Montag, 29. Januar 2018

Foto am montag (300)

Graugänse (anser anser). Nicht sicher ist, ob sie jetzt erst in den süden fliegen oder bereits aus dem süden zurückkehren. Oder haben sie sich das mit dem weiterfliegen gespart und sind einfach hier geblieben?

Donnerstag, 25. Januar 2018

The Fall

Gestern verstarb im alter von 60 jahren der aus Salford stammende Sänger Mark E. Smith. Das dürfte wohl auch das ende der band The Fall sein, die seit 1976 in höchst unterschiedlicher besetzung, aber immer mit Mark E. Smith, existierte.

Konzertausschnitt vom vergangenen Herbst:


Peel Session 1978:



Hit the north:

Montag, 22. Januar 2018

Foto am montag (299)

Paddyreiher (ardeola grayii).

Freitag, 19. Januar 2018

In memoriam

von Thomas Gsella

Der war nie jung, der das nicht kennt:
Bekifft ist’s gut besaufen,
doch hat man leider voll verpennt,
noch Blättchen einzukaufen.

Der war nie jung, der diesen Scheiß
nie machte (blau, versteht sich):
Zwar ist ein gutes Blättchen weiß,
doch auch druckschwarzes dreht sich.


Heute wird Thomas Gsella, der ehemalige chefredakteur des satiremagazins Titanic, 60 jahre alt, die redaktion des 1€blog gratuliert - also hundertfünfzig, hoch die tasse ... das ist aber aus einem anderen gedicht, das vielleicht zu einem anderen anlaß zitiert werden wird.
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Nachtrag über einen, der diese woche 70 wurde:

Donnerstag, 18. Januar 2018

Kommunikative oberflächlichkeit!

Vierter teil meines artikels »Der computer ist schuld!« hier geht es zum anfang
Zitat Werner Seppmann: »Alle Untersuchungen, die sich mit den sogenannten "Neuen Medien" beschäftigen, dokumentieren darüber hinaus eine Tendenz zur kommunikativen Oberflächlichkeit, die mit einer normativen Bedenkenlosigkeit korrespondiert, wie die zunehmenden Hasstiraden im Netz zeigen.«
Das kommunikative neandertal der verblödeten. Man findet im internet an vielen stellen die ewigleich verlaufenden diskussionen, in denen immer die selben sprüche kommen. Im grunde also kaum etwas anderes, als wenn man mit seinen kollegen mittags in die kantine geht und dort jeden tag auf die gleiche art geblödelt wird, weil die themen immer die gleichen sind und die tretmühle, in der man steckt, leider auch nicht täglich eine andere ist.


Oberflächlichkeit und hasstirade schließen einander jedoch aus: einem oberflächlichen menschen ist alles mehr oder weniger egal. Hass hingegen ist kein oberflächliches gefühl, wer im internet hasstiraden postet, fühlt sich in der (vermeintlichen) anonymität des internets sicher. Und so wird gepöbelt, wie am stammtisch, nur unter umständen eine spur drastischer, weil man sich anonym wähnt.
Zitat Werner Seppmann: »Die den Suchvorgängen zugrunde liegende algorithmischen Programme verstärken jedoch Mehrheitsmeinungen und verdrängen Ansichten von Minderheiten, denn als Suchergebnis wird vorrangig das präsentiert, was schon auf großes Interesse (das oft durch Einflussinitiativen stimuliert wurde) gestoßen ist. Hinzu kommt, dass die meisten Nutzer in der Regel nur die ersten beiden Einträge (die zumeist auch noch kommerzielle Schaltungen sind) zur Kenntnis nehmen. Das wird systematisch ausgenutzt. Alleine schon dadurch wird wirksam der Möglichkeit vorgebaut, dass alternative Ansichten sich in einer relevanten Intensität zur Geltung bringen können.
Es ist also gar nicht nötig, dass Inhalte verfälscht oder verzerrte und sachwidrige Behauptungen verbreitet werden. Es reicht aus, dass nur bestimmte Sichtweisen in der Vordergrund gerückt werden und kritische Sachverhalte im rauen und grauen Meer der Informationen untergehen. Eine Konsequenz dieses Informationsimperialismus ist der allmähliche Verfall eines kritischen Realitätsbildes, weil es eine wirkungsmächtige Tendenz gibt, das netzvermittelte "Wissen" (das mittlerweile fast einen Monopolstatus besitzt) für bare Münze zu nehmen. Man googelt, ohne die tatsächlich vorhandenen Informationsmöglichkeiten auszuschöpfen, lässt sich von der vermeintlichen "Vielfalt" blenden, ohne dem Aspekt der Verlässlichkeit noch besondere Achtung zu schenken.«
Das stimmt, daß algorithmen im internet bestimmen, was man findet und was nicht. Aber da ist auch der nutzer selbst gefragt: es gibt nicht nur die eine suchmaschine im internet, sondern etliche - ich benutze beispielsweise gern metager der Leibnitz Universität Hannover oder startpage. Wenn die leute aus bequemlichkeit immer dieselbe suchmaschine verwenden, ist das auch wieder kein problem der technik, sondern ein problem der menschlichen bequemlichkeit.

Demnächst weiter.

Montag, 15. Januar 2018

Donnerstag, 11. Januar 2018

Totale zerstreuung!

Dritter teil meines artikels »Der computer ist schuld!« hier geht es zum anfang
Zitat Werner Seppmann: [...]»Worum es geht, zeigt ein einfaches Beispiel: Wer sich nur auf das Navigationssystem seines Autos verlässt, verliert schleichend seine geographische Orientierungsfähigkeit.«
Man kann nur fähigkeiten verlieren, die man irgendwann mal erworben hatte. Die meisten leute können sich gut dort orientieren, wo sie sich auskennen. In einer fremden stadt haben viele ein problem, den stadtplan zu lesen. Sicher sollte man sich nicht allein auf die technik verlassen, aber wenn man gerade nicht weiß, wo man lang muß, kann ein navigator durchaus hilfreich sein.

Diese technik ist dazu da, daß man sie an der stelle einsetzt, wo der persönliche orientierungssinn aussetzt. Natürlich kann man auch jemanden nach dem weg fragen, das setzt aber voraus, daß jemand da ist, den man fragen könnte.
Zitat Werner Seppmann: »Denken wir nur an die Auswirkungen permanenter Ablenkung, wenn ein Text mit vielen Links versehen ist. Texte mit Verweisungen auf andere Texte und Quellen, Erklärungen und Informationen - als Hypertext glorifiziert - gelten als große Errungenschaft der Internets. Der Text soll lesbarer und zugänglicher, sein Verständnis gefördert werden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Entsprechende Studien zeigen, dass sowohl die Leseleistung reduziert wird, als auch das inhaltliche Verstehen abnimmt, wenn der Nutzer mit einer entgrenzten Informationsflut konfrontiert wird und er von einem Informationsangebot zum anderen springt.«
Ob links in texten tatsächlich stören, und die leseleistung (was auch immer darunter verstanden werden soll) reduzieren, kann ich nicht beurteilen. Beispielsweise in fremdsprachlichen texten finde ich es durchaus praktisch, wenn schwierige begriffe mit einer erklärung z.b. in einem lexikon verlinkt sind, mir zumindest hilft sowas durchaus für das verständnis. Links sind aber überhaupt keine erfindung der computerei, sondern kamen schon lange in gedruckten büchern vor. Damals nannte man das fuß- oder endnote.

Hypertext bedeutet doch bloß, daß man den text nicht unbedingt stur linear von anfang bis ende liest, sondern zwischendurch zu fuß- oder endnoten springt, um dann weiterzulesen. Wer sich z.b. mal mit dem Kapital befaßt hat, wird wissen, daß man sich an den fußnoten manchmal festlesen kann und man dann erstmal vom thema abweicht, an manchen stellen kann man auch erstmal bücher von anderen autoren hervorholen und darin lesen, wenn man wissen will, worauf Marx sich bezog, muß man aber nicht. Es sind einfach hinweise. Nicht anders verhält es sich mit links in texten. Da läßt die leseleistung natürlich gewaltig nach, wenn man den text nicht so schnell liest, weil man sich zwischendurch mit etwas anderem befaßt. Wahrscheinlich bin ich glatt verblödet, weil ich anstatt mich auf das Kapital zu konzentrieren, zwischendurch etwas über Malthus oder Proudhon wissen wollte. Das war widerrechtliche abschweifung.
Zitat Werner Seppmann: »Pädagogen müssen gegenwärtig mit Erschrecken feststellen, dass durch die Dominanz der Computertechnologie auch die Kulturtechnik der handschriftlichen Artikulationsfähigkeit verloren geht. Mittlerweile können schon Millionen von der Tastatur der elektronischen Apparate geprägten Kinder nicht mehr ausdauernd und leserlich schreiben.«
Ebensogut könnte man sich beschweren, daß mit der erfindung des buchdrucks die kulturtechnik des handschriftlichen bücherkopierens verloren ging.

Haben kinder heute tatsächlich größere schwierigkeiten mit der handschrift als früher? Soweit ich mich erinnern kann, haben sich schüler aller jahrgangsstufen immer darüber beklagt, zu viel schreiben zu müssen, wenn sie ein paar sachen notieren sollten und viele aufsatzhefte glichen, vorsichtig ausgedrückt, nicht unbedingt kalligraphiebüchern. Wenn man es gelernt hat sich schriftlich zu artikulieren, ist es relativ egal, ob man dazu einen bleistift, einen kuli, eine schreibmaschine oder einen computer benutzt. In meiner grenzenlosen naivität habe ich geglaubt, daß kinder zur schule geschickt werden, damit sie dort lernen, wie man texte schreibt.

Daß die jugend verblödet, war schon den Alten Griechen bekannt, allein bei meiner generation hat es zum ersten mal auch wirklich gestimmt. Schließlich kam uns die sprache abhanden, weil wir walkmen besaßen und ständig mit kopfhörern rumliefen und uns mit bekanntermaßen verdummender popmusik zududelten, anstatt miteinander zu reden. Aber mit irgendwem mußten selbst wir über die musik, die wir toll fanden, reden. Schließlich wollten wir kassetten tauschen und manchmal mußten sogar briefe verfaßt werden, um an noch spannendere musik zu kommen. Das alles mitten im kommunikativen Neandertal ganz ohne sprache. Wobei briefe schreiben und kopfhörer aufhaben sich nun wirklich nicht ausschließen müssen.
Zitat Werner Seppmann: »Für viele ist der Smartphonegebrauch wichtiger als ein unmittelbarer Weltzugang und die personenbezogene Kommunikation geworden. An fast jedem Familientisch kann beispielsweise eine neue Form der Beziehungslosigkeit beobachtet werden, weil jeder auf das Smartphone-Display starrt und sein Gegenüber mit Missachtung straft.«
War es »beziehungslosigkeit« als man am familientisch noch die gute, alte, gedruckte zeitung las? Macht das einen unterschied, wenn man die zeitung heute in digitaler form liest? Da hat sich doch nicht viel geändert: man informiert sich über neuigkeiten - die, sofern man zeit hat, gleich diskutiert werden.

In früheren zeiten war es üblich, vor einem familiären freßgelage ein tischgebet zu sprechen. Man ließ den Herrn Jesus virtuell an der veranstaltung teilnehmen. Wenn heute zu so einem anlaß aufgetischt wird, fällt man auch nicht sofort über die speisen her, man läßt die nicht anwesenden virtuell teilhaben, indem man ihnen ein foto schickt. Das kann man blöde finden, aber ein »kommunikationskiller« muß das nun wirklich nicht sein. Man kann die bilder, die man erhalten hat, rumzeigen - und schon hat man wieder ein gesprächsthema. Wenn man sich mit den leuten, mit denen man am tisch sitzt, nichts zu sagen hat, nützt auch der verzicht auf zeitung oder smartphone nicht. Das sind auch wieder probleme, die mit der technik an sich wenig oder nichts zu tun haben.

In bälde geht es weiter.

Montag, 8. Januar 2018

Foto am montag (297)

Graureiher (ardea cinerea).

Sonntag, 7. Januar 2018

Schlimmer als atomkraft!

Zweiter teil meines artikels »Der computer ist schuld!« - hier geht es zum anfang

Zitat Werner Seppmann: »Selbst Kommunikationsprozesse werden zunehmend automatisiert, so dass es immer häufiger geschieht, dass Computer stellvertretend für die Menschen untereinander kommunizieren. Oder denken wir an den vollautomatisierten Börsenhandel, in dem kontrollierende Instanzen, wenn die Programme einmal in Gang gesetzt sind, nicht mehr eingreifen können. Geradezu erschreckend sind die Perspektiven der Cyberkriegsführung, deren Grundlage destruktive Aktivitäten sind, also das Eindringen in gegnerische Netzwerke, die von überlebenswichtiger Bedeutung sind, um sie zu zerstören. Problematisch ist, dass durch die netzspezifischen Anonymisierungmöglichkeiten die Hoffnung bei den Aggressoren besteht, unentdeckt zu bleiben. Dadurch reduzieren sich jene Hemmschwellen, die so manchen konventionellen Krieg doch noch verhindert haben. Aber noch aus einem anderen Grund drängt sich ein Vergleich mit der Atomenergie auf. Von ihren Protagonisten in den 50er und 60er Jahren wurden im Prinzip die gleichen Argumente benutzt, die wir heute auch von den Computerideologen hören: Mit Hilfe der Nuklear-Technologie ließen sich alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen, alle kulturellen und zivilisatorischen Probleme lösen. Die Grundtendenz des vorherrschenden "Atom-Bewusstseins" war eine grenzenlose Naivität. Ich erinnere mich an die Prognosen in einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift Anfang der 60 Jahre, dass zukünftig nicht nur die Autos mit kleinen Atommeilern angetrieben würden, sondern im Haushalt auch die Staubsauger. Und das alles natürlich risikofrei und zu den minimalsten Kosten. Wir wissen, was daraus geworden ist.«
Der vergleich atommeiler - computer hinkt gewaltig: meines wissens wird in atommeilern energie durch spaltung von atomkernen erzeugt, wobei leider auch radioaktive strahlung freigesetzt wird, die nachweislich gesundheitsschädlich ist und menschen töten kann. Das war auch schon in den frühen 60er jahren bekannt.

Das mit computern zu vergleichen, die untereinander kommunizieren oder vollautomatisiertem börsenhandel, ist doch ein bißchen weit hergeholt. Wenn menschen wirtschaftlich ruiniert werden, ist es trotz aller grausamkeit etwas anderes als wenn sie physisch ausgelöscht würden.

Aber es kommt noch besser.
Zitat Werner Seppmann: »In der Durchsetzungsphase des Nuklear-Komplexes waren - gelinde gesagt - ebenso wie bei den IT-Technologien Mythos und Realität nicht deckungsgleich: Die Verbreitung der IT-Technologien ist in vergleichbarer Weise mit ideologischen Legitimationsformeln und mehr noch mit falschen Behauptungen umstellt.«
Was die durchsetzung der atomenergie in der BRD betrifft, ist da was dran. Aber in welcher weise trifft das auf IT zu? Herr Seppmann fängt an, über autos zu reden:
Zitat Werner Seppmann: »Das stimmt, aber das ist auch bei der Bewertung des Individualverkehrs der Fall. Obwohl seine problematischen Aspekte bekannt sind, ist das Auto immer noch affektiv besetzt. Natürlich deshalb, weil es größere und kleinere Vorteile bei Lebensgestaltung mit sich bringt und im Mittelpunkt vieler "Lebensträume" steht.[...]«
Was das auto betrifft, sollte man sich klar machen, daß der »traum« von der individuellen freiheit in den meisten fällen mit dem albtraum der härteren lohnarbeit erkauft wird. Das wäre jedoch ein anderes thema.
Zitat Werner Seppmann: »Der Umfang der digitalen Ausspähung bleibt dabei ebenso im Dunkeln wie die Kriterien, mit denen die Unmengen von Daten, die der Nutzer selbst liefert bearbeitet und welche Schlüsse aus ihnen gezogen werden. Man erfährt als Betroffener nur, dass man nicht eingestellt oder der beantragte Kredit verweigert wird. Bei allen problematischen Aspekten muss immer berücksichtigt werden, dass die Entwicklung erst am Anfang steht und niemand wirklich weiß, wohin die Reise geht. An ein informationsgesellschaftliches Paradies als Zielpunkt kann nur glauben, wer von grenzenloser Naivität ist.«
Da ist was dran. Man muß sich bewußt sein, daß das internet natürlich nicht besser ist als alles andere im kapitalismus und viele der für den nutzer kostenlosen angebote natürlich nicht »umsonst« sind, sondern beispielsweise mit den daten, die man hinterläßt, »bezahlt« werden. Und ein stückweit liegt es an einem selbst, wie man mit seinen daten im internet umgeht.
Zitat Werner Seppmann: »Die Digitalisierung hat viel weitgehendere Konsequenzen. Mit Hilfe der Netzinformationen werden beispielsweise soziale Selektionsprozesse organisiert: Internetrecherchen sind heute ein gängiges Mittel bei Einstellungsverfahren: "Das Netz vergisst nichts!" - und die Betroffenen wissen nicht, wer Informationen über ihn sammelt, welchen Wahrheitsgehalt und welche Konsequenzen sie haben.[...] «
Darauf, daß das netz nichts vergißt, sollte man sich nicht verlassen. Vieles, das ich einst irgendwo schrieb, ist längst verschwunden. Von meinen ersten blogversuchen ist nichts mehr sichtbar, obgleich ich sie nie selbst gelöscht habe - irgendwann hat der bloganbieter seinen server ausgeschaltet und mit der zeit sind diese sachen auch aus den suchmaschinen verschwunden. Überdies kann man in der EU personenbezogene daten zumindest aus suchmaschinen wie google entfernen lassen.

Man muß aber immer bedenken, daß man im internet nie wirklich anonym ist und deshalb sollte man immer vorher überlegen, was vielleicht besser nicht ins internet gehört.

Hier geht es in weiter mit teil 3

Samstag, 6. Januar 2018

Der computer ist schuld!

In der zeit zwischen den jahren las ich bei Telepolis ein dreiteiliges interview mit dem soziologen Werner Seppmann, von dem kürzlich das buch »Kritik des Computers« erschien. Er sagt in diesem interview durchaus richtiges zur gesellschaftskritik aber leider wenig taugliches zur technikkritik.

Teil 1
Zitat Werner Seppmann: »Zuallererst sollte uns zu denken geben, dass die Entwicklung des Computers von militärischen Interessen determiniert ist - und die Computer-Technologie diese Kainsmale immer noch mit sich herumschleppt. Der große Computer-Pionier und gleichzeitig unerbittliche Kritiker einer in ihren Konsequenzen unreflektierten Informatisierung, Joseph Weizenbaum, hat vehement darauf hingewiesen, dass der Computer nicht nur im Krieg geboren wurde, sondern dass fast alle Forschungen und Entwicklungen vom Militär präjudiziert wurden und heute noch werden. Alleine aus diesem Grund kann nicht gesagt werden, dass der Computer eine wertfreie Technologie wäre.[...]«
Genauso gut könnte man sagen »zuallererst sollte uns zu denken geben, dass die entwicklung der konservendose von militärischen interessen determiniert ist - und die konservendose diese kainsmale immer noch mit sich herumschleppt.« Und im gegensatz zum computer stimmt das sogar, man sollte sich womöglich gedanken drüber machen, wenn man sich das nächste mal eine büchse baked beans oder so reinpfeifft.

Bei allem respekt vor herrn Weizenbaum, der computer wurde nicht »im krieg geboren«. Der erste computer war Analytical Engine, der vom Englischen mathematiker Charles Babbage in der ersten hälfte des 19. jahrhunderts entwickelt wurde. Ada Lovelace, die tochter von Lord Byron, erdachte dafür eine programmiersprache und schrieb das erste komplexe anwenderprogramm. Sie war der erste softwareentwickler der geschichte und hatte auch damals schon die idee, daß man einen computer auch zum musikmachen verwenden könnte. Leider scheiterte die umsetzung an den damaligen technischen gegebenheiten, aber vom logischen aufbau her hätte die maschine funktioniert.

Auch Konrad Zuse hatte die idee zum Z1 nicht, weil er unbedingt was für das millitär tun wollte. Er arbeitete als statiker und hatte kein bock auf die ewige rechnerei. Daß auch das militär sich für solche technischen entwicklungen interessiert, ist kaum verwunderlich.

Computer wurden jedoch nicht für das militär erdacht und sind nicht auf millitärische nutzung festgelegt. Computer sind frei programmierbare maschinen, denen es wertneutral egal ist, ob sie im krieg eine drohne ansteuern, um zu töten oder ob sie im krankenhaus helfen, leben zu retten oder für etwas völlig anderes eingesetzt werden.

Hier geht es weiter

Donnerstag, 4. Januar 2018

Deutschland 88

Letzens kam im Deutschlandfunk ein interessantes radiofeature, in welchem Englische Germanistikstudenten von ihrem studium in Deutschand erzählten.

Das spannende daran: die sendung war eine wiederholung von 1988 und die studenten hatten eine zeit in der BRD und eine zeit in der DDR studiert. Dabei hatten sie ein erstaunlich schlechtes bild von der BRD gewonnen, in der sie beispielsweise probleme mit bürokratischen hürden hatten und ein ziemlich gutes von der DDR, an der ihnen positiv auffiel, daß es keine bettler gab und daß alle menschen sich restaurantessen und kulturveranstaltungen leisten konnten. Gefragt, wo sie denn leben wollten, wenn sie denn in Deutschland leben müßten, entschieden sie sich eindeutig für die DDR.

Die sendung kann man hier anhören.

Der Spiegel meldete letzte woche, daß Westdeutsche studenten bis heute nicht in Ostdeutschland studieren wollen.

Mittwoch, 3. Januar 2018

40 jahre Kombinat Mikroelektronik

Aus westlicher sicht galt der ostblock in puncto computertechnik als entwicklungsland. Kaum jemand erinnert sich, daß in Bulgarien einst prozessoren hergestellt wurden und dort mit dem Prawez sogar ein Applecompatibler computer gebaut wurde.

In der jw vom 2. januar war ein interessanter artikel von Jörg Roesler über halbleitertechnologie in der DDR. Darin schreibt er:
»Eigentlich – denn es wurde von den »Aufarbeitern« in den Medien einiges unternommen, um die Mikroelektronik in ihr Bild von der DDR-Wirtschaft einzupassen: Die Zuwendung zur Mikroelektronik in der DDR sei allein auf das Renommierbedürfnis der SED-Führung, insbesondere von Generalsekretär Erich Honecker und seines Wirtschaftssekretärs Günter Mittag zurückzuführen. Die SED-Führung habe die Vorstellung, die Bundesrepublik auf ökonomischem Gebiet einzuholen – ursprünglich eine Idee Walter Ulbrichts – nicht aufgeben wollen. Man habe sich aber technologisch überhoben. Statt des erhofften Millionengeschäftes sei die Mikroelektronik zum Milliardengrab geworden. Als Beweis für die verfehlte Technologiepolitik wird gern die Geschichte vom Ein-Megabit-Chip erzählt. Mit diesem Speicher sollte technologisch der Anschluss an westliche Standards erreicht werden. Im September 1988 sei der erste Ein-MB-Chip mit großem propagandistischen Aufwand – das Neue Deutschland berichtete seitenlang darüber – an Erich Honecker übergeben worden, der sich beeilte, damit vor Michail Gorbatschow zu prahlen. Dabei sei der Chip überhaupt nicht funktionsfähig gewesen. Honecker und Mittag hätten schlicht geblufft. Der 40. Jahrestag der Gründung des Kombinats Mikroelektronik am 1. Januar 1978 soll Anlass sein, sich anhand dieses Beispiels einmal genauer mit den wirklichen Problemen und Errungenschaften der DDR-Mikroelektronik zu beschäftigen.

[...] Haben die Medien also recht, wenn sie die Milliarden Mark verschlingende Mikroelektronikförderung in der DDR als ein »technologisches Desaster« bezeichnen? Nein. Man darf nicht vergessen, dass zwischen beiden Schätzungen mehr als ein Jahrzehnt rasanter Entwicklung der Mikroelektronik im Weltmaßstab lag und dass das in den Plänen der DDR von 1976 angestrebte Weltniveau 1988/89 nicht mehr mit dem der zweiten Hälfte der 70er Jahre vergleichbar war. Die SZS-Studie lässt damit immerhin auch diese Schlussfolgerung zu: Die DDR hatte sich im Wettbewerb auf diesem Gebiet nicht abhängen lassen. Das aber war angesichts der Hindernisse, die ihr in den Weg gelegt wurden, eine bemerkenswerte technologische Leistung.«

Den gesamten artikel kann man hier lesen.

Montag, 1. Januar 2018

Foto am montag (296)

Frohes neues jahr!

Heute geht natürlich nichts ohne den vogel des jahres 2018, den star (sturnus vulgaris):

Davon gibt es hier zum glück reichlich.