Will man wissen welches die beliebtesten arbeitgeber im lande sind, fragt man besser nicht die, die schon einige jahre »spaß« mit denen hinter sich haben. Sondern die jüngeren, die die »freuden des erwerbslebens« noch vor sich haben.
So passiert es seit einigen jahren im Schülerbarometer. Das Trendence Institut befragt hierfür ca. 12.000 schüler der klassen acht bis dreizehn per fragebogen nach den für sie beliebtesten arbeitgebern. Hierraus wird dann ein »ranking« erstellt.
Den schülern soll bei der arbeitgeberwahl die wertschätzung des arbeitnehmers und die sicherheit der stelle wichtig gewesen sein. An sich ist es irreführend, schülern einreden zu wollen, sie könnten ihren arbeitgeber wählen. Es ist seit je her umgekehrt: die dürfen sich bewerben und werden dann vielleicht ausgewählt. In den meisten fällen aber eben nicht.
Einige textilhändler sollen seit der letzten befragung an beliebtheit verloren haben, weil sie durch die diskussion über arbeitsbedingungen von den jugendlichen als »ausbeuter« wahrgenommen werden. Trotzdem ist lumpenhändler Primark erstmals vertreten, der ramsch gilt unter schülern mit wenig geld als schick. Und daß man in unserem schönen wirtschaftssystem generell überall ausgebeutet wird, hat sich leider noch immer nicht überall herumgesprochen.
Ansonsten finden sich im ranking allerhand unternehmen, die produkte anbieten, deren zielgruppe junge leute sind. Allerdings auch beispielsweise SAP. Was bietet SAP an, das für teenager interessant sein könnte? Liegt bei denen derzeit vielleicht die schrullige kombination aus übelstem programmcode und benutzerunfreundlicher buchhaltungssoftware »echt voll im trend«?
Auf platz eins und drei ist der staat der arbeitgeber. Polizei und bundeswehr. Sicherheit und wertschätzung kann man hier allerdings wohl kaum erwarten. Mit den alten, angestaubten, sicheren beamtenstellen von einst hat das nichts mehr zu tun. Die gibt es längst nicht mehr.
Sicher daran ist nur, daß die leute, die sich für eine solche arbeit entscheiden, den kopf für den staat hinhalten müssen und die wertschätzung dann posthum vom bundesprediger in salbungsvollen worten erhalten.
Derartige wertschätzung ist für die katz.
In die gleiche Kerbe schlag ich noch ein: Armut ist nicht irgendeine Zahl, sondern Monat für Monat und Jahr für Jahr angewiesen zu sein auf jemanden, der einen für seine Arbeit bezahlt.
AntwortenLöschenSo traurig sieht die angelegenheit leider aus: wer sich anstrengt und eine ausbildung macht, lebt vielleicht etwas besser als einer, der das nicht schafft. Aus der prekären situation der lohnabhängigkeit kommt man damit nie.
LöschenWie hieß es früher in bundesdeutschen (Arbeiter-)Familien gegenüber dem schulpflichtigen Nachwuchs immer so schön (auch in meiner): "Setz´ dich auf deinen Hosenboden, lerne eifrig, streng dich an und sei fleißig. Du sollst es schließlich einmal besser haben als wir.". Dieses "es einmal besser haben" meinte jedoch nicht spätere "lohnunabhängige" bzw. "freischaffende" Tätigkeiten. Das verdeutlichte dann der zugehörige Nachsatz: "Es ist nämlich immer besser, sein Geld mit dem Bleistift zu verdienen als mit Hacke und Schaufel.". Irgendwann erwiderte ich mal darauf: "Oh ja. Ich würde gern mal Bücher schreiben.". Das war dann aber die komplett falsche Antwort. Da hieß es elterlicherseits nämlich im Gegenzug: "Du hast wohl `nen Vogel? Schriftsteller? Oder gar Künstler? Diese Vögel sind doch alle bloß zu faul zum arbeiten!".
AntwortenLöschenAm Ende habe ich dann doch eine Verwaltungsausbildung gemacht. Genutzt hat´s aber trotzdem nix. Bin heute genauso ein "Hungerleider", als wenn ich "armer Poet" geworden wäre.
Du hättest stattdessen aber auch einfach »reicher poet« werden können. Daß man sein geld leichter mit dem bleistift verdienen kann, kommt mir irgendwoher bekannt vor. Zwar gab es bei meinen altvorderen eine gewisse wertschätzung für tätigkeiten wie bücher schreiben, bilder malen oder musik, aber für die war das »brotlose kunst«, mit der man kein geld verdienen kann, sondern erst mal geld mitbringen muß, deshalb werde lieber ingenieur oder buchhalter. Aus lauter begeisterung für meinen beruf habe ich dann glatt noch einen zweiten gelernt.
LöschenUnd im nachhinein festgestellt, daß man heutzutage eine menge wissen muß, um nicht davon leben zu können.
Ob nun "armer oder reicher Poet", das lässt sich halt nicht sagen, da ja niemals als "Erwerbsgrundlage" praktiziert, auch nicht versuchsweise. "Hätte Hätte liecht nun mal im Bette". Einigermaßen auskömmlich hätte mir aber durchaus schon genügt.
LöschenBei uns zuhause herrschte eben noch die "harte, alt-deutsche Schule", was die Erziehung anging. Möchte das hier aber nicht weiter vertiefen. Ich denke, es dürfte wohl jedem klar sein, wie diese aussah. Ich kann dadurch jedenfalls allein schon am "Aufschlag" erkennen, ob es ein Teppichklopfer, ein Kleiderbügel oder ein Kochlöffel ist, der gerade auf mein "Fell" herniedersaust ;-).
Wenn ich mir vorstelle, wie ich auf eine derartige, absurde Umfrage reagiert hätte, als ich selber noch ein Schüler war, muss ich konstatieren, dass ich den Befragenden vermutlich entgeistert angestarrt und ihn gefragt hätte, ob er noch alle Latten am Zaun hat.
AntwortenLöschenZudem waren die Leute, die sich erklärtermaßen zu vielen Jahren bei der Bundeswehr "verpflichten" lassen wollten, eine verschwindend kleine Minderheit, die wie selbstverständlich die Lachnummer der ganzen Schule waren.
So ändern sich die Zeiten in so kurzer Zeit, obwohl man selber das seinerzeit für vollkommen unmöglich gehalten hat.
Liebe Grüße!
Vermutlich ist aus mir nichts geworden, weil ich mit sechzehn weit davon entfernt war, in firmen wie Sony, Adidas, Ikea oder Siemens potentielle »arbeitgeber« zu sehen.
LöschenDas gemeine war schon immer, daß man über die bundeswehr an ein studium kommen kann. Ich kannte einen, der aus sehr armen verhältnissen kam und hoffte, über den kriegsdienst in bessere verhältnisse aufzusteigen. Als er sich jedoch angeschaut hatte, wie es beim militär zugeht, verweigerte er. Leider weiß ich nicht, ob er später trotzdem studiert hat oder nicht.
Normal war, zum »bund« zu gehen, weil man muß. Es war schwer, das zu verweigern. Einen kleinen vorteil hatten diesbezüglich die söhne der kommunistischen verfolgten des naziregiemes. Die wollten die »sauberen herren der BW« nicht unbedingt in ihren reihen haben.
Liebe Grüße
Ich habe das etwas anders erlebt: In meinem Jahrgang hielten sich die Kriegsdienstverweigerer und jene, die zum "Bund" gehen wollten, weil sie "mussten", in etwa die Waage. Das war mitten im Ruhrgebiet.
LöschenAuch kann ich nicht bestätigen, dass es "schwer" war, den Kriegsdienst zu verweigern - ganz im Gegenteil. Es war denkbar einfach - ich persönlich kenne niemanden, dessen Verweigerung nicht anerkannt worden wäre. Außerdem gab's damals ja auch schon Organisationen wie den DFG-VK ("Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner"), die auf Anfrage detaillierte und kostenlose Anleitungen verschickt haben.
Ich habe mein Ansinnen damals schon recht früh zum Ausdruck gebracht: Als ich zur obligatorischen "Musterung" musste, habe ich ein hübsches, plakatives T-Shirt, auf welchem das damals recht verbreitete Motiv des sterbenden Soldaten mit der Überschrift "WHY?" zu sehen war, getragen. Ich erinnere mich noch immer gerne an die abschließende Runde an diesem Tag im "Kreiswehrersatzamt", in der ich mich von den Blicken der anwesenden "Offiziere" fast erdolcht fühlte. ;-)
Aber genug der Nostalgie ... heute sieht das leider ganz anders aus, und seit Abschaffung der "Wehrpflicht" dürfen wir gewiss sein, dass immer mehr Menschen aus armen Verhältnissen zur "Bundeswehr" gehen (müssen), weil ansonsten jegliche berufliche Perspektive fehlt. Der erlauchte Herr von und zu Guttenberg hat diese Angleichung an radikalkapitalistische, feudale Verhältnisse, wie sie beispielsweise in den USA vorherrschen, ja nicht aus Jux und Dollerei in die Wege geleitet.
Aber das ist alles nichts Neues, ich weiß.
Liebe Grüße und sorry für den nostalgischen Ausflug. :-)
Zu meiner Zeit kamen in die Abschlußklassen neben Vertretern der Preußag auch immer sog. Jugendoffiziere der bunten Wehr zwecks Anwerbung der jungmännlichen Schülerschaft. Damit verbunden war auch stets eine Einladung zu einem Kasernenbesuch. Dieser welcher wurde dann im Rahmen eines Wandertages von der Klasse getätigt.
LöschenIch habe mir später, allerdings nicht aus Überzeugung oder weil ich das alles so toll fand, sogar 4 Jahre bei dem Verein reingezogen. Ich erwähnte es ja schon mal: Ich war jung (blöd) und brauchte das Geld. Zu meiner "Entlastung" möchte ich aber noch vorbringen, dass ich kein "Mustersoldat" gewesen bin. Bin immer wieder "unangenehm" aufgefallen und habe mir regelmäßig "erzieherische" und auch "disziplinarische" Maßnahmen abgeholt. Die haben bei mir aber auch nix genutzt ;-).