.