In ihrem 1930 erschienenen sozialkritischen roman »Hotel Amerika« beschreibt Maria Leitner, was in der realität vom »Amerikanischen Traum« übrig bleibt. Am beispiel eines New Yorker luxushotels zeigt sie die verwerfungen der US-amerikanischen gesellschaft auf. Von jenen, die es sich leisten können, in diesem hotel quartier zu nehmen, über die, die im hintergrund für diesen luxus arbeiten müssen, bis hin zu denen, die keine arbeit bekommen und in elendsunterkünften ihr dasein fristen müssen.
Maria Leitner war mitte der 20er jahre als jounalistin durch die USA und lateinamerika gereist. Sie hat in dieser zeit dort aber nicht nur arbeiter und arbeiterinnen nach ihren arbeits- und lebensbedingungen befragt, sondern selbst dort als arbeiterin oder dienstmädchen gearbeitet.
Hier kann man den gesamten roman kostenlos lesen oder für einen e-book-reader herunterladen. Die rahmenhandlung ist an sich relativ uninteressant - spannend daran ist, etwas darüber zu erfahren, wie die einfachen leute in den USA damals gelebt haben.
Spannend ist auch der vergleich mit den lebensbedingungen heute. Man stellt fest, daß 80 jahre fortschritt für die »normalen« leute nichts gebracht haben - und für die wirklich armen erst recht nichts.
Wer zeit hat und ein bißchen englisch versteht, sollte sich zum selben thema diese BBC reportage ansehen, sie dauert knapp eine halbe stunde (herzlichen dank an meine allerfleißigste kommentatorin
Nadja, die mich auf diesen film aufmerksam machte).
An einer stelle sagt ein herr in einem anzug, die armen in den USA wären gar nicht arm, weil die angeblich häufig sogar über breitformatflachbildschirmfernseher verfügten, was in der sogenannt dritten welt keiner hat. Das zeigt doch allerhöchstens, wie bescheuert die verhältnisse in diesem besten und reichsten aller staaten sind: Die leute verlieren wegen der gesetze ihr dach über dem kopf und müssen im zelt leben, obwohl das haus, das sie bewohnten, hinterher leersteht und verfällt.
Sie haben ohne wohltätigkeitsspenden nichts zu beißen, sind aber angeblich keinesfalls »arm«, weil sie sich irgendetwas aus ihrer bürgerlichen existenz gerettet haben.
Man ist doch nicht reich, weil man einen computer, eine glotze oder ein auto hat, die man in anderen ländern oder anderen zeiten nie bekommen hätte. Arm ist man, wenn man seine alltäglichen bedürfnisse nicht befriedigen kann.
Weltweit leben mehr als 300 millionen kinder in slums.