Donnerstag, 3. März 2016

Piano Phase

Wie ich soeben aus Klaus Baums »Notizen aus der Unterwelt« erfahren habe, kam es am Sonntag in der Philharmonie in Köln zu einem eklat. Wegen dieses stückes von Steve Reich aus dem jahre 1967, das dem publikum »zu radikal« gewesen sei (in Köln sollte es auf dem cembalo gespielt werden, in diesem beispiel auf dem marimba):



Ich bin kein allzu großer fan von minimalmusic. Aber so »radikal«, daß es einem die zornesröte ins gesicht treiben müßte, ist das nun ehrlich nicht. Ganz im gegenteil, ich würde eher mit geschlossenen augen im konzertsaal sitzen und mir zu der musik passende bilder vorstellen - allerdings ist es nicht völlig auszuschließen, daß ich dabei, wenn die konzertsaalsitze sehr bequem wären, ganz friedlich schlafen würde.

Zuvor sei der aus dem Iran stammende cembalist Mahan Esfahani angebrüllt worden, er solle gefälligst Deutsch sprechen, als er auf Englisch eine einführung in das werk gab.

Es wird mir ein ewiges rätsel bleiben, weshalb menschen viel geld für konzertkarten ausgeben, wenn sie keinen blassen dunst haben, was sie erwarten wird. Erlebe ich in Berlin immer wieder, daß leute fein herausgeputzt ins konzerthaus gehen, teure karten ganz vorn gekauft haben und dann nicht einmal den ersten satz des konzerts durchhalten, geschweige denn bis zur pause.

An jenem abend wurden auch stücke von J.S. Bach gespielt, für mich ist es nachvollziebar, weshalb ausgerechnet der zusammen mit werken der Neuen Musik aufgeführt wurden. Allerdings hätten die veranstalter des konzerts sich vielleicht ärger erspart, wenn sie dazu geschrieben hätten, daß es sich nicht um ein barock-konzert handelt.

Daß der Bach zur kultur gehört, hat sich nach ein paar jahrhunderten rumgeschwiegen. Mit der »Neuen Musik« haben viele leute probleme. Meist kennen sie nicht einmal den begriff.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

anmerkungen willkommen, mißbrauch strafbar.