Freitag, 29. März 2013

Auch das noch: Bandbreitenmodell

Zum thema BGE habe ich bereits das eine oder andere wort verloren. So war es nur eine frage der zeit, auch das weltfremdeste und absurdeste modell, das bisher auf diesem gebiet »erdacht« wurde, ein bißchen genauer zu betrachten.

Die befürworter dieser idee kann man nicht unbedingt als »kritikfähig« bezeichnen, denn wo auch immer sich leute finden, die diese angelegenheit als »nicht übermäßig schlau« einstufen, kommt dann als antwort, daß die gegner »texten«, also auf bestellung von irgendwelchen konzernen oder auftraggebern gegen mehr oder weniger viel geld texte liefern würden, weil das »establishment« angeblich so ungeheure angst vor diesem schwachsinn hätte und außerdem in neuschwabenland ein würstchen geplatzt sei.

Argumente sind eben keine argumente - das muß man als unwissender kritiker erst verinnerlichen, bevor man sich auf das thema einläßt. Zum glück steht das »establishment«, wer auch immer das sein soll, hinter dem 1€blog, weshalb ich allmorgentlich in einer wanne voll störrogen bade, weil ich gar nicht weiß, wohin mit der patte, die ich mit dem »gegen-das-bandbreitenmodell-sein« verdiene.

Genau wie alle anderen BGEmodelle ist das bandbreitenmodell selbstverständlich die idee zur kapitalismurettung. Denn schließlich würde, wenn man das schlechte von diesem wirtschaftssystem verbieten würde, nur gutes übrig bleiben.

Der unterschied zu allen anderen modellen des BGE ist, daß beim bandbreitenmodell nicht der staat sondern die wirtschaft dafür sorgen soll, daß jeder, der auf einkommen angewiesen ist, auch eins bekommt. Dieselben unternehmen, die leute zu hungerlöhnen schuften lassen, um die gewinne zu steigern, sollen zur abwechslung nett sein und spendierhosenmäßig sogar leute durchfüttern, die nicht für sie arbeiten und die sie auch nicht brauchen.

Aus der startseite des internetauftritts der »Bürgerbewegung Bandbreitenmodell« steht folgendes zu lesen:
Zitat: »Auf die eigentlich bedrängenden Fragen haben wir keine Antworten.« (Bundeskanzlerin Angela Merkel, 20.02.2006)

»Wir schon!« (Bürgerbewegung Bandbreitenmodell)
Das macht in puncto glaubwürdigkeit schon mal einen ersten eindruck. Und der wird beim weiterlesen bestätigt.

Zwei gesetze sollen schluß mit allem übel machen und dem kapitalismus »die zähne ziehen«: Das umsatzsteuergesetz und das arbeitsplatzprämiengesetz.

Das umsatzsteuergesetz soll das einzige steuergesetz bleiben. So ist auf deren seite zu lesen:
»Der wesentliche Unterschied zur Mehrwertsteuer...«
Das ist quark, denn umsatzsteuer ist der kaufmännische begriff für mehrwertsteuer, gemeit ist jedoch die selbe sache. Wer hier einen unterschied ausmachen kann, unterscheidet vermutlich auch zwischen diarrhö und scheißerei – sind ja schließlich zwei völlig unterschiedliche sachen. Die unternehmen, die damit »gelenkt« werden sollen, zahlen diese steuer nicht. Für die ist das ein durchlaufender posten. Somit werden bei dieser tollen idee sämtliche steuern vom endverbraucher bezahlt, der irgendwas für den täglichen bedarf kaufen muß.

Das zweite gesetz soll das arbeitsplatzprämiengesetz sein. Wer acht mitarbeiter pro umsatzmillion beschäftigt, soll von dieser umsatzsteuer befreit sein. Wer weniger beschäftigt soll bis zu 200 % umsatzsteuer auf seine waren aufschlagen müssen.

Für beschäftigte sollen folgende arbeitskonditionen gelten: Vollzeitbeschäftigte sollen 1.200 stunden im jahr arbeiten, das entspricht ca. einer 24stundenwoche und einen jahresverdienst von mindestens 40.000 € erhalten, teilzeitbeschäftigte sollen 600 stunden im jahr arbeiten, was einer 12stundenwoche entspräche, und mindestens 32.000 € verdienen. Außerdem soll es das BGE 2.0 geben, was bedeutet, daß es »abwesende arbeitnehmer« geben soll, die zwar vom unternehmen bezahlt werden, aber nicht arbeiten - und die sollen 24.000 € im jahr erhalten.

Wer würde solche arbeitsbedingungen schon ablehenen wollen? Klingt doch prima. Wie jedes andere kapitalimusrettungsprogramm, ändert diese idee nichts daran, daß das problem in den produktionsverhältnissen und nicht in der verteilung liegt. Die gesamte idee fußt auf der irrigen annahme, daß alles mit ein bißchen mehr umverteilung und mit verknappung der ware arbeitskraft zu lösen sei.

Es gibt keinen kausalen zusammenhang zwischen umsatz und beschäftigten mitarbeitern. Wenn ein kleinbetrieb mit sieben mitarbeitern eine million im jahr umsetzen kann, heißt das noch lange nicht, daß der betrieb die leute zu den angedachten konditionen beschäftigen und bezahlen kann und dann auch noch die waren mit der entsprechenden umsatzsteuer absetzen.

Kein lohnabhängiger arbeitet in einer kapitalistisch organisierten wirtschaft für seinen unterhalt - das kann man im armutsbericht der regierung schön nachlesen: auch wenn das geld zum leben nicht reicht, arbeit zu haben ist immer noch besser als keine arbeit. Daß die reallöhne vor allem in den unteren lohngruppen gesunken sind und es deshalb überhaupt jobs gibt, ist eine »strukturelle verbesserung«. Und das ist kein zynismus einer boshaften regierung, sondern sagt aus, wofür dies wirtschaftssystem gut ist. In der globalen konkurrenz bestehen. Den kapitalistischen reichtum erarbeiten, der dann als »unser aller wohlstand« in den medien gefeiert wird. Auch wenn der großteil nichts davon hat - und das liegt daran, daß arbeit eben nicht stattfindet, damit es was gibt, sondern wenn sie rentabel ist und für den arbeitgeber was einbringt.

Eine änderung der eigentums- und produktionsverhältnisse ist nicht vorgesehen. Gewinn zu machen ist erwünscht, die arbeiter sollen durchaus ausgebeutet werden. Das ist bei diesen konditionen schwierig, das läuft auf ein kontroll- und zwangssystem raus. Und wenn es ein lohnendes geschäft ist, ohne inländische arbeiter leute in drittweltländern zu knechten, dann findet das auch mit künstlicher preiserhöhung durch umsatzsteuer statt, dann müssen die leute in der selben zeit mehr herstellen, damit es lohnt. Auch wenn es eigentlich protektionismus für inländische arbeitsplätze sein soll.

Auch wenn es nicht ganz zum thema gehört: vertreten wird diese grandiose idee von der ddp , deren ehrenvorsitzender Franz Hörmann ist, über den ich in der rubrik »bücher, die die welt nicht braucht« vor einiger zeit bereits geschrieben hatte.

Dienstag, 26. März 2013

Gruß aus Zypern

Heute im supermarkt gesehen:
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Das mit der »roten erde« sollte man durchaus als aufforderung verstehen.

Montag, 25. März 2013

Foto am Montag (47)

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Die drei kleinen schweinchen (sus scrofa) im schnee.

liberallalla....

Anderswo wurde vor einiger zeit über »neoliberales denken« diskutiert.

Einen recht umfangreichen beitrag aus dieser diskussion möchte ich an dieser stelle aufgreifen auch wenn ich nicht die angesprochene war - aber immerhin gehöre ich zu den besagten »Marxisten, die in Liberalen nur Konzernlobbyisten« sehen.

Was denn sonst?

Hoffentlich ist das nicht zu unhöflich, das thema an dieser stelle zu weiterzubehandeln aber die diskussion dort ziemlich ist schon »zugeredet«, außerdem ist mir das für einen bloßen diskussionsbeitrag zu wichtig und insgesamt auch zu lang.
Zitat: »Als Erstes frage ich mich, wie du auf die Idee kommst, zu sagen, dass meine Ansichten ein Beispiel dafür sind, “wie Neoliberale ticken”. Du benutzt den Begriff “neoliberal” hier als Kampfbegriff. Wenn du meine ökonomischen Ansichten beschreiben willst, solltest du mich besser “Austrian” nennen, und die Überschrift müsste lauten “Wie Austrians ticken”. Die Austrians haben zwar viel mit den Chicagoern gemeinsam, aber es gibt auch deutliche Unterschiede. So plädierte Friedman für ein staatliches Geldmonopol, während die Austrians für freies Marktgeld sind (Mises nannte Friedman und seine Kumpels deshalb sogar mal einen “Haufen von Sozialisten”, stell dir mal vor )«
Es ist amüsant, daß dieser typ, namen sollen hier nicht zur sprache kommen, weil es mir nicht darum geht, jemanden persönlich vorzuführen oder anzugreifen, sich einerseits beschwert, daß der begriff »neoliberal« als »kampfbegriff« verwendet würde, sofort danach aber kaum eine scheu hat, den Mises zu zitieren, der das wort »sozialisten« als kampfbegriff für eine ihm weniger genehme denkweise des neoliberalismus verwendet, denn unter dem heutzutage üblichen begriff neoliberalismus kann man die chicago boysund die austrians durchaus zusammenfassen.

Wenn man dann also, unter einbezug von Mises und Hayek dann feststellen wollte wie »austrians« ticken, fiele mir dazu spontan »offenbar nicht richtig« ein. Es ist befremdend, wie konsequent falsch der begriff »sozialismus« verwendet wird. Man kann davon ausgehen, daß diese figuren keinesfalls so unbeleckt waren und nicht wußten, wovon sie sprachen, den begriff also demagogisch verwendeten.

Der einfachheit halber haben die alles, was nicht ihrs war so bezeichnet. Selbstverständlich auch die keynsianischen ansätze, die linksliberal und wahrscheinlich sogar auch unsinnig waren aber auf keinen fall etwas mit sozialismus zu tun hatten.

Oft wird behauptet, daß antikapitalistisch zu sein heutzutage keinen sinn mehr habe, weil es angeblich keinen kapitalismus mehr gäbe.

Kapitalismus
Der kapitalimus ist eine geldbasierte, auf privateigentum an produktionsmitteln beruhende wirtschaftsform, deren gesamte produktion auf gewinnmaximierung ausgerichtet ist.

Daraus resultiert die klassengesellschaft: Es gibt menschen die eigentum im sinne von kapital haben, die breite masse der menschen hat das jedoch nicht, ist somit abhängig von der besitzenden klasse.

Die einzig legale möglichkeit, lebensnotwendiges zu erhalten, ist ware für geld zu kaufen. Ohne eigentum an geld zu kommen geht nur, wenn ein produktionsmitteleigentümer dem besitzlosen erlaubt gegen geld für ihn zu arbeiten (abgesehen von eher unwahrscheinlichen ereignissen wie lottogewinn oder dem plötzlichen tod des unbekannten aber reichen erbonkels in amerika) – und das erlaubt der eigentümer genau so lange, wie er den arbeiter gewinnbringend einsetzen kann. Danach steht der arbeiter für gewöhnlich genau so besitzlos da wie vorher – gemehrt hat sich allein das vermögen seines arbeitgebers. Lohnarbeit ist dienst am kapital.

Damit der verlust des arbeitsplatzes nicht unbedingt jedesmal sehr bald zum hungertod führt, wurden in unterschiedlichen kapitalistisch organisierten ländern verschiedene systeme erdacht, derartige soziale notlagen abzufedern, weshalb radikale kapitalismusfreunde gern behaupten, daß das heutzutage kein richtiger oder gar überhaupt kein kapitalismus mehr sei. So unterschiedlich die staatlichen maßnahmen zur sozialen befriedung aussehen mögen: Am privateigentum und an der ausrichtung am gewinn wird nicht gerüttelt.

Sozialismus
Als sozialismus bezeichnet man eine antikapitalistische wirtschaftsform, die durch vergesellschaftung der produktionsmittel (und nicht etwa nur durch verstaatlichung der banken) und gesellschaftlicher kontrolle der warenproduktion und -verteilung bessere lebensverhältnisse und auflösung der klassengesellschaft anstrebt.

Die ansätze dies zu erreichen haben in den ehemaligen RGWstaaten sehr unterschiedlich ausgesehen und künftige ideen, wie man das umsetzen kann, werden auch wieder anders gestaltet sein. Sozialismus ist ein wirtschaftssystem - wie ein sozialistisch organisierter staat aussehen kann und ob man überhaupt einen staat braucht, geht hieraus nicht hervor.

Zitat: »Wenn du mehr über die Austrian Economics wissen willst, empfehle ich dir folgende Bücher:

Ludwig von Mises: Nationalökonomie – Theorie des Handelns und Wirtschaftens (das meiner Meinung nach beste Buch, das je zum Thema Ökonomie geschrieben wurde)
Friedrich A. von Hayek – Der Weg zur Knechtschaft (hier wird genau beschrieben, warum der Sozialismus nicht funktioniert)
Henry Hazlitt – Economics! (Ein Klassiker, der sich mit dem Übel von Staatsinterventionen auseinandersetzt)
Roland Baader – Geldsozialismus (hier erfährst du alles über unser sozialistisches Geld- und Bankenwesen, dass uns in die Krise geführt hat)
und als Einstieg ganz gut: Rahim Taghizadegan – Wirtschaft wirklich verstehen: Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie«
Wer sich ein wenig mit ökonomie befaßt, kennt zumindest das eine oder andere davon. In »weg zur knechtschaft« geht es hauptsächlich darum, begriffe aufzuweichen. Hayek wollte lieber die sozialisten mit den nazis in verbindung als seine brüder im geiste. Falsch sind diese behauptungen trotzdem. Weshalb, werde ich weiter unten im text darlegen.

Wenn Roland Baader unser »sozialistisches geld und bankenwesen« für die krise verantwortlich macht, dann kann man dies buch wohl eher als scherzartikel begreifen. Aber immerhin hat herr Baader im vergangenen jahr hoch und heilig versprochen, derartigen quatsch nie wieder zu publizieren. Und das ist schon mal was.
Zitat: »Jetzt zu deinen Argumenten:

Friedman und Co. haben einen notwendigerweise sozialdarwinistischen Ansatz. … Die Neoliberalen vermeiden Begriffe wie “sterben” oder “verrecken”, sie bezorzugen “pleite gehen”. Und das ist in Ordnung so, denn es ist nur die gerechte Strafe dafür, dass der Sterbende “die Verbraucher nicht mit guten Waren versorgen” konnte.

Fehler Nr.1: Die von dir sogenannten “Neoliberalen” wollen gar keine Welt ohne Steuern. Du wirfst den Neoliberalen also etwas vor, was diese gar nicht befürworten. Weißt du eigentlich, dass Friedman für eine Art bedingungsloses Grundeinkommen plädierte, und zwar in Form einer negativen Einkommenssteuer? Friedmans Konzept ist effektiver, bürokratiebefreiter und haushaltsneutraler als das derzeitige Arbeitslosengeld II – System: Erwerbslose bekommen eine Existenzsicherung (Transferzahlungen), die mit zunehmendem Einkommen abnimmt. Ab einer festgelegten Grenze beginnt dann die “positive” steuerliche Belastung.«
Mir ist es seit langem bekannt, daß Friedman für eine art des bedingungslosen grundeinkommens war. Gegen so einen schwachsinn schreibe ich mir schließlich gern die finger fusselig.

Genau wie jede andere form der sozialstaatlichkeit ist das ein eingeständnis. Nämlich, daß die leute, die tagtäglich den wohlstand erarbeiten im grunde nichts bis wenig davon haben, es keine selbstverständlichkeit ist, daß sie leben dürfen und in jeder notlage, sei es arbeitslosigkeit, krankheit, alter sich nicht darauf verlassen können, das lebensnotwendige zu erhalten oder in jedem fall so viel verdient zu haben, daß es das für immer zum leben reicht, sondern über das geld vom wohlstand ausgeschlossen sind, obwohl der in dieser gesellschaft reichlich vorhanden wäre.

In der letzten woche wurde viel darüber gestritten, ob Schröders schöne agenda ein erfolg war oder nicht. Die arbeitslosigkeit einzudämmen ist trotz neuer schönrechnungsmethoden und zwangsmaßnahmen nicht geglückt, in sofern hat Schröder nicht umgesetzt, was er vor der wahl versprochen hatte. Ein erfolg war die agenda 2010 dennoch. Es war ein programm, durch massenverarmung die Deutsche wirtschaft zu retten. Das ist gelungen. Mit verheerenden auswirkungen für die lohnarbeitende bevölkerung hier - ganz zu schweigen von den armen leuten in den staaten, die kaputtkonkurriert wurden.

Selbstverständlich wäre Friedmans konzept effektiver als das derzeitige alg2: Die leute würden einfach so wenig kriegen, daß der druck, arbeit anzunehmen noch stärker steigen würde, völlig ohne repressalien vom amt sondern allein durch materielle not. Dadurch würden die arbeitskonditionen und löhne der abhängig beschäftigten noch mehr verschlechtert, als es bisher der fall war.

Wunderbare welt für die leute, die alltäglich ihr geld verdienen müssen. Sie bekommen ein eine »soziale absicherung«, die keine ist und dürfen dafür härter arbeiten. Auf solche wohltaten kann man getrost verzichten.
Zitat: »Fehler Nr.2: In einer industrialisierten Gesellschaft hat Arbeitslosigkeit nur eine Ursache: nämlich einen zu hohen Preis der Arbeit, beziehe sich das “zu hoch” nun auf die Direktentgelte oder auf die sogenannten Zusatz- und Nebenkosten des Lohnes oder auf arbeitsrechtliche Hürden – oder auf alles zusammen. Nehmen wir mal an, wir leben in einer Welt ohne Steuern und Sozialstaat und mit einem deregulierten Arbeitsmarkt. Wenn jemand arbeitslos wird, wird er entweder schnell wieder eine neue Arbeit finden, von seinen eigenen Ersparnissen leben oder von seiner Familie, Freunden oder Hilfsorganisationen versorgt werden.«
Interessant ist, welche zumutungen die neoliberalen kapitalismusbefürworter den auf lohnarbeit angewiesenen leuten aufmachen:

Einer, der lohnarbeit sucht, braucht sie aus einem einzigen grund: Geld verdienen - und zwar möglichst viel, damit es zum leben reicht. Die neoliberalen bringen es glatt fertig den leuten hinzuschreiben: »damit ihr eurem interesse nachgehen könnt, müßt ihr auf euer interesse verzichten.« Etwas anderes steht in der aussage, daß arbeitslosigkeit in der »industrialisierten gesellschaft« nur eine ursache habe, nämlich »arbeit zu teuer« sei, nicht drin.

Das mit der »welt ohne steuern und sozialstaat« hat es im Manchesterkapitalismus weitgehend bereits gegeben. Steuern mußten an das königliche geschmeiß schon gezahlt werden, einen sozialstaat jedoch gab es nicht. Man kann nicht behaupten, daß es damals besonders menschlich zugegangen wäre. Die leute, die keine arbeit fanden bzw. alters- oder krankheitsbedingt nicht arbeiten konnten, sind nach einiger zeit des dahinvegitierens eledig krepiert. Wer es genau wissen will, lese Friedrich Engels »Die Lage der arbeitenden Klasse in England«, der text beschreibt die »menschlichkeit« im kapitalimus sehr genau. Und daran hat sich bis heute nichts grundlegendes geändert.

Aber um festzumachen, daß die arbeitslosigkeit keinesfalls nur eine ursache: nämlich einen zu hohen preis habe, muß man nicht den alten Engels bemühen, sondern sich klarwerden, was die arbeit für den arbeitgeber ist: kost. Die schmälert den gewinn. Wenn man aus zwölf arbeitern das gewünschte herausholen kann, dann stellt man keine dreizehn, fünfzehn oder gar zwanzig leute ein, nur weil die so sagenhaft billig wären.

Eingestellt werden leute, wenn es sich lohnt, sie für ein geschäft arbeiten zu lassen, bedeutet, daß immer nur so viele leute eingestellt werden, wie gerade so gebraucht werden, egal was sie kosten.

»Dank« agenda 2010 laufen arbeitslose als »sonderangebote« auf dem arbeitsmarkt rum und es gibt diverse beschäftigungsmodelle, die den arbeitgeber weitgehend von seinen sozialstaatlichen pflichten entbinden und trotzdem gibt es eine konstant hohe arbeitslosenquote. Die arbeitslosigkeit muß also auch noch andere ursachen haben. Und hat sie auch: die durch h4 erzeugte armut war von anfang an politisch gewollt, um damit die arbeitsstelleninhaber weiter unter druck setzen zu können.

Es ist eine komische idee, daß die leute dann von ihren »ersparnissen« leben sollen. Wo bekommt jemand, der dank dereguliertem arbeitsmarkt kaum genug zum leben verdient, plötzlich ersparnisse für notlagen her? Nebenverdienst bankraub?

Das sozialstaatliche zwangsparen wurde einst ersonnen, weil klar war, daß die leute das für sich selbst nicht tun können, weil sie zu wenig haben, als daß es noch spielraum für rücklagen gäbe. Es ist ein widerspruch in sich: Erst wird verlangt, daß es um arbeit zu finden notwendig sei, keinen hohen preis für die arbeit zu verlangen und in der not soll man plötzlich ein vermögen haben, von dem man leben kann.

Und daß es in solchen lebensverhältnissen für einen großteil der menschen unmöglich sein dürfte, dann auch noch in notgeratenen freunden oder verwandten unter die arme zu greifen, sollte klar sein.

Insgesamt geht das auf die »fürsorge« nach dem geschmack der Kirchenjuste zurück. Das ist reaktionär und auf ganzer linie abzulehnen.
Zitat: »Die Nazis (und nicht die Faschisten, Faschisten waren keine Nazis) wollten die physische Vernichtung von “minderwertigem Leben”. Das minderwertige Leben hatte keine Chance, dem zu entgehen. Es ist nicht etwas, das sie TUN, dass sie zum Ziel macht, sondern, dass sie etwas SIND. Man behandelt die Menschen also nur nach ihren äußerlichen Merkmalen. Die Kapitalisten wollen keineswegs andere Menschen physisch vernichten. Sie wollen nur Gewinne machen mit der einzigen Bedingung, dass sie die Rechte anderer Menschen achten (so, wie auch andere Menschen ihre Rechte achten). Sie behandeln Menschen nachdem, was sie TUN, nicht nachdem, was sie SIND.«
Daß faschisten keine nazis gewesen wären, wäre zu beweisen. Die behauptung, daß die nazis menschen ausschließlich, wegen dem, was sie waren eingesperrt, gefoltert und ermordet worden hätten, also wegen »äußerlicher merkmale« oder wie ich es ausdrücken würde, aus rassistischen gründen, stimmt nicht. Die ersten, die ab 1933 in die KZs gesperrt wurden, waren kommunisten, anarchisten und auch sozialdemokraten, die sich dem regime widersetzen und aus dem weg geräumt werden mußten.

Dietrich Bonhoeffer, Sophie Scholl oder Anton Saefkow, um einfach willkürlich drei personen, unabhängig von ihrer weltanschauung rauszugreifen, wurden nicht aus rassistischen gründen ermordet, sondern weil sie nicht mitmachen wollten. Wenn es um den massenmord an den europäischen juden geht, sind liberale zu recht empört. Die empörung wird aber merklich leiser - bis hin zu »nicht mehr hörbar« - wenn es um den die nicht minder grausame ermordung von zigeunern, arbeitsscheuen oder kommunisten geht. Denn kommunisten umbringen ist eine gute sache - war wohl nicht alles schlecht bei den nazis.

Faschismus
Zwar war der faschismus nicht überall derselbe, so lassen sich doch gemeinsamkeiten in der ideologie ausmachen: verabsolutierung des nationalen interesses und die verherrlichung der geschichte des eigenen volkes, mythisierung der volksgemeinschaft, befürwortung des krieges, aktion und recht des stärkeren, führerprinzip und streben nach dem totalen staat. Was von diesen sachen trifft den nicht auf Nazideutschland zu?

Der »antikapitalismus« der NSDAP war durch Gottfried Feder hauptsächlich antisemitisch geprägt. Die unterteilung in »raffendes« und »schaffendes« kapital machte einen unterschied zwischen der bösen, jüdisch geprägten hochfinanz, die verantwortlich für das elend der arbeiter sei, weil sie die menschen in »zinsknechtschaft« halte und den guten industriellen, die den arbeitern lohn und brot geben, aber selbst von den banken allzusehr ausgebeutet werden würden. Nach der arisierung der banken war das alles kein problem mehr, die parole »gemeinnutz geht vor eigennutz« galt nur für die einfachen leute. Die industriellen hatten in den 20er jahren die nazis gefördert, weil sie wußten, daß sie mit denen an der macht geld verdienen konnten. Durch den reichsarbeitsdienst wurde infrastruktur geschaffen und die rund 7,5 millionen zwangsarbeiter, die aus ganz Europa verschleppt worden waren, dienten direkt der privaten bereicherung einiger weniger. Ist nicht so, daß die zwangsarbeiter für diesen staat rüstzeug hätten herstellen müssen, damit überall besser gebombt und gemordet werden konnte. Das war privatwirtschaflich organisiert. Private unternehmen hatten zwangsarbeiterlager, deren insassen sie nach belieben verheizen konnten.

»Der Faschismus ist die offene, terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistenschen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.« Georgi Dimitrow
Zitat: »Ich denke, der Grund, warum Marxisten in Liberale nur Konzernlobbyisten sehen, ist, dass Marxisten weder willens noch fähig, in anderen Kategorien als die eines Kollektivs zu denken. Entweder man ist für die Unternehmer oder man ist für die Arbeiter. Was anderes geht nicht. Marx z.B. teilte die Gesellschaft in unveränderbare “Klassen” ein, so wie es auch im Kastensystem üblich ist (ganz so, als ob es unmöglich sei, dass man von einer Klasse in die nächste aufsteigt) und dachte absurderweise, dass die Interessen der Arbeiter zwangsläufig denen der Unternehmer widersprechen (die Arbeiter sind keine Entität, sie haben alle eigene Interessen, die mit denen der Arbeiter aus anderen Branchen im Widerspruch stehen können. Viele Arbeiter fordern deshalb Zölle gegen die billige Konkurrenz, ohne sich um deren Interessen zu kümmern)«
Der vergleich des klassensystems mit dem »kastensystem« ist falsch. Das kastensystem baut auf religiösem glauben auf, während das klassensystem das resultat materieller gegebenheiten ist. Das klassensystem ist keinesfalls »unveränderbar«. Wenn das so wäre, müßte man sich fragen, weshalb man für die auflösung desselben ist. Die klassengegesätze sind nicht dadurch aufgehoben, daß man auf- oder absteigen kann. Der erfolg oder mißerfolg einzelner ändert nichts am prinzip.

Mir fällt es immer wieder auf, daß liberale das, was für kommunisten völlig normal ist, nämlich daß menschen individuell sehr unterschiedlich sind, absolut hervortun. Dabei ist es doch banal: der eine löst gern knifflige aufgaben, der nächste kümmert sich gern um andere menschen, wieder ein anderer ist handwerklich begabt. Manch einer werkelt gern allein vor sich hin, während andere lieber in der gruppe arbeiten.

Die arbeiter, so individuell die einzelnen persönlichkeiten auch sein mögen, haben jedoch ein gemeinsames interesse: sie möchten ein gutes leben mit wenig abeit und viel lohn. Dies widerspricht dem interesse der arbeitgeber, die für möglichst wenig geld viel arbeit haben wollen, weil alles andere der gewinnsteigerung widerspräche.

Wenn arbeiter, wie genannt zölle gegen die billige konkurrenz fordern, dann erkennen sie tatsächlich nicht die gemeinsamen interessen, die sie mit der billigeren konkurrenz gemeinsam haben. In dieses konkurrenzverhältnis sind sie durch das kapital hineingestellt. Sie müssen produktiver sein, als die billigkonkurrenz aus aller welt und dann wollen sie ausgerechnet, daß der staat, der ihnen diese schönen verhältnisse beschert hat, durch allerlei schutzmaßnahmen hilft.

Schön wäre es, wenn mir mal einer erklären könnte, wo sich die interessen der arbeiter nicht mit den interessen der unternehmer widersprechen. Wenn es plausible erklärungen dazu gibt, stehe ich dem durchaus aufgeschlossen gegenüber.
Zitat: »Zur Klarstellung: Für Kapitalismus und Liberalismus zu sein, bedeutet nicht, dass man “für Unternehmen” oder “für die Reichen” ist. Man ist einfach für die friedliche Entwicklung der Menschen in einer freien Gesellschaft (ein bisschen Zwang befürworte ich jedoch auch – so bin ich kein Anarchokapitalist). Die Menschen haben ein Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum, und für mehr soll der Staat nicht sorgen. Tatsache ist, dass die freie Marktwirtschaft die Wirtschaftsordnung ist, die es den Unternehmen am schwersten macht, Gewinne zu erzielen, da sie gezwungen sind, ohne Begünstigungen durch den Staat erfolgreich zu sein – während in einer staatlich gelenkten Wirtschaft die Unternehmen durch Preisfestsetzungen, Schutzzölle, Subventionen und im Notfall Staatsrettung unterstützt werden.«
Wie soll es in einem system, das auf konkurrenz basiert eine »friedliche entwicklung der menschen« geben? Ist da nicht, daß es friedlich zuginge von anfang an ausgeschlossen?

Der kapitalismus ist das system, das es der kapitalbesitzenden minderheit erlaubt, sich auf kosten der besitzlosen mehrheit zu bereichern. Daran ist überhaupt nichts friedlich, weil die arbeiter, die den reichtum erschaffen, nicht nur durch den staat, sondern hauptsächlich durch die unternehmer, die gewinn machen wollen, weil sie sonst nichts unternehmen, um die früchte ihrer arbeit betrogen werden.

Es ist eine maßlose arroganz den menschen »ein recht auf leben« zugestehen zu wollen – das hat gefälligst kein recht, sondern eine selbstverständlichkeit zu sein, daß jeder, der geboren ist auch leben darf! Aus meiner sicht hinterfotzig, so etwas zu einem »recht« aufzublasen, um es dann sofort durch die kollossale idee des eigentums sofort wieder obsolet zu machen.

Freiheit ist die erlaubnis einer herrschaft an die untertanen, daß sie im vorbestimmten rahmen dinge tun und lassen dürfen. Meine mutter schrieb in das poesiealbum, das ich als kind mal hatte das Grillparzerzitat »wer seine schranken kennt, der ist der freie, wer frei sich wähnt, ist seines wahnes knecht.« Um die »freiheit« wird viel gefühlsgedusel veranstaltet. Es gibt hier freiheit. In den grenzen, die für einen großteil der leute nichts tolles bedeuten.
Zitat: »Welches gerechtere System schwebt dir vor als eines, in dem alle Menschen dieselben Startmöglichkeiten haben und sich an dieselben Spielregeln halten müssen? Solange er den Menschen nicht aufgezwungen wird, ist der Sozialismus auch kein Widerspruch zur liberalen Gesellschaft. Ihr könnt eure Clubbeiträge ruhig gemeinschaftlich verwalten. Aber es ist falsch, die Menschen durch Enteignung zur Solidarität zu zwingen (Widerspruch zum Recht auf Eigentum). Egal ob man Schlecker oder Lehman Brothers “retten” will. Wie begründest du den Anspruch auf das Geld anderer Leute? Ist Reichtum deiner Meinung nach nur durch Diebstahl möglich? In einer kapitalistischen Gesellschaft entsteht Reichtum dadurch, dass Unternehmer es schaffen, die Verbraucher mit den Gütern zu versorgen, die sie am dringendsten benötigen.«
Mir schwebt überhaupt kein »gerechtes« system vor, aus einem anderen blickwinkel betrachtet, ist alles so, wie es ist, nicht nur gerecht sondern sogar rechtens. In sofern ist es sehr subjektiv, was als »gerecht« empfunden wird, man kann getrost drauf scheißen. Außerdem ist es mir fremd, anderen menschen dinge, die ich für absolut in ordnung halte, aufzwingen zu wollen.

Clubbeiträge? Auf die idee, daß man einfach so von sich aus gedanken haben könnte, kommt Ihr kollektiv geldorientiert organisierten fritzen anscheinend überhaupt nicht. Bei mir gibt es nichts zu verwalten, weder privat, gemeinschaftlich noch staatlich. Völlig absurde idee.

Wofür wird denn das staatliche eingesammelte geld, unter dem vorwand arbeitsplätze zu retten den banken und konzernen in den hintern geblasen?

Nicht, um den »kleinen leuten« zu helfen, auf den beinen zu bleiben, sondern immer nur, um das kapital der reichen zu erhalten, die dann ihre ausbeutungsverhältnisse mit staatlicher unterstützung weiter betreiben dürfen. Selbst austrians könnte es bis zu einem gewissen grad einleuchten, daß kommunisten, die generell etwas gegen ausbeutung haben, staatlich finanzierte ausbeutung ganz besonders grütze finden.
Zitat: »Das Interessante dabei: Neoliberale sind weder willens noch fähig, in anderen Kategorien als denen eines geforderten “Marktes” zu denken. Außerhalb existiert nicht, denn es existiert nur der homo oeconomicus.

Falsch! Gerade der homo oeconomicus ist dem Austrian fremd. Die Austrians sehen den Markt als dynamisch und die Entscheidungen der Marktteilnehmer als subjektiv an und lehnen deshalb Konzepte wie “Bruttoinlandsprodukt” oder “Durchschnittseinkommen” oder auch Angebots- und Nachfragekurven ab.«
Mir ist es durchaus verständlich, daß wenn man sich um die einkommen der oberen zehntausend sorgt so etwas wie ein »durchschnittseinkommen« oder gar das »medianeinkommen« eher lästig ist. Da bekommt man mit, welche zumutungen die lohnarbeitenden auf sich zu nehmen haben. Es ist kein vergnügen, sich die ergebnisse der neoliberal orientierten wirtschaft hier vor ort anzuschauen.

Wenn man es global betrachtet, schaut man in ein schwarzes loch, das alles verschlingt. Die märkte nehmen den menschen ihre lebensmöglichkeiten.

Donnerstag, 21. März 2013

Frisch geweißelter frühlingsmärchenwald

Heute habe ich meinen ersten frühlingsspaziergang gemacht. Sehr viel frisches weiß war zu sehen:
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Auch die krokuswiese erstrahlte im feierlichen, vorösterlichen weißen glanz.
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Aber wenigstens haben sie drangeschrieben, daß es eine krokuswiese ist, sonst wäre dem einen oder anderen womöglich die frühlingshafte stimmung völlig versaut gewesen.

Dienstag, 19. März 2013

Ein Unentwegter

von Erich Weinert aus »Anonyme Grabschriften«
Hier ruht ein Patriot
Und Mann der Presse.
An ihm ist alles tot.
Bis auf die Fresse.
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Montag, 18. März 2013

Foto am montag (46)

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Kanadagans (branta canadensis)

Samstag, 16. März 2013

1-€-blog-klassiker: Adenauer


Manche städte und gemeinden wissen wichtige persönlichkeiten wirklich zu schätzen. Diese straße endet blind auf einem feld und hat nur eine hausnummer.

So muß man einen bedeutenden exkanzler würdigen! Gesehen in Nordhessen.

Freitag, 15. März 2013

Mit gott und den faschisten

Karlheinz Deschner zur »politik der päpste im 20. jahrhundert« war eine serie, die in den frühen 90er jahren monatlich sonntags im KANAL 4 lief.

An dieser stelle alle folgen hintereinander - keine vertrödelte zeit, sich diesen film ein- oder zweimal anzusehen. Mit christlicher nächstenliebe oder barmherzigkeit hatte das streben nach macht und einfluß nicht das geringste zu tun - friedlich war daran überhaupt nichts.

Donnerstag, 14. März 2013

Wer nicht betet, betet nicht.

Und das vermutlich aus gutem grund.

Mir reicht die berichterstattung um das oberhaupt eines totalitär organisierten, ewiggestrigen glaubensvereins, in welchem ich einmal mitglied war, ohne daß ich gefragt worden wäre. Ich empfinde es als unverschämtheit, im öffentlich-rechtlichen fernsehen mit so einem blödsinn behelligt zu werden. (»Wer nicht zum herrn betet, betet zum teufel«)

Eigentlich ist religion kein thema für mein blog, weil das für mich keine rolle spielt, aber bei dieser gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß Karlheinz Deschner sein lebenswerk, die »Kriminalgeschichte des Christentums«, am 8. März vollendet hat.
»Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher.«
Karlheinz Deschner
Im sinne der aufklärung findet sich ab heute in meiner blogliste das Psiramblog.

Mittwoch, 13. März 2013

Ganz Berlin ein mahnmal

Dies ist eine antwort auf den artikel Ein Mahnmal für die Opfer des Kapitalismus.

Man kann gegen den kommunismus nicht denken, sondern nur mahnen - denn, wenn die leute, die da mahnen, darüber nachdenken würden, welche lebensverhältnisse in diesem herrschaftssystem den leuten aufgemacht werden, welchen zwang das beinhaltet und daß das alles keineswegs gewaltfrei abläuft könnten sie eigentlich auf die idee kommen, dies system in frage zu stellen.

Im grunde kann man ganz Berlin als »mahnmal für die opfer des kapitalismus« betrachten. Wenn man mit offenen augen durch die stadt läuft, sieht man überall bis heute opfer des kapitalismus - und ihre spuren aus vergangenen zeiten.
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Gedenksteine findet man höchstens für die ganz armen, die es am schlimmsten getroffen hatte, in der zeit der bisher schlimmsten ausformung des kapitalismus: des faschismus.

Als beispiel für den weitgehend »normlen« kapitalismus ist mir folgendes eingefallen:
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Das ehemalige gelände der firma AEG auf dem Wedding ist ein mahnmal für die opfer des kapitalismus. Zu tausenden haben die menschen sich hier totgearbeitet. Wer hier sein brot verdienen mußte, hatte kein gutes leben. Für die ganze familie nur eine küche und eine vielleicht eine stube, die aber im winter aus geldknappheit nicht beheizt werden konnte.

Ihr leben verbrachten die arbeiter damit, den profit zu erarbeiten, ohne selbst etwas davon zu haben. Als kriegswichtiger konzern hat die AEG in beiden weltkriegen ein vermögen verdient - im ersten sollen gar belgische zivilisten als zwangsarbeiter deportiert worden sein, schließlich war die AEG der zweitgrößte rüstungsproduzent im Deutschen Reich. In der zeit der Weimarer Republik flossen gelder an die NSDAP und SS, um die gut organisierten Weddinger arbeiter einzuschüchtern. So wurden gleich nach der machtübernahme sozialdemokratische und kommunistische arbeiter entlassen. Durch diese wirtschaftliche zwangslage wurde mach einer zum mitmachen gezwungen.
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In Berlin kann man an vielen orten »bewundern«, wie alles, was sich gegen die kapitalistisch organisierte obrigkeit wandte früher oder später zerstört wurde und alles wie zu kaiserszeiten unter die herrschaft des kapitals gestellt wurde. Die mahner gegen den kommunismus bezeichnen das als »freiheit«.

Sicherlich findet man in anderen städten ähnliche mahnmale - kaum ein ort dürfte frei davon sein.

Montag, 11. März 2013

Freitag, 8. März 2013

Noch dreimal: Deutschland ging es noch nie so gut wie heute...(2)

Hier geht es zum ersten teil
Miosga: »Man kann ja die fakten immer so oder so interpretieren. Entscheident heute ist aber: von der debatte bleibt der eindruck die FDP will beschönigen. Da steht zumindest der FDPchef nicht so schön da.«

Rösler: »Nochmals das ist wahlkampfgetöse und schlichtweg quatsch. Wir haben gemeinsam uns auf die formulierung verständigt und die wirklichkeit wird durch diesen bericht abgebildet und die zeigt, Deutschland ging es noch nie so gut wie heute. Auf dem arbeitsmarkt, bei den wachstumszahlen, übrigens auch bei der anerkennung aus dem ausland für diese wirtschafts-, finanzpolitischen und abeitsmarktpolitischen leistungen ein stück weit auch dieser bundesregierung.«
Schon im november des letzen jahres wußte Rösler, daß es den menschen hierzulande gut ginge. Aber auch die stetige wiederholung hilft nicht gegen tatsache, daß er damit ausschließlich die besitzende klasse meint, das sollte langsam auch der letzte lohnarbeitende liberale begreifen, daß der wirtschaftsminister ihn und sein bedürfnis nach einem sicheren arbeitsplatz zu einem möglichst hohen lohn nicht meint, wenn er die guten zustände in diesem staat bejubelt. Das sagt er ziemlich klar, er sieht sinkende reallöhne als »strukturelle verbesserung« an.

Und das stimmt ja auch. Aber nur, wenn man zufällig einer ist, der keine abhängige lohnarbeit verrichten muß. Wer andere für sich arbeiten läßt, freut sich selbstverständlich über sinkende kosten.
Miosga: »Aber möglicher weise hat dieser eindruck, der heute entsteht was damit zu tun, daß die FDP bisher das image einer ›reichenpartei‹ hatte. Jetzt reden auch Sie über lohnuntergrenzen. Ist das jetzt auch ›wahlkampfgetöse‹?«

Rösler: »Wir bleiben bei unserer position, daß wir gegen flächendeckende, einheitliche gesetzliche mindestlöhne sind und wir setzen auf die tarifautonomie, die uns in den letzten sechzig jahren einen enormen wohlstand beschert hat. Aber wir verschließen eben nicht die augen vor der wirklichkeit und wir wissen, daß es in manchen regionen in Deutschland nicht hilft auf die tarifautonomie zu setzen, weil es gar keine tarifpartner mehr gibt. Und ich finde da sind wir alle in der verantwortung als vertreter der sozialen marktwirtschaft. Doch den menschen die frage zu beantworten, wie werden denn da löhne ausgehandelt, wer kann das machen, wie kommen die zustande. Und darum beschäftigt sich die FDP genau mit dieser thematik, als vertreter der sozialen marktwirtschaft.«
Natürlich hat die tarifautonomie »enormen wohlstand« beschert. Vor allem für die arbeitgeber, die es am effektivsten geschafft haben, die tarifverträge auszuhebeln.

So muß es auch nicht wundern, daß die FDP gegen einen flächendeckenden mindestlohn ist, der für alle gilt. Denn das würde die möglichkeit, die arbeitnehmer aus steuermitteln bezahlen zu lassen verschlechtern, damit wäre die freiheit auf totales lohndumping eingeschränkt. Und ohne recht auf extreme ausbeutung geht bei der FDP gar nichts.

Passend zu Röslers gerede fiel mir ein zitat des leider zu früh verstorbenen Douglas Adams, der ein erheblich sympathischerer witzbold als der gelbe witzminister war, ein:
(Auszug aus dem Reiseführer »Per Anhalter durch die Galaxis«, Seite 634 784, Abschnitt 5a. Stichwort: Magrathea)

In grauer Vorzeit, in jenen großen und ruhmreichen Tagen des ehemaligen Galaktischen Imperiums war das Leben noch abenteuerlich, ereignisreich und im großen und ganzen steuerfrei. (...)

Viele Leute wurden natürlich ungeheuer reich, aber das war selbstverständlich nichts, weswegen man sich hätte schämen müssen, denn niemand war wirklich arm - zumindest niemand, der der Erwähnung wert gewesen wäre.(...)
Seit »jenen großen und ruhmreichen tagen des ehemaligen Galaktischen Imperiums« hat sich nicht viel geändert - denn auch heute ist niemand, der aus Röslers sicht von bedeutung wäre, arm.

Wie man den armutsbericht richtig liest, wußten Leo Fischer und Tim Wolff von der titanic schon vor monaten. Und völlig ohne nachhilfestunden aus dem wirtschaftsministerium.

Anmerkung: Die erwähnung der farbe gelb hat in diesem fall nichts mit der hautfarbe oder herkunft einer in diesem text vorkommenden person zu tun, sondern ausschließlich mit der farbe der liberalen. Beim Wewe hätt ich das nicht dazuschreiben müssen. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß mich das freundliche gesicht unseres wirtschaftsministers nicht stört - im gegenteil! Mich stören die gedanken hinter dieser freundlichen fassade.

Donnerstag, 7. März 2013

Noch dreimal: Deutschland ging es noch nie so gut wie heute...(1)

... auch wenn es kaum jemandem auffällt.

Wer gestern abend die tagesthemen geschaut hat, bekam dort ein interview mit dem spaßgelben wirtschaftsminister über den armutsbericht zu sehen, in welchem er möglichst oft versuchte die phrase »Deutschland ging es noch nie so gut wie heute« unterzubringen.
Rösler:»(…) und ich finde, es entlarvt auch die opposition. Was wir hier erleben ist schlichtweg wahlkampfgetöse. Wir haben einen gemeinsamen bericht vorgelegt, der die wirklichkeit abbildet und zeigt Deutschland ging es noch nie so gut wie heute. Wir haben die niedrigste arbeitslosigkeit seit der wiedervereinigung, die höchste beschäftigungszahl. Wir werden europaweit beneidet um die niedrige jugendarbeitslosigkeit und Deutschland ging es noch nie so gut wie heute und wir lassen unser land nicht schlechtreden von rot und grün, von der opposition.«
Hierbei sollte einem klarwerden, wen der gelbmann eigentlich meint, wenn er von »wir« redet. Damit meint er eben nicht das »eingebildete kollektiv der staatsinsassen«, das guten staatsbürgern vorschwebt, wenn sie von »wir« sprechen.

Er meint sich, die anderen in hohen staatsämtern - und die besitzende klasse für deren interessen er eintritt.

So harmlos, so wirtschaftlich inkompetent, so realitätsleugnend und weltfremd er daherkommt. Der ist ein klassenkämpfer von oben. Auch wenn das wort »klassenkämpfer« für einen, der gut frisiert und freundlich am abend vor eine fernsehkamera tritt, absurd klingen mag.

Er vertritt die sicht der klasse, die ihn in sein amt gehievt hat. Und aus dieser sicht ist es keinesfalls gelogen, wenn er behauptet »Deutschland ging es noch nie so gut wie heute«. Für die besitzende klasse stimmt das ganz klar: Noch nie war die produktivität so hoch, es werden rekordgewinne gemacht. Bisher war es noch nie möglich, ein so gut gebildetes proletariat zu derartigen höchstleistungen zu prügeln.

Prügeln? Durchaus. Wenngleich auch eher im übertragenen sinne. Heute prügelt man mit dem portemonnaie - und der h4keule. Man kann es durchaus als gewaltanwendung bezeichnen, wenn menschen aus angst, ihre existenz zu verlieren, mehr leisten als sie bezahlt bekommen.
Miosga:»Ich will mit Ihnen jetzt auch nicht weiter um halbsätze feilschen, die sie dann irgendwoanders wiederfinden, aber einen zentralen satz, den hat sogar frau von der Leyen heute, als sie den bericht vorgetragen hat, nicht mehr finden können. Nämlich den, daß die einkommensspreizung (…) das gerechtigkeitsempfinden der Deutschen verletze. Was haben Sie denn gegen gerechtigkeit?«

Rösler:»Es gibt da eine aktuelle studie auch von Allensbach, die mal abgefragt hat, welche bedeutung hat das thema gerechtigkeit für die menschen. Und wir haben gesehen, chancengerechtigkeit wird deutlich höher bewertet als verteilungsgerechtigkeit. Also jeder muß die möglichkeit bekommen, durch einen arbeitsplatz, durch einen job für sich und für seine familie das beste erreichen zu können. Und darum geht es auch der bundesregierung. Und daß das sehr erfolgreich gelungen ist, das sehen wir an dem armuts- und reichtumsbericht, eben an den guten arbeitsmarktdaten, die man dort wiederfinden kann.«
Mit der genannten Allensbachstudie meint Rösler die von der INSM in auftrag gegebene gerechtigkeitsumfrage, mit der, welch wunder, genau das herausgefunden wurde, was der ideologie der lobbymaulhuren von der INSM entspricht.
Miosga: »Mehr menschen in arbeit. Aber, herr Rösler, es gibt auch immer mehr menschen die von ihrer arbeit nicht leben können. Verstehen Sie, daß die das ungerecht finden?«

Rösler: »Ich verschließe nicht die augen vor den problemen der menschen. Sondern ganz im gegenteil, deswegen kämpfen wir weiter dafür, daß es möglichst viele gutbezahlte, sozialversicherungspflichtige arbeitsplätze gibt. Da waren wir auch sehr erfolgreich, denn z.B. diese zahl hat seit 2005 um 2,7 millionen neue arbeitsplätze zugenommen, wohlgemerkt: sozialversicherungspflichtig. Und jetzt könnte man sagen, ja, wenn ein mitglied der bundesregierung sagt, dann ist das das eine, aber experten der internationalen arbeitsorganisation, beispielsweise, hat uns gerade genau diese erfolge auf dem arbeitsmarkt bescheinigt und das ist ja das entscheidende, das für die menschen etwas auch von dem wohlstand ankommt. Z.b. in form von guten jobs.«
Da kann man sich schön zu gemüte führen, was der herr minister an »wohlstand« für den plebs vorsieht: Es ist kein wohlstand, wenn man es sich gut gehen lassen kann. Der wohlstand ist schon hergestellt, wenn man einen job hat.

Der Wahrig von 1968 definiert den begriff »job« folgendermaßen: (bes. vorrübergehende)beschäftigung, stellung, gelegenheit zum geldverdienen.

Mit der forderung nach jobs sagt Rösler, womöglich ohne sich darüber bewußt zu sein, geraderaus, was ihm vorschwebt. Ein job, ist keine arbeitsstelle, die einem menschen einen sicheren lebensunterhalt gibt, sondern etwas womit man sich »über wasser hält«. Und das hält er für erstrebenswert. Nicht für sich, sondern für andere.

Einen beruf und eine arbeitsstelle zu haben, ist etwas anderes als jobben zu gehen.

Die zweite hälfte des textes folgt demnächst. Hier geht es zum zweiten teil

Mittwoch, 6. März 2013

Hugo Chávez tot

Die Österreichische zeitung »Der Standard« berichtete am späten abend, der präsident Venezuelas sei am 5. märz 2013 um 21.55 (MEZ) an seinem krebsleiden gestorben. 

Nachtrag: Ein Junge aus Sabaneta. Nachruf in der jungen welt.

Dienstag, 5. März 2013

Milliardengewinn: Post profitiert vom niedriglohn

Die Deutsche Post konnte im jahr 2012 um 42,6 % auf 1,66 milliarden € steigern.

Allerdings wohl kaum allein wegen des rasanten wachstums des internethandels, wie es beispielsweise Die Zeit behauptet. Die gewinnsteigerung ist vielmehr die logische konsequenz der ausbeutung.

Zur erinnerung die reportage über die paketsklaven:



Als die post noch unter dem namen »Deutsche Bundespost« bekannt war, arbeitete sie nicht übermäßig rentabel. Die zusteller hatten jedoch geregelte arbeitszeiten, löhne von denen sie leben konnten und sichere arbeitsplätze.

Seit dem man auf die lohnarbeitenden leute, die die pakete vor die haustüren schleppen keine rücksicht mehr nehmen muß, kann man aus ihnen sogar noch gewinn machen. Dieser wird mit ihrem leben bezahlt.

Montag, 4. März 2013

Foto am montag (44)

Erlenzeisige (carduelis spinus)
Erlenzeisige

Das sehenswertere foto wäre eigentlich dies gewesen.
Graugänse
Schon allein, weil es ein ereignis ist, wenn nur noch ganz wenig eis auf der Havel ist und die vögel aus dem winterurlaub zurückkehren…

… wenn es mir dann mal gelungen wäre!

Sonntag, 3. März 2013

1€blog-klassiker: staatlich verordneter vandalismus

Vor fünf jahren war der abriß des Palastes der Republik im vollen gang. Das 1€blog stand auf der seite der »minderheit«, die dies ablehnte und widmete diesem ereignis mehrere beiträge.

Gesprochen wird zur abwechslung von »rückbau«. Gemeint ist abriß. Den PdR zu schleifen kann man als staatsvandalismus beizeichnen. Am bauzaun steht dann auch noch die schöne inschrift: eine demokratische entscheidung! Interessant wird es, wenn man sich die umfrageergebnisse von 1993 anschaut:

Eine repräsentative INFAS-umfrage aus dem herbst 1993 hatte ergeben, daß 98 % der ostberliner und 56 % der westberliner (gesamtberlin 71 %) für den erhalt des palastes waren, für den wiederaufbau des stadtschlosses waren 2 % der ostberliner und 33 % der westberliner (gesamtberlin 21 %). Es ist aber guten demokratien zueigen, dass keine macht vom volke ausgeht.

Freitag, 1. März 2013

Kalender 1913 - März

Im Jahre achtundvierzig schien
die neue Zeit heraufzuziehn.
Ihr, meine Zeitgenossen wißt,
daß heut noch nicht mal Vormärz ist.
Erich Mühsam