Wer gestern abend die tagesthemen geschaut hat, bekam dort ein interview mit dem spaßgelben wirtschaftsminister über den armutsbericht zu sehen, in welchem er möglichst oft versuchte die phrase »Deutschland ging es noch nie so gut wie heute« unterzubringen.
Rösler:»(…) und ich finde, es entlarvt auch die opposition. Was wir hier erleben ist schlichtweg wahlkampfgetöse. Wir haben einen gemeinsamen bericht vorgelegt, der die wirklichkeit abbildet und zeigt Deutschland ging es noch nie so gut wie heute. Wir haben die niedrigste arbeitslosigkeit seit der wiedervereinigung, die höchste beschäftigungszahl. Wir werden europaweit beneidet um die niedrige jugendarbeitslosigkeit und Deutschland ging es noch nie so gut wie heute und wir lassen unser land nicht schlechtreden von rot und grün, von der opposition.«Hierbei sollte einem klarwerden, wen der gelbmann eigentlich meint, wenn er von »wir« redet. Damit meint er eben nicht das »eingebildete kollektiv der staatsinsassen«, das guten staatsbürgern vorschwebt, wenn sie von »wir« sprechen.
Er meint sich, die anderen in hohen staatsämtern - und die besitzende klasse für deren interessen er eintritt.
So harmlos, so wirtschaftlich inkompetent, so realitätsleugnend und weltfremd er daherkommt. Der ist ein klassenkämpfer von oben. Auch wenn das wort »klassenkämpfer« für einen, der gut frisiert und freundlich am abend vor eine fernsehkamera tritt, absurd klingen mag.
Er vertritt die sicht der klasse, die ihn in sein amt gehievt hat. Und aus dieser sicht ist es keinesfalls gelogen, wenn er behauptet »Deutschland ging es noch nie so gut wie heute«. Für die besitzende klasse stimmt das ganz klar: Noch nie war die produktivität so hoch, es werden rekordgewinne gemacht. Bisher war es noch nie möglich, ein so gut gebildetes proletariat zu derartigen höchstleistungen zu prügeln.
Prügeln? Durchaus. Wenngleich auch eher im übertragenen sinne. Heute prügelt man mit dem portemonnaie - und der h4keule. Man kann es durchaus als gewaltanwendung bezeichnen, wenn menschen aus angst, ihre existenz zu verlieren, mehr leisten als sie bezahlt bekommen.
Miosga:»Ich will mit Ihnen jetzt auch nicht weiter um halbsätze feilschen, die sie dann irgendwoanders wiederfinden, aber einen zentralen satz, den hat sogar frau von der Leyen heute, als sie den bericht vorgetragen hat, nicht mehr finden können. Nämlich den, daß die einkommensspreizung (…) das gerechtigkeitsempfinden der Deutschen verletze. Was haben Sie denn gegen gerechtigkeit?«Mit der genannten Allensbachstudie meint Rösler die von der INSM in auftrag gegebene gerechtigkeitsumfrage, mit der, welch wunder, genau das herausgefunden wurde, was der ideologie der lobbymaulhuren von der INSM entspricht.
Rösler:»Es gibt da eine aktuelle studie auch von Allensbach, die mal abgefragt hat, welche bedeutung hat das thema gerechtigkeit für die menschen. Und wir haben gesehen, chancengerechtigkeit wird deutlich höher bewertet als verteilungsgerechtigkeit. Also jeder muß die möglichkeit bekommen, durch einen arbeitsplatz, durch einen job für sich und für seine familie das beste erreichen zu können. Und darum geht es auch der bundesregierung. Und daß das sehr erfolgreich gelungen ist, das sehen wir an dem armuts- und reichtumsbericht, eben an den guten arbeitsmarktdaten, die man dort wiederfinden kann.«
Miosga: »Mehr menschen in arbeit. Aber, herr Rösler, es gibt auch immer mehr menschen die von ihrer arbeit nicht leben können. Verstehen Sie, daß die das ungerecht finden?«Da kann man sich schön zu gemüte führen, was der herr minister an »wohlstand« für den plebs vorsieht: Es ist kein wohlstand, wenn man es sich gut gehen lassen kann. Der wohlstand ist schon hergestellt, wenn man einen job hat.
Rösler: »Ich verschließe nicht die augen vor den problemen der menschen. Sondern ganz im gegenteil, deswegen kämpfen wir weiter dafür, daß es möglichst viele gutbezahlte, sozialversicherungspflichtige arbeitsplätze gibt. Da waren wir auch sehr erfolgreich, denn z.B. diese zahl hat seit 2005 um 2,7 millionen neue arbeitsplätze zugenommen, wohlgemerkt: sozialversicherungspflichtig. Und jetzt könnte man sagen, ja, wenn ein mitglied der bundesregierung sagt, dann ist das das eine, aber experten der internationalen arbeitsorganisation, beispielsweise, hat uns gerade genau diese erfolge auf dem arbeitsmarkt bescheinigt und das ist ja das entscheidende, das für die menschen etwas auch von dem wohlstand ankommt. Z.b. in form von guten jobs.«
Der Wahrig von 1968 definiert den begriff »job« folgendermaßen: (bes. vorrübergehende)beschäftigung, stellung, gelegenheit zum geldverdienen.
Mit der forderung nach jobs sagt Rösler, womöglich ohne sich darüber bewußt zu sein, geraderaus, was ihm vorschwebt. Ein job, ist keine arbeitsstelle, die einem menschen einen sicheren lebensunterhalt gibt, sondern etwas womit man sich »über wasser hält«. Und das hält er für erstrebenswert. Nicht für sich, sondern für andere.
Einen beruf und eine arbeitsstelle zu haben, ist etwas anderes als jobben zu gehen.
Die zweite hälfte des textes folgt demnächst. Hier geht es zum zweiten teil
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