Donnerstag, 31. März 2016

Frühling für Frauke und Beatrix

... oder gute satire, böse satire.



Ausgesprochen lustig ist, wie die flintenweiber von der AfD mit satire umgehen:

Obenstehendes video fand der Storch gar nicht komisch. Hierbei hielt es sich um »mit staatlichen zwangsgebühren finanziertes propagantainment oder [...] schon unterhaltungshetze.«

Zeigt sie sich nun solidarisch mit dem ebenfalls humorlosen Erdogan? Nö, nicht die bohne. Plötzlich ist sie hüterIn der pressefreiheit - denn an der Deutschen pressefreiheit hat der Türke nichts zu rütteln.

Ist ja schließlich ein himmelweiter unterschied, ob man als in- oder ausländer gegen die hiesige presse vorgehen möchte! Und überhaupt, wie kommt die kommt das Deutsche unterhaltungshetz-tv dazu scherze über den Deutschen adel zu machen? Das gehört gefälligst unter »majestätsbeleidigung«!

Dienstag, 29. März 2016

Montag, 28. März 2016

Foto am montag (204)

Derzeit einer der besten sänger: der Anselmus Amselmus (turdus merula), auch einfach genannt amsel.

Samstag, 26. März 2016

Fröhliche Ostern!

Rechtzeitig zum fest wurde Berlin feierlich herausgeputzt und die christbäume geschmückt:

Donnerstag, 24. März 2016

Was eltern sich jetzt fragen sollten

Ist mein kind ein flüchtling?
Titanic Titelbild April 2016
Bild nicht von mir, sondern von »Titanic«
Diese frage müssen meine eltern mit »ja« beantworten. Nicht nur, daß ich arbeitsscheu und handygeil bin. Obendrein bin ich nach des Kochs machtergreifung aus Hessen abgehauen. Zum glück reichten meine fremdsprachenkenntnisse für Berlin gerade so. Inzwischen halten mich die leute glatt für einen Berliner muttersprachler. Aber das fällt nur Schwaben oder Franzosen ein.

Ja, ich bin auch ein flüchtling.

Mittwoch, 23. März 2016

Juhu! Moderne sklaverei nur ein moralisches problem - (teil 2 und schluß)

Hinweis: dank Hagnum hat die moderatorin diesmal auch einen namen. Katja Schwiglewski heißt sie. Sie stellt frau prof. Hartmann sogar eine sehr gute frage, die von selbiger allerdings leider schlecht beantwortet wird.

***

Die frage, mit der der erste teil endete, war, ob es einen zusammenhang zwischen der eigenen unternehmenskultur und der moral im geschäftemachen gäbe.
Zitat Evi Hartmann: »Ja, ich glaube, es ist nicht nur die unternehmenskultur, sondern es fängt beim individuum an. Und es fängt an, denn ich bin mutter von vier kindern, das fängt im kindergarten an, das fängt aber auch zu hause an, das ist überall präsent und überall nicht genug thematisiert. Und letztlich auch in der firmenkultur.

Das ist ja ein beispiel, für ein unternehmen, das da schon sehr vorbildlich unterwegs ist, ›memorial monday‹, wo montags im prinzip in der kurzen pause der offene raum ist für das gespräch, wo beispielsweise die einkäufer erzählen können, was ihnen beispielsweise auf der geschäftsreise zu ihren lieferanten aufgefallen ist. Ob da z.b. brandschutzmaßnahmen sicher sind oder nur fingiert sind. Solchen rahmen muß man schaffen. Diese kommunikation muß gefördert werden und die ist bis dato nicht genug gefördert.«
Der erste teil der antwort hat mich etwas erstaunt. Es ist die moral in der unternehmenskultur gefragt und frau Hartmann fängt davon an, daß diese beim individuum im kindergarten anfinge. Was glaubt sie, was vierjährige über das geschäftemachen wissen müßten? Moral bekommen kinder für gewöhnlich ohnehin mehr als genug beigebracht - und die meisten merken recht schnell, daß man damit im zweifelsfall nicht übermäßig weit kommt.

Über bestimmte themen einfach mal montags in der kurzen pause zu quatschen mag das gewissen beruhigen, ändert aber nichts daran, daß arbeitsschutzmaßnahmen jedweder art ausbleiben, wenn man sie irgendwie umgehen kann, weil die geld kosten.
Zitat Katja Schwiglewski: »Also achtsamkeit nach innen und außen ist so ein begriff, vielleicht auch respekt?«

Zitat Evi Hartmann: »Ja. Und das sind werte, die nicht im vordergrund stehen, weil wenn wir aus ökonomischer sicht die wertschöpfungskette anschauen, dann wird da was optimiert nach verschiedenen kennzahlen, aber eine moralische kennzahl gibts da nicht.«
Von ein bißchen achtsamkeit und respekt können die leute weder hier noch sonstwo leben. Es ist eine ziemlich blöde vorstellung, daß man den markt bloß in ein korsett zwingen müßte und dann würde alles gut.

Eine moralische kennzahl gibt es nicht, weil die in der wertschöpfungskette nicht benötigt wird. Moral kann kann man sich in der konkurrenz nicht leisten, weil man da schnell ins hintertreffen gerät. Im grunde ist das auch jedem klar. Und wahrscheinlich sind die wenigsten menschen, die irgenwo im einkauf sitzen wirkliche schweine, die freude daran haben, andere menschen zu quälen. Sie haben vorgaben zu erfüllen, damit sie in der konkurrenz am markt bestehen können.

Wenn es darum nicht ginge, könnte man kleidung genau so gut in Thüringen herstellen lassen, wo einst die textilindustrie blühte. Dort gelten Deutsche arbeitsschutzbedingungen, die im vergleich zu Bangladesh immer noch relativ gut sind, man könnte etwas für den regionalen markt mitten in der inzwischen strukturschwachen region tun - aber genau das erzeugt die kosten, die man gern los sein möchte.
Zitat Katja Schwiglewski: »Ist es vielleicht ganz einfach, sie haben da ja auch den konsumenten angesprochen, daß die moral immer dann an ihre grenzen stößt, wenn sie unseren wohlstand und das bequeme leben tangiert?«
Als ein in den industiestaaten lebender mensch sollte man sich als erstes fragen, wie weit es mit dem eigenen wohlstand her ist.

Nämlich nicht so übermaßig weit. Zwar hat man hier einen lebensstandard, von dem die menschen in den entwicklungsländern nur träumen können. Allerdings wird man hier auf ganz anderem niveau dafür ausgequetscht.

Und das ist keineswegs etwas, das man als »bequemes leben« bezeichnen kann. Wenn man nämlich bequem leben könnte, weil man für die arbeit nicht mehr benötigt wird, ist schluß mit dem wohlstand. Denn das schöne geld bekommt man keinesfalls aus moralischen gründen, sondern allein, solange es sich rechnet und man produktiver arbeiten kann als jemand anders irgendwo sonst.
Zitat Evi Hartmann: »Ja, bequem ist da ganz sicherlich auch ein argument. Und teilweise natürlich auch die peinlichkeit und das statusdenken, man muß ja auch stark sein, sich darüber hinwegzusetzen, man muß mut aufbringen, weil man sonst vielleicht aus der reihe fällt und nicht da einkauft, wo die peer-gruppe einkauft. Das sind alles verhaltensweisen, die erfordern auch mut.«
Das mit der peinlichkeit und dem statusdenken ist eine angelegenheit über die ich ein wenig schmunzeln mußte.

Das ist ehrlich verrückt.

Ein arbeitsloser bräuchte einfach mal den mut, sich über die grenzen seiner »peer-gruppe« hinwegzusetzen. Der hat schließlich sonst keine gründe, seine klotten am Brunsbütteler Damm bei KIK zu kaufen, wenn es doch auch diese schnieke boutique von Chanel am Kurfürstendamm gibt. Er bringt es einfach nicht fertig da mal hinzugehen. Frechheit. Und alles nur, um bloß nicht aus der reihe zu fallen.

Allerdings ist es eine lebenslüge, daß teurere marken ihre sachen unter vernünftigen bedingungen produzieren würden. Zwar verwenden die meist bessere materialien, doch können die genau so gut in billigfabriken hergestellt und verarbeitet werden. Diese produktionsmethode hat übrigens der nicht-gerade-billig marke Apple rekordgewinne eingebracht, weil sie ihre luxusprodukte in den selben sweatshops zusammenlöten lassen wie die billiganbieter.

Es folgt eine ziemlich gute frage:
Zitat Katja Schwiglewski: »Was ich seltsam finde, ist daß politische unterdrückung in unserer öffentlichkeit sehr schnell starke empörung auslöst und die ökonomische unterdrückung von menschen, die ja millionenfach auf der welt passiert so wenig widerhall findet, haben Sie da eine erklärung für?«
Die antwort darauf ist eher dürftig:
Zitat Evi Hartmann: »Das war der auslöser für mein buch. Und als die katastrophe in Sabhar war. In meinem umfeld, in meinem privaten umfeld auch, wurde das fast gar nicht thematisiert. Da war diese empörung gar nicht zu spüren, und da habe ich mich genauer gefragt, warum? Warum muß so was schreckliches passieren und es passiert eigentlich nichts in einer verhaltensänderung bei mir selber. Und genau dort sehe ich den ansatzpunkt, das im prinzip bei jedem einzelnen anfängt, man muß darüber nachdenken.«
Da hat sie sich seit dem einsturz des Rana Plaza in Bangladesh mit der frage befaßt, warum so etwas passiert, gar ein buch drüber geschrieben. Aber mehr gelernt, als ein betroffenes gesicht zu machen, hat sie in diesen fast drei jahren dabei offenbar nicht.

Eine erklärung hat sie schon gar nicht, stattdessen bloß empörung.

Daß menschen in unserem wirtschaftssystem in ihrer existenz bedroht werden, gehört zum programm. Und zwar so sehr, daß es als selbstverständlich betrachtet wird. Beispielsweise wird deshalb in der letzten zeit oft abfällig von »wirtschaftsflüchtlingen« gesprochen, die nicht politisch verfolgt werden, sondern »bloß« in ihrer existenz bedroht sind und so überhaupt keinen grund hätten, ihre heimatländer zu verlassen.

In ihrer existenz bedroht sind aber nicht nur menschen in fernen ländern, sondern auch hiesige h4empfänger, die mitten in diesem angeblichen wohlstand auf grund von nichtigkeiten die existenzgrundlage gestrichen bekommen, auf der straße landen und dort langsam aber sicher zu grunde gehen.

Das ist die moral unseres wirtschaftssystems. Hier stehen interessen gegeneinander - und zwar nicht das interesse der menschen in den industrienationen an billigen konsumartikeln gegen das interesse der menschen in den entwicklungsländern, besser bezahlt zu werden, sondern das kapitalinteresse der profitmaximierung gegen das interesse der lohnarbeiter an einem guten leben grenzübergreifend.

Und das bekommt man mit der wohlmeinenden betroffenheit und verhaltensänderungen der einzelnen menschen nicht weg. Das ist nämlich ein grundsätzliches problem.
Zitat Katja Schwiglewski: »Sie sind ja selber professorin und bilden den wirtschaftlichen nachwuchs Deutschlands aus, wie kann man jetzt im BWL-studium solche ansätze konkret verfolgen, passiert das schon?

Zitat Evi Hartmann: »Die freiheit, solche aspekte ins curriculum einzubauen, hat jeder professor. Die hab ich auch für meine themen, natürlich bei mir im feld ›einkauf‹ supply-chain-management, das sind alles felder, wo dieses thema ›moral‹, wie verhalte ich mich fair, was sind ordentliche geschäftspraktiken, einen platz finden muß. Und vielleicht bisher nicht genug platz gefunden hat.«
Ist es möglich, auch etwas verstand ins curriculum einzubauen?

Beispielsweise die erkenntnis, daß zwangsläufigkeiten nicht durch ein bißchen moral aufgelöst werden können?

Es ist häßlich, einkäufer für diesen widerwärtigen markt auszubilden, der ihnen wenig spielraum läßt, weil die konkurrenz nicht schläft, um ihnen dann die moralkeule um die ohren zu hauen.
Zitat Katja Schwiglewski: »Aber die grundkoordinaten, wie unser wirtschaftssystem funktioniert, das es im grunde doch auf wachstum angelegt ist. Man sagt ein unternehmen kann nur bestehen, wenn es wächst und wenn es sich international aufstellt. Eledigt sich vieles nicht schon von alleine, wenn man so immer denkt?«

Zitat Evi Hartmann: »Nein, ich bin ein ganz klarer befürworter der globalisierung. Die globalisierung ist für uns extrem wichtig. Die ist auch nicht aufzuhalten oder wegzureden. Aber sie muß fair ablaufen. Die auswüchse der globalisierung, die müssen wir angehen. Und deswegen geht es trotzdem, daß wir wachsen und daß wir die potentiale in der welt nutzen.«
Auch hier habe ich den eindruck, daß die antwort nicht so richtig gut zur frage paßt. Denn es stimmt absolut, daß die moralfrage erledigt ist, wenn man in den grundkoordinaten unseres wirtschaftssystems denkt.

Interessant, daß für frau Hartmann die unangenehmen seiten des wirtschaftssystems einfach nur »auswüchse« sind, die man mit fairem verhalten wegbekäme. Ich glaube das nämlich nicht.
Zitat Katja Schwiglewski: »Herzlichen dank frau professor Hartmann für das gespächt«
Evi Hartmann: »Danke«
Hiermit ist mein kleiner ausflug in die welt der wirtschaftslehre beendet.

Beim schreiben habe ich mir fast den Hans-Werner Sinn zurückgewünscht. Den konnte ich zwar auch nie leiden, aber wenigstens war der ehrlich. Der hat nie behauptet, daß die grausamkeiten des wirtschaftssystems einfach nur »auswüchse« wären, die man mit ein bißchen fairness ausgleichen könne.

Widerlicher als wirtschaftsprofessoren sind wirtschaftsprofessoren, die dann auch noch die moral entdecken und meinen, die probleme der wirtschaft mit mehr moral lösen zu können.

Montag, 21. März 2016

Foto am montag (203)

Aguja bzw. blaubussard (geranoaetus melanoleucus)

Sonntag, 20. März 2016

Juhu! Moderne sklaverei nur ein moralisches problem!

Alle jubeljahre kommt das thema auf, daß eben nicht unser wunderbares wirtschaftssystem, sondern das unmoralische konsumverhalten der menschen in den industriestaaten schuld sei am elend der menschen in den entwicklungsländern, die häufig von ihren löhnen noch weniger leben können, als das in den sogenannten »reichen ländern« der fall ist.

So auch in den vergangenen wochen wieder, denn die BWL-professorin Evi Hartmann von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg hat ein buch darüber geschrieben unter dem titel »Wie viele Sklaven halten Sie?« in dem sie die behauptung aufstellt, jeder von »uns« halte ca. 60 sklaven, um einem bequemen leben nachgehen zu können.

Das ist eine merkwürdige behauptung, denn der großteil der menschen in den industrienationen führt nicht gerade ein besonders bequemes leben.

Letzte woche hat die autorin dem WDR ein interview gegeben. Das 1€blog hat keine kosten und mühen gescheut, es der nachwelt zu erhalten und es in voller länge mitgeschrieben, damit es nicht ungehört oder ungelesen im archiv des WDR verschwindet, natürlich nicht unkommentiert:

Zitat moderatorin: »Wenn Sie, wie ich, kleidung tragen,nahrung zu sich nehmen, ein auto fahren oder ein smartphone haben, arbeiten derzeit ungefähr sechzig sklaven für Sie und mich. Diese these stammt von Evi Hartmann, BWL-professorin an der Universität Erlangen-Nürnberg und sie wendet sich in ihrem aktuellen buch zum thema ›Globalisierung und Moral‹ auch direkt an uns alle - ›wie fühlen Sie sich damit?‹ fragt sie. Der menschliche anstand läßt eigentlich nur eine antwort zu, ›schlecht‹ natürlich. Aber hand auf’s herz - fühlen wir uns wirklich schlecht, wenn irgendwo am anderen ende der welt jemand ausgebeutet wird, damit wir unsere konsumbedürfnisse befriedigen können? Da muß wohl ordentlich gerüttelt werden an unserer ignoranz und selbstzufriedenheit und das versucht das buch ›Wie viele Sklaven halten Sie?‹, steht in fetten roten lettern auf dem buchdeckel. Evi Hartmann, die autorin ist jetzt am telefon. Einen schönen guten tag, frau Hartmann.«

Zitat Evi Hartmann: »Hallo!«

Zitat moderatorin: »Müssen wir uns alle in grund und boden schämen?«
Es gibt keinen anlaß sich für etwas »in grund und boden zu schämen« wofür man nichts kann. Die normalen lohnarbeitenden menschen oder die arbeitslosen in den industriestaaten haben die verhältnisse, wie sie in der kapitalistisch organisierten welt sind, nicht so eingerichtet.

Und wenn sie sich dafür einfach mal schämen würden, daß die lohnarbeitenden menschen am anderen ende der welt noch beschissener dran sind als sie selbst, wäre denen damit nicht im geringsten geholfen.

Aber hören wir, was prof. Hartmann dazu zu sagen hat:
Zitat Evi Hartmann: »Ja, ich glaube, wir sind da alle eingeschlossen, wir sind da allle betroffen, wir sind da alle drin in diesem kreislauf. Ob als konsument, ob als produzent, ob als lieferant. Am ende sind wir mit verantwortlich...«
Nein. Keinesfalls. Wenn sich ein h4empfänger in Deutschland dafür schämt, daß er billigware aus Bangladesh kauft, bringt das der näherin dort kein essen und keine versorgung im krankheitsfall ein. Wenn er die ware nicht kauft, die er so nicht bestellt hat, sondern die hier so angeboten wird, weil die unternehmen mit seiner armut rechnen, geht es der armen näherin definitiv an den kragen. Dann verliert sie ihren scheißjob und damit ihre armselige existenz, weil es dort leider keine unterstützung für arbeitslose gibt.

Egal, wie man seinen konsum ausrichtet. Man kann es immer nur falsch machen.
Zitat moderatorin: »Und warum schämen wir uns so wenig und ändern nichts?«
Weil wir daran erst einmal nichts ändern können. Und es den armen menschen in den entwicklungsländern leider auch kein brot einbringt, wenn wir uns schämen würden.

Schämen könnten wir uns höchstens dafür, daß wir es uns gefallen lassen, uns selbst ausbeuten zu lassen.
Zitat Evi Hartmann: »Das ist genau die fragestellung im buch, die ist, warum denke ich darüber nicht nach, warum ist moral keine fragestellung? Und das fängt auch wieder an beim konsument, der das credo ›geiz ist geil‹ vor augen hat und immer günstiger einkaufen will, dann haben wir im prinzip in den unternehmen die einkäufer, die druck von ihrem chef kriegen, einkaufsoptimale bedingungen, einkaufssavings, einsparungen zu realisieren. Dann haben wir die produzenten, die anlagen auslasten wollen und am ende wird der druck weitergegeben, wenn wir jetzt bei der textilbranche bleiben, bis hin zu den näherinnen in Bangladesh, die ohnehin schon zu einem hungerlohn arbeiten und dann noch günstiger arbeiten müssen. «
Das mit der moral ist eine extrem schäbige sache. Da läßt man die armen auf dieser seite der welt für einen lohn malochen, der gerade mal dafür ausreicht, daß sie ihre bedürfnisse auf dem untersten niveau mit artikeln von der anderen seite der welt befriedigen können und wirft ihnen obendrein auch noch vor, daß das unmoralisch wäre.

Welcher konsument ist denn mit dem slogan »Geiz ist Geil« an den markt herangetreten?

Überhaupt keiner. Das war der werbeslogan einer elektromarktkette, die die armut der hiesigen menschen ansprechen wollte.

Es ist eine verdrehung von fakten, wenn aus der materiellen armut, das leben mit billigartikeln auf niedrigstem niveau fristen zu müssen, »geiz« wird, der angeblich anderen das leben gründlich versauen tät.

Als professorin, die jeden monat ein ordentliches gehalt auf dem konto begrüßen darf, kann man selbstverständlich leicht über die schweine urteilen, die über jeden pfennig nachdenken.
Zitat moderatorin: »Würden Sie denn sagen, daß markt und moral aber prinzipiell zusammenpassen oder sind das doch zwei verschiedene welten die gehen nicht miteinander?«
Das sind zwei verschiedene sachen. Und eine wie die andere widerlich.
Zitat Evi Hartmann: »Ich glaube, das sind schon ... die hängen in einem system aber die haben verschiedene ausrichtungen. Das eine ist wirklich die fragestellung, was sind die kosten, wie optimiere ich die, wenn ich aus unternehmenssicht da draufschau? Und andererseits, was ist der nutzen? Das sind zwei fragestellungen, die einen konflikt erwirken, der aber vielleicht lösbar ist. Der durch kleine schritte lösbar ist. Nur bisher ist ja die fragestellung nach der moral gar nicht inkludiert in nem meßsystem, der einkäufer, der einkaufersparnisse realisieren muß, hat ja gar nicht zum ziel moralischer zu handeln.«
Na ja eben, der einkäufer hat »moralisches handeln« nicht zum ziel. Und das aus gutem grund.

Kleiner hinweis: der grund ist nicht der »geiz« der hiesigen lohnarbeiter.
Zitat moderatorin: »Und wenn das über den weg läuft, daß mittlerweile nachhaltiges wirtschaften vielleicht für eine gewisse klientel tatsächlich ein verkaufsargument sein könnte? Funktioniert das auf dem weg oder ist das zu dürftig?«
Das ist allerdings dürftig und funktioniert nicht, weil es allerhöchstens eine »gewisse klientel« anspricht, die es sich leisten kann oder möchte, sich vom drückenden schlechten gewissen ein klein wenig freizukaufen.
Zitat Evi Hartmann: »Das ist ein erster schritt, ich seh die fragestellung so klar, als uniprof würde man immer so ganzheitlich optimieren wollen, das ist vielleicht zu schwierig und das es dauert auch zu lang und kleine schritte sind eben ein weg dahin. Kleine schritte können schon etwas bewegen. Auch bei beispielhaften unternehmen, die, äh, die es ja gibt. Es gibt ja genug ›best practices‹, die zum beispiel den ›living wage‹, also das gehalt an die näherinnen in Bangladesh zahlen, die den lebensunterhalt sicherstellen, es gibt ja beispiele, die sich da ordentlich verhalten.«
Kleine schritte wohin? Der begriff »living wage« zeigt, wie schäbig die angelegenheit ist: es geht nicht darum, den menschen ein anständiges leben zu ermöglichen, sondern bloß um ein lohn, der die armen leute am anderen ende der welt ganz sicher im hamsterrad hält, um die kapitalisten auf dieser seite der welt ordentlich satt zu bekommen.
Zitat moderatorin: »Hat die moral im geschäftemachen auch etwas zu tun mit der eigenen unternehmenskultur? Sehen Sie auch da zusammenhänge?«
Zur »unternehmenskultur« gehört nun einmal das gewinnmaximieren und das steht ohne zweifel in direktem zusammenhang mit der armut an jedem ort auf der welt.
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Ende des ersten teils. Teil zwei enthält, was frau Hartmann dazu gesagt hat und eine sehr gute frage der moderatorin, die mir namentlich leider nicht bekannt ist.

Mittwoch, 16. März 2016

Volksabstimmung in der Schweiz zum BGE (3)

Was sind das eigentlich für menschen, die das BGE befürworten und mit welchen argumenten tun sie das?

Im Deutschsprachigen raum sind das recht ähnliche leute, die teilweise grenzübergreifend zusammenarbeiten. Weil es um die volksabstimmung in der Schweiz geht, möchte ich als erstes über eine Schweizer antroposophin berichten, die dort die Initiative für das Grundeinkommen mit ins leben gerufen hat.

Ursula Piffaretti ist mitbegründerin der Freien Gemeinschaftsbank der Schweiz, begründerin einiger Waldorfschulen und erbin eines handelshauses für autoteile.

Um etwas über ihre gedanken zu erfahren, habe ich mir ein älteres interview mit dem titel »Geld ist mehr als Geld« in welchem es um den geist des geldes gehen sollte. Wer sich das anschauen möchte, möge bitte hier gucken. Das interview dauert ungefähr eine halbe stunde. Das thema geld kommt im engeren sinne nicht zur sprache, damit hatte ich aber auch gar nicht gerechnet. Antroposophen reden oft eine menge, ohne auch nur ein wort zur sache gesagt zu haben. Ob es nun ihre weltanschauung ist, die ihnen verbietet bei einem thema zu bleiben, die antroposophie gemeinhin eher menschen anzieht, die sich nicht sachlich mit einem thema beschäftigen können oder vielleicht auch an ganz etwas anderem liegt, habe ich bisher nicht herausgefunden.

Was geld ist und welche funktionen es hat, braucht sie nicht zu erklären. Weiß ja schließlich jeder: geld, das sind so lustig bunt bedruckte zettelchen, mit was draufgeschrieben auf beiden seiten. Ist ja klar, daß man das braucht, um zu leben.

Stattdessen allerhand konfuses zeug, daß der mehrwert in ihrem budget als unternehmerin angeblich nicht meßbar sei. Offenbar hat sie keine vorstellung davon, was in einem unternehmen der »mehrwert« eigentlich ist. Es bleibt natürlich nicht aus, daß sie behauptet, ihr geld bekäme angeblich »kinder«. Auch hier erachtet sie es nicht als nötig, der sache auf den grund zu gehen, weshalb eigentlich ihres »wirft«, das der meisten anderen menschen hingegen nicht. Obwohl das ja nun wirklich eine sehr komische sache ist.
»Ich habe immer grundeinkommen bekommen, ich war jung, man hat mir dann die schule bezahlt, dann hat mich mein mann unterhalten, das war ja ein grundeinkommen und dann habe ich die erbschaft angetreten [...]. Es war immer da ein grundeinkommen für mich. Und dann habe ich gemerkt, daß das sehr vielen nicht so geht. Sie möchten gern etwas tun und können es nicht.«
Ist immerhin etwas, daß sie bemerkt hat, daß es nicht allen so gut geht. Und wieder fehlt die frage »warum«? Sie nimmt es einfach als natürlichen zustand, daß sie nun einmal was geerbt hat, die anderen nicht und sie eben nach eigenem gutdünken ganz toll helfen kann:
»Und dann hab ich gemerkt, ich hab ja überschuß, so kann ich doch da helfen und es gibt ziemlich viele menschen, denen ich zum teil ein studium oder das leben oder ihre initiative so mit einem kleinen grundeinkommen, ganz abgestuft nach bedürfnis, ermöglicht habe und die haben sich etwas erarbeitet und nach einer zeit war es nicht mehr nötig.«
Und so hat sie ein paar leuten, die sie kannte, mit etwas kleingeld ausgeholfen. Diese leute haben es also geschafft, irgendwas zu machen, weil ihnen z.b. das studium bezahlt wurde. Mit dem geld hatten sie also einen vorteil in der konkurrenz. Wenn aber in einer konkurrenzgesellschaft, die ja eben gerade nicht abeschafft werden soll, alle den selben »vorteil« haben, wird halt nach anderen kriterien aussortiert.
»Aber ich mußte mich dann doch durchsetzen, weil es menschen gibt, die sind nicht begabt, geld zu halten oder geld so einzusetzen, daß es reicht. Und dann mußte ich sagen jetzt hör mal, das geht jetzt noch ein jahr, mach diese ausbildung, die du begonnen hast fertig, dann geb ich Dir noch ein startkapital und dann aus. Aber dann machen sie die ausbildung nicht fertig.«
Und so folgt die rede davon, daß sie dies »grundeinkommen« relativ bedingungslos gebe. Dann ist es aber eben nicht bedingungslos, wenn man bedingungen daran knüpft. Und vorrangig geht es nicht darum, daß die menschen ein gutes leben haben sollen, sondern sie sollen was für die nationale sache tun:
»Sondern, daß man weckt, was für impulse er selber hat, daß man hinhört, was wäre für diesen menschen eigentlich ein thema was er arbeiten möchte, was er beitragen möchte für andere, für sich, für die Schweiz[...]«
Es folgt ein lobgesang darauf, wie toll die reichen die kultur durch sponsoring finanzieren. Ich weiß nicht, wie es in der Schweiz aussieht, in Deutschland jedenfalls sieht der kulturbetrieb eher traurig aus, seit es dafür weniger steuergelder gibt und vieles durch privates sponsoring finanziert werden muß. So großzügig, wie es sich manche geldsäcke hinlügen, sind die nämlich gar nicht.

Daß es durch das BGE zu lohnkürzungen kommen wird, sieht frau Piffaretti offensichtlich als etwas völlig normales an:
»Ich fürchte, daß die unternehmer damit nicht so leicht klarkommen. Denn, daß sie dann weniger lohn bezahlen würden, weil das von unten herreinwächst, das nehmen sie ja noch wahr, aber das umzusetzen ist die zweite frage, und daß sie dann die abgaben anders schichten müssen, das ist wohl ein problem praktischer art.«
Die unternehmer werden ihre abgaben keinesfalls anders schichten, denn wenn es nach Piffarettis antroposophen-kollegen Götz Werner geht, werden unternehmer dann gar keine steuern und abgaben mehr bezahlen, weil allein der konsum besteuert wird und es sonst keine sozialleistungen mehr geben soll.

Das ist eine sehr merkwürdige vorstellung von menschenfreundlichkeit.

Montag, 14. März 2016

Foto am montag (202)

Auf der wiese ziemlich gut getarnt, die fleißigen zeisige (carduelis spinus)

Samstag, 12. März 2016

Vom unsinn des »unproduktiven« finanzkapitals

Immer wieder muß ich lesen, daß das realkapital produziere, jedoch das finanzkapital hingegen unproduktiv und somit eigentlich unnütz sei.

Wenn man die falsche vorstellung hat, das ziel dieser wirtschaft sei, menschen mit nützlichen dingen zu versorgen, mag das plausibel erscheinen. Allerdings ist im kapitalismus der warenberg, der produziert wird, nur das abfallprodukt das auf dem weg zum gewinn produziert wird und das finanzkapital schießt das geld für diesen gewinn vor, um selbst daran zu verdienen.

Das finanzkapital versorgt die sogenannte realwirtschaft mit liquiden mitteln, wodurch dessen produktivität in gang gesetzt oder gehalten wird.

Das finanzkapital erwirtschaftet dadurch gewinne. Genau das ist es, wofür produktivität im kapitalismus benötigt wird. Und in diesem sinne war in den vergangenen jahrzehnten das finanzkapital die produktivste branche überhaupt.

Und wem das nicht schmeckt, dem sei angeraten, sich ernsthaft gedanken über das funktionieren des kapitalismus zu machen.

Freitag, 11. März 2016

Volksabstimmung in der Schweiz zum BGE (2)

Immer wieder erstaunlich ist es, wie sich die befürworter des BGE die gegner des BGE vorstellen. Und überhaupt. Leute wie mich gibt es gar nicht Denn »wer wollte denn schon gegen die absicherung gegen not und armut sein?« fragt Peter Kasser aus der Schweiz.

Danach woher das eigentlich kommt, daß selbst normalverdienende arbeitnehmer in reichen ländern wie der Schweiz oder Deutschland ständig von armut bedroht sind, wird lieber nicht gefragt.
»Das BGE lässt sich sowieso nicht finanzieren

Hier besteht seitens der Befürworter tatsächlich Handlungsbedarf, siehe dazu den Link "Finanzierung".«
Für mich ist das überhaupt kein argument, denn wenn der staat bestimmte maßnahmen für notwendig hält, dann finanziert er sie. Allerdings hat der staat keine interesse daran, die armut abzuschaffen. Staaten mit einer kapitalistischen wirtschaftsordnung haben eher interesse daran, armut nützlich zu machen, was ihnen zu weiten teilen auch gelingt.
»Dann arbeitet eh niemand mehr

Seltsamerweise sind es immer die "Anderen", die dann angeblich nicht mehr arbeiten wollen. Direkt befragt bestätigt aber jeder, dass er oder sie selbstverständlich normal weiter arbeiten würde, BGE hin oder her. Warum dann alle "Anderen" nicht mehr arbeiten sollten, wird nicht klar. Möglicherweise werden aber jene, die mit ihren jetzigen Arbeitsbedingungen unzufrieden sind, tatsächlich eine Auszeit nehmen, um sich im Leben neu zu orientieren. Dies wird bestimmt nicht zum Schaden der Gesellschaft sein, sondern im Gegenteil darf davon ausgegangen werden, dass diese Leute neu gestärkt und motiviert aktiv am Gemeinschaftsleben teilnehmen werden, zum Wohle der ganzen Gesellschaft! Gleichzeitig wird so ein gesunder Druck zugunsten einer humanen, sinnvollen Arbeitsgestaltung erzeugt, der sich nur positiv für die Lebensqualität der Gemeinschaft auswirken kann.«
Nein. Bestätigt keineswegs jeder, daß er dann normal weiterarbeiten würde.

Ich nämlich würde nicht arbeiten, wenn ich auch so genug geld zum leben bekäme. Wer arbeit kennt und danach rennt und sich nicht drückt, der ist verrückt! Ich bin doch nicht bescheuert. Wieso sollte ich aktiv und motiviert am gemeinschaftsleben teilnehmen und mich womöglich kaputtmachen, wenn ich ausreichend geld hätte, von dem ich mir alles kaufen könnte, was ich will?

Arbeit macht das leben süß - doch faulheit stärkt die glieder! Weil ich süßkram ohnehin nicht besonders mag, würde ich lieber mit gestärkten gliedern durch die welt laufen. Das würde ich auch allen anderen empfehlen. Schließlich ist arbeit mühsal und das sollte man sich nur im notwendigen rahmen antun und wenn dank ausreichender geldmenge keine notwendigkeit besteht, läßt man es besser bleiben.
»Wer macht dann die schlecht bezahlte "schmutzige" Arbeit?

In der freien Marktwirtschaft entscheidet das Gesetz von Angebot und Nachfrage über die Lohngestaltung. Bleibt das Lohnangebot schlecht, wird sich kaum jemand um "schmutzige" Arbeit reissen, das Lohnangebot wird entsprechend verbessert werden müssen.«

Es gab eine zeit, da wurden in Deutschland beispielsweise müllwerker relativ gut bezahlt. Ein für arbeitgeber günstiger nebeneffekt der h4reform war, daß das heute nicht mehr so ist, weil es damit möglich ist, menschen zu arbeiten zu zwingen, die sie normalerweise zu diesen konditionen nicht machen würden.

Unter anderem aus diesem grund darf man sicher sein, daß es kein BGE geben wird, von dem man auch nur halbwegs vernünftig leben könnte.
»Wer ist überhaupt BGE-bezugsberechtigt?

Einige Befürworter verknüpfen die Bezugsberechtigung mit dem Wohnsitzrecht sowohl von Schweizern wie von Ausländern - hier besteht wohl ein detaillierter Erklärungsbedarf, was es mit diesem Wohnsitzrecht genau auf sich hat. Andere Befürworter verknüpfen das Bezugsrecht mit der Staatsbürgerschaft, so wie beim Stimm- und Wahlrecht.

Dann werden wir von Ausländern überschwemmt, die sich hier niederlassen und auch ein BGE beziehen wollen

Diesem Argument haben die Befürworter zur Zeit nicht viel entgegenzuhalten. Sie beschwichtigen auf drei Fronten:
1) Das ist doch wunderschön, wenn die Ausländer hierher kommen wollen, sie sind alle willkommen hier. - Das Argument tönt sehr hohl, denn irgendwann hat auch die reiche Schweiz zu wenig Geld, um beliebig vielen Ausländern ein BGE zu zahlen.
2) Das wird schon nicht passieren, wir müssen nur dafür sorgen, dass es den Ausländern in ihrem eigenen Land gut genug geht. - Auch das ein eher tönernes Argument, denn das Kaufkraft-Gefälle zum nahen und weiten Ausland wird auch bei einem relativ niedrigen BGE auf absehbare Zeit sehr hoch bleiben.
3) Die bestehenden Gesetze genügen vollauf, um die Einwanderung von unerwünschten Ausländern zu unterbinden. - Eine eher blauäugige Behauptung, denn diese Gesetze können problemlos unterlaufen werden, wenn im Gegenzug ein zusätzliches BGE winkt.
Ein Lösungsansatz wäre vielleicht, die Sozialleistungen für Ausländer vorerst unverändert auf dem jetzigen Stand beizubehalten und das BGE in einem ersten Schritt nur für die in der Schweiz wohnhaften Schweizerinnen und Schweizer einzuführen. Diskussionspartner seien aber gewarnt: jede kritische Frage zu diesem Thema etwa an BIEN-CH Vizepräsident Albert Jörimann wird postwendend mit persönlichen Beleidigungen der unflätigsten Art quittiert - wie der Schreibende am eigenen Leib erfahren musste!«
Das sind zwei punkte, die mir ehrlich gesagt herzlich egal sind, gleichgültig, ob man das auf die Schweiz, Deutschland oder irgendein anderes land bezieht.
»Was passiert, wenn ein Auslandschweizer in die Schweiz zurückkehrt und sich hier niederlässt?

Normalerweise kommt er per sofort in den Genuss des BGE, auch wenn er nie AHV-Beiträge bezahlt hat. Dabei ist jedoch eine Kompensation mit seinen ausländischen Rentenguthaben zu klären.«
Das ist aber komisch. Das BGE soll doch unabhängig von sonstigen einkommen gezahlt werden. Weshalb sollen dann ausgerechnet renten aus dem ausland angerechnet werden? Bescheuerter geht es wohl nicht.
»Was passiert mit jenen BGE-Bezugsberechtigten, die nach der Pensionierung in der Schweiz, aber noch vor Einführung des BGE, ins Ausland verreist sind, um sich dort niederzulassen, und dort jetzt ihre AHV beziehen? Erhalten sie anstelle der AHV neu das volle BGE im Ausland?

Das muss noch geklärt werden, vor allem bei gekürzten AHV-Renten. Eventuell wird in diesem Fall die jetzige AHV unverändert weiter geführt.

Und was passiert mit jenen BGE-Bezugsberechtigten, die sich nach der Pensionierung, und nach Einführung des BGE, im Ausland niederlassen?

Sie erhalten wohl das volle BGE, auch ohne Wohnsitz in der Schweiz.«
Wenn man sich in irgendeine armutsregion der welt absetzt, kann man von einem Europäischen BGE vielleicht leben, wer weiß?
»Wozu sollen auch die Reichen und Superreichen ein BGE erhalten, obschon sie dieses gar nicht brauchen?

Da kann man nur sagen: gleiches Recht für alle! Das BGE stellt ein (wirtschaftliches) Menschenrecht in einer reifen Gesellschaft dar, von diesem Recht darf niemand ausgeschlossen werden. Wenn die Gesellschaft der Ansicht ist, dass die "Reichen und Superreichen" sonstwie zur Kasse gebeten werden sollten, muss sie sich einen anderen Rechtsweg ausdenken.«
Seltsam, daß das, was für die reichen gelten soll, nicht auch für renten aus dem ausland gelten soll. Halt wie immer. Alle gleich und die reichen gleicher.
»Das BGE fördert den Müssiggang

Vergleiche dazu obigen Eintrag "Dann arbeitet eh niemand mehr".«
Das wäre durchaus ein argumet dafür. Allerdings wird das leider, leider nicht eintreten, siehe oben.
»Dann wird der Drogen- und Alkoholkonsum weiter zunehmen, wenn dafür gratis und bedingungslos Geld zur Verfügung steht

Geld war noch nie Auslöser für Drogen- oder Alkoholkonsum. Von daher stimmt es sicher nicht, dass dieser Konsum mit Einführung des BGE weiter zunehmen wird. Andererseits ist zu erwarten, dass die Beschaffungskriminalität wesentlich zurückgehen wird, wenn ein Basiseinkommen zur Verfügung steht. Im übrigen wird auch in Zukunft jeder Mensch für seine Lebensgestaltung die eigene Verantwortung tragen müssen.«
Es ist anzunehmen, daß weder der drogen- und alkoholkonsum zunehmen wird, noch die beschaffungskriminalität sinken wird - für eine anständige heroinsucht werden die drei kröten, die man als BGE erhält ohnehin nicht ausreichen.

Im übrigen bedeutet das BGE, daß es auch keine staatlichen hilfen mehr für schwerstabhängige geben wird. Es würde mit BGE wahrscheinlich nicht mehr drogenabhängige geben, jedoch würde es den süchtigen schlechter gehen, weil sie dann außer dem BGE keine unterstützung bekämen und dann auf die hilfe irgendwelcher betschwestern angewiesen wären, die ihnen dann zusätzlich zu ihrer krankheit auch noch moralische vorwürfe machen.
»Arbeit ist moralische Pflicht, dafür muss auch ein finanzieller Ansporn bestehen bleiben

Für all jene, denen (meist aus religiösen Gründen) Arbeit eine moralische Pflicht ist, wird es auch in Zukunft genügend Möglichkeiten geben, sich arbeitsam zu betätigen! Es soll aber niemand seine eigenen religiösen Moralvorstellungen anderen Menschen aufzwingen wollen!«
Das wäre glatt mal ein wort! Allerdings ist anzunehmen, daß mit dem BGE aus jener moralischen pflicht eine wirtschaftliche zwangslage wird, weil anzunehmen ist, daß das BGE nie so ausfallen wird, daß man davon ein auch nur halbwegs vernüntiges leben führen könnte.
»Frauen verlieren einen Grossteil ihres finanziellen Ansporns, sich in die Arbeitswelt zu integrieren und Karriere zu machen

Das BGE ersetzt nicht ein volles normales Lohneinkommen, am Ansporn selbst verändert sich somit gar nichts. Der Druck zugunsten der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Arbeitswelt dürfte dank dem BGE weiter zunehmen, denn "gleiches BGE" verlangt an sich schon "gleichen Lohn". Anteilmässig wird sich jedenfalls die Lohnanpassung ganz wesentlich zugunsten der Frauen verbessern, wenn das BGE als Lohnbestandteil in gleichem Umfang an Mann und Frau ausbezahlt wird.«
Hier wird mein verdacht bestätigt, daß das BGE kein gescheites lohneinkommen ersetzen soll. Wenn das der fall ist, wird damit die »gleichberechtigung« auf eine ziemlich ekelhafte weise durchgesetzt, nämlich daß der »gleiche lohn« keineswegs zugunsten der frauen sondern zu ungunsten der männer ausfallen wird, weil das BGE für ein angenehmes leben nicht reicht und dann jeder zusehen muß, wie er ein wenig dazuverdienen kann.
»Wie wird über die Höhe des BGE entschieden?
Darüber kann erst auf Grund einer intensiven Diskussion innerhalb der ganzen Gesellschaft entschieden werden. Das entscheidende Kriterium beim BGE ist die Absicherung eines menschenwürdigen Basiseinkommens, das die minimalen finanziellen Bedürfnisse eines jeden Menschen in dieser Gesellschaft abdeckt. Darin enthalten sind auch Ausgaben, die eine bescheidene Teilnahme am sozialen Leben ermöglichen (Kinobesuch, Essen auswärts, kleinere Ausflüge, u.ä.). Das BGE soll weder luxuriös noch notdürftig sein, sondern "anständig/bescheiden" in einem vernünftigen Rahmen.«
Beischeiden? Vernünftiger rahmen?

Das sind dehnbare begriffe. Entschieden wird nach kassenlage - und die sieht im zweifel immer mau aus.

Eines kann man mit sicherheit ausschließen: daß das eine verbesserung darstellt für menschen, die auf lohnarbeit angewiesen sind.

Donnerstag, 10. März 2016

Untergangsstimmung aus Rottenburg

Ein kurzer bericht über die »irren aus Rottenburg«. Haarsträubend, daß es menschen gibt, die diesen schwachsinn auch noch glauben.

Montag, 7. März 2016

Foto am montag (201)

Lachmöwen (chroicocephalus ridibundus)

Donnerstag, 3. März 2016

Piano Phase

Wie ich soeben aus Klaus Baums »Notizen aus der Unterwelt« erfahren habe, kam es am Sonntag in der Philharmonie in Köln zu einem eklat. Wegen dieses stückes von Steve Reich aus dem jahre 1967, das dem publikum »zu radikal« gewesen sei (in Köln sollte es auf dem cembalo gespielt werden, in diesem beispiel auf dem marimba):



Ich bin kein allzu großer fan von minimalmusic. Aber so »radikal«, daß es einem die zornesröte ins gesicht treiben müßte, ist das nun ehrlich nicht. Ganz im gegenteil, ich würde eher mit geschlossenen augen im konzertsaal sitzen und mir zu der musik passende bilder vorstellen - allerdings ist es nicht völlig auszuschließen, daß ich dabei, wenn die konzertsaalsitze sehr bequem wären, ganz friedlich schlafen würde.

Zuvor sei der aus dem Iran stammende cembalist Mahan Esfahani angebrüllt worden, er solle gefälligst Deutsch sprechen, als er auf Englisch eine einführung in das werk gab.

Es wird mir ein ewiges rätsel bleiben, weshalb menschen viel geld für konzertkarten ausgeben, wenn sie keinen blassen dunst haben, was sie erwarten wird. Erlebe ich in Berlin immer wieder, daß leute fein herausgeputzt ins konzerthaus gehen, teure karten ganz vorn gekauft haben und dann nicht einmal den ersten satz des konzerts durchhalten, geschweige denn bis zur pause.

An jenem abend wurden auch stücke von J.S. Bach gespielt, für mich ist es nachvollziebar, weshalb ausgerechnet der zusammen mit werken der Neuen Musik aufgeführt wurden. Allerdings hätten die veranstalter des konzerts sich vielleicht ärger erspart, wenn sie dazu geschrieben hätten, daß es sich nicht um ein barock-konzert handelt.

Daß der Bach zur kultur gehört, hat sich nach ein paar jahrhunderten rumgeschwiegen. Mit der »Neuen Musik« haben viele leute probleme. Meist kennen sie nicht einmal den begriff.