Dienstag, 11. Dezember 2012

Moppelkotze bei Maischberger (zweiter teil)

Fortsetzung.

Stehengeblieben war ich bei der klassengesellschaft. Herr Boes hatte die behauptung aufgestellt, daß es eine zwei-klassen-gesellschaft gäbe, weil es leute gäbe, die steuern zahlen und welche, die keine steuern zahlen.

Das ist eine merkwürdige vorstellung, denn steuern zahlen müssen hier nun wirklich alle. Wer hier lebt zahlt für alles, was er kauft die mehrwertsteuer, also mindestens 7 %. Für sachen, die keine esswaren sind, zahlt man 19 % und andere konsumsteuern.

Die klassengesellschaft gibt es. Es gibt menschen die privateigentum haben. Damit ist nicht das eigene auto oder das häuschen im grünen gemeint, in dem selbst gewohnt wird, sondern das eigentum an produktionsmitteln. Die mehrheit der menschen ist jedoch von den produktionsmitteln getrennt, nicht einmal die produkte der arbeit gehören ihnen. Sie sind darauf angewiesen, daß ein unternehmer sie gegen geld arbeiten läßt.

Da läßt sich der klassengegensatz sehr deutlich erkennen: Der unternehmer will einen möglichst hohen gewinn manchen, ist also an möglichst niedrigen löhnen interessiert, weil arbeiter für ihn bloß kostenfaktor sind. Der arbeiter braucht jedoch einen möglichst hohen lohn, weil er sonst nichst anderes zum leben hat. Daran hat sich seit 150 jahren nichts geändert. Und das läßt sich im kapitalismus auch nicht ändern.
Boes: Mein wort ist, je wichtiger eine arbeit ist, desto weniger guckt man auf geld (…), da frage ich mich, was war beim herrn Ackermann der fall (…). Und meine arbeit ist wichtig.

(…) Ich habe angeboten vorträge zu halten, im jobcenter über die menschenrechtslage (…) und über die neuen lösungen des bedingungslosen grundeinkommens. Ich bin noch nicht eingeladen worden (…).
Es wundert kaum, daß zur abwechslung mal wieder der Ackermann als watschenkasper herhalten darf. Genau wie alle anderen manager hat der seine boni-zahlungen nicht für seine leistung erhalten, sondern dafür, daß er andere zu mehr leistung angetrieben hat.

Das mit der wichtigkeit der arbeit des herrn Boes sehe ich völlig anders. Ich tät mich sehr bedanken, wenn ich vom jobcenter zu so einem vortrag hingeschickt werden würde und mir die gespinnste dieser offenbar etwas krausen gedankenwelt dann stundenlang auf staatskosten anhören müßte.

Daß die sache mit dem BGE alles andere als einen schlauer plan ist, habe ich bereits mehrfach geschrieben beispielsweise im artikel »bedingungslos blöd« oder »stell Dir vor, es ist party und keiner will darüber nachdenken, warum«. Sicherlich habe ich darüber noch nicht das letzte wort geschrieben.
Maischberger:Sie sind in hungerstreik getreten (…)

Boes: Man hat mir kein geld zum essen gegeben (…). Das jobcenter hat ein viel zu scharfes schwert, es ist verfassungswidrig, wie man mit den menschen umgeht (…).

Dr. Albert Krölls (diplom-soziologe und professor für recht und verwaltung an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Hamburg) schreibt über die sozialen grundrechte: »Maßstab ihrer gewährung ist vielmehr der funktionale Gesichtspunkt, was der eigentumslose Mensch gemäß staatlichem Ermessen mindestens braucht, um sich in dieser Gesellschaft als Arbeitskraft anbieten zu können: Essen, Wohnung, Kleidung, Bildung und Gesundheitsversorgung im dafür unbedingt notwendigen Umfang. Das ist schon die ganze menschenwürdige Existenz, die der politische Sachwalter dieser Gesellschaft seinen Bürgern durch die gewährung sozialer Rechte zuspricht (…) Minimalausstattung zur und Verpflichtung auf die Konkurrenz ist der ökonomische Inhalt der ›materiellen Freiheit und Gleichheit‹, mit der der bürgerliche Staat seine lohnabhängigen Bürger beglückt. Der Inhalt dieser Wohltaten, welche die sozialen Menschenrechte zusprechen, besteht also in dem, was der soziale Staat für die Bewahrung der kapitalistischen Brauchbarkeit seines Volkes für unerläßlich hält und sich unter Abwägung der finanziellen Aufwendungen für seine konkurrierenden Aufgaben, seiner Haushaltslage und der Konjunkturen des Wirtschaftswachstums kosten lassen will.«

Daraus wird recht einfach ersichtlich, daß der sozialstaat gar keine besonders erbauliche erfindung ist. Der sozialstaat ist eher das eingeständnis, daß die mehrheit der insassen dieses staates arm bleiben und sich in notlagen wie arbeitslosigkeit oder krankheit nicht selbst helfen können, sondern auf staatliche hilfe angewiesen sind.
(...) Söder: (…)Ich habe kein problem damit, wenn einer sagt, eine arbeit ist ihm zu viel oder eine arbeit taugt ihm net oder er möcht gern was anderes machen. Der prolem wird, wenn die dame die hart arbeitet, die finanzierung zu leisten hat, daß einer seinen lebensweg anders wählt. (…) Das vermeintliche klassensystem funktioniert nämlich so, daß die, die früh aufstehen (…), dann zahlen müssen, wenn einer möglicher weise nicht will. (…)

Söder, Sie haben das klassensystem nicht begriffen. Sechs, setzen!

An sich traue ich es herrn Söder schon zu, daß er weiß, daß die die früh aufstehen und hart arbeiten hauptsächlich den profit der unternehmen erarbeiten. Das wird er allerdings kaum laut aussprechen, wenn es darum geht, daß natürlich die faulen, die nicht arbeiten gehen, schuld sind.

Im nächsten teil kommt frau Kipping dran und dann ist auch so langsam schluß.

Moppelkotze zum letzten...

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