Unter dem titel
»Wie man Nazis erkennt« schrieb
Christian Stöcker in seiner kollumne »Der Rationalist« am vergangenen sonntag wie so häufig in den bürgerlichen medien leider kaum gescheites darüber, woran man nazis erkennt.
Weil man nazis heute nicht mehr an glatze, springerstiefeln und baseballschlägern erkennt, ging es zur abwechslung um Hitlergruß, dumpfe parolen, rechte symbole, zeichen und deren abkürzungen, Holocaustleugnung oder den versuch, den Holocaust in vergessenheit geraten zu lassen. Und um nudelsoßen. Und überhaupt:
»Allzu groß ist das Repertoire nicht, viele Nazis sind eher schlichte Gemüter.« Und damit begeht herr Stöcker den schlimmsten fehler, den man machen kann. Er spricht einfach den leuten, deren ideen er für verwerflich hält, die fähigkeit zu denken ab, als ob falsches denken nicht ebenso einer gewissen logik folgen würde. Und so kann er sich, wie andere autoren auch, drumrumdrücken zu erklären, woran man nazis eigentlich erkennt: nämlich an ihrer gesinnung.
Was macht faschistisches denken aus?
Die überhöhung des nationalen interesses oder wie Pegidaredner Kubitschek es ausdrückte, daß wahrhaft loyal zum eigenen land sei, dem die größe seines landes wichtiger sei als das eigene leben. Wenn dergestalt überzogene ansprüche an die vaterlandsliebe gestellt wird, muß es einen nicht wundern, daß menschen, die auswärtige wurzeln haben, in den verdacht geraten, daß sie dazu eher nicht bereit sind. Wobei zum glück auch die breite mehrheit der eingeborenen Deutschen mit sicherheit nicht so selbstmörderisch denkt. Faschisten befürworten den krieg und das recht des stärkeren, weshalb sie sich herausnehmen, jene, die sie für schwach oder Undeutsch halten, gegebenenfalls totzuprügeln.
Ebenso wichtig ist die verherrlichung der geschichte des eigenen volkes. Und in bezug auf den Holocaust ist selbst den faschos klar, daß das eher etwas verherrlichungsunwürdiges ist, weshalb das entweder geleugnet wird oder wenigstens höchstens am rande erwähnt werden soll. Stattdessen soll man lieber an die geistesgrößen denken, die Deutschland hervorgebracht hat. Aber eben nicht wegen ihrer besonderen leistungen, die sie hervorbrachten, sondern weil sie Deutsch waren. Auch wird die volksgemeinschaft mythisiert, woraus zwangsläufig feindschaft gegenüber fremden resultiert. Beliebt ist das lamento
»für uns Deutsche ist kein geld da, aber den flüchtlingen wird gegeben.« Als wäre bis 2015 alles in butter gewesen und dann plötzlich wegen der fremden der Deutsche sozialstaat zusammengebrochen und als müßten nun die h4empfänger und armutsrentner deretwegen zum monatsende an alten teebeuteln lutschen - mußten sie vorher schon. Dieser staat hat es nämlich so eingerichtet, daß es hier konkurrenz und somit auch konkurrenzverlierer gibt. Dagegen haben die rechten nichts, solange ausländer nicht dafür zugelassen sind. Und da fühlen sie sich dann vom staat verlassen, von dem sie sich einbilden, daß er zuerst für sie als Deutsche da sein müßte.
All das kann und sollte man selbstverständlich ablehnen - und schon gar nicht mit »unzufriedenheit«, »angst«, »einfache lösung«, »populismus« oder dergleichen entschuldigen. Ja, es macht spaß, über rechte zu lästern und witze über sie zu machen, nur wird das auf dauer dem problem nicht gerecht, wenn man immer nur liest, wie blöde die sind.