Mittwoch, 19. März 2014

A. Nahles: kinderarbeit muß erschwinglich bleiben!

Arbeitsministerin lehnt mindestlohn für minderjährige ab. Mit der begründung, daß die einen »anreiz« kriegen müßten, eine ausbildung zu machen und nicht einen vergleichsweise »gutbezahlten« aushilfsjob annehem.

Wer sich an die situation von vor ca. 25 jahren (oder früher) erinnern kann, weiß, daß damals lehrstellen und studienplätze durchaus begehrt waren, obwohl man damals auch mit »ungelernter arbeit« über die runden kommen konnte. Leider nicht jeder, aber solche stellen gab es.

Die ausbildung war für junge leute eine perspektive, besser leben zu können und einen sichereren arbeitsplatz zu haben. Deshalb war ausbildung durchaus beliebt. Auch wenn es bedeutete, für eine zeit mit weniger auszukommen.

A. Nahles will, daß kinder unter 18 für arbeitgeber billig bleiben. Der vorwand ist, daß sie »anreize« bekommen sollen, eine ausbildung aufzunehmen.

»Anreize« für etwas, das ein nicht geringer teil der jungen leute ohnehin nicht bekommt? Schlechter witz.

Keine billige kinderarbeit. Keine ausbeutung.

Nieder mit dem lohnsystem!

11 Kommentare:

  1. Zu "meiner Zeit" hat ausnahmslos jeder Schulabgänger umgehend einen Ausbildungsplatz bekommen und das auch noch ohne größere Bemühungen. Da reichten zwischen einer und maximal 3 Bewerbungen aus und schon war man "Stift". Und das meist auch noch für den persönlichen "Wunschberuf".
    Gut, vor allem im ersten "Lehrjahr" war die Vergütung nicht gerade üppig (bei mir waren das, wenn ich mich recht erinnere, so um die 180,-DM), aber es reichte trotzdem irgendwie und das trotz des "Kostgeldes", das davon zuhause abgedrückt werden musste. Naja, es gab damals ja auch noch keinen "Technik-und Kommunikations-SchnickSchnack", den jeder unbedingt haben musste, kein Digital-/Kabelfernsehen, kein Pay-TV, usw. Zudem waren die Lebenshaltungskosten sowieso viel niedriger als heute und die Preise für das Pils in der Kneipe und für Zigaretten waren ebenfalls recht moderat.
    Von den paar Märkern konnte ein "Lehrling" selbst als regelmäßiger Wochenend-Kneipengänger und Raucher sogar noch die eine oder andere für den Führerschein zurücklegen.

    Und was es damals für inzwischen ausgestorbene Berufe gab: Z.B. in mehrgeschossigen Kaufhäusern den "Fahrstuhlführer" ("1. Stock - Damenober- und -unterbekleidung, Lederartikel, Kurz- und Wirkwaren!"). Oder den "Tankwart" nebst seinem Gehilfen, der den Luftdruck und den Ölstand prüfte sowie die Scheiben reinigte. Natürlich haben auch diese Menschen mit ihren vermeintlich "niederen" Tätigkeiten nicht allzu viel verdient, aber für ein Leben ohne "ergänzende Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts" hat´s allemal gelangt. Und dank der seinerzeit für die Erbringung solcher Dienstleistungen üblichen Trinkgelder war auch der eine oder andere "Luxus" wie einmal im Jahr Urlaub im Sauerland oder das Halten eines Kleinwagens drin.

    Wer sich so richtig amüsieren möchte, der oder die sollte regelmäßig die Website der SPD besuchen. Solch eine Verzerrung der Realität kriegen noch nicht mal die Staatsmedien aller totalitären Systeme zusammen hin. Da kann man Überschriften lesen wie "Der Mindestlohn kommt und das ohne Ausnahmen!" oder "Viele Millionen werden vom neuen Mindestlohn profitieren!".
    Dort hagelt es in den Mitgliederkommentaren zwar jede Menge Kritik an der Parteiführung, aber diese Herrschaften dürften ihre Parteiseite wohl eh nicht besuchen. Vielleicht lassen sie sich ja hin und wieder die dort geäußerte Meinung der Basis von irgendeinem "Büttel"melden und jener verkündet dann, um die Parteispitze nicht zu verärgern, immer nur: "Breite Zustimmung bei den Genossen und Genossinnen!". Oder aber die Obergenossen verfahren nach der Devise "Wenn die Basis ordentlich meckert, dann haben wir alles richtig gemacht, also weiter so!". Wahrscheinlichste Möglichkeit allerdings: Die sind einfach nur korrupt.

    Lange überflüssige Rede, kurzer Sinn: Auch wenn man die damalige Zeit nicht mit der heutigen vergleichen kann, aber auch für Auszubildende - und natürlich nicht nur für jene welche - sollte jederzeit eine "anständige", den "zeitgemäßen" allgemeinen Lebensumständen angemessene Vergütung zwingend vorgeschrieben sein.



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    1. Mein erstes Lehrjahr/75 als Fliesenleger, lag bei 150,-DM ... und auch ansonsten geben mir die Impressionen deiner ersten 2 Absaetze einig angenehme Deschawues.
      Damals waren nach (Haupt)Schulabgangsverteilung auch noch 10tausende Lehrstellen unbesetzt, der Bedarf nicht mal befriedigt.
      300 im zweiten, satte 600 im dritten .... 1250 im ersten/Junggessellenjahr .. erste Junggesellenbude/36qm 1ZimmerKuecheBad ... Nebenkosten unerheblich, da ausser Arbeit 24/7 Party angesagt war. NatuerlichFuehrerschein/Karre dazwischen ... Urlaub'e und in dieser Anfangsperiode noch mein erstes BigBike/KawaZ1000 angelacht. Und auch in meinem Handwerk waren damals Trinkgelder und sonstigphysischpositiven Zuwendungen durchaus zubringend.
      Nicht mal die Bundeswehr konnte mir meinen glueckseligmateriellen Trip versauen, da ich nach knapp 1jaehrig ignorierender Abwehr auf einen der letzten Z2ler bestand, und mir auch noch irgendwann die 150 Springerzulage reinzog und mit 1400 noch meinen Junggesellenlohn topte. ...
      Was dazwischen zB. die Moderaditaet fuer Pils/Ex/Kippen angeht, gabs in diversen Stammkneipen den Halben fuer 'ne Mark und oefters 2 Kurze fuer Einen ... auch fuer 'ne Mark ...

      '90 habe ich ein Seminar besucht, welches mich darueber auklaerte, warum mir ein paar Jahre spaeter das 3fache an Lohn + 2/3tel dessen meiner Partnerin diesem angenehmsimplen Standart der 70ger nicht mehr genuegt.
      Den heutigen Massstaeben gemessen, scheint mir meine damalige Anfrage nahezu schaebigst verpienzt.
      Wie wesentlich Schlimmer ... Immer geht, hatte ich damals So, noch nicht im Visier. ......

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    2. Heute stellt sich für viele jugendliche nicht einmal die frage, ob sie die ausbildungsvergütung zu wenig fänden, weil sie selbst mit einem soliden hauptschulabschluß leer ausgehen. Die können dann auf »bildungsgutschein« den mittelschulabschluß nachholen. Mit einem guten mittelschulabschluß bekommt man jedoch auch nicht unbedingt in jedem fall einen ausbildungsplatz - und ein recht auf einen »bildungsgutschein« für abitur gibt es nicht. Als ich anfang der 90er jahre in der lehre war, konnten die meisten azubis die studentischen praktikanten nicht leiden, weil die wie aushilfen bezahlt wurden. Also mehr als ausbildungsvergütung bekamen.

      Heute muß sich deshalb niemand mehr grämen, weil studentische praktikanten heute kostenlos arbeiten müssen, somit billiger als azubis sind und deshalb in den bereichen, in denen sich studies tummeln, also industrie, design, verlagswesen und dergleichen, niemand mehr ausbildet.

      Auf der anderen seite fehlen auf dem flachen land, vor allem im nordosten, den handwerkern die leute, weil dort kaum noch junge menschen wohnen oder die zusehen, von dort wegzukommen.

      Daß in den 60er oder 70er jahren ein vergleichsweise geringer lohn zum leben einigermaßen ausreichte, lag daran, daß es damals noch eine mietpreisbindung gab und viele konsumartikel, die heute den markt überschwemmen, in der form wie es sie heute gibt noch nicht erfunden waren.

      Mobiltelefon, computer und internet waren bereits erfunden, nur war das nicht als käufliche massenware verfügbar. Zu der zeit hat niemand sein sauer verdientes geld dafür ausgegeben, um sich zu hause einen computer hinzustellen, um in der freizeit den umgang mit programmen zu lernen, die man im berufsleben benötigt. Es ist nicht bloß das freizeitvergnügen, das immer teurer wird, auch der aufwand, den man treiben muß, um in einen beruf überhaupt erst reinzukommen oder drinzubleiben, ist immer mehr geworden.

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  2. "Nieder mit dem lohnsystem!"

    Der Mindestlohn könnte noch so hoch und für noch so viele Altersgruppen sein - wer das Geld und das Lohnsystem abschaffen will, dem kann man es nie recht machen...

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    1. Karl,

      Dir hat hier vor Kurzem jemand dazu gratuliert, dass dir der einfache Sprung vom Einzeller zum Neanderthaler gelungen war.
      Mehr ist aber nun wirklich nicht drin!

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    2. @Jake
      Füttern verboten. Ob einzeller oder neanderthaler. Die kost des modernen menschen ist ihm unverträglich.

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    3. Sorry, das sagen mir meine Waschbaeren, Opposums, Armadillos, Eichhoernchen, etc. auch immer, und dann fragen sie doch nach mehr :)

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    4. Karl beschwert sich heute im "ZDF-Länderspiegel" (ab 23:31), dass er beim Einkauf mit seinem Hummer (früher hatte er nach Eigenauskunft einen BMW SUV XYZ) in Konstanz keinen Platz in Parkhaus bekommt und aufgrund Falschparkens auch noch 25 € Strafe bezahlen muss. ;-)
      Seine Frau, die offensichtlich etwas einsichtiger ist, verhindert größeren Ärger.
      Der Beitrag ist eine interessante Sozialstudie über die Schönen und Reichen eines Nachbarlandes*, dass sich gerade gegen Ausländer im eigenen Land abschottet.
      *Das Sozialverhalten dieser Typen wird in D auch nicht anders sein.

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    5. @Manfred Peters

      Ich hätte das andere Hemd anziehen sollen...

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  3. Bei der nächsten Rechtschreibreform wird auch das Wort "Lehre" mit "reformiert". Es wird ab dann "Leere" geschrieben. Wegen der Leere auf dem Konto der Azubis bzw. weil Auszubildende für die von ihnen geleistete Arbeit vergütungsmäßig leer ausgehen...

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