Mittwoch, 29. Januar 2020

Unsichtbare gigafactory

Wie ich eben gelesen habe, ist der kauf des geländes für die Teslafabrik notariell beglaubigt worden. Weil ich an gescheiterte Brandenburger großprojekte wie BER (Flughafen Willy Brand) oder lastzeppeline (Cargolifter) glaube, freue ich mich sehr auf Tesla, womöglich wird das noch lustig.

Die Cargolifterhalle ist nicht unsichtbar, die ist weithin sichtbar. Da ist jetzt das Tropical Island drin. Aber was machen wir hinterher mit dem Teslagelände, wenn die auf die idee kommen, daß das eine voll saublöde idee ist, mitten im nichts eine riesige fabrik hinzustellen?

Kreative ideen sind gefragt.


Das 1-€-blog wird weiterhin berichten.

Dienstag, 28. Januar 2020

Die drohungen des käpt’n plattfuß (teil 2)

Fortsetzung

Im zweiten und letzten teil gibt es ein paar originalschnipsel aus dem interview mit Hasso Plattner, die im Digitec Podcast der FAZ nachgehört werden können.

[8:11]Hasso Plattner: »Jetzt ist es aber so, daß noch nie in der geschichte der menschheit einzelne so schnell, also kleine gruppen so schnell etwas bauen können, damit erfolgreich werden können wie in der software. Selbst in der hochphase des automobilbaus, wo es also -zig automobilfirmen gegeben hat, das war nicht so einfach ein auto zu bauen, einen betrieb aufzubauen, in die massenproduktion zu gehen. Das ist in der software unvergleichlich viel einfacher, weil die vorabinvestitionen relativ gering sind.«
Das stimmt auffallend, daß man heutzutage mit relativ geringer investition software entwickeln kann. Computer sind heute für die meisten menschen in den industriestaaten eine selbstverständlichkeit - und jeder der einen computer besitzt, hat im prinzip das produktionsmittel für softwareentwicklung in der hand. Er muß »bloß« programmieren lernen und ideen haben. Aber nicht jeder der programmieren kann, hat ideen. Und nicht jeder, der ideen hat, hat den geschäftssinn, andere abzuzocken und damit reich zu werden. Ansonsten gäbe es wohl keine open source software.

Der vergleich mit der autoindustrie ist ziemlich schräg. Regnet es manna vom himmel und materialisieren sich autos dank ausgefuchster software einfach von selbst oder müssen die im jahr 2020 noch irgendwo hergestellt werden? Ich habe den verdacht, daß letzteres zutrifft, denn ein gewisser Elon Musk hat letztens rund 41 millionen in den Brandenburger sand gesetzt, weil er dort elektroautos produzieren will. Exkurs: Das war sicherlich ein schnäppchenpreis. Allerdings ist noch lange nicht gesagt, daß da jemals irgendwas produziert wird, wasserschutzgebiet und alles. Hat herr Musk dies gelände jemals gesehen? Ich hingegen bereits vor einigen jahren schon, in der gegend steppt der bär, mein fahrrad blieb im sande stecken. In Brandenburg liebt man gescheiterte großprojekte. Nicht produzierte riesenluftschiffe (Cargolifter) und ein ganz leiser großflughafen (BER) sind nur ein paar beispiele. Eine unsichtbare giga-autofabrik paßt gut in diese sammlung.
[11:11]Hasso Plattner: »Das land ist finanziell [...] ein wie auch immer definiertes grundleben mit grundgesundheit, grundeinkommen, grund- äh,äh,äh-wohnung zur verfügung stellen...«
Das klingt erstmal nett, daß an die grundbedürfnisse aller gedacht werden soll - nur hat er ja bereits betont, daß er nicht bereit ist, dafür mehr steuern zu zahlen. Der plebs soll sich selbst finanzieren - das ist eine sehr schäbige idee: erst läßt man die menschen gegeneinander konkurrieren und am schluß nimmt man den gewinnern was weg, um es auf alle zu verteilen. Besonders gut scheint Plattner über seine mitmenschen zu denken:
Hasso Plattner: »Es wird passieren oder es ist jetzt so, daß große teile der bevölkerung, vielleicht 30%, vielleicht mehr, nicht mehr sich beteiligen können an dem wertschöpfungsprozeß...«
Warum können die sich denn nicht am wertschöpfungsprozeß beteiligen? Doch nicht, weil sie zu dumm dafür wären, sondern weil es in einem konkurrenzsystem verlierer geben muß. Man könnte ebensogut alle am wertschöpfungsprozeß beteiligen, indem man die vorhandene arbeit auf alle verteilt, das hätte den vorteil, daß alle eher feierabend machen können. Das paßt nur schlecht mit Plattners lebensunterhalt zusammen.
Hasso Plattner: »...die können sich nicht beteiligen, weil sie mit noch so viel schulung sie nicht das talent haben dazu. Man kann die fußballspieler, die in der 5. liga spielen noch so viel trainieren, daraus werden keine bundesligaspieler.«
Für einen großteil der berufe, die man ausüben kann, benötigt man nicht besonders viel talent. Glaubt herr Plattner, daß die fachverkäuferin an der wursttheke besonders talentiert sein muß, um blutmagen von kartoffelwurst unterscheiden zu können? Auch software-entwickler wird man nicht unbedingt des talents wegen. Um das zu sehen muß man sich bloß einmal mit Plattners lieblingsprogramm SAP-ERP (fachpersonal weiß, daß das die abkürzung für Schlechtes Anwender Programm - Eine Regelrechte Plage ist) befassen. Aber dafür benötigt man tatsächlich talent, denn sonst hat meine keine freude an diesen künstlerisch wertvollen eingabemasken. Sonst muß man nicht viel können, bloß lesen, schreiben, rechnen und vielleicht noch etwas von betriebswirtschaft verstehen. In der 1. Bundesliga muß man dafür nicht kicken, man muß sich nicht einmal für fußball interessieren.

Und die normalen leute, die heute für eine fachausbildung oder sogar ein studium tauglich sind, sollen dafür zukünftig einfach zu doof sein?

Aber es kommt noch besser:
[21:42]Hasso Plattner: »daß wir eine ungehemmte und unkontrollierte informationsverteilung in der welt jetzt haben, die sehr zum nachteil der kultur, der sicherheit und der politischen meinungsbildung funktioniert. Also Sie müßten hier jetzt eigentlich auftreten und sagen wie kann information in der welt verteilt werden, ohne daß die vor- und nachbearbeitung der professionellen journalisten da ist. Das ist ja fürchterlich, was jetzt über das internet verbreitet werden kann und sich durch ganz andere kanäle explosionsartig in ganz kurzer zeit verbreiten kann. Ohne jede kontrolle, ohne jedes sachliche hinterfragen.«
Herr Plattner traut auch hier seinen mitmenschen nicht übermäßig viel zu: leider sind wir alle nicht bloß zu doof, am werschöpfungsprozeß teilzunehmen. Wir sind obendrein zu blöde für’s internet, weil wir jeden mist glauben und den dann auch noch unhinterfragt weiterverbreiten.

Die unkontrollierte informationsverteilung in der welt haben wir nicht erst jetzt, sondern seit ca. mitte der 90er jahre. Und auch damals wurde bereits vom untergang der kultur geredet, weil jeder mitmachen könne, den größten blödsinn sehr schnell zu verbreiten und manch einer jede höflichkeitsform in der vermeintlichen anonymität vermissen lasse. Damals besuchte ich ein seminar, in welchem wir darüber diskutierten, wie man betrügern im internet aus dem weg geht oder auch falschmeldungen - »fakenews« gab es damals auch schon, die hießen bloß anders. Oder wie man seriöse quellen im internet erkennen kann. Das fazit war, daß insgesamt mehr für bildung getan werden muß, damit die leute das neue medium vernünftig nutzen können. Weil sich seit dem an den problemen mit der benutzung des internets nicht übermäßig viel geändert hat, ist wohl nicht genug für bildung getan worden. Bei Amerikanischen präsidenten, beispielsweise.

Herr Plattner allerdings hat offensichtlich kein besonders freundliches bild von seinen mitmenschen - im vergleich zu ihm sind wir alle konkurrenzversager, uns ist nichts besseres eingefallen als SAP. Folglich müssen wir kontrolliert werden, weil wir dumm sind.

Montag, 27. Januar 2020

Foto am montag (402)

Eichelhäher (garrulus glandarius)

Samstag, 25. Januar 2020

Frohes neues!

Heute beginnt das Chinesische jahr der ratte.


In China sagt man zu diesem anlaß wohl so viel wie »glückwunsch für erfolg und wohlstand.«

Freitag, 24. Januar 2020

GUZ

Leider hat in den letzten tagen nicht nur Terry Jones (Februar 1942 - Januar 2020), freunden komischer filme bekannt als mitglied der Monty Pythons, ins gras beißen müssen, sondern wie der Schweizer Tagesanzeiger bereits gestern meldete auch Oliver Maurmann (Dezember 1967 - Januar 2020), freunden komischer musik besser bekannt als Olifr M. Guz oder einfach nur GUZ. In Deutschland war er dem publikum hauptsächlich als sänger und gitarrist der Aeronauten bekannt, er spielte aber auch bei zahlreichen anderen bands, wie Freds Freunde, Raumpatrouille Rimini, the Hunchbacks, nur um einige zu nennen. 1997 erschien »Anthology 1984 - 95«. Auf dem CDinlay stand »daß diese CD gut ist, sieht man schon an der hülle,« deshalb mußte ich sie unbedingt haben. Der ton war mäßig, wie bei so vielem, das mit einem vierspurrekorder auf kompaktcassette produziert wurde, die musik aber gut und die texte größtenteils lustig.




Im jahr 2008 sang er »irgendwann bin ich würdevoll und alt.« Schade, daß es nicht so weit gekommen ist.

Montag, 20. Januar 2020

Foto am montag (401)

Die ratten sind mit dem mäusebussard gen himmel aufgefahren. Ob sie das gut finden, weiß ich leider nicht.

Dienstag, 14. Januar 2020

Foto am montag (400)

Ein stieglitz (carduelis carduelis) aus Steglitz.

Samstag, 11. Januar 2020

Die drohungen des käpt’n Plattfuß (Teil 1)

Kurz vor weihnachten gab SAPmitbegründer Hasso Plattner der FAS ein interview, das man leider nicht kostenlos lesen kann. Das blödeste daran ist, daß sich sehr darüber mausig gemacht wird, weil käpt’n Plattfuß zum besten gab, daß er sich sorgen mache, weil er im teletext gelesen habe, daß 72% der Deutschen eine vermögenssteuer befürworten würden. Nein, nicht über den inhalt seiner aussage, sondern über die tatsache, daß der knispel sich tatsächlich über den teletext informiert, anstatt modern mit brieftauben und telefax zu arbeiten - aber wahrscheinlich war das faxpapier gerade alle und die brieftauben bereits für das weihnachtsessen gerupft.

Von Plattner kommen die üblichen plattitüden wie »Ich habe die SPD viele Male gewählt und unterstützt, jetzt manövriert sie sich halt für mich ins Abseits.« Und droht mit wegzug, nicht nur aus Potsdam, sondern aus Deutschland.

Autsch. Ist dem mann vielleicht schon mal aufgefallen, daß die mehrheit der (ehemaligen) SPDwähler zufällig keine milliardäre sind und die SPD nicht unbedingt politik für die mehrheit ihrer wähler gemacht hat und deshalb keiner, der halbwegs bei trost ist, die SPD noch wählt? Das ist ein schönes beispiel dafür, wie die macht in der bürgerlichen demokratie verteilt ist: die stimmen der vielen sind relativ egal, während einzelne superreiche bestimmen können, wo es lang geht - gegebenenfalls mit erpressung.

Und dann wird dem Plattner auch noch zugute gehalten, daß seine stiftung den einen oder anderen euro in Potsdam investiert. Warum hat eigentlich die stadt Potsdam nicht selbst genügend geld, um in kultur zu investieren? Stattdessen bestimmen irgendwelche reichen bzw. prominenten blödmänner und -frauen, was in der stadt passiert. Beispielsweise über den wiederaufbau der Garnisionskirche - wobei ich in diesem fall fairer weise dazusagen muß, daß Hasso Plattner diesbezüglich meines wissens nicht in erscheinung getreten ist.

Im zweiten teil gibt es ein paar originalschnipsel aus dem interview, die tief blicken lassen, was käpt’n Plattfuß über seine mitmenschen denkt.

Freitag, 10. Januar 2020

Idyll mit müll...

...eimer. Der Berliner an sich schätzt doch sehr die gepflegte grünanlage. So auch am ufer der spree auf dem kurzen weg zwischen hauptbahnhof und regierungsviertel.



Hier gibt’s einfach alles, was das herz begehrt: ein bißchen gras (nicht zu verwechseln mit marihuana), die spree, asphahlt und steine. Das im hintergrund ist nicht einfach trauerweide. Nein es ist augenweide.



Das wichtigste für die gelungene, echte Berliner grünanlage ist der orange beklebte müllkübel.


Das ist das Ludwig-Ehrhardt-Ufer. Ich gebe zu: wäre ich gartengestalter hätte ich es kaum schöner gestaltet. Aber als blickfang hätte ich wenigstens noch ein öffentliches hundeklo aufgestellt.

Mittwoch, 8. Januar 2020

Lübcke »aus versehen« ermordet

Im mordfall Lübcke  hat es heute eine neue aussage des bisher hauptverdächtigen Stephan E. gegeben. Wie die HNA berichtete, habe dessen kumpel Markus H. regierungspräsident Lübke im streit versehentlich erschossen.

Auch drecksnazis haben ein recht darauf, nicht vorverurteilt zu werden. Schließlich hat es eine logik: wenn man nachts bis auf die zähne bewaffnet bei einem politiker, den man nicht leiden kann, auf die terrasse steigt, kann man nicht vom motiv der umbringung ausgehen. Jemand der so etwas tut, möchte sicherlich nur eine gepflegte politische diskussion führen. Was denn sonst?

Nur glauben muß man wirklich nicht alles.

Montag, 6. Januar 2020

Sonntag, 5. Januar 2020

Connewitz. Brokdorfbeschluß.

Interessantes interview im Deutschlandfunk Kultur über die vorfälle in der Sylvesternacht in Leipzig-Connewitz.
Zitat Heribert Pantl: »Aber ich kann doch nicht unwahrheiten verbreiten [...] und das ist das grundprinzip von polizeieinsätzen in heiklen situationen seit 30 jahren: deeskalation. Polizei darf nicht eskalieren, darf konflikte nicht weiter anheizen. Deeskalieren ist das verhindern von konflikten in sich aufschaukelnden prozessen. Und da gibt es eine wunderbare entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes aus dem jahr 1985 [...]: es gibt eine pflicht der polizei zur kooperation und zur kommunikation sowie zur einer professionellen öffentlichkeitsarbeit der polizei. Und wenn ich diesen satz nehme aus dem Brokdorfbeschluß des Verfassungsgerichtes, der 35 jahre alt ist, denk ich mir, im polizeiunterricht sollten mal wieder die alten urteile und die alten beschlüsse des Bundesverfassungsgerichtes gelehrt und dann diskutiert werden was daraus folgt.«
Den Brokdorfbeschluß kannte ich bisher nicht. Unter diesem gesichtspunkt wären etliche gewalteskalationen mit polizeibeteiligung der letzten jahre neu zu betrachten.

Aber es ist ja klar, wenn gewalt eskaliert, sind grundsätzlich kleine punkmädchen mit einem eBass in der hand schuld. Sieht man auch an Katja Meier, der Sächsischen Justizministerin. Ich weiß das.

Freitag, 3. Januar 2020

Passagierrekord dank flugscham

Im jahr 2019 verzeichneten die Berliner flughäfen einen neuen passagierrekord. Mit rund 35,5 millionen fluggästen lag das passagieraufkommen fast doppelt so hoch wie im jahr 2006.

Und das obwohl das thema »flugscham«, bzw. die umweltschädlichkeit des fliegens überhaupt, öfter in den medien war als sonst. Aber wie ich es mir schon gedacht hatte, eine gepflegte flugangst ist im zweifelsfall besser umweltverträglich als eine verlogene flugscham.

Mittwoch, 1. Januar 2020

Schöner schwurbeln mit den sternen

Während man sich drüber aufregte, daß im WDR SUVfahrende, Deutsche ommsen in einem bekloppten kinderlied verunglimpft wurden, gab sich der RBB weitgehend unbemerkt nicht minder bescheuert: ein astrologischer schwurbelonkel durfte uns erzählen, was die sterne uns über das kommende jahr verraten.

Zitat: »Der himmel gibt uns zeichen. Die können wir deuten und verstehen, ja [...] zu behaupten, daß 2020 ein leichtes jahr wäre, wäre gelogen, es birgt doch ganz große herausforderungen. Wichtig ist, daß uns jetzt klar ist, was wir jetzt an weichenstellungen vornehmen, daß das sehr langfristige konsequenzen haben wird, also was 2020 passiert legt ein fundament für eine zukunft, die über jahrzehnte hinweg bestand haben wird. In sofern ist es wichtig, daß wir die fundamente richtig setzen und gleichzeitig einen schlußstrich unter das ziehen, was vergangen ist. Das ist ja nicht immer einfach zu erkennen, was ist vorbei?«

So tiefsinnige gedanken können einem schon mal kommen, wenn man sternhagelvoll über die reling reihert und man sich danach sehnt, dieser zustand möge bitte irgendwie vorüber gehen. Aber warum muß so etwas im öffentlichrechtlichen rundfunk laufen? An sich kann ich recht gut damit leben, daß leute einen blödsinn glauben. Aber sollte das obendrein offiziell unterstützt werden?

Es ist ohnehin lustig, daß ausgerechnet Jesus und Stalin das selbe sternzeichen haben. Und ich übrigens auch. Das hat ganz gewiß einen tieferen sinn.

Die nacht aus blei