Donnerstag, 30. Juli 2015

Ausbeutung

Gestern wurde ich in hier in der diskussion auf einen jungen menschen aufmerksam gemacht, der freiheit für das höchste ideal hält. Nachdem ich mir einige seiner videos angeschaut hatte, mußte ich aufhören, weil ich sonst einen zwerchfellriß riskiert hätte. Der stellt sich mit jugendlichem enthusiasmus vor eine kamera und erzählt ohne konzept und besonderes wissen über das, was ihm zu bestimmten themen durch den kopf geht und wirkt dabei wie die karrikatur eines libertären.

Aber auch solche texte kann man sachlich auf die richtigkeit des inhalts prüfen. Wer sich das video anschauen will, kann das gern tun, weil der sabbel schwer zu ertragen ist, hat das 1-Euro blog keine kosten und mühen gescheut, alles mitzuschreiben. Natürlich nicht unkommentiert.

Zitat Krüger:»Hey, mein name ist Charles Krüger und ich kann es langsam nicht mehr hören, daß unternehmen angeblich die ganzen arbeiter ausbeuten. Das heißt unternehmen, bei denen man freiwillig angefangen hat zu arbeiten, man hat feiwillig den arbeitsvertrag unterschrieben, man kann jederzeit gehen und das ist angeblich die größte ausbeutung in unserer… in unserer zeit in unserer gesellschaft.«
Freiwilligkeit mag ja vorliegen, wenn ein schüler lohnarbeiten geht, um sich das taschengeld aufzubessern. Da sorgen mami und papi für den lebensunterhalt und wenn man mehr möchte, als die einem geben, sucht man sich einen ferienjob. Man kann es aber auch lassen, denn für die existenziellen bedürfnisse ist gesorgt.

Bei erwachsenen menschen ist es aus mit der freiwilligkeit. Die müssen für ihre wohnung, ihre kleidung, ihr essen selbst aufkommen. Das bringt monatliche kosten mit sich. Und weil die meisten leute leider kein vermögen haben, müssen sie das geld für die regelmäßigen kosten monat für monat erarbeiten. Das tun sie nicht freiwillig, sondern weil sie wissen, daß sie anders nicht überleben können. Die mehrheit der lohnarbeitenden bevölkerung kann nicht einfach die arbeitsstelle aufgeben. Das bedeutet verlust der existenzgrundlage.

Arbeitszwang über geld.
Zitat Krüger:»Während in wahrheit der staat 30%, 50%, 70% von dem einkommen nimmt was man… was die menschen verdienen und davon allen möglichen schwachsinn finanziert. Der irgendwelche kriege finanziert und irgendwelche auslandseinsätze oder ähm überwachung finanziert.«
Kriege führt der staat nicht aus bosheit oder selbstzweck, sondern um wirtschaftsinteressen durchzusetzen. Horst Köhler mußte zwar zurücktreten, nachdem er es gesagt hatte. Aber er hatte recht, kriege werden für außenhandelsinteressen und arbeitsplätze geführt.
Zitat Krüger:»Oder vollkommener unsinn. Irgendwelche riesigen gebäude wie die Elbphilharmonie, ähm, wo dann irgendwelche privaten unternehmen reingehen können. Ich mein, vollkommener irrsinn und daß das das, daß das nicht die ausbeutung ist, sondern wo dann die sozialisten immer sagen ›ja, die unternehmen sind die bösen menschen‹.
«
Auch aus sozialistischer sicht sind unternehmen überhaupt keine menschen, sondern unternehmen.

Meines wissens wird die Elbphilharmonie nicht auf staatskosten erbaut, sondern ist ein projekt, das in öffentlich privater partnerschaft gebaut wird. Als solche dinge noch staatlich geregelt wurden, verlief das anders. Die Berliner Philharmonie wurde in ca. drei jahren erbaut. Obwohl die technik vor gut einem halben jahrhundert noch längst nicht so gut war, wie sie heute ist.

Zitat Krüger:»Wenn da kann man freiwillig gehn und da hat man freiwillig angefangen. Aber der staat, wo man nich einfach gehn kann, ich mein, man kann den staat verlassen aber dann ist man nur um auf eine andere steuerfarm zu ziehen. Aber der staat ist nicht die große ausbeutung, obwohl der den größten teil des einkommens nimmt, also einfach abzweigt, so das man das überhaupt nicht bekommt. Ich mein wir könnten den lohn sofort von allen menschen von allen menschen, um 30, 40, 50% steigen, um allein die lohnkosten, die lohnnebenkosten weg, ähm, lassen würden. Das heißt damit könnten wir den lohn extrem heben. Und nich, weil irgendwelche unternehmen die äh abzocken oder die ausbeuten, sondern weil der staat uns alle abzockt und ausbeutet.«
Das stimmt, den staat verlassen bringt wenig, weil es heutzutage keine wirkliche alternative mehr gibt.

Sozialisten und vor allem kommunisten sehen in der sozialversicherung ein eingeständnis des staates: daß nämlich der normale lohnarbeiter überhaupt nicht genug verdient, um für die notlagen, in die er zwangsläufig hineingeraten wird, selbst vorzusorgen. Deshalb wird das geld eingezogen bevor man es überhaupt in der hand hat.

All das hatte Ayn Rand offensichtlich nicht bedacht. Sie hetzte gegen die sozialversicherung. Krank und mittelos bezog sie unter falschnamen geld aus dem damaligen medicareprogramm. Das ist nicht moralisch verwerflich, sondern ein schönes beispiel, wie ein mensch sich gewaltig irren kann.
Zitat Krüger:»Ich mein, ich erzähl mal ne geschichte, ich hab mal ne zeitlang in so nem ähm, ganz normalen supermarkt gearbeitet, einfach nebenbei, um nen bißchen geld zu verdienen neben der schule. Und ich hab da manchmal an der kasse gesessen, so und hab mir so überlegt, kumma, ich verkaufe manchmal in der stunde sachen für 700€ schätzungsweise. Und ich verdiene 8€ pro stunde. Es stimmt doch nicht. Das haut doch irgendwie nicht hin. Und da guck ich so um mich. Guck mal, die ganzen mitarbeiter da hinten, die nicht so direkt am verkauf beteiligt sind, die müssen ja auch bezahlt werden, weil die machen den verkauf auch mit möglich und dann denk ich kumma, der ganze strom muß bezahlt werden, die miete muß bezahlt werden, irgendjemand muß die werbung schalten, daß hier überhaupt so viele leute einkaufen kommen in diesen laden. Dann müssen alle sachen, die gekauft werden auch neu gekauft werden, weil die haben ja auch nicht nur 100% gewinn, ähm, äh, gewinnzone bei jedem produkt, sondern die müssen die neuen produkte auch wieder einkaufen. Irgendjemand muß den lasterfahrer bezahlen, der die neuen produkte herbringt. Irgendjemand muß den hausmeister bezahlen, irgendjemand muß die putzfrau bezahlen, irgendjemand muß bezahlt werden, wenn was kaputtgeht oder wenn irgenwas runterfällt, dann muß das ja auch der laden übernehmen. Irgendjemand muß alles das bezahlen und es wär vollkommen irrsinn und nur ein vollidiot würde denken, ja, ich verkaufe jetzt sachen für 700€ also muß ich auch 700€ verdien und alles andere wär ausbeutung. Natürlich nich, das ist vollkommener schwachsinn, sowas zu denken. Weil ich nicht der einzige bin, wenn ich das die sachen verkaufe nicht die einzige person bin, die das ganze system möglich macht, die überhaupt den ganzen laden möglich macht. Da sind doch so viele leute dahinter, die des alles möglich machen, das ich die sache verkaufe und dann wer nicht verkauft, und die müssen auch mit bezahlt werden. Aber die sind nicht direkt beteiligt an dem verkauf, versteht ihr das?«
Klar verstehen wir das. Höchstens ein rindvieh würde glauben, daß ihm die einnahmen an der kasse zustünden. Ausbeutung besteht aber keineswegs darin, daß man die einnahmen, die man als kassierer tätigt, nicht für sich selbst behalten kann, sondern mit den kollegen teilen müßte. Sondern darin, daß der eigene arbeitsplatz allein deshalb existiert, wenn er einem unternehmer gewinn bringt.

Zitat Krüger:»Ich mein das ist vollkommener schwachsinn zu denken, weil ich verdien jetzt nicht so viel, wie meine arbeitskraft angeblich einbringt, weil das nicht nur meine arbeitskraft im endeffekt ist, sondern die arbeitskraft aller beteiligten leute und das wäre schwachsinnig zu denken, ich müßte das alles verdienen und alles andere wäre ausbeutung. Und der staat kann noch einen großteil meines einkommens nehmen und das wär keine ausbeutung. Durch irgend nen mysteriösen oder magischen grund, das ist schwachsinnig. Das ist unsinn. «
Niemand kann sagen, was die einzelne arbeitskraft einbringt. Aber wenn die REWEgroup, um beim beispiel supermarkt zu bleiben, als handelskonzern 135 millionen gewinn gemacht hat, ist das die summe, die den arbeitenden menschen dort vorenthalten wurde. Das hat weder etwas magisches noch etwas mysteriöses an sich, sondern das ist einfach so.

Das ist übrigens überhaupt kein gegensatz zu der behaupteten staatlichen ausbeutung. Der staat setzt die gewaltverhälnisse für all das überhaupt doch erst in die welt.

4 Kommentare:

  1. Der Libertäre denkt sich das offensichtlich so: Der Unternehmer zahlt Lohn an seine Lohnarbeiter plus die Lohnnebenkosten an den Staat. Der Lohnarbeiter drückt von seinem Anteil was an den Staat ab. Wieso sollte der Kapitalist ohne die ganzen Abgaben dem Lohnarbeiter jetzt den tatsächlichen Bruttolohn auszahlen?
    Also statt 2000 € netto sinds dann nicht 4000 €, sondern eher wieder 2000 €.
    Davon darf jetzt aber alles privat finanziert werden. Krankenversicherung, Rentenversicherung, jede öffentliche Versorgung schlechthin. Weils privat ist, wirds effizienter, wobei sich die Effizienz nun nicht an der Versorung misst, sondern am Profit. Der ist hoch, wenn die Qualität und Löhne niedrig sind. Aber was rede ich, der Profit misst sich doch dann an den Kundenwünschen. Weil Geld aber immer knapp ist, erst verdient werden muss, wird billig trotzdem ein Attribut der Versorgung sein, das Gültigkeit beansprucht. Weil das in der Produktion aber wieder niedrigere Kosten verlangt, also auch wenig Lohn . . .
    Moment, wir sind schon wieder am Ausgangspunkt angekommen.
    Wie kommen wir denn aus dem Zirkel heraus?


    Viel lustiger ist aber das Video zur Wasserversorgung. Da trifft genau das am stärksten hervor. Wie bekommt man Wasser am besten ausm Hahn? Mit einer Leitung von der Aufbereitungsanlage zu mir nach Hause.
    Wie der Libertäre sich da verbiegt um die Freiheit der Wahl und die Möglcihkeiten des Marktes, der sich nur nach den Kunden richtet zu propagieren ist zum Schießen. Nur um meist am Ende zu sagen, dass es eigentlich so wäre wie jetzt, nur halt durch die Magie der Freiheit und des Marktes irgendwie günstiger und besser.

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    1. Libertäre wollen aus dem zirkel gar nicht raus. Die betrachten es doch als leistung des marktes, daß arme mit schlechten leistungen auch noch versorgt werden. Die münzen das erbärmliche angebot, das es für arme auf dem markt gibt, in einfach in ein auf »deren bedürfnisse« zugeschnittenens angebot um. Gerade als ob jemand das bedürfnis nach einer privaten rentenversicherung hätte, von der man im alter nicht leben kann.

      Das video mit der wasserversorgung kannte ich noch nicht, das ist tatsächlich der hammer. Es ist doch irrsinn, bei wasser auf einem markt wählen zu wollen, es muß naß, trinkbar (also sauber) sein und der kaffee/tee sollte schmecken. Ist viel einfacher, wenn alle paar tage ein tanklaster kommt, den tank im keller zu befüllen, als wasserleitungen zu benutzen. Und wenn der markt dann wirklich frei wäre, dann wären auch diese scheißigen physikalischen gesetze außer kraft gesetzt, dann flösse das wasser aus dem keller nach oben, bis in den 16. stock und man müßte es nicht im zahnputzbecher rauftragen. Ich glaube, die alten Ostfriesen waren klüger, die hatten regenwasserspeicher auf dem dach.

      Gefallen hat mir auch das video zur impfpflicht - ist schließlich einfach besser, in freiheit an irgendwelchen vermeidbaren seuchen zu krepieren als allen eine spritze in den arsch zu verordnen.

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  2. Das Buerschlein ist so dermassen verbloedet, dass es, vom Gehirn absehend, dem Schaedel wehtut.
    Selbst das Schnueffeln eines Furzes ist im Wesentlichen produktiver/heilsamer, da dies, nur zB. Erkrankungen wie -Krebs, Schlaganfall, Herzinfarkt, Arthritis und Demenz- vorbeugt. http://theweek.com/speedreads/450160/study-smelling-farts-may-good-health

    In Bezug auf Demenz verschreibe ich dem Hirnfurz Charles 'ne Menge Bohnen und Huelsenfruechte und einen Meter Schlauch zum Direktinhalieren, ... auf das es ihm besser gehen moege. .... auch wenn ein gewisser H.E. dies eher negativ sieht ... "„Es gibt Gerüchte, dass Hülsenfrüchte – in Mengen genommen – nicht gut bekommen. .... " ...........

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    1. Bei derartigen flatulenzen ist »hirnfurz« sicherlich die richtige bezeichnung.

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