Samstag, 12. September 2020

Möchtegernhunnenkönig teil 2 - sorgen und aufopferung

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Damit niemandem die frühstückstulle nicht aus dem gesicht fallen muß, höre ich mir Hildmanns rede an und schreibe sie weitgehend mit. Wer sich selbst überzeugen will, kann bei bitch Ute (wer auch immer das sein mag) nach der »rede vom 16. mai« suchen. Eine wahre freude is dit nich, das kann ich versprechen.
Zitat Attila Hildmann: »[...] Ihr seid hier, ich bin sehr stolz darauf, daß Ihr präsent seid, weil viele von Euch haben große sorgen um die zukunft Eurer familien, um die zukunft dieses landes. Ist es nicht so? Diese sorgen [brüllt] sind berechtigt!

Und diese sorgen wurden in den letzten wochen massiv unterdrückt. Ich kann Euch sagen, wie ich zu diesem coronathema kam: ich bin biolebensmittelunternehmer, ich hab überhaupt nichts mir politik am hut, ich war einer der profitöre von corona. Meine sachen standen zu dem zeitpunkt noch bei den ganzen händlern und Ihr hattet damals nichts anderes zu tun oder durftet nichts anderes zu tun als zu hause zu bleiben und einzukaufen.«
Wie soll der staat es unterdrücken, sich sorgen zu machen? Die kann man sich auch zu hause machen. Es gab aber auch eine ganze reihe von leuten, die nicht zu hause bleiben durften, z.b. müllmänner, kassiererinnen, erntehelfer, krankenschwestern und viele andere mehr. Sofern man nicht unter quarantäne stand, konnte man auch während der zeit des »lockdown light« zu jeder tages- und nachzeit raus, wenn man spazierengehen, joggen, rollschuhlaufen, radfahren oder sich anderweitig an der frischen luft sportlich betätigen wollte. Nur halt nicht in der gruppe.
Zitat Attila Hildmann: »Ich hätte mich zurücklehnen können und ich hätte sagen können, mit ist das alles egal was in meinem land passiert. Mir ist das alles egal, was mit unseren grundrechten geschieht. Ich konnte es nicht. Ich hab an einem tag tausend follower auf instagram verloren, weil ich mich einfach öffentlich positioniert hab. Heute, stichtag 16. mai, wurde mein ganzer instagramkanal mit 70.000 followern gelöscht.

Dieses land und diese regierung fürchtet die wahrheit. Weil sie allen von Euch, jedem einzelnen bewußt und zwar lange geplant [brüllt] geschadet hat!«
Wie aufopferungsvoll! Hildmann hat für mich seinen instragramaccount geopfert. Vielleicht hätte er mich vorher mal fragen sollen, ob ich das überhaupt für sinnvoll halte. Meinetwegen hätte er weiter seinen fraß verhökern können und einfach die klappe halten. Denn das, was er für die »wahrheit« hält, hat mit den realexistierenden zuständen nicht übermäßig viel zu tun.

Was die regierung damit zu tun hat, wenn ein privates unternehmen das benutzerkonto eines users löscht, weil es dessen verhalten womöglich geschäftsschädigend findet, erschließt sich auch nicht unbedingt von selbst.
Zitat Attila Hildmann: »Wie haben sie das gemacht? Sie sagen ja immer seit wochen wir haben alles zum schutze der Deutschen bevölkerung getan. Wir haben zum schutze der Deutschen bevölkerung bewußt die wirtschaft gegen die wand gefahren. Zum Schutze der gesundheit der menschen in Deutschland verbieten wir, daß alte menschen sich auf eine parkbank setzen und sonne tanken. Diese absurdität, die hier passiert ist, ist historisch einmalig. Die ersten kritiker damals, die die politischen maßnahmen hinterfragt haben, die wurden sofort als unsolidarisch gegenüber alten und risikogruppe diffamiert. Ist das nicht so?«
Es stimmt nicht so ganz, daß die wirtschaft bewußt gegen die wand gefahren wurde. Etliche betriebe hatten von sich aus geschlossen oder die produktion stark runtergefahren, weil ihre ausländischen zulieferbetriebe kein material mehr liefern konnten. Als ob die Bundesregierung als einzige auf der welt hier alles dicht gemacht hätte. In anderen ländern gab es einen wesentlich härteren lockdown.

In Berlin war es eine woche lang verboten, länger als für eine verschnaufpause auf einer parkbank zu sitzen, nämlich vom 25. märz bis zum 1. april. Und selbst da wurde das nicht mit drastischen maßnahmen durchgesetzt. Als ich eines morgens in einer sonst menschenleeren grünanlage auf einer bank saß und kurz in die zeitung schaute, kamen zufällig ein paar bullen vorbei. Es gab deshalb keinen wasserwerfereinsatz, ich wurde weder verscheucht noch festgenommen, das wäre denen wohl selbst lächerlich vorgekommen.
Zitat Attila Hildmann: »Was hat diese korrupte bundesregierung in den letzten jahrzehnten mit den altenheimen und krankenhäusern gemacht? Und mit den gehältern der pflegeberufe? Sie totgespart! Diese regierung hat eine agenda durchgeballert und hat Euch ein schlechtes gewissen gemacht, weil Ihr ein mulmiges gefühl hattet. Diese regierung hat es geduldet, daß alte, arme menschen achtzig, neunzig jahre alt, die nicht mehr viel freude haben im leben. Die nicht mehr sport machen können oder im biergarten sitzen können, menschen, die sich einfach nur freuen, wenn sich die enkel bei ihnen melden und sie besuchen und sie die hand gereicht bekommen. Daß man ihnen vielleicht was vorbeibringt, eine kleine aufmerksamkeit.«
Der staat kann krankenhäuser und altenheime kaum kaputtsparen, weil die größtenteils nämlich gar nicht mehr in öffentlicher hand sind. Die sind gezwungen sich selbst kaputtzusparen, weil dort eben nicht mehr das ziel ist zu heilen und zu pflegen, sondern damit einen gewinn zu erzielen.

Zu keinem zeitpunkt war es verboten, sich bei alten leuten zu melden. Dafür gibt es diese dinger, wo früher eine wählscheibe dran war. Auch war es nie verboten, denen eine kleine aufmerksamkeit vorbeizubringen und mit denen - auf abstand, z.b. wenn sie auf dem balkon oder der terasse sind, zu reden. Besuche sind seit ca. anfang mai wieder erlaubt - unter hygieneauflagen.
Zitat Attila Hildmann: »Diese regierung hat dafür gesorgt, daß diese alten menschen aktuell vereinsamen in den altenheimen [...] kommentiert mit dem schutze der alten und immunschwachen. Aber sie hat in den letzten jahren gar nichts drauf gegeben. Deswegen ist es verlogen.«
Wo wir schon bei verlogenheit sind: hat sich Hildmann in der vergangenenheit irgendwann einmal gegen die vereinsamung von menschen in altenheimen eingesetzt? Davon würde ich jetzt zum ersten mal hören. Menschen in altenheimen leben nicht isoliert voneinander, sondern in wohngruppen, in denen sie, soweit sie das noch können und wollen, auch gemeinsam aktiv sind. Aber zumindest treffen sie sich beim essen - und wenn da einer eine ansteckende krankheit hat, ist das eine katastrophe.

Je weniger infizierte draußen rumlaufen, desto unwahrscheinlicher ist es, daß das virus in ein pflegeheim eingeschleppt wird. Und deshalb ist es unsolidarisch, sich nicht an die hygieneregeln zu halten.


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