Samstag, 29. November 2014

Der fehlende hirn…

äh, …schmant, natürlich.
Am gestrigen freitag lief auf RTDeutsch mal wieder »Der fehlende Part«, diesmal mit Albrecht Müller, was ich mir natürlich angeschaut habe. Allerdings blieb ich beim ersten interviewgast hängen, einem gewissen Michael Westphal, seines zeichens politischer aktivist und referent. Michael wer? Der tennisstar von einst war doch an AIDS gestorben…
Moderatorin:»[…] Michael Westphal, politischer aktivist und referent.«
Dies »berufsbild« scheint für RTdeutsch ausreichend zu sein. Ob er auf eigene faust aktiv ist oder für eine organisation und wenn ja, für welche, scheint der moderatorin, die das pickelalter offenbar kaum überwunden hat, egal zu sein. Mal nebenher: ich habe nichts gegen junge gesichter auf dem bildschirm. Nur wenn sie für ein medium arbeiten, das sich selbst als »kritisch« sehen möchte, sollten die leute schon so weit geschult sein, interviewhanseln wenigstens soweit zu fragen, daß jeder zuseher weiß, wo sie herkommen. Ansonsten könnte sich jeder als »spezialist« für irgendwas ausgeben und einen zuvor auswendig gelernten text aufsagen.

Nun gut, wenn etwas wirklich vernünftiges gesagt würde, wäre es im grunde egal, wer es gesagt hat. Wenn allerdings komisches zeug erzählt wird, ist es schon interessant, wo es herkommt.
Moderatorin: »[…] Erdöl ist ein politisches instrument geworden.«
Michael Westphal: »Ja, ähhh, nee, das ist es nicht erst geworden, seit kurzem, sondern schon sehr lange. Erdöl ist einfach der strategische rohstoff auf grund seiner hohen energiedichte und seiner leichten handhabbarkeit. Also ich hab damit die möglichkeit flugzeuge zu betreiben, äh, fahrzeuge zu betreiben, wenn wir zum beispiel daran denken, wie schwierig das früher war, als es… als das erdöl noch nicht benutzt wurde, als verbrennungsmotoren, beispielsweise, noch nicht entwickelt waren, äh, welche kräfte dafür notwendig waren, um die kanonen, beispielsweise zu bewegen. Und jeder, der mal mit dem auto stehengeblieben ist, weil das benzin alle war, der weiß auch, wie viel energie dort drinsteckt.«
Aha. Das hätte zuvor natürlich niemand auch nur geahnt, daß in erdöl »energie« drin ist. Aber komischer ansatz, daß nun ausgerechnet das nicht mehr vorhandensein des benzins im tank der beweis für energie sein soll. Aber schon verstanden, energie merkt man immer dann, wenn der tank leer ist.

Aber weiter:
Moderatorin: »Ist es zufall, daß in den ländern, in denen bestimmte, äh, wo wo es vielleicht noch an der demokratie mangelt - zumindest aus der sicht einiger länder - ähm - auch besch - auch öl - erdölvorkommen sind?«
[…] (gezeigt wird karte mit erdölfördernden ländern) […]
Michael Westphal: »Es fällt auf jeden fall auf, ähm, daß immer gerade dort freiheit, demokratie und menschenrechte herbeigebombt werden müssen, wo also erdöl ist. Ein paradebeispiel ist Libyen […], wo jetzt das tor zur hölle geöffnet ist. Wo also jetzt, äh, im grunde chaos herrscht.«
Sicher sind die lebensumstände in Libyen in den letzten jahren furchtbar, skeptisch macht es trotzdem, wenn menschen, die über politische konflikte im allgemeinen sprechen mit bildern wie »hölle« oder wenn etwas als gut dargestellt werden soll von »paradiesischen zuständen« sprechen. Wenn jemand von persönlichen erfahrungen spricht, und er schlimmes durchgemacht oder schönes erlebt hat, mag ein solches vokabular durchgehen. In allen anderen fällen wirkt das unseriös.

Moderatorin: »Also demokratieexport und erdöl gehören unweigerlich zusammen? [… (unverständlich)]«
Michael Westphal: »Unweigerlich… ähhh… es wird einfach dafür instrumentalisiert. Es wird den leuten eingeredet, dort muß jetzt demokratie hin, weil dort jetzt keine demokratie ist und deshalb müssen wir jetzt dieses land angreifen, deshalb müssen wir jetzt dieses land besetzen. Und gerade im Irak sehen wir das ja. Dort ist die USA 2003 reingegangen in den in den Irak und ja, wie sieht es da heute aus? Äh ja das ist die die demokratie die dort hergestellt werden konnte. Das sehen wir heute im Irak.«
[…] bla bla bla
Michael Westphal: »Ja da haben wir diese synergie zwischen rüstung und erdölförderung […] Königreich Saudiarabien müssen wir eigentlich sagen, wenn wir von demokratie auch sprechen. Das ist also ein staat der kaum etwas anderes macht außer erdöl aus der erde zu pumpen und die USA liefert einfach Saudiarabien die waffen, damit die ressoucen dort geschützt werden können. Das ist der zusammenhang, das ist sozusagen diese… diese synergie, diese symbiose. Diese allianz die sich dort entwickelt hat und die dort auch hergestellt wurde. Dem einen oder anderen sind vielleicht auch die fotos bekannt wo der George W. Bush, also junior zum beispiel mit dem könig zusammen äh, sich umarmt. Das ist ja auch alles dokumentiert. «
Moderatorin: »Vielen dank, Herr Westphal! Gut, daß überall wo es an demokratie fehlt erdöl ist, ne. Das wär sonst echt schade.
[…]«
Interesant ist hier, daß der herr Westphal auf die Amerikanischen waffenlieferungen an Saudiland hinweist, die Deutschen waffengeschäfte jedoch nicht einmal im ansatz erwähnt. Das ist doch komisch. Da hätte eine gute journalistin, die etwas ahnung hat, doch mal bohrend nachfragen müssen. Das konnte die ärmste nun vermutlich gar nicht, weil sie noch nie etwas davon gehört hatte.

Das verschlägt nun erst einmal die sprache. Ein kritischer sender, dessen moderatoren nicht imstande sind, auch nur im geringsten kritisch nachzufragen. Herrn Müller werde ich mich zuwenden, wenn ich diesen schlimmen schock verwunden habe.

5 Kommentare:

  1. Den Albrecht Müller können Sie sich sparen, er sagt dort nichts, was wir nicht schon wüssten.

    Das Interview mit diesem "Aktivisten" (haben sie den von irgendeiner Demo ins Studio geschleift?) ist wirklich vollkommen wirr. Ich hab jedenfalls nicht verstanden, worum es eigentlich ging.

    Nee, dieses Mädel ist untragbar, so wird das nichts mit RT Deutsch. Die betreibt irgendwas zwischen schlechtem Bravo TV und schlechter Schülerzeitung. Sie haspelt sich ahnungslos durch die Sendung und betont neuerdings zu Beginn immer, wie lustig es in der Redaktion zugeht, um dann gut gelaunt über Krieg und Tote zu berichten. Nur peinlich.

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    1. Der Müller kommt noch dran, da gibt es kein pardon.

      Als ich diese moderatorin sah, wünschte ich mir die Heike Makatsch von MTviva von vor 20 jahren zurück, die erschien mir (im nachhinein) ein ausbund an humanistischer bildung zu sein.

      Mir kam der gedanke »als ob die FEMEN schwätzen täten«. Was sie besser weiterhin lassen. Womöglich hat den Putin deren auftritt auf der Hannover Messe inspiriert, daß er sowelche politisch auch möchte, wenngleich auch besser angezogen. An sich wäre es sehr zu begrüßen, wenn Rußland einen guten, Deutschsprachigen propagandasender hätten. Mich macht es inzwischen echt fertig, daß dies weltreich der westlichen propaganda nur diesen kindergartensender gegenüberstellen kann.

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  2. Zunächst einmal scheint mir, dass Du Dich mit den Themen, Zielen und Aktionen "der FEMEN" nicht beschäftigt hast, bzw Dir das Verständnis dafür fehlt. Schade, aber das nur am Rande.

    Völlig unklar ist mir warum es zu begrüßen wäre wenn Russlands Propaganda in Deutschland verbessert würde. Wozu um alles in der Welt brauchen wir neben der Propaganda von westlichen Konzernen und Finanzmagnaten nun auch noch Propaganda von russischen Oligarchen? Die westlichen Arschlöcher sind wenigstens noch halbwegs smart und lassen auch Randgruppen wie Homosexuelle gewähren wenn sie nur gute Konsumenten sind. Die Russischen Arschlöcher mit ihrem billigen Pomp, ihrem Schwulenhass, den zwangsprostituierten Nutten und Wodkagelage gehen mir da mehr auf den Wecker.

    Hast Du die naive Vorstellung, das man westlichen Scheiss mit östlichem Scheiss erträglicher machen kann oder was? Glaub mir; zwei Scheisshäufen sind noch stinkender als einer.

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    1. Genau!

      Scheisse hat es an sich, dass sie stinkt, egal wo der Haufen abgelassen wurde.

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    2. Selbstverständlich habe ich mich mit den FEMEN befaßt. Ich glaube nicht, daß sie den unterdrückten frauen in dieser welt mit ihrem kasperletheater irgendwie einen gefallen tun. Bezahlt werden die fürs tittenzeigen übrigens auch. Unter anderem von dem US-multimillionär, dem die »Kiew Post« gehört.

      Als ob es, in puncto widerwärtigkeit auch nur einen unterschied zwischen der »elite« in Rußland, Deutschland oder den USA oder sonstwo gäbe. Gut bei uns sind sie, was die schwulen betrifft, derzeit vergleichswese liberal, was die USA betrifft, bin ich mir da nicht sicher. Wobei es der oberschicht gemeinhin schon immer egal war, welche moralvorschriften für den plebs gelten. Der Deutsche adel hatte immer eine homoerotische komponente mit millitär- und uniformfetisch.

      Interessant finde ich die verwendung des begriffes der »oligarchen«. Wenn man zeitung liest, könnte man glauben, daß es die bei uns nicht gäbe. Dabei sind das die, die in der regenbogenpresse als die »reichen und schönen« gefeiert werden. Das ist ein propagandabegriff, der die figuren aus den ehemaligen Sowjetrepubliken als besonders finster erscheinen lassen soll. Die nehmen sich in punkto skupellosigkeit mit den figuren aus dem westen allerdings nichts.

      Nein ich habe keineswegs die naive vorstellung, daß zwei scheißhaufen schöner stinken würden, sondern eher die vorstellung, daß auslandsrundfunk, den viele nationen betreiben, immer auch propaganda beinhaltet, es aber interessant ist, die weltnachrichten beispielsweise auch einmal aus Chinesischer oder Iranischer sicht zu hören. Es gibt inzwischen eine ganze reihe staaten, die Deutschsprachige internetseiten mit video- oder radio-angebot haben. Da kann man sich meist auch ein bißchen über die kultur der jeweiligen länder informieren. Ich habe zweifel, ob Lea Frings oder Jasmin Kosubek dazu (also zur Russischen kultur) viel erzählen könnten. So etwas bescheuertes wie RTDeutsch ist wahrscheinlich tatsächlich einmalig auf der welt.

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