Dienstag, 10. Februar 2015

Hamburger Appell (Teil 1)

Als nach der h4 reform im frühjahr 2005 sogar von führenden vertretern der bundesregierung die forderung nach lohnerhöhungen zur steigerung der binnennachfrage hörbar wurde, verfaßten die drei an der Universität Hamburg tätigen professoren prof. dr. Bernd Lucke (wie bekannt sein dürfte, inzwischen Europa-abgeordneter und alleinherrscher der AfD), prof. dr. Michael Funke (seit 1994 auch am Ifo Institut für Wirtschaftforschung in München beschäftigt, dessen leiter Hans-Werner Sinn ist) und prof. dr. Thomas Straubhaar (bis september 2014 direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts, botschafter der INSM, mehr weiß die Lobbypedia) den Hamburger Appell.

Zwar begeht der Hamburger Appell im juni sein 10jähriges jubiläum, belanglos ist er nach all den jahren leider nicht. Er gibt aufschluß darüber, wo die AfD wirtschaftlich hinwill. Schließlich wurde er nicht nur von Bernd Lucke mitinitiiert, sondern auch von professoren unterzeichnet, die heute mitglieder der AfD sind, so beispielsweise dem Hamburger spitzenkandidaten der AfD, der am 15. februar zur Bürgerschaftswahl antritt: Jörn Kruse.

Deshalb lohnt es sich auch heute noch, den text genauer anzuschauen, denn wenn man zufällig gerade keinen sicheren professorenposten auf staatskosten bekleidet und auch sonst nicht zu den geldtopfbewohnern gehört, sollte man es sich sehr genau überlegen, ob deren ideen einem etwas nützen oder ob sie die persönliche situation nicht verschlimmern würden. Aber zum inhalt des appells:
1. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist eine bedeutende und komplex strukturierte ökonomische Größe, die sich einer nachhaltigen Steuerung weitestgehend entzieht. Schon die starken internationalen Verflechtungen der Bundesrepublik Deutschland führen dazu, dass die Nachfrage der Deutschen keineswegs überwiegend Nachfrage nach deutschen Produkten sein muss – eine Vielzahl von Produkten ist ausländischer Herkunft oder enthält bedeutende ausländische Vorleistungsanteile. Dazu kommt, dass alle erwirtschafteten Einkommen, Lohneinkommen genauso wie Gewinneinkommen, Nachfragewirkungen entfalten; selbst Ersparnisse finanzieren stets die Nachfrage eines Kreditnehmers. Ein Eingriff zugunsten einer bestimmten Form von Nachfrage hat daher in erster Linie Umschichtungen zwischen Konsum, Investitionen und Staatsnachfrage zur Folge. Dies stört die Struktur der Gesamtnachfrage, führt aber kaum zu ihrer Erhöhung.
Diese ökonomen finden tatsächlich alles raus: die nachfrage der Deutschen muß nicht überwiegend eine nachfrage nach Deutschen gütern sein. Stattdessen sei die gesamtwirtschaftliche nachfrage zu komplex, als daß man sie steuern könne.

Interessanterweise empfinden die es als »störung der struktur der gesamtnachfrage«, wenn die löhne steigen. Daran, wenn beispielsweise durch steuersenkungen die gewinne »künstlich« gesteigert werden, haben die seltsamer weise nichts auszusetzen. Das hat offenbar dann nichts mit marktsteuerung zu tun, sondern ist für die herren professoren so etwas wie »naturgesetz«.

Weiter geht es mit teil 2

2 Kommentare:

  1. Nun ja,

    Alleinherrscher ist der Meister Lucke ja erst einmal nur bis April.Dann soll ja entschieden werden, wer's dann für länger macht.

    Also mal die HH-Wahl abwarten,und wenn die danebengeht, dann dürfte es für die marktradikalen um den Lucke deutlich schlechter aussehen, dann werden wohl die Rechten um Petry an die Spitze rücken.

    Und dann, so meine ich, gehts abwärts mit den Blauen.

    Rückwärts gelesen haeßen die übrigens Deutsch für Ausländer.Ausgerechnet,
    Solche Kurse gab's früher doch an der Uni.keine Ahnung ob's die noch gibt.

    lg
    Hagnum

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    1. Hihi, den gedanken mit »Deutsch für Ausländer« hatte ich auch schon, das gab’s bei uns schon an der grundschule als förderunterricht für kinder nicht eingeborener.

      Vieles, das im »Hamburger Appell« steht, ist nicht unbedingt nur programm der marktradikalen. So zeug wie die »aktivierende sozialhilfe« und dergleichen ist durchaus auch im sinne der parteirechten, die da kaum anders ticken. Ich habe die hoffnung, daß die marktradikalen versagen und die rechten einfach untergehen. Aber da draus wird wohl eher nichts.

      Liebe Grüße,
      Mechthild

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