Anderswo wurde vor einiger zeit über
»neoliberales denken« diskutiert.
Einen recht umfangreichen beitrag aus dieser diskussion möchte ich an dieser stelle aufgreifen auch wenn ich nicht die angesprochene war - aber immerhin gehöre ich zu den besagten »Marxisten, die in Liberalen nur Konzernlobbyisten« sehen.
Was denn sonst?
Hoffentlich ist das nicht zu unhöflich, das thema an dieser stelle zu weiterzubehandeln aber die diskussion dort ziemlich ist schon »zugeredet«, außerdem ist mir das für einen bloßen diskussionsbeitrag zu wichtig und insgesamt auch zu lang.
Zitat: »Als Erstes frage ich mich, wie du auf die Idee kommst, zu sagen, dass meine Ansichten ein Beispiel dafür sind, “wie Neoliberale ticken”. Du benutzt den Begriff “neoliberal” hier als Kampfbegriff. Wenn du meine ökonomischen Ansichten beschreiben willst, solltest du mich besser “Austrian” nennen, und die Überschrift müsste lauten “Wie Austrians ticken”. Die Austrians haben zwar viel mit den Chicagoern gemeinsam, aber es gibt auch deutliche Unterschiede. So plädierte Friedman für ein staatliches Geldmonopol, während die Austrians für freies Marktgeld sind (Mises nannte Friedman und seine Kumpels deshalb sogar mal einen “Haufen von Sozialisten”, stell dir mal vor )«
Es ist amüsant, daß dieser typ, namen sollen hier nicht zur sprache kommen, weil es mir nicht darum geht, jemanden persönlich vorzuführen oder anzugreifen, sich einerseits beschwert, daß der begriff
»neoliberal« als »kampfbegriff« verwendet würde, sofort danach aber kaum eine scheu hat, den Mises zu zitieren, der das wort
»sozialisten« als kampfbegriff für eine ihm weniger genehme denkweise des neoliberalismus verwendet, denn unter dem heutzutage üblichen begriff
neoliberalismus kann man die
chicago boysund die
austrians durchaus zusammenfassen.
Wenn man dann also, unter einbezug von Mises und Hayek dann feststellen wollte
wie »austrians« ticken, fiele mir dazu spontan
»offenbar nicht richtig« ein. Es ist befremdend, wie konsequent falsch der begriff
»sozialismus« verwendet wird. Man kann davon ausgehen, daß diese figuren keinesfalls so unbeleckt waren und nicht wußten, wovon sie sprachen, den begriff also demagogisch verwendeten.
Der einfachheit halber haben die alles, was nicht ihrs war so bezeichnet. Selbstverständlich auch die keynsianischen ansätze, die linksliberal und wahrscheinlich sogar auch unsinnig waren aber auf keinen fall etwas mit
sozialismus zu tun hatten.
Oft wird behauptet, daß
antikapitalistisch zu sein heutzutage keinen sinn mehr habe, weil es angeblich keinen kapitalismus mehr gäbe.
Kapitalismus
Der
kapitalimus ist eine geldbasierte, auf privateigentum an produktionsmitteln beruhende wirtschaftsform, deren gesamte produktion auf gewinnmaximierung ausgerichtet ist.
Daraus resultiert die klassengesellschaft: Es gibt menschen die eigentum im sinne von kapital haben, die breite masse der menschen hat das jedoch nicht, ist somit abhängig von der besitzenden klasse.
Die einzig
legale möglichkeit, lebensnotwendiges zu erhalten, ist ware für geld zu kaufen. Ohne eigentum an geld zu kommen geht nur, wenn ein produktionsmitteleigentümer dem besitzlosen
erlaubt gegen geld für ihn zu arbeiten (abgesehen von eher unwahrscheinlichen ereignissen wie lottogewinn oder dem plötzlichen tod des unbekannten aber reichen erbonkels in amerika) – und das erlaubt der eigentümer genau so lange, wie er den arbeiter gewinnbringend einsetzen kann. Danach steht der arbeiter für gewöhnlich genau so besitzlos da wie vorher – gemehrt hat sich allein das vermögen seines arbeitgebers. Lohnarbeit ist dienst am kapital.
Damit der verlust des arbeitsplatzes nicht unbedingt jedesmal sehr bald zum hungertod führt, wurden in unterschiedlichen kapitalistisch organisierten ländern verschiedene systeme erdacht, derartige soziale notlagen abzufedern, weshalb radikale kapitalismusfreunde gern behaupten, daß das heutzutage kein
richtiger oder gar
überhaupt kein kapitalismus mehr sei. So unterschiedlich die staatlichen maßnahmen zur sozialen befriedung aussehen mögen: Am privateigentum und an der ausrichtung am gewinn wird nicht gerüttelt.
Sozialismus
Als
sozialismus bezeichnet man eine antikapitalistische wirtschaftsform, die durch vergesellschaftung der produktionsmittel (und nicht etwa nur durch verstaatlichung der banken) und gesellschaftlicher kontrolle der warenproduktion und -verteilung bessere lebensverhältnisse und auflösung der klassengesellschaft anstrebt.
Die ansätze dies zu erreichen haben in den ehemaligen RGWstaaten sehr unterschiedlich ausgesehen und künftige ideen, wie man das umsetzen kann, werden auch wieder anders gestaltet sein. Sozialismus ist ein
wirtschaftssystem - wie ein sozialistisch organisierter staat aussehen kann und ob man überhaupt einen staat braucht, geht hieraus nicht hervor.
Zitat: »Wenn du mehr über die Austrian Economics wissen willst, empfehle ich dir folgende Bücher:
Ludwig von Mises: Nationalökonomie – Theorie des Handelns und Wirtschaftens (das meiner Meinung nach beste Buch, das je zum Thema Ökonomie geschrieben wurde)
Friedrich A. von Hayek – Der Weg zur Knechtschaft (hier wird genau beschrieben, warum der Sozialismus nicht funktioniert)
Henry Hazlitt – Economics! (Ein Klassiker, der sich mit dem Übel von Staatsinterventionen auseinandersetzt)
Roland Baader – Geldsozialismus (hier erfährst du alles über unser sozialistisches Geld- und Bankenwesen, dass uns in die Krise geführt hat)
und als Einstieg ganz gut:
Rahim Taghizadegan – Wirtschaft wirklich verstehen: Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie«
Wer sich ein wenig mit ökonomie befaßt, kennt zumindest das eine oder andere davon. In »weg zur knechtschaft« geht es hauptsächlich darum, begriffe aufzuweichen. Hayek wollte lieber die sozialisten mit den nazis in verbindung als seine brüder im geiste. Falsch sind diese behauptungen trotzdem. Weshalb, werde ich weiter unten im text darlegen.
Wenn Roland Baader unser »sozialistisches geld und bankenwesen« für die krise verantwortlich macht, dann kann man dies buch wohl eher als scherzartikel begreifen. Aber immerhin hat herr Baader im vergangenen jahr hoch und heilig versprochen, derartigen quatsch nie wieder zu publizieren. Und das ist schon mal was.
Zitat: »Jetzt zu deinen Argumenten:
Friedman und Co. haben einen notwendigerweise sozialdarwinistischen Ansatz. … Die Neoliberalen vermeiden Begriffe wie “sterben” oder “verrecken”, sie bezorzugen “pleite gehen”. Und das ist in Ordnung so, denn es ist nur die gerechte Strafe dafür, dass der Sterbende “die Verbraucher nicht mit guten Waren versorgen” konnte.
Fehler Nr.1: Die von dir sogenannten “Neoliberalen” wollen gar keine Welt ohne Steuern. Du wirfst den Neoliberalen also etwas vor, was diese gar nicht befürworten. Weißt du eigentlich, dass Friedman für eine Art bedingungsloses Grundeinkommen plädierte, und zwar in Form einer negativen Einkommenssteuer? Friedmans Konzept ist effektiver, bürokratiebefreiter und haushaltsneutraler als das derzeitige Arbeitslosengeld II – System: Erwerbslose bekommen eine Existenzsicherung (Transferzahlungen), die mit zunehmendem Einkommen abnimmt. Ab einer festgelegten Grenze beginnt dann die “positive” steuerliche Belastung.«
Mir ist es seit langem bekannt, daß Friedman für eine art des bedingungslosen grundeinkommens war. Gegen so einen schwachsinn schreibe ich mir schließlich gern die finger fusselig.
Genau wie jede andere form der sozialstaatlichkeit ist das ein
eingeständnis. Nämlich, daß die leute, die tagtäglich den wohlstand erarbeiten im grunde nichts bis wenig davon haben, es
keine selbstverständlichkeit ist, daß sie leben dürfen und in jeder notlage, sei es arbeitslosigkeit, krankheit, alter sich nicht darauf verlassen können, das lebensnotwendige zu erhalten oder in jedem fall so viel verdient zu haben, daß es das für immer zum leben reicht, sondern über das geld vom wohlstand ausgeschlossen sind, obwohl der in dieser gesellschaft reichlich vorhanden wäre.
In der letzten woche wurde viel darüber gestritten, ob Schröders schöne agenda ein erfolg war oder nicht. Die arbeitslosigkeit einzudämmen ist trotz neuer schönrechnungsmethoden und zwangsmaßnahmen nicht geglückt, in sofern hat Schröder nicht umgesetzt, was er vor der wahl versprochen hatte. Ein erfolg war die agenda 2010 dennoch. Es war ein programm, durch massenverarmung die Deutsche wirtschaft zu retten. Das ist gelungen. Mit verheerenden auswirkungen für die lohnarbeitende bevölkerung hier - ganz zu schweigen von den armen leuten in den staaten, die kaputtkonkurriert wurden.
Selbstverständlich wäre Friedmans konzept effektiver als das derzeitige alg2: Die leute würden einfach so wenig kriegen, daß der druck, arbeit anzunehmen noch stärker steigen würde, völlig ohne repressalien vom amt sondern allein durch materielle not. Dadurch würden die arbeitskonditionen und löhne der abhängig beschäftigten noch mehr verschlechtert, als es bisher der fall war.
Wunderbare welt für die leute, die alltäglich ihr geld verdienen müssen. Sie bekommen ein eine »soziale absicherung«, die keine ist und dürfen dafür härter arbeiten. Auf solche wohltaten kann man getrost verzichten.
Zitat: »Fehler Nr.2: In einer industrialisierten Gesellschaft hat Arbeitslosigkeit nur eine Ursache: nämlich einen zu hohen Preis der Arbeit, beziehe sich das “zu hoch” nun auf die Direktentgelte oder auf die sogenannten Zusatz- und Nebenkosten des Lohnes oder auf arbeitsrechtliche Hürden – oder auf alles zusammen. Nehmen wir mal an, wir leben in einer Welt ohne Steuern und Sozialstaat und mit einem deregulierten Arbeitsmarkt. Wenn jemand arbeitslos wird, wird er entweder schnell wieder eine neue Arbeit finden, von seinen eigenen Ersparnissen leben oder von seiner Familie, Freunden oder Hilfsorganisationen versorgt werden.«
Interessant ist, welche zumutungen die neoliberalen kapitalismusbefürworter den auf lohnarbeit angewiesenen leuten aufmachen:
Einer, der lohnarbeit sucht, braucht sie aus
einem einzigen grund: Geld verdienen - und zwar möglichst viel, damit es zum leben reicht. Die neoliberalen bringen es glatt fertig den leuten hinzuschreiben: »damit ihr eurem interesse nachgehen könnt, müßt ihr auf euer interesse verzichten.« Etwas anderes steht in der aussage, daß arbeitslosigkeit in der »industrialisierten gesellschaft« nur
eine ursache habe, nämlich »arbeit zu teuer« sei, nicht drin.
Das mit der »welt ohne steuern und sozialstaat« hat es im Manchesterkapitalismus weitgehend bereits gegeben. Steuern mußten an das königliche geschmeiß schon gezahlt werden, einen sozialstaat jedoch gab es nicht. Man kann nicht behaupten, daß es damals besonders menschlich zugegangen wäre. Die leute, die keine arbeit fanden bzw. alters- oder krankheitsbedingt nicht arbeiten konnten, sind nach einiger zeit des dahinvegitierens eledig krepiert. Wer es genau wissen will, lese Friedrich Engels
»Die Lage der arbeitenden Klasse in England«, der text beschreibt die »menschlichkeit« im kapitalimus sehr genau. Und daran hat sich bis heute nichts grundlegendes geändert.
Aber um festzumachen, daß die arbeitslosigkeit keinesfalls
nur eine ursache: nämlich einen zu hohen preis habe, muß man nicht den alten Engels bemühen, sondern sich klarwerden, was die arbeit für den arbeitgeber ist: kost. Die schmälert den gewinn. Wenn man aus zwölf arbeitern das gewünschte herausholen kann, dann stellt man keine dreizehn, fünfzehn oder gar zwanzig leute ein, nur weil die so sagenhaft billig wären.
Eingestellt werden leute, wenn es sich lohnt, sie für ein geschäft arbeiten zu lassen, bedeutet, daß immer nur so viele leute eingestellt werden, wie gerade so gebraucht werden, egal was sie kosten.
»Dank« agenda 2010 laufen arbeitslose als »sonderangebote« auf dem arbeitsmarkt rum und es gibt diverse beschäftigungsmodelle, die den arbeitgeber weitgehend von seinen sozialstaatlichen pflichten entbinden und trotzdem gibt es eine konstant hohe arbeitslosenquote. Die arbeitslosigkeit muß also auch noch andere ursachen haben. Und hat sie auch: die durch h4 erzeugte armut war von anfang an politisch gewollt, um damit die arbeitsstelleninhaber weiter unter druck setzen zu können.
Es ist eine komische idee, daß die leute dann von ihren »ersparnissen« leben sollen. Wo bekommt jemand, der dank dereguliertem arbeitsmarkt kaum genug zum leben verdient, plötzlich ersparnisse für notlagen her? Nebenverdienst bankraub?
Das sozialstaatliche zwangsparen wurde einst ersonnen, weil klar war, daß die leute das für sich selbst nicht tun können, weil sie zu wenig haben, als daß es noch spielraum für rücklagen gäbe. Es ist ein widerspruch in sich: Erst wird verlangt, daß es um arbeit zu finden notwendig sei, keinen hohen preis für die arbeit zu verlangen und in der not soll man plötzlich ein vermögen haben, von dem man leben kann.
Und daß es in solchen lebensverhältnissen für einen großteil der menschen unmöglich sein dürfte, dann auch noch in notgeratenen freunden oder verwandten unter die arme zu greifen, sollte klar sein.
Insgesamt geht das auf die »fürsorge« nach dem geschmack der Kirchenjuste zurück. Das ist reaktionär und auf ganzer linie abzulehnen.
Zitat: »Die Nazis (und nicht die Faschisten, Faschisten waren keine Nazis) wollten die physische Vernichtung von “minderwertigem Leben”. Das minderwertige Leben hatte keine Chance, dem zu entgehen. Es ist nicht etwas, das sie TUN, dass sie zum Ziel macht, sondern, dass sie etwas SIND. Man behandelt die Menschen also nur nach ihren äußerlichen Merkmalen. Die Kapitalisten wollen keineswegs andere Menschen physisch vernichten. Sie wollen nur Gewinne machen mit der einzigen Bedingung, dass sie die Rechte anderer Menschen achten (so, wie auch andere Menschen ihre Rechte achten). Sie behandeln Menschen nachdem, was sie TUN, nicht nachdem, was sie SIND.«
Daß faschisten keine nazis gewesen wären, wäre zu beweisen. Die behauptung, daß die nazis menschen ausschließlich, wegen dem, was sie
waren eingesperrt, gefoltert und ermordet worden hätten, also wegen »äußerlicher merkmale« oder wie ich es ausdrücken würde, aus rassistischen gründen, stimmt nicht. Die ersten, die ab 1933 in die KZs gesperrt wurden, waren kommunisten, anarchisten und auch sozialdemokraten, die sich dem regime widersetzen und aus dem weg geräumt werden mußten.
Dietrich Bonhoeffer, Sophie Scholl oder Anton Saefkow, um einfach willkürlich drei personen, unabhängig von ihrer weltanschauung rauszugreifen, wurden
nicht aus rassistischen gründen ermordet, sondern weil sie nicht mitmachen wollten. Wenn es um den massenmord an den europäischen juden geht, sind liberale zu recht empört. Die empörung wird aber merklich leiser - bis hin zu »nicht mehr hörbar« - wenn es um den die nicht minder grausame ermordung von zigeunern, arbeitsscheuen oder kommunisten geht. Denn kommunisten umbringen ist eine gute sache - war wohl nicht alles schlecht bei den nazis.
Faschismus
Zwar war der
faschismus nicht überall derselbe, so lassen sich doch gemeinsamkeiten in der ideologie ausmachen: verabsolutierung des nationalen interesses und die verherrlichung der geschichte des eigenen volkes, mythisierung der volksgemeinschaft, befürwortung des krieges, aktion und recht des stärkeren, führerprinzip und streben nach dem totalen staat. Was von diesen sachen trifft den
nicht auf Nazideutschland zu?
Der »antikapitalismus« der NSDAP war durch Gottfried Feder hauptsächlich antisemitisch geprägt. Die unterteilung in »raffendes« und »schaffendes« kapital machte einen unterschied zwischen der bösen, jüdisch geprägten hochfinanz, die verantwortlich für das elend der arbeiter sei, weil sie die menschen in »zinsknechtschaft« halte und den guten industriellen, die den arbeitern lohn und brot geben, aber selbst von den banken allzusehr ausgebeutet werden würden. Nach der arisierung der banken war das alles kein problem mehr, die parole »gemeinnutz geht vor eigennutz« galt nur für die einfachen leute. Die industriellen hatten in den 20er jahren die nazis gefördert, weil sie wußten, daß sie mit denen an der macht geld verdienen konnten. Durch den reichsarbeitsdienst wurde infrastruktur geschaffen und die rund 7,5 millionen zwangsarbeiter, die aus ganz Europa verschleppt worden waren, dienten direkt der privaten bereicherung einiger weniger. Ist nicht so, daß die zwangsarbeiter für diesen staat rüstzeug hätten herstellen müssen, damit überall besser gebombt und gemordet werden konnte. Das war
privatwirtschaflich organisiert. Private unternehmen hatten zwangsarbeiterlager, deren insassen sie nach belieben verheizen konnten.
»Der Faschismus ist die offene, terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistenschen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.« Georgi Dimitrow
Zitat: »Ich denke, der Grund, warum Marxisten in Liberale nur Konzernlobbyisten sehen, ist, dass Marxisten weder willens noch fähig, in anderen Kategorien als die eines Kollektivs zu denken. Entweder man ist für die Unternehmer oder man ist für die Arbeiter. Was anderes geht nicht. Marx z.B. teilte die Gesellschaft in unveränderbare “Klassen” ein, so wie es auch im Kastensystem üblich ist (ganz so, als ob es unmöglich sei, dass man von einer Klasse in die nächste aufsteigt) und dachte absurderweise, dass die Interessen der Arbeiter zwangsläufig denen der Unternehmer widersprechen (die Arbeiter sind keine Entität, sie haben alle eigene Interessen, die mit denen der Arbeiter aus anderen Branchen im Widerspruch stehen können. Viele Arbeiter fordern deshalb Zölle gegen die billige Konkurrenz, ohne sich um deren Interessen zu kümmern)«
Der vergleich des klassensystems mit dem »kastensystem« ist falsch. Das kastensystem baut auf religiösem glauben auf, während das klassensystem das resultat materieller gegebenheiten ist. Das klassensystem ist keinesfalls »unveränderbar«. Wenn das so wäre, müßte man sich fragen, weshalb man für die
auflösung desselben ist. Die klassengegesätze sind nicht dadurch aufgehoben, daß man auf- oder absteigen kann. Der erfolg oder mißerfolg einzelner ändert nichts am prinzip.
Mir fällt es immer wieder auf, daß liberale das, was für kommunisten völlig normal ist, nämlich daß menschen individuell sehr unterschiedlich sind, absolut hervortun. Dabei ist es doch banal: der eine löst gern knifflige aufgaben, der nächste kümmert sich gern um andere menschen, wieder ein anderer ist handwerklich begabt. Manch einer werkelt gern allein vor sich hin, während andere lieber in der gruppe arbeiten.
Die arbeiter, so individuell die einzelnen persönlichkeiten auch sein mögen, haben jedoch ein gemeinsames interesse: sie möchten ein gutes leben mit wenig abeit und viel lohn. Dies widerspricht dem interesse der arbeitgeber, die für möglichst wenig geld viel arbeit haben wollen, weil alles andere der gewinnsteigerung widerspräche.
Wenn arbeiter, wie genannt zölle gegen die billige konkurrenz fordern, dann erkennen sie tatsächlich nicht die gemeinsamen interessen, die sie mit der billigeren konkurrenz gemeinsam haben. In dieses konkurrenzverhältnis sind sie durch das kapital
hineingestellt. Sie müssen produktiver sein, als die billigkonkurrenz aus aller welt und dann wollen sie ausgerechnet, daß der staat, der ihnen diese schönen verhältnisse beschert hat, durch allerlei schutzmaßnahmen hilft.
Schön wäre es, wenn mir mal einer erklären könnte, wo sich die interessen der arbeiter
nicht mit den interessen der unternehmer widersprechen. Wenn es plausible erklärungen dazu gibt, stehe ich dem durchaus aufgeschlossen gegenüber.
Zitat: »Zur Klarstellung: Für Kapitalismus und Liberalismus zu sein, bedeutet nicht, dass man “für Unternehmen” oder “für die Reichen” ist. Man ist einfach für die friedliche Entwicklung der Menschen in einer freien Gesellschaft (ein bisschen Zwang befürworte ich jedoch auch – so bin ich kein Anarchokapitalist). Die Menschen haben ein Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum, und für mehr soll der Staat nicht sorgen. Tatsache ist, dass die freie Marktwirtschaft die Wirtschaftsordnung ist, die es den Unternehmen am schwersten macht, Gewinne zu erzielen, da sie gezwungen sind, ohne Begünstigungen durch den Staat erfolgreich zu sein – während in einer staatlich gelenkten Wirtschaft die Unternehmen durch Preisfestsetzungen, Schutzzölle, Subventionen und im Notfall Staatsrettung unterstützt werden.«
Wie soll es in einem system, das auf konkurrenz basiert eine »friedliche entwicklung der menschen« geben? Ist da nicht, daß es friedlich zuginge von anfang an ausgeschlossen?
Der kapitalismus ist das system, das es der kapitalbesitzenden minderheit erlaubt, sich auf kosten der besitzlosen mehrheit zu bereichern. Daran ist überhaupt nichts friedlich, weil die arbeiter, die den reichtum erschaffen, nicht nur durch den staat, sondern hauptsächlich durch die unternehmer, die gewinn machen wollen, weil sie sonst nichts unternehmen, um die früchte ihrer arbeit betrogen werden.
Es ist eine maßlose arroganz den menschen »ein recht auf leben« zugestehen zu wollen – das hat gefälligst
kein recht, sondern eine
selbstverständlichkeit zu sein, daß jeder, der geboren ist auch leben darf! Aus meiner sicht hinterfotzig, so etwas zu einem »recht« aufzublasen, um es dann sofort durch die kollossale idee des
eigentums sofort wieder obsolet zu machen.
Freiheit ist die erlaubnis einer herrschaft an die untertanen, daß sie im vorbestimmten rahmen dinge tun und lassen dürfen. Meine mutter schrieb in das poesiealbum, das ich als kind mal hatte das Grillparzerzitat
»wer seine schranken kennt, der ist der freie, wer frei sich wähnt, ist seines wahnes knecht.« Um die »freiheit« wird viel gefühlsgedusel veranstaltet. Es gibt hier freiheit. In den grenzen, die für einen großteil der leute nichts tolles bedeuten.
Zitat: »Welches gerechtere System schwebt dir vor als eines, in dem alle Menschen dieselben Startmöglichkeiten haben und sich an dieselben Spielregeln halten müssen? Solange er den Menschen nicht aufgezwungen wird, ist der Sozialismus auch kein Widerspruch zur liberalen Gesellschaft. Ihr könnt eure Clubbeiträge ruhig gemeinschaftlich verwalten. Aber es ist falsch, die Menschen durch Enteignung zur Solidarität zu zwingen (Widerspruch zum Recht auf Eigentum). Egal ob man Schlecker oder Lehman Brothers “retten” will. Wie begründest du den Anspruch auf das Geld anderer Leute? Ist Reichtum deiner Meinung nach nur durch Diebstahl möglich? In einer kapitalistischen Gesellschaft entsteht Reichtum dadurch, dass Unternehmer es schaffen, die Verbraucher mit den Gütern zu versorgen, die sie am dringendsten benötigen.«
Mir schwebt überhaupt kein »gerechtes« system vor, aus einem anderen blickwinkel betrachtet, ist alles so, wie es ist, nicht nur
gerecht sondern sogar
rechtens. In sofern ist es sehr subjektiv, was als »gerecht« empfunden wird, man kann getrost drauf scheißen. Außerdem ist es mir fremd, anderen menschen dinge, die ich für absolut in ordnung halte, aufzwingen zu wollen.
Clubbeiträge? Auf die idee, daß man einfach so von sich aus gedanken haben könnte, kommt Ihr kollektiv geldorientiert organisierten fritzen anscheinend überhaupt nicht. Bei mir gibt es nichts zu verwalten, weder privat, gemeinschaftlich noch staatlich. Völlig absurde idee.
Wofür wird denn das staatliche eingesammelte geld, unter dem vorwand
arbeitsplätze zu retten den banken und konzernen in den hintern geblasen?
Nicht, um den »kleinen leuten« zu helfen, auf den beinen zu bleiben, sondern immer nur, um das kapital der reichen zu erhalten, die dann ihre ausbeutungsverhältnisse mit staatlicher unterstützung weiter betreiben dürfen. Selbst
austrians könnte es bis zu einem gewissen grad einleuchten, daß kommunisten, die generell etwas gegen ausbeutung haben,
staatlich finanzierte ausbeutung ganz besonders grütze finden.
Zitat: »Das Interessante dabei: Neoliberale sind weder willens noch fähig, in anderen Kategorien als denen eines geforderten “Marktes” zu denken. Außerhalb existiert nicht, denn es existiert nur der homo oeconomicus.
Falsch! Gerade der homo oeconomicus ist dem Austrian fremd. Die Austrians sehen den Markt als dynamisch und die Entscheidungen der Marktteilnehmer als subjektiv an und lehnen deshalb Konzepte wie “Bruttoinlandsprodukt” oder “Durchschnittseinkommen” oder auch Angebots- und Nachfragekurven ab.«
Mir ist es durchaus verständlich, daß wenn man sich um die einkommen der oberen zehntausend sorgt so etwas wie ein »durchschnittseinkommen« oder gar das »medianeinkommen« eher lästig ist. Da bekommt man mit, welche zumutungen die lohnarbeitenden auf sich zu nehmen haben. Es ist kein vergnügen, sich die ergebnisse der neoliberal orientierten wirtschaft hier vor ort anzuschauen.
Wenn man es global betrachtet, schaut man in ein schwarzes loch, das alles verschlingt. Die märkte nehmen den menschen ihre lebensmöglichkeiten.