Freitag, 10. Juni 2011

Lohn macht doof

In einem etwas älteren artikel berichtete die Süddeutsche Zeitung über ein experiment, bei dem herausgefunden werden sollte, ob man kinder durch belohnung zu mehr hilfsbereitschaft motivieren kann.

Kann man nicht. Im experiment wirkte sich die belohnung negativ auf die motivation der kinder aus.

Im weiteren verlauf des artikels wird die frage aufgeworfen, ob es nicht möglich sei, mit null-euro-jobbern humane krankenhäuser zu betreiben, oder qualitätszeitungen zu schreiben.

Völlig unmöglich. Zwar bin ich durchaus in der lage, mir eine gesellschaft vorzustellen, die ohne geld funktioniert. In der derzeitigen gesellschaft jedoch hat der mensch exakt einen grund zu arbeiten: er muß zusehen, daß er sich geld verschaft, weil ihm sonst selbst dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten - z.b. wohnung, trinkwasser, essen - vorenthalten werden - allein über geld ist man vom allem, was man braucht ausgeschlossen - und da bekommt der lohnschreiber der SZ es tatsächlich hin, so zu tun, als stünde es einem frei, für lohn oder für spaß zu arbeiten. Das können sich aber die wenigsten leisten.

Es sei denn, man macht revolution und schafft das lohnsystem mitsamt den segnungen des rennens nach geld einfach ab! Aber soweit denken schreiberlinge bei der SZ leider nicht.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Polnische Gurken

Bei meldungen wie dieser fällt mir auf, daß in den normalmedien bei der berichterstattung über EHEC nie darüber nachgedacht wird, wie man das zeug, das zu ernährungszwecken auf den feldern gewachsen ist und nun untergepflügt wird, verwertet werden könnte - es wird davon ausgegangen, daß grünzeug, das für den rohverzehr gedacht ist auch nur so verwendet werden könnte, ausgenommen bestenfalls tomaten. Weil andere menschen ein problem mit der verwertung haben:

An meinem kaufverhalten, immer das preisgünstigste gemüse zu kaufen, habe ich nichts geändert. Weil ich keineswegs lebensmüde bin, habe ich sicherheitshalber die zubereitung meines essens (normalerweise esse ich gern rohkost) umgestellt - aus so ziemlich allem, das man roh essen kann, kann man auch irgendwas anderes machen, damit die leckeren gurken nicht weggeworfen werden müssen, empfehle ich, sie beispielsweise polnisch zuzubereiten:

1 gurke
1 zwiebel
1 - 2 eßlöffel butter
150 ml wasser, brühe oder weißwein
2 eßlöffel saure sahne,
 apfelessig, zucker, salz, pfeffer, dill nach belieben.

die gurke schälen, längs halbieren, die kerne entfernen und in stücke schneiden. Die zwiebel in feine stücke schneiden, in der butter glasig braten, die gurken hinzufügen, wenn sie leicht angebraten sind flüssigkeit hinzugeben, bei geschlossenem topf 5 minuten köcheln lassen, dann bei offenem deckel das wasser verdampfen lassen, so daß die gurke zart aber nicht verkocht ist. Mit den gewürzen und der sauren sahne nach belieben abschmecken. Schmeckt sehr gut zu gebratenem Havelzander, sofern man zufällig einen da hat. Wer keinen hat, verzichtet drauf und ißt halt pellkartoffeln dazu. Das zeug kann man gut ein paar tage im kühlschrank aufbewahren und bei bullenhitze als cholodnik (»kühli«) als erfrischung zwischendurch essen.

Ich kaufe genau so viel wenig wie sonst auch. Für den kapitalismus ist meine kaufkraft unbedeutend und mein »reste-nicht-wegschmeißen« gar schädlich: Ich werfe zu wenig eßbares weg.

Die leute kaufen jetzt bloß den vielen salat zum wegwerfen nicht. Das ist die EHEC-katastrophe.