Samstag, 7. Februar 2015

Kinder prügeln, aber ohne zu erniedrigen

Bei einer generalaudienz hat der papst von einem vater erzählt, der gesagt habe »ich muß manchmal meine kinder ein bißchen schlagen, aber nie ins gesicht, um sie nicht zu erniedrigen.« Das kommentierte papst Franz mit »wie schön! Er weiß um den sinn der würde. Er muß sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter.«

Das ist aber eine schöne vorstellung von gerechtigkeit, die es erlaubt, kleinere und schwächere zu hauen, solange es die würde nicht verletzt. Prügel zu beziehen ist allerdings immer erniedrigend, ganz egal ob das nun die ohrfeige ist, die gerüchtehalber noch niemandem geschadet habe, oder ob man mit dem teppichklopfer, kochlöffel, kleiderbügel oder was es sonst noch an geeigneten gegenständen dafür gibt, den hintern versohlt bekommt.

Wirklich überrascht hat mich die einstellung des oberhauptes der katholischen kirche zur kindererziehung nicht. In den frühen 80er jahren hörte ich, wie eine frau zu unserem dorfpfarrer sagte, daß sie unmöglich ihren sohn in die kirche prügeln könne, wenn er nicht am gottesdienst teilnehmen wolle. Darauf hin antwortete der pfarrer, daß sie ihn sogar prügeln müsse, schließlich gehe es um das seelenheil des kindes.

Was ist schon eine tracht prügel gegen die ewige qual der hölle? Das sind die werte des christlichen abendlandes, die es zu verteidigen gilt.

3 Kommentare:

  1. Jepp: Kochlöffel, Kleiderbügel, Teppichklopfer - kenne ich aus eigener Anschauung noch zur Genüge. Bei mir kam noch der altbewährte "Leibriemen" hinzu. Die Kochlöffel sind dank meines Holzkopfes jedoch meist schon beim zweiten Schlag durchgebrochen.
    Religiös motviert waren die Schläge in meinem Fall aber nicht. Meine "Erziehungsberechtigten" wollten damit aus mir lediglich einen "anständigen Menschen machen". Übersetzt heißt dies "einen guten Deutschen", denn mithilfe der aufgezählten Gerätschaften sollten mir lediglich ur-deutsche Tugenden wie Gehorsam, Fleiß und Ordnungsliebe eingeimpft werden. Hat letztlich aber auch nicht viel genutzt.

    Unser damaliger Ortspastor pflegte gern auch mal selbst hinzulangen, wenn während des Konfirmandenunterrichts einer von uns mal ein wenig rumgeblödelt hat. Das war sozusagen im wahrsten Wortsinne noch "einer vom alten Schlag".

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  2. kevin_sondermueller8. Februar 2015 um 14:58

    Klapse aus der Kindheit können Erwachsene (und schon Heranwachsende) später in die Klapse bringen. Confer Alice Miller.

    P.S.: Prügelpfaffen und -Pauker durfte ich auch nach am eigenen Leib erfahren. Und auch meine werten Erzeuger waren nicht immer sehr
    zurückhaltend.

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  3. Als ich eingeschult wurde, war die prügelstrafe offiziell abgeschafft.

    Für den pfaffen nicht. Und wenn lehrer handgreiflich wurden, war es für die eltern eher ein beweis, daß die kinder sich nicht benehmen.

    »Du selbst bist schuld, wenn Du geschlagen wirst. Hättest Du keinen anlaß gegeben, wäre das nicht passiert.«

    So ungefähr haben meine alten gedacht. Später habe ich mich mit ihnen ausgesöhnt.

    Jedoch bleibt ein geprügeltes kind für immer ein geprügeltes kind, mag es auch rebelliert haben und den prügelnden kleiderbügel aus eichenholz zertreten haben.

    Bei uns zu hause ging es katholisch liberal zu. Ich durfte es mir aussuchen, ob ich freiwillig zur kirche gehe oder ob ich dorthin geprügelt werde.

    Meine freie entscheidung war, daß ich freiwillig keinen fuß in die glaubesspelunke setze. Mit den denkbaren konsequenzen.

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