Dienstag, 6. Januar 2015

Währungsreform 1948

Über die währungsreform nach dem 2. Weltkrieg lernten wir in der schule, daß an jenem 20. juni 1948, einem sonntag, zwar vielleicht nicht einigkeit, denn der sektor im osten sei davon durch die Sowjets davon ausgeschlossen gewesen, aber doch immerhin gerechtigkeit geherrscht habe. Denn schließlich habe ohne ansehen der person jeder den selben geldbetrag erhalten.

Und am abend jenes 20. juni 1948 habe es sich bereits herauskristallisiert, daß die menschen nun einmal nicht gleich sind: die einen hätten durch ihre tüchtigkeit ein bißchen mehr gehabt, während die anderen ihre paar kröten verjuxt hätten. Und das sei ein schönes beispiel dafür, daß die ganze gerechtigkeit nun einmal nichts bringe. Aber für alle sei gut gewesen, daß es in den läden von einem tag auf den anderen in den schaufenstern wieder richtige ware für richtiges geld gegeben habe.

All das in frage zu stellen, war nicht erwünscht.

Zeitzeugenbefragungen sind immer subjektiv. Mir hat nie jemand, den ich persönlich kannte oder kenne, der diese zeit nicht als klein- oder grundschulkind sondern als jugendlicher oder erwachsener erlebt hat, etwas positives über diese zeit erzählt.

Klar, die waren in den schaufenstern habe es schon gegeben. Aber eben nur in den schaufenstern und eben nicht zu hause, wo man das zeug gut hätte brauchen können. Und kaum brot und keine butter auf dem tisch. Meine anfangs jugendlich freudigen anmerkungen, daß es doch »irgendwie aufwärts« gegangen wäre, wurden stets zurückgewiesen.

Inzwischen habe ich indizien dafür gefunden, daß meine gesprächspartner sich absolut richtig erinnert haben: für die kosten der kriegswirtschaft der Hitlerleute wurden hauptsächlich die kleinsparer enteignet. Ausgebombte und flüchtlinge standen vor dem nichts: wer über den krieg nur sein kleines sparbuch gerettet hatte und sich ein kleines vermögen von 1000 RM zusammengespart hatte, bekam dafür 66,50 DM. Damit war auch damals nicht viel anzufangen.

Während die spareinlagen von 73,7 milliarden RM auf 3,7 milliarden DM reduziert wurden, liefen die betriebsvermögen 1 : 1 weiter. Aktienkapital verlor rund 18% des wertes. Mit der angeblichen gleichbehandlung war es also nicht übermäßig weit her. Wer geld in form von kapital besaß, verlor nichts bis wenig. Wer geld »bloß« als konsumtionsmittel brauchte, um davon lebensnotwendiges zu erwerben, verlor fast alles.

Die gewerkschaften, die kein kapital hatten, sondern die beiträge der mitglieder auf der bank, wurden schlagunfähig gemacht. Sie verloren, genau wie die eigentumslose mehrheit der bevölkerung, die sie vertreten wollten, 94% ihres besitzes.

Hitlers krieg und Erhards wirtschaftswunder wurden mit den spargroschen der lohnarbeitenden menschen bezahlt, die um ihr bißchen besitz betrogen wurden.


***

Wenn mir irgendwann danach ist, werde ich auch über die noch größere katastrophe, die währungsreform von 1990 schreiben. Der im vergangenen jahr verstorbene damalige präsident der Deutschen Bundesbank, Karl Otto Pöhl und Christa Luft, die damals die stellvertretende vorsitzende des ministerialrats für wirtschaft der DDR war, versuchten vergeblich, das schlimmste zu verhindern. Durchgesetzt wurden die pläne eines gewissen Horst Köhler und Thilo Sarrazin. Mit den heute allerseits bekannten folgen.

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