In der jw vom 2. januar war ein interessanter artikel von Jörg Roesler über halbleitertechnologie in der DDR. Darin schreibt er:
»Eigentlich – denn es wurde von den »Aufarbeitern« in den Medien einiges unternommen, um die Mikroelektronik in ihr Bild von der DDR-Wirtschaft einzupassen: Die Zuwendung zur Mikroelektronik in der DDR sei allein auf das Renommierbedürfnis der SED-Führung, insbesondere von Generalsekretär Erich Honecker und seines Wirtschaftssekretärs Günter Mittag zurückzuführen. Die SED-Führung habe die Vorstellung, die Bundesrepublik auf ökonomischem Gebiet einzuholen – ursprünglich eine Idee Walter Ulbrichts – nicht aufgeben wollen. Man habe sich aber technologisch überhoben. Statt des erhofften Millionengeschäftes sei die Mikroelektronik zum Milliardengrab geworden. Als Beweis für die verfehlte Technologiepolitik wird gern die Geschichte vom Ein-Megabit-Chip erzählt. Mit diesem Speicher sollte technologisch der Anschluss an westliche Standards erreicht werden. Im September 1988 sei der erste Ein-MB-Chip mit großem propagandistischen Aufwand – das Neue Deutschland berichtete seitenlang darüber – an Erich Honecker übergeben worden, der sich beeilte, damit vor Michail Gorbatschow zu prahlen. Dabei sei der Chip überhaupt nicht funktionsfähig gewesen. Honecker und Mittag hätten schlicht geblufft. Der 40. Jahrestag der Gründung des Kombinats Mikroelektronik am 1. Januar 1978 soll Anlass sein, sich anhand dieses Beispiels einmal genauer mit den wirklichen Problemen und Errungenschaften der DDR-Mikroelektronik zu beschäftigen.
[...] Haben die Medien also recht, wenn sie die Milliarden Mark verschlingende Mikroelektronikförderung in der DDR als ein »technologisches Desaster« bezeichnen? Nein. Man darf nicht vergessen, dass zwischen beiden Schätzungen mehr als ein Jahrzehnt rasanter Entwicklung der Mikroelektronik im Weltmaßstab lag und dass das in den Plänen der DDR von 1976 angestrebte Weltniveau 1988/89 nicht mehr mit dem der zweiten Hälfte der 70er Jahre vergleichbar war. Die SZS-Studie lässt damit immerhin auch diese Schlussfolgerung zu: Die DDR hatte sich im Wettbewerb auf diesem Gebiet nicht abhängen lassen. Das aber war angesichts der Hindernisse, die ihr in den Weg gelegt wurden, eine bemerkenswerte technologische Leistung.«
Den gesamten artikel kann man hier lesen.
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