Am gestrigen freitag lief auf RTDeutsch mal wieder »Der fehlende Part«, diesmal mit Albrecht Müller, was ich mir natürlich angeschaut habe. Allerdings blieb ich beim ersten interviewgast hängen, einem gewissen Michael Westphal, seines zeichens politischer aktivist und referent. Michael wer? Der tennisstar von einst war doch an AIDS gestorben…
Moderatorin:»[…] Michael Westphal, politischer aktivist und referent.«Dies »berufsbild« scheint für RTdeutsch ausreichend zu sein. Ob er auf eigene faust aktiv ist oder für eine organisation und wenn ja, für welche, scheint der moderatorin, die das pickelalter offenbar kaum überwunden hat, egal zu sein. Mal nebenher: ich habe nichts gegen junge gesichter auf dem bildschirm. Nur wenn sie für ein medium arbeiten, das sich selbst als »kritisch« sehen möchte, sollten die leute schon so weit geschult sein, interviewhanseln wenigstens soweit zu fragen, daß jeder zuseher weiß, wo sie herkommen. Ansonsten könnte sich jeder als »spezialist« für irgendwas ausgeben und einen zuvor auswendig gelernten text aufsagen.
Nun gut, wenn etwas wirklich vernünftiges gesagt würde, wäre es im grunde egal, wer es gesagt hat. Wenn allerdings komisches zeug erzählt wird, ist es schon interessant, wo es herkommt.
Moderatorin: »[…] Erdöl ist ein politisches instrument geworden.«
Michael Westphal: »Ja, ähhh, nee, das ist es nicht erst geworden, seit kurzem, sondern schon sehr lange. Erdöl ist einfach der strategische rohstoff auf grund seiner hohen energiedichte und seiner leichten handhabbarkeit. Also ich hab damit die möglichkeit flugzeuge zu betreiben, äh, fahrzeuge zu betreiben, wenn wir zum beispiel daran denken, wie schwierig das früher war, als es… als das erdöl noch nicht benutzt wurde, als verbrennungsmotoren, beispielsweise, noch nicht entwickelt waren, äh, welche kräfte dafür notwendig waren, um die kanonen, beispielsweise zu bewegen. Und jeder, der mal mit dem auto stehengeblieben ist, weil das benzin alle war, der weiß auch, wie viel energie dort drinsteckt.«Aha. Das hätte zuvor natürlich niemand auch nur geahnt, daß in erdöl »energie« drin ist. Aber komischer ansatz, daß nun ausgerechnet das nicht mehr vorhandensein des benzins im tank der beweis für energie sein soll. Aber schon verstanden, energie merkt man immer dann, wenn der tank leer ist.
Aber weiter:
Moderatorin: »Ist es zufall, daß in den ländern, in denen bestimmte, äh, wo wo es vielleicht noch an der demokratie mangelt - zumindest aus der sicht einiger länder - ähm - auch besch - auch öl - erdölvorkommen sind?«[…] (gezeigt wird karte mit erdölfördernden ländern) […]
Michael Westphal: »Es fällt auf jeden fall auf, ähm, daß immer gerade dort freiheit, demokratie und menschenrechte herbeigebombt werden müssen, wo also erdöl ist. Ein paradebeispiel ist Libyen […], wo jetzt das tor zur hölle geöffnet ist. Wo also jetzt, äh, im grunde chaos herrscht.«Sicher sind die lebensumstände in Libyen in den letzten jahren furchtbar, skeptisch macht es trotzdem, wenn menschen, die über politische konflikte im allgemeinen sprechen mit bildern wie »hölle« oder wenn etwas als gut dargestellt werden soll von »paradiesischen zuständen« sprechen. Wenn jemand von persönlichen erfahrungen spricht, und er schlimmes durchgemacht oder schönes erlebt hat, mag ein solches vokabular durchgehen. In allen anderen fällen wirkt das unseriös.
Moderatorin: »Also demokratieexport und erdöl gehören unweigerlich zusammen? [… (unverständlich)]«
Michael Westphal: »Unweigerlich… ähhh… es wird einfach dafür instrumentalisiert. Es wird den leuten eingeredet, dort muß jetzt demokratie hin, weil dort jetzt keine demokratie ist und deshalb müssen wir jetzt dieses land angreifen, deshalb müssen wir jetzt dieses land besetzen. Und gerade im Irak sehen wir das ja. Dort ist die USA 2003 reingegangen in den in den Irak und ja, wie sieht es da heute aus? Äh ja das ist die die demokratie die dort hergestellt werden konnte. Das sehen wir heute im Irak.«[…] bla bla bla
Michael Westphal: »Ja da haben wir diese synergie zwischen rüstung und erdölförderung […] Königreich Saudiarabien müssen wir eigentlich sagen, wenn wir von demokratie auch sprechen. Das ist also ein staat der kaum etwas anderes macht außer erdöl aus der erde zu pumpen und die USA liefert einfach Saudiarabien die waffen, damit die ressoucen dort geschützt werden können. Das ist der zusammenhang, das ist sozusagen diese… diese synergie, diese symbiose. Diese allianz die sich dort entwickelt hat und die dort auch hergestellt wurde. Dem einen oder anderen sind vielleicht auch die fotos bekannt wo der George W. Bush, also junior zum beispiel mit dem könig zusammen äh, sich umarmt. Das ist ja auch alles dokumentiert. «
Moderatorin: »Vielen dank, Herr Westphal! Gut, daß überall wo es an demokratie fehlt erdöl ist, ne. Das wär sonst echt schade.Interesant ist hier, daß der herr Westphal auf die Amerikanischen waffenlieferungen an Saudiland hinweist, die Deutschen waffengeschäfte jedoch nicht einmal im ansatz erwähnt. Das ist doch komisch. Da hätte eine gute journalistin, die etwas ahnung hat, doch mal bohrend nachfragen müssen. Das konnte die ärmste nun vermutlich gar nicht, weil sie noch nie etwas davon gehört hatte.
[…]«
Das verschlägt nun erst einmal die sprache. Ein kritischer sender, dessen moderatoren nicht imstande sind, auch nur im geringsten kritisch nachzufragen. Herrn Müller werde ich mich zuwenden, wenn ich diesen schlimmen schock verwunden habe.