Freitag, 21. November 2014

Rußland vorgestern

An sich ist auslandsrundfunk kaum etwas schlechtes. Viele länder bieten ein mehrsprachiges programm mit informationen für ein ausländisches publikum an. So gibt es beispielsweise das programm der Deutschen Welle in 30 sprachen, darunter auch Russisch und Ukrainisch. Auch China oder der Iran bieten Deutschsprachige nachrichten an und seit kurzem gibt es RT aus Rußland ebenfalls in Deutscher sprache.

Ich bin durchaus Rußlandfreundlich gesonnen, aber in bezug auf diesen sender frage ich mich wirklich, ob die nicht spinnen, die Russen. Denn das was die dem Deutschsprachigen publikum vorsetzen, ist schlicht und ergreifend eine zumutung.

Es sollte einem zu denken geben, daß RT im letzten jahr zum NSA-skandal niemanden aus dem bundestag befragte, sondern ausgerechnet die in Deutschland damals wie heute weitgehend unbekannte Beatrix von Storch. Daß nun diese erzreaktionäre ausgesucht wurde, und nicht irgendjemand sonst, war sicherlich kein zufall, im umfeld von RT sind eher reaktionäre figuren aus Deutschland zu beobachten. Leute wie Elsässer, Schachtschneider, Ochsenreiter oder Ulfkotte.

Wenn das die »alternative« zum neoliberal geprägten einerlei der westlichen medien sein soll, verzichte ich auf beides gern. Man muß sich nicht freuen, wenn man anstatt mist etwas wie verdauungsendprodukt geboten bekommt.

RT, das steht offensichtlich für die »rückwärtsterminierten«.

8 Kommentare:

  1. Mir ist bei RT international auch aufgefallen, dass dort als Zeugen gegen Merkels Politik die skurrilsten Persönlichkeiten auftreten - eben Elsässer, Storch, Mross etc. Ich dachte immer, vielleicht kriegen die keine anderen vor die Kamera? Ich denke aber, dass wir (ich unterstelle mal das "Wir") Linken bei aller Sympathie für Russland und Verständnis für Putins Politik nicht vergessen dürfen, dass dieses Land seine Identität derzeit über konservative Werte und autoritäre Strukturen zu finden versucht. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Russland nicht links ist. Unter diesem Aspekt sind natürlich Elsässer mit seinem konservativen Familienbild oder Frau Storch ideale Studiogäste.

    Aber jenseits davon deutet Ihr Text ein Problem an, das mich seit Monaten umtreibt und mir äußerstes Unbehagen bereitet.

    Die neoliberale Einheitssauce der GroKo und der angeschlossenen gleichgeschalteten Medien rufen zurecht Kapitalismuskritik, Kritik an der imperialen Außen-und Wirtschaftspolitik und neuerdings ganz massiv Medienkritik hervor. Und zwar von links UND rechts - mit naturgemäß diametral verschiedenen Begründungen. Mich macht das vollkommen kirre.

    Da liest man irgendwo einen russlandfreundlichen Beitrag, freut sich, googelt den Autor und findet raus, dass er ein lupenreiner "Neurechter" ist. Und man hats nicht gemerkt! Vielleicht ist er aber nicht aus Friedensliebe ein Freund Russlands, sondern weil er stockkonservativ ist. Und so entsteht diese merkwürdige, von Elsässer propagierte "Querfront", in dem es kein Links und Rechts mehr geben soll, und er uns gleichsam seine eigene politische Entwicklung aufzwingen will. So hijackt man flugs die Friedensbewegung mit Montagsmahnwachen, und wir Linken können uns letztlich nicht mehr mit gutem Gewissen auf so einer Demo blicken lassen. Da nützt es auch nichts, wenn Ken Jebsen per Proklamation jetzt den Schulterschluss mit den Linken versucht. Da kann Jebsen noch so aufklärerisch mit seinen Interviews arbeiten (und ich denke, das tut er wirklich), aber er wirds nicht hinkriegen. Dieses Umfeld ist einfach zu unappetitlich.

    Hijacking also, wo man hinschaut: Die Medienkritik durch den krankhaft islamophoben Herr Ulfkotte plus Kopp-Verlag, die Kritik an der wahnwitzigen EU-Politik durch die AfD und die Kritik an der neo-imperialen Außenpolitik durch die Neurechten. Wo ist die Linke? frage ich mich.

    Die Linkspartei ist vollauf damit beschäftigt, in den Kreis der etablierten Parteien aufgenommen zu werden. Wagenknecht/Lafontaine können es aber alleine nicht wuppen. Ich sehe für mich, für eine "politische Heimat" weit und breit kein Land mehr.

    Wie kommen wir aus diesem "Querfront"-Dilemma raus? Muss ich wirklich, wenn ich gegen Merkels Kriegshetze demonstrieren will, neben einem womöglich rassistischen Neurechten stehen?

    Ratlose Grüße!

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    1. "Wagenknecht/Lafontaine können es aber alleine nicht wuppen"

      Hä, Sahra Wagenknecht marschiert ja auch mit, bei diesem neurechten "Friedenswinter", zusammen mit anderen dubiosen Gestalten wie Ken Jebsen und Pedram Shahyar.

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    2. Tja, das ist jetzt irgendwie keine Hilfe, mein Problem zu verkleinern.

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    3. Man darf nicht vergessen, daß es seit über 20 jahren keine Sowjetunion mehr gibt. Und daß Putin ein konservativer nationalist ist, der seine nation in der internationalen konkurrenz voran bringen möchte. Im gegensatz zu ihm war Jelzin bei der obrigkeit im westen beliebt, weil er die interessen Rußlands nicht vertrat und die USA in der Nachsowjet-zeit als alleinige großmacht zurückblieben. Im »Kalten Krieg« ging es nicht allein um antikommunismus, sondern um die vormachtstellung in der welt. Nachdem die unliebsame konkurrenz ausgeschaltet war, konnten die Vereinigten Staaten ihren einflußbereich nach osten vergrößern und jetzt wird es zum problem, daß Rußland sich das nicht weiter gefallen läßt.

      Der begriff der »gleichschaltung der medien« ist problematisch, weil der begriff historisch besetzt ist. Damit ist die faschistische gleichschaltung im 3. Reich gemeint, die eben nicht nur bedeutete, die medien im sinne der obrigkeit auszurichten, sondern auch noch den letzten kaktuszüchterverein in das faschistische führerprinzip eingliedern zu müssen. Gäbe es diese angebliche »gleichschaltung« wirklich, dann säßen alle, die das behaupten oder etwas anderes berichten, längst im knast.

      Die journalisten der Springerpresse, Bertelsmann und der öffentlich-rechtlichen berichten zum allergrößten teil im sinne der obrigkeit. Aber nicht, weil sie per gesetz dazu gezwungen würden, sondern weil sie abliefern müssen, was ihre chefs bezahlen. Das ist keine gleichschaltung, sondern ganz normale lohnschreiberei. Wenn es medienkonzerne gibt, die auf dem markt geld verdienen müssen und zwar größtenteils durch werbung, dann kann die berichterstattung zwangläufig nur marktkonform gestaltet werden, weil man in die hand, die einen füttert, nicht beißen darf. Der Ulfkotte entdeckt da offenbar unmoralität bei den angeblich »käuflichen« journalisten. Was sollen die denn sonst sein, wenn die ihr zeug verkaufen müssen, wie jeder andere auch? Übt er kritik am system? Nein. Sein geschäftsmodell ist halt ein anderes. Im grunde geht es bei Kopp insgesamt jedoch ums selbe: geld verdienen. Wenngleich auch auf einem noch erbärmlicheren niveau als bei den angeblich »gleichgeschalteten«.

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    4. Jebsen und aufklärung? Zwei welten prallen aufeinander. Manchmal scheint er sich mühe zu geben, seriös zu wirken, dann aber auch wieder nicht. Das ist ein ständiges rumlavieren eines menschen, der meint im namen der wahrheit unterwegs zu sein und dabei immer wieder an den bösen fakten scheitert. Im frühjahr dieses jahres hat er eine lobrede darauf gehalten, daß »die natur schlau genug« sei, probleme zu lösen. Klar, die natur löst z.b. das problem ebola durch ganz natürliches abkratzen auf sehr einfache weise. Jeder mensch der da etwas gegen hat, und zu diesem personenkreis gehöre ich zufällig, wird schnell erkennen, daß eine rationale lösung einer natürlichen lösung vorzuziehen ist. Solchen figuren, geht es nicht drum, die natur zu beobachten, um zu wissen, wie sie ist, sondern um moralische wertung der natur, die angeblich viel schlauer sei, als der böse mensch, der sich immer nur schlechtes ausdenken würde. Mit der angeblichen »natürlichkeit« wird allerhand ekelhaftes gerechtfertigt: der mann wird ins feld geschickt, weil der da seiner natürlichen rolle als krieger nachkommen kann, die frau soll ständig werfen, weil sie damit ihrer natürlichen rolle als mutter nachkommen kann etc. Mit dem, was gerade gescheit wäre, hat das nichts zu tun.

      Linke kräfte gibt es ein der BRD seit den 50er jahren nicht mehr. Die KPD hat sich in den jahren nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend selbst zerlegt und wurde im august 1956 obendrein verboten und seit dem gibt es keine nennenswerte linke mehr. Derzeit gibt es zwei sozialdemokratische parteien, von denen eine sich DIE LINKE nennt.

      Querfrontdilemma? Wer im gegensatz zu gewissen »hufeisentheoretikern« eine vorstellung von den wirtschaftlichen verhältnissen hat, gerät in ein solches nicht. Rechte möchten eine möglichst nationale wirtschaftornung, in der es auch etwas »sozialklimbim« für die erwünschten staatsbürger geben soll. Ziel eines linken sollte es sein, den »sozialklimbim« abzuschaffen, weil die existenz eines jeden menschen nicht mehr in frage stehen sollte.

      Jeder muß selber wissen, ob er sich mit fragwürdig rechten figuren gemeinsam, um des lieben friedens willen hinstellt und gegen Merkels politik demonstriert. Ich werde das nicht tun. Demonstrieren ist auch eine schöne sache, mit dem man sich in diesem staat beschäftigen kann. Das hat vielleicht symbolcharakter. Bewirkt hat es noch nie etwas.

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  2. Veranstaltet doch Eure eigene "Friedensdemo" und nennt sie "Demo gegen Krieg, Merkel und Antisemitismus".

    Sobald Antisemitismus im Namen enthalten ist, wird die Demo wohl von solcherlei Teilnehmern verschont. Andererseits - könnte es dann auch ganz schön leer werden, so wie die heutigen 'Friedensbewegten' sich bisher gerieren.
    Nazienkel

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  3. Danke für diesen Artikel. Mich wundert auch das technisch miese Niveau des Senders. Da beherrscht niemand sein Handwerk. RT deutsch ist Rufschädigung für Russland. Ich hätte erwartet, dass die Kreml-Leute mehr auf der Pfanne haben. Was die senden, sind zum Teil schlicht Lügen.

    Querfront: Ja, das wird so langsam zum Problem. Idioten wie Shayar, Jebsen oder jetzt auch Albrecht Müller haben keine Probleme mit Antisemiten und Nazis, aber immer im Dienste der guten Sache. Es sind eine Menge Narzissten und Egozentriker unterwegs, das ist vielleicht das Hauptproblem.

    Und dass Wagenknecht mit Jebsen gemeinsame Sache macht, zeigt, dass Jebsen Talent hat, Leute zu umgarnen.

    Peinlich finde ich immer, dass es Leute gibt, die die Unseriosität Jebsens nicht merken. Das sind vermutlich die Leute, die an der Tür auch Zeitschriftenabos abschließen.

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  4. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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