In bezug auf
Zeit-online, wo letztens gefragt wurde, warum manche länder drecklöcher sind, schreibt T
obias Blanken bei den Salonkolumnisten, daß der begriff »drecksregime« für solche länder angemessen wäre, weil ja nicht die länder an sich »dreckslöcher« wären, sondern das herrschende regime entscheidend sei.
Da ist die gute, alte DDR natürlich nicht weit. Schließlich sprach Donald Trump von
»shithole countries«, weil er ein problem mit flüchtlingen aus dem ostblock hat - gegen die menschenmassen aus der DDR will er bekanntermaßen sogar eine mauer errichten lassen. Aber zurück zu Blankens text. Über die DDR schreibt er
zitat Tobias Blanken: »Beide Staaten fingen nach dem Krieg mit ähnlichem Menschenmaterial an, trotzdem nahm die Produktivität einen anderen Lauf.«
Natürlich fing die DDR mit ähnlichen
menschen wie die BRD an, jedoch mit anderem, vor allem weniger
material. Zwar waren die kriegsschäden auf dem gebiet der SBZ geringer als in den westzonen, doch leistete die SBZ 97 % der reparationsleistungen.
Zitat Tobias Blanken:»Entscheidend für die Produktivität ist nicht die Faulheit oder der Fleiß der Menschen am Arbeitsplatz, sondern wie effizient die Arbeitsprozesse organisiert sind – und welche Technologien zum Einsatz gebracht werden. Und da hat sich die dezentral organisierte Marktwirtschaft gegenüber der hierarchisch organisierten Planwirtschaft als überlegen erwiesen; die privatwirtschaftlichen Unternehmen der BRD konnten nahezu in jedem Jahr aufs Neue höhere Produktivitätszuwächse als die Staatswirtschaft der DDR erzielen. Produktivitätszuwächse, die sich dann über die Jahrzehnte so akkumulierten, dass die DDR trotz ähnlicher Ausgangsvoraussetzungen regulär abgehängt wurde. Und das mit drastischen Folgen, mit einem Drittel der Produktivität der BRD hätte die DDR 1989 die Arbeitszeiten verdreifachen müssen, um das Wohlstandsniveau der BRD zu erreichen. Was aber auch nur in der Theorie möglich ist, da Menschen schlichtweg nicht in der Lage sind, jede Woche aufs Neue eine 120-Stunden-Woche abzureißen.«
Wie ich oben bereits dargelegt hatte: auf dem gebiet der SBZ waren vor der staatsgründung der DDR ganze fabriken abgebaut, eisenbahngleise herausgerissen, loks und waggons mitgenommen worden. Nach der demontage von industrie- und eisenbahnanlagen lag die wirtschaftliche leistungfähigkeit bei etwas mehr als der hälfte des vorkriegsniveaus. All das mußte erst wieder aufgebaut werden. Damit waren die
ausgangsvorraussetzungen eben alles andere als ähnlich wie im westen, sondern tatsächlich wesentlich schlechter.
Immerhin erkennt herr Blanken, daß für die produktivität andere dinge notwendig sind als bloß fleiß. Ein problem der DDR war, daß sie moderne maschinen, beispielsweise mangels devisen, nicht einfach so auf dem weltmarkt kaufen konnte, weshalb die notwendige modernisierung langsamer als im westen verlief.
Auf jeden fall sollte man darüber nachdenken, was das mit der produktivität übrhaupt bedeutet. Die wurde in Westdeutschland nicht aus langeweile oder wohltätigen zwecken gesteigert, sondern damit mehr gewinn für die unternehmer rausspringt. Produktivitätssteigerung bedeutet nicht unbedingt mehr wohlstand für die leute, die die leistung erbringen, sondern daß härter gearbeitet werden muß. Hierzu schreibt herr Blanken:
Zitat Tobias Blanken:»Heruntergebrochen, wenn ein Bürger der BRD eine Stunde arbeiten musste, um etwas herzustellen, musste ein Insasse der DDR drei Stunden arbeiten.«
Erstmal ist es natürlich ein ding, daß die menschen in der DDR für herrn Blanken natürlich keineswegs
»bürger« sind, sondern knackigleich
»insassen.«
Was hat denn die produktivitätssteigerung in der BRD gebracht?
Die leute, die arbeitsplätze hatten, mußten härter arbeiten. Und der rest, den man nicht mehr brauchte, war arbeitslos. In den 80er jahren gab es in der BRD arbeitslosenquoten von 7 – 9 %. 1989 gab es in der BRD mehr als zwei millionen arbeitslose.
In einer volkswirtschaft, in der die anfallende arbeit auf die gesamte arbeitsfähige bevölkerung verteilt wird, geht es nicht drum, aus jedem einzelnen das meiste rauszuprügeln, sondern die notwendige arbeit so zu verteilen, daß sie für die menschen möglichst leichter wird. Das ist ein völlig anderes konzept und läßt sich so nicht besonders gut vergleichen
Zitat Tobias Blanken:»Aber „Menschen aus Drecksregimen“ läuft womöglich Trumps Intention zuwider, denn „Regime“ klebt nicht an den Menschen, es taugt nicht als Stigmata.«
Meines wissens ist »stigmata« plural. Dieser satz ist also einigermaßen verkorkst. Aber jeder macht fehler, nicht nur die plankommission der DDR.
Zitat Tobias Blanken:»Dass die Produktivitätskluft zwischen der BRD und der DDR trotz ähnlichem Menschenmaterial breit wie der Grand Canyon war, geht vermutlich schon gar nicht mehr in seinen Kopf, dass schwarze Einwanderer in den USA sogar überdurchschnittlich performen, noch viel weniger, schließlich müsste der alte Mann mit dem blondierten Haar dann sein krudes Weltbild hinterfragen.«
So breit ist der Grand Canyon nun auch wieder nicht. Vielleicht müßte der mann mit den kruden gedanken unter der frisur sein weltbild mal hinterfragen, wenn er weniger vorurteilsbeladen auf die wirtschaft der DDR gucken würde.
Die sache dürfte den einen oder anderen erstaunen.
1950 waren beide Deutschen staaten gegründet, sie fingen an zu wirtschaften - also für beide BIP-index (BIP = Bruttoinlandsprodukt) 100. 1989, also zum ende der DDR war der BIP-index immerhin auf 558 gewachsen. Der der BRD auf 534. Die DDR hatte also ein höheres wirtschaftswachtum als die BRD.
Dabei weiß man doch, daß die damals in der DDR gar nichts hinbekamen. Aber mal ehrlich: in der DDR haben sie aus eigener kraft aus erbärlichen verhältnissen einen immerhin bescheidenen wohlstand geschaffen.
Um ein klares bild von der planwirtschaft zu bekommen, müßte man das experiment mit tatsächlich gleichen bedingungen auf beiden seiten wiederholen.
Zitat Tobias Blanken:»Und das Hinterfragen ist eine Disziplin, bei der narzisstische, vorurteilsbeladene Menschen ganz mies performen, in diesem Fall sogar vollkommen unabhängig vom System.«
Daß der narzißtische, vorurteilsbeladene mensch nicht unbedingt bestens »performt« hat uns herr Blanken exzellent vorgeturnt. Ob er wohl bereit wäre, seine vorurteile abzubauen, kann man nicht wissen.
Er lebt leider in einem dreckslochland, in dem man vor politischer indoktrination nicht sicher ist - und so muß man ihm seine voreingenommenheit vielleicht nachsehen.