Da hat im fernsehen doch glatt eine weiße frau es gewagt, einem Afrikanischstämmigen mann an den kopf zu greifen. Mitten im fernsehen - in einer kuppelshow, unfaßbar.
Zitat Thembi Wolf:»›Ich muss‹, setzt sie an.Unglaublich. Da begibt sich ein nicht-weißer mann, ex-sportfuzzy, der offenbar um jeden preis ins fernsehen will, in eine show, in der er von einer horde weiber belagert wird und wird unsittlich am kopf berührt.
Tu's nicht!
›...deine Haare...‹
NEIN! Du musst gar nichts! Finger weg!
›...nochmal anfassen. Die sind sooo toooll!‹
Grapsch! Ernestine wuschelt dem Bachelor durch den kurzen Afro.«
Zitat Thembi Wolf:»[...] trifft vor allem Frauen, mit Afrokrause oder typisch schwarzen Haarstyles wie geflochtenen Zöpfchen. Aber eben auch schwarze Männer [...]«Nein. Das trifft keineswegs bloß frauen mit Afrokrause und typisch schwarzen haarstyles und schwarze männer, sondern auch personen, die weit davon entfernt sind, irgendwie Afrikanisch auszusehen und auch überhaupt keine »typisch schwarze« frisur haben.
Zitat Thembi Wolf:» [...] Aber das ungefragte Haareanfassen sagt auch: Du bist mir fremd. Du bist exotisch. Ich glaube, das Recht zu haben, dich anzufassen. Du bist dafür da, meine Neugierde zu befriedigen. Damit macht man sein Gegenüber zum Objekt. Ungefragtes Haareangrapschen ist grenzüberschreitend. Ein No-Go.«Völlig richtig. Haareangrapschen, vor allem, wenn es ungefragt passiert, ist übergriffig und verbietet sich von selbst. Es sind aber nicht allein die verkommenen, rassistischen Europäischen bleichgesichter, die sich Afros gegenüber nicht benehmen. Leider sind Afrikanische männer gelegentlich auch nicht besser und führen sich auf, als hätten sie noch nie einen Mitteleuropäischen menschen gesehen und meinen die haare fremder anfassen zu »müssen«.
Allerdings wäre ich eher nicht auf die idee gekommen, daß es sich um rassismus handelt. Denn ich bin mir relativ sicher, daß die mecs wahrscheinlich einen Mitteleuropäischen, blonden, jungen mann mit »des yeux bleus très sympathiques« höchstwahrscheinlich eher nicht angegrapscht hätten, weshalb ich so naiv war, das haareanfassen für eine ganz normale belästigung zu halten.
Der zitierte artikel fing eigentlich so an.
Zitat Thembi Wolf:»Denn das Haare-anfassen ist, gemeinsam mit der ›Wo kommst du wirklich her?‹-Frage wahrscheinlich die am meisten verbreitete Form von Alltagsrassimus.«Die »wo-kommst-Du-her-frage« soll eine form von alltagsrassismus sein? Wenn sich, beispielsweise, ein Bayer und ein Holsteiner in Köln in einer kneipe kennenlernen, sie sind beide vor einiger zeit dort hingezogen, sprechen aber nicht den ortsüblichen dialekt, ist es nicht völlig unwahrscheinlich daß sie darüber reden, wo sie herkommen. Und wenn einer von den beiden zufällig eine Afroamerikanische oma hat, wird aus einem an sich harmlosen alltagsgespräch plötzlich alltagsrassismus? Das ist seltsam.
Zitat Thembi Wolf:»Meist bleibt es ja auch nicht beim ›Darf ich mal anfassen?‹. Oft folgt ein erniedrigender Vergleich der Haare mit Haushaltsmaterialien (Wolle, Watte, Stroh) oder Tieren (Schaf, Pudel).«Solche vergleiche sind grenzwertig. Nur wo hört kränkung/beleidigung auf und wo fängt rassismus an? Rothaarige weiße haben häufig ähnliche probleme, daß sie mit nicht unbedingt freundlichen vergleichen bedacht werden: ferkelblond, haut von der farbe eines schweins, weiß wie ein handkäs’, haare wie ein roter köter oder sprüche wie »rote haare, sommersprossen sind des teufels volksgenossen«. Von wenig freundlichen spitznamen, die diese leute dann schnell weghaben ganz zu schweigen. All das ist genau so verletzend und beleidigend gemeint, wie es sich anhört. Nur ist das eben kein rassismus, sondern schlicht und ergreifend menschliche dummheit, daß menschen, die bestimmten normvorstellungen nicht entsprechen, ausgegrenzt und erniedrigt werden.
Zitat Thembi Wolf:»›Don’t touch my hair‹ steht auf T-Shirts und auf Plakaten bei Black-Lives-Matter-Demos. Es gibt Kinderbücher, die so heißen. Dass jeder das Recht auf seinen eigenen Körper hat, müssen schwarze Kinder früh lernen, denn gerade in kleine Afros wandert gern mal eine fremde Hand, während man an der Ampel oder Supermarktkasse steht.«Falsch. Nicht nur schwarze kinder müssen früh lernen, daß sie ein recht auf ihren eigenen körper haben, sondern alle kinder. Die unart, fremden kindern über den kopf zu streicheln, ob die das nun möchten oder nicht, ist unabhängig von der farbe relativ weit verbreitet.
Zitat Thembi Wolf:»Die Verantwortung zum respektvollen Umgang liegt daher bei den Menschen ohne Afrohaare.«Logisch. Wegen Europäischer haarfarbe und frisur ist man vollumfänglich verantwortlich für das betragen und die missetaten, die ähnlichaussehende begangen haben, während Thembi Wolf selbstverständlich nichts dafür kann, wenn menschen mit tollen Afrohaaren meinen, ungefragt Europäische haare anfassen zu dürfen.
Der zitierte artikel fing eigentlich so an.
Zitat Thembi Wolf::»Es passiert, wenn man es am wenigsten erwartet. Wenn das Bier kaltgestellt und die Pizza im Ofen ist. Wenn der Kopf eigentlich ausgeschaltet ist – und der Fernseher an, [...]«Hoffentlich schaltet frau Wolf ihren kopf auch wieder ein. Dann müßte es ihr eigentlich auffallen, daß bei RTLfernsehshows respektvoller umgang ohnehin meist durch abwesenheit glänzt. Und das sogar völlig unabhängig von farbe und frisur.