Mittwoch, 11. Februar 2015

Hamburger Appell (Teil 3)

Fortsetzung

Für die herren professoren ist es glasklar, wie die inländische wachstumsschwäche zu überwinden sei: aus purem mitgefühl für die gering qualifizierten arbeitslosen, die seit jahrzehnten nicht wissen, wie sie sich beschäftigen sollen, müssen natürlich die arbeitskosten gesenkt werden:
3. Deshalb sind die Arbeitskosten ein Schlüssel zur Überwindung der deutschen Wachstumsschwäche. Wer behauptet, Deutschland könne und müsse ein Hochlohnland bleiben, handelt unredlich oder ignorant. Millionen von überwiegend gering qualifizierten Arbeitslosen finden seit Jahrzehnten zu den herrschenden Löhnen keine Beschäftigung – mit ungebrochen steigender Tendenz. Diese anhaltend hohe Arbeitslosigkeit verursacht gravierende soziale und wirtschaftliche Lasten, die die krisenhafte Entwicklung noch verstärken. Überdies wird die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Osteuropa und Asien zukünftig vermehrt auch mittlere bis hohe Qualifikationsprofile des deutschen Arbeitsmarktes erfassen und zumindest zu äußerster Lohnzurückhaltung nötigen. Gleichwohl ist festzuhalten, dass das Versagen der Tarifparteien in den letzten Jahrzehnten vor allem zu Lasten der Geringqualifizierten ging. Die unangenehme Wahrheit besteht deshalb darin, dass eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage nur durch niedrigere Entlohnung der ohnehin schon Geringverdienenden, also durch eine verstärkte Lohnspreizung, möglich sein wird. Eine Abfederung dieser Entwicklung ist durch verlängerte Arbeitszeiten, verminderten Urlaubsanspruch oder höhere Leistungsbereitschaft möglich.
Das sollten sich wähler der AfD jeden morgen haselnussbraun aufs frühstücksbrot schreiben: »die tarifparteien sind schuld!« Denn die machen politik zu lasten der geringqualifizierten.

Unter einer verstärkten lohnspreizung leiden alle. Außer denen, die löhne bezahlen. Was dabei der sozialstaat leisten soll, wird im 4. teil erklärt.

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