Sonntag, 19. Juni 2016

Die mitte ist rechts - aber das ist belanglos

Das zumindest findet prof. Klaus Schroeder von der FU Berlin. Und wie immer weiß der kluge herr professor auch sofort, wer schuld ist: Die DDR nämlich.
Schroeder: »Ja. Wir haben in der Tat unter männlichen Jugendlichen in Ostdeutschland einen hohen Anteil von Personen, die sehr rechts eingestellt sind. Im Westen sind es oft die Älteren gewesen, die immer weniger werden. Das ist eine Population, die gewaltbereit ist auch. Und wir können nur hoffen, dass die eingedämmt wird. Das hängt auch damit zusammen, dass die Demokratie dort nicht angekommen ist, dass die DDR immer noch verharmlost wird und damit auch eine Diktatur. Hier muss man aufklären, hier muss man entgegenwirken, damit nicht eine neue rechtsextreme Partei, ausgehend vom Osten, wieder in Deutschland stärker wird.«
Eigentlich könnte es dem herrn professor auffallen, daß die unter 30jährige bevölkerung 26 jahre nach deren ende überhaupt keine nennenswerte erinnerung an die DDR haben kann. Die jungen leute im osten sind schließlich nicht durch ein loch in der zeit aus der DDR in die heutige BRD gefallen, sondern sind in der nachwende BRD aufgewachsen und sozialisiert worden.

Die betrachten nicht die geschichte, sondern als erstes ihre jetzige lage und stellen dabei fest, daß sie irgendwie zu nichts kommen und auf der suche nach der antwort auf diese frage gehen sie genau so blöde vor wie der professor: sie suchen nach schuldigen für ihre lage. Und dabei entdecken sie, daß es hier leute gibt, die hier ihrer meinung nach überhaupt nicht hergehören. Und kommen auf den bescheuterten gedanken, daß wenn wenigstens die nicht da wären, ihre chancen auf ein halbwegs gescheites leben größer wären.

Leider habe ich in den vergangenen monaten immer wieder feststellen müssen, daß diese völlig verkehrten und rassistischen gedanken inzwischen keinesfalls nur unter rechten, sondern auch unter liberalen und linken durchaus verbreitet ist. Allerdings kann man nicht links sein und gleichzeitig rassist. Das ist so glaubwürdig wie ein kommunist, der andere menschen ausgrenzt.

4 Kommentare:

  1. Der Westen Deutschlands profitiert also von der Gnade der späten Geburt. Rechtsextreme Einstellungen sterben dort einfach weg.
    Selbstverständlich ist auch im Osten Deutschlands die Demokratie angekommen bzw. die Freiheit, die in der Demokratie immer zum Inhalt hat, sich als Ware auf einem Markt verkaufen zu müssen.

    Dieses "Neue Deutschland" lebt inzwischen sehr gut davon, dass es sich vehement weigert, die eigenen Anteile an rechtsradikalen Einstellungen bei sich selbst zu identifizieren oder als "belanglos" einzuordnen.

    So muss der Osten Deutschlands, die ehemalige DDR, immer wieder dafür herhalten, was man sich selbst nicht vorwerfen lassen will.

    Das hat inzwischen Ritualcharakter und auch beabsichtigtes System. Die Ex-DDR lässt sich damit immer wieder als Unrechtstaat, als Diktatur im Bewusstsein der Menschen stets neu thematisieren.

    Und denen, die das differenzierter sehen wollen, denen muss Aufklärung angeboten werden, ein therapeutisches Angebot für verirrte Geister.

    Die armen Franzosen können einem Leid tun! Keinen Osten Frankreichs und dennoch sind die Zustimmungswerte für Le Pen extrem hoch. Wie lässt sich das erklären?




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    1. Frankreich hat doch seinen osten. Und der war teilweise mal Deutsch. Das Elsaß. Und der Elsäßer ist halt bekanntermaßen eine rechte bazille. Aber die erklärung wäre tatsächlich zu simpel.

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  2. Die Neo-Rechten sind Neophyten, die mit reichlich Neoliberalismus gedüngt wurden. Wie eine Drachensaat wuchsen sie auf. Es ist das »Verdienst« dieser Alle-gegen-alle-Ideologie, das Positionen reloaded werden, die man seit 1945 glaubte durch sukzessive Demokratisierung überwinden zu können.

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    1. Neophyten sind das? Zumal es ja keine modernen gentechpflanzen sind, die resistent sind, sollte ich also eher für glyphosat sein.

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