Fortsetzung.
(…)
Kipping: (…) aber mir fällt auf, daß wir immer bei menschen die nichts haben, danach fragen, haben die das recht? Bei jemandem, der mehrere millionen leistungslos geerbt hat, da sagen wir auch nicht, oh, der muß jetzt jeden tag vier stunden in die altenpflege (…)
Einwurf Söder: Der zahlt ja auch steuern, der zahlt erbschaftssteuer
Kipping: Wenn jemand geld mit spekulation verdient (…) der macht profit das gilt als ne leistung in unserer gesellschaft. Ich sage, der schadet eher der gesellschaft. In sofern würde ich die frage nach leistung anders stellen (…).
In diesem staat werden alle gleich behandelt. Der staat schützt das recht auf eigentum für arme und reiche gleichermaßen - wenn es da nichts zu schützen gibt: Pech gehabt!
Weil der herr Söder hier den einwurf mit der erbschaftssteuer gemacht hat: Mir ist aus den 90er jahren ein fall bekannt, da hatte ein sozialhilfeempfänger 10000 mark geerbt. Gesehen hat er von dem geld nur 2000 mark. Weil er zu wenig geld zum leben hatte, hat dieser saubere staat mal eben 80 % des erbes einbehalten. Welcher millionär zahlt denn so viel? Einen derart kleinen geldbetrag nimmt dieser staat, wie es aussieht, nicht als schützenswertes eigentum wahr.
Die gesamte idee mit dem privateigentum (gemeint sind produktionsmittel) und der lohnarbeit ist grütze.
Maischberger: Dann nehmen wir frau Muth als beispiel. (…) Würden sie denn sagen, profit ist ein guter maßstab? (…) Ist das der einzige maßstab nach dem wir sagen sollten, das ist wertvolle arbeit?
Muth: Jetzt nicht immer wertvolle arbeit (…), es muß jetzt nicht immer so profitorientiert sein, aber dennoch muß ich gut davon leben können. Natürlich haben wir alle ziele, gerade als unternehmer, profit zu machen, sonst würden wir ja lügen. Es ist nun mal so, von daher finde ich es ist schon wichtig (…). Und wenn ich meine, ich schaffe das mit fünf stunden arbeit, und kann dann meinen hobbies nachgehen, dann akzeptiere ich das auch. Das muß jeder für sich entscheiden(…)Der eine hat andere ziele, andere wünsche, der möchte mehr verdienen und da muß die leistung auch honoriert werden. (…)
Botulin ist bekanntermaßen ein hartes nervengift. Im gesichtsbereich angewendet, läßt es den menschen alt aussehen, weil der mensch, der damit behandelt wurde nicht einmal mehr herzlich lachen kann. Offenbar scheint es aber nicht nur die gesichtsmuskulatur zu lähmen, sondern auch noch anderes, was beim menschen für gewöhnlich irgendwo im kopf angesiedelt ist.
Wofür, wenn nicht für profit macht den ein unternehmer seine arbeit? Soll das ein witz sein?
Die »arbeitnehmer« bestimmen nicht, wie viele stunden sie für welchen lohn sie arbeiten wollen. Das ist eine verkehrte vorstellung der arbeitswelt! Wie lange man schaffen muß, bestimmt man nicht selbst. Das wird den leuten aufgedrückt. Ich denke da an diese immer wiederkehrenden erkenntnisse des Statistischen Bundesamtes, in denen es heißt »die Deutschen wollen länger arbeiten«. Nun kenne ich zufälliger weise ein paar Deutsche und von denen will kein einziger länger arbeiten. Die leute brauchen mehr geld und weil es lohnerhöhungen nicht gibt, bietet sich nur die lösung an, länger zu arbeiten.
Die meisten arbeitnehmer haben andere wünsche und ziele als das, was ihnen der staat hier einbrockt, deren leistung wird nicht honoriert, im gegenteil, die kriegen immer schlechtere arbeitsbedingungen zu sinkenden reallöhnen.
Muth: Herr Boes könnte auch bücher schreiben, wenn er die verkaufen könnte, könnte er viel geld verdienen (…)
Alles hübsch im konjunktiv. Den weiteren text zu zitieren, den frau Muth äußerte, lohnt nicht. Er zeugt von realitätsverlust. Ob das nun weltfremdheit oder die lebenslüge der sogenannten high-society ist, kann ich nicht beurteilen.
Bücher sind trotz rationalisierung in der herstellung teuer, wenn sie vernünfig aussehen sollen. Anderen zu empfehlen, damit geld verdienen zu sollen, ist eine ziemlich abgefahrene idee. Vor allem wenn es dann um die abgestandenen moralvorstellungen des herrn Boes geht.
Maischberger: Darf man das so fragen herr Boes, darf man das fragen, ist die eine arbeit wirklich wertvoller als die andere? (…)
Boes: Ich würde sagen gesamtgesellschaftlich ist meine arbeit zur zeit sehr wertvoll. Die väter des grundgesetzes haben den § 20 eingesetzt. Wenn jemand, die gesellschaftliche grundordnung, wie sie im grundgesetz festgelegt ist, außer kraft zu setzen, besteht ein recht auf widerstand. Und ich tue derzeit nur was, die väter des grundgesetzes sich erwünscht haben (…)
Ich halte es für durchaus möglich, daß die »väter des grundgesetzes« das anders gesehen haben könnten. Aber das wäre dann ein anderes thema.
Boes:(…) Frau Muth zahlt keine steuern(…) .
Das ist die milchmännchenrechnung des unternehmers Götz Werner, der gern mit gewissensberuhigendem grundeinkommen und konsumsteuerfinanzierten flat tax seinen geschäften nachgehen würde.
Der täte sich freuen, wenn er seine kapitalvermehrung steuerfrei betreiben könnte und zudem noch sinnsuchende möglichst kostenlos für seine absolut sinnvolle kapitalmehrung bekommen könnte. Deshalb hat er das genre des »wirtschftsmärchens« erfunden, in welchem er mit sympathischem, sozialen anstrich dafür wirbt, doch bitte den notleidenden milliadären des landes zu helfen.
Die reichen schleppen doch nicht ihr geld in koffern über die grenze in die Schweiz und andere steueroasen, weil sie hier ohnehin keine steuern zahlten, so viel geistesleistung sollte man denen schon noch zutrauen, daß die das nicht aus langeweile tun, sondern weil ihnen das vorteile verschafft.
Alt: (…) ich zahl durchaus noch steuern, sogar kirchensteuern.(…) Herr Boes ist mir durchaus sympathisch, nur mein lebensmodell gefällt mir nicht(…). Noch ein paar irrtümer, die Sie verkündet haben: Es verhungert niemand in h4, auch Sie nicht, es verliert keiner seine wohnung in h4, auch wenn er sanktioniert ist und es verliert keiner seinen krankenversicherungsschutz, wenn er in h4 ist und sogar lebensmittelgutscheine erhält er (…)
Gehört habe ich dazu anderes, beispielweise, daß die miete durchaus gestrichen wird und lebensmittelgutscheine nur in besonderen notlangen ausgegeben werden, beispielsweise, wenn kinder in der bedarfsgemeinschaft leben. Wie ist die rechtslage? Und wie wird das aktuell praktiziert?
Ist die sanktion tatsächlich »nur« der entzug von bargeld? Wie es aussieht, ist das eine grobe verharmlosung der realität.
Alt zu herrn Boes:(…) Sie zwingen andere, für Sie arbeiten zu gehen. (…)Wenn frau Ralfs freiwillig entscheiden könnte, ob Sie von ihr finanziert werden oder nicht, hätte ich mit ihrem lebensentwurf überhaupt kein problem.(…)
Es ist ein fehler passiert, weil herr Boes drei stellen hintereinander abgelehnt hat. Wir können aber nur eine sanktion in einem quartal einmal verhängen. Man hat die drei sanktionen kumuliert und gekürzt um 90 %, das geht nicht. (…)
So krude die ansichten des herrn Boes sind. Zum arbeiten zwingt er niemanden. Diese primitive form, die armen mit und ohne arbeitsstelle gegeneinander aufzuhetzen scheint jedoch immer wieder zu funktionieren.
In diesem wirtschaftssystem ist der mensch von allem, was er zum leben braucht, getrennt. Das bedeutet, daß man alles kaufen muß. Klingt banal, macht man jeden tag als wäre das selbstverständlich. Tatsächlich ist das keine erbauliche einrichtung, denn dadurch ist man auf geld angewiesen und wenn man nicht von hause aus reich ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als die eigene arbeitskraft zu verkaufen. Und ob man das kann oder nicht bestimmt man nicht selbst, sondern die, die nicht so arm dran sind. Wie ich in
teil 2 oben bereits geschrieben habe, gibt es einen klassengesatz.
Es sind doch nicht die arbeitsscheuen, oder die leute die eine merkwürdige weltanschauung haben, die »schuld« wären, daß es hier menschen gibt, die zu beschissenen arbeitsbedingungen schuften. Es liegt an den wirtschaftsverhältnissen, die allen hier aufgenötigt werden. Und die finden die BGEbefürworter glatt dermaßen prima, daß sie sie gern beibehalten wollen.
(…) Kipping: (…) und der eindruck erweckt wurde, jeder der sucht, findet einen arbeitsplatz (…) das verhältnis offene stellen zu arbeitsplatzsuchenden ist eins zu sechs (…)
Alt: Da muß ich Sie leider korrigieren, die arbeitssuchenden sind bei uns alle registriert, die offenen stellen nicht alle (…)
Ob nun sechs oder vier leute auf eine offene stelle kommen, ist nun wirklich relativ egal. Tatsache ist, daß es für die mehrheit der arbeitslosen egal ist, ob sie arbeiten will oder nicht, weil sie leer ausgeht. Wenn man einfach alle geleisteten arbeitsstunden durch die zahl der arbeitsfähigen menschen teilt, müsste jeder rund zwanzig stunden pro woche arbeiten. Das wäre vollbeschäftigung mit der man relativ gut leben könnte, wenn am schluß die geschaffenen werte einfach auf alle verteilt werden. Das wird aber nicht kommen, weil hier nicht die leute, die die arbeit erledigen müssen, was zu melden haben, sondern die, die arbeiten
lassen.
(…)Söder:(…)Diese gesellschaft funktioniert nicht dadurch, daß jeder für sich in anspruch nimmt, (…) frei zu leben. Die gesellschaft funktioniert nur dadurch (…), daß andere etwas tun damit anderen auch geholfen werden kann - das ist sozial, übrigens (…)
Da habe ich einen moment lang gestaunt. Das hat der herr Söder wirklich gesagt »diese gesellschaft funktioniert nicht dadurch, daß jeder für sich in anspurch nimmt, frei zu leben.« Tatsächlich. Und das obwohl hier die freiheitsfetischisten regieren, deren oberster immer versucht, das wort »freiheit« möglichst oft in einen satz zu packen.
(…) Alt: Jemand geht nicht hin (anmerkung: gemeint ist ein termin beim jobcenter) und er wird mit 37 € sanktioniert.
37 €
pro monat, macht im quartal eine strafe von 111 €. Sanktionen gelten meines wissens immer für drei monate.
(...) Söder:(…) 20 % der steuerzahler zahlen 80 % der steuern (…)
Für die Einkommensteuer mag das gelten. Den größten batzen nimmt der staat jedoch über die mehrwertsteuer ein - und die wird von arbeitslosen und niedriglöhnern gleichermaßen an der ladenkasse bezahlt wie von milliardären.
(...) Söder: Jeder, der was schafft hat den anspruch drauf, daß mans respektiert.
Den anspruch auf respekt kann man nicht essen. Vernünftiger wäre die forderung, daß jeder, der was schafft, ein gutes leben haben sollte. Offenbar weiß herr Söder allerdings, daß das in unseren wirtschaftssystem nicht realisierbar ist, weshalb er »respekt« fordert - den gibt es kostenlos.
(…) Ralfs: (…) Wenn ich etwas verfluche und vermaledeie, wie kann ich dann für mich das recht annehmen, zu glauben, daß der mich finanziert? (…)
Egal wie man zu diesem staat steht, aussteigen kann man aus ihm nicht, sofern man nicht reich ist und auswandert (ist aber im grunde auch nichts weit genug weg).
Ob man das, was hier läuft, richtig findet oder nicht, ist man an die hiesigen gesetze gebunden, auch wenn man ihnen überhaupt nicht zustimmt. Wenn man gegen die hartzgesetze ist, bekommt man nicht einfach arbeitslosenhilfe nach den alten gesetzen, weil man den sogenannten »reformen« nicht zugestimmt hat.
(…) Boes: (…) ich liebe unseren staat. Nach dem 3. reich ist diese verfassung gemacht worden und diese verfassung ist zur zeit das wichtigste, was wir haben (…).
Bevor ich beginne ein loblied auf diesen staat zu singen, denke ich lieber noch mal drüber nach, was dieser staat den leuten hier alles zumutet.
(…) Maischberger: Ich möchte mal einen neuen vorschlag in die runde bringen, bzw er ist nicht ganz neu, aber herr Boes formuliert ihn ja und auch ein ziel Ihrer tätigkeit ist ja das bedingungslose grundeinkommen. Sie sind für diese bürgerinitiative angetreten. Zusammengefaßt würde man sagen, jeder bürger in diesem land bekommt die summe x (…), egal ob er arbeitet oder nicht. Damit wäre, das, was Sie tun bezahlt, die vorträge, die sie halten, die texte, die zum teil publiziert werden, nicht bezahlt werden. Und plötzlich bekämen Sie für ihre wertvolle arbeit 1000 €. Darf denn das dann jeder haben?
(…) Muth: Ich würde sagen, die arbeitsmoral, die ist damit total am ende. Und es besteht überhaupt kein anreiz mehr, für viele (…). Ich wäre damit nicht zufrieden.
(…) Kipping: Ich fand die aussage von ihnen interessant, weil es gibt breite untersuchungen, wo alle leute sagen, wenn ich 1000 € hätte, ich würde nicht aufhören mit arbeiten, ich würde vielleicht, wenn es ne schwierige arbeit ist, ein bißchen weniger arbeiten (…), aber man denkt immer, daß es die anderen sind und das ist die frage, ob die anderen so viel schlechter sind (…) dem eigenen leben sinn und bewandnis geben.
Das ist eben das problem mit der moral: Man selber hat sie, nur bei den anderen mangelt es daran.
(...) Söder: Diese idee, die herr Boes hat, die halte ich für absurd. Jeder muß seinen beitrag leisten. (…) Wollen wir jetzt wirklich anfangen zu sagen, das was eltern für ihre kindern leisten muß auch nach der stundenuhr bezahlt werden? Weil sie gefragt hat, haben Sie verständnis dafür, absolut null. (…) Wenn er der meinung ist, daß er esoterisch im schneidersitz irgendwo in Berlin sitzt und philosophiert, völlig in ordnung, da hab ich kein problem, das mag dann der anhören, ders hören will (…), nur ich will dafür nichts zahlen. (…) Sie müssen für sich selber arbeiten. (…)
Scheiß toleranz. Ich habe ganz eindeutig schon was dagegen, wenn leute sich mittels esoterischer »philosophie« selbst ihres verstandes berauben.
Allerdings halte ich es für wesentlich harmloser, ein paar menschen mit bescheutertem weltbild durchzufüttern als kriege zu finanzieren. Wofür man steuern zahlen will und wofür nicht, wird in diesem staat niemand gefragt. Die raucher z.B. sind nicht gefragt worden, ob sie bereit wären, durch eine erhöhung der tabaksteuer den krieg in Afghanistan zu finanzieren. Da steht das weltbild des herrn Söder offensichtlich quer zur realität. Allerdings anders quer als das beim herrn Boes der fall ist.
(…) Boes: (…) wenn es bedingungsloses grundeinkommen gibt, wird der hochlohnsektor um den niedriglohnsektor werben - und zwar mit allen mitteln, und dadurch gibt es nur menschen, die freiwillig arbeiten. Und nicht mehr wie heute unter einem drucksystem. (…)
Mein wort heißt, alle mitarbeiter im jobcenter gehören mit ins reich der arbeitslosen (…) die können nur im jobcenter sitzen weil sie im jobcenter nicht mehr gebraucht werden. Das reich der arbeitslosen ist folgendermaßen organisiert: Wie jedes gefangenenlager in der weltgeschichte (…). Und Sie finanzieren, wenn Sie steuern zahlen, den ganzen restriktionsapparat. (…)
In ihren vorstellungen ist frau Ralfs erstaunlich nah an denen der »bürgerinitiative für bedingungsloses grunzeinkommen«. Die haben eine recht
kindische internetseite auf der klargemacht wird, daß es moralisch unvertretbar sei, das grundeinkommen zu kassieren, wenn man doch dagegen war. Kritisch wollen die sich mit ihren schönen gedanken nicht auseinandersetzen. Aus moralischen gründen soll man das richtig finden, weil man später mal drauf angewiesen sein könnte, falls der blödsinn sich mal durchsetzt.
(...) Maischberger: Frau Kipping, (…) wieso nehmen sie den nicht als referent? (…) Oder als wissenschaftlicher mitarbeiter? (…)
Kipping: (…) Da muß man ja auch passen zu einer partei. (…)
Frau Kipping hat sich hier recht diplomatisch ausgedrückt. Der herr Söder ist zwar der auffassung, der herr Boes passe zur linkspartei, aber der Söder hat halt ein berechtigtes interesse, daß die LINKE sämtliche wähler vergrault. Nach meiner auffassung ist der herr Boes mit seinem verquasten weltbild eher ein fall für die »Violetten« oder was es sonst noch so an esoterischen kleinstparteien gibt.
Ich habe jetzt keine lust mehr, weiterzuschreiben. Außer vernünftigen argumenten war in der sendung alles enthalten: Die brave niedriglohnmutter, die ihren kindern arbeitsmoral beibringt, daß man sich hier verwerten lassen muß, die reiche unternehmerin, die geistig zwar nicht so auf zack ist, sich aber dennoch sorgen um die moral macht. Die konservativen, die die moral hochhalten, weil sonst geht dieser staat vor die hunde. Der esoterische weltverbesserer, der ebenfalls die moral für sich beansprucht und eine linke, die auch keine besseren argumente herbeigezaubert hat. Eigentlich waren sich alle einig: Hier brauchts mehr moral. Uneinigkeit nur darüber, wie die auszusehen hat.
Jetzt ist schluß. Alles moppelkotze!