Samstag, 1. August 2020

Ein halbes jahr

Mehrfach habe ich gelesen, daß hierzulande die meisten leute jetzt weniger angst vor corona hätten und sorgloser damit umgingen als noch vor einem halben jahr.

Warum ist das bei mir umgekehrt?

Vor einem halben jahr war anfang februar. Ja, ich hatte es wahrgenommen, daß da was ist, aber ich habe mir da überhaupt kein kopp drum gemacht. Ich hatte den eindruck, daß die fälle, die es in Deutschland gab, im griff wären und ich bin absolut sorglos in überfüllten bahnen und bussen gefahren, bin in restaurants, konzerte und ins theater gegangen, hatte sogar den plan, den sommer nach sehr langer zeit einmal im ausland zu verbringen.

All das kommt für mich jetzt überhaupt nicht in frage. Ich fahre nicht mehr bahn, möchte auch sonst nicht reisen, nehme an kulturveranstaltungen ausschließlich von meinem computer aus teil. Im februar wäre das für mich völlig undenkbar gewesen. Also ich zumindest mache mir jetzt erheblich mehr gedanken über corona als vor einem halben jahr. Hat sonst niemand mitbekommen, was passiert ist?

5 Kommentare:

  1. Meine Freundin und ich können über die vielen sogenannten Lockerungen (Suicidangebote) und die gestrigen Demonstrationen von verantwortungslosen, asozialen Maskengegenern und Rechten in Berlin nur verständnislos den Kopf schütteln. Wir sind froh, bisher gut durch die Pandemie gekommen zu sein und würden selbst bei Aufhebung der Maskenpflicht und des Abstandsgebots weiterhin freiwillig an diesen Regeln festhalten. In meinem familiären Umfeld und im erweiterten Bekanntenkreis denken die Leute ebenso.

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    1. Suizidangebot ist das richtige wort. Die leute begreifen wahrscheinlich nicht, worum es geht. Leider habe ich in den vergangenen jahren intensivstation im krankenhaus zu oft von innen gesehen, zum glück nur zu besuch. Es ist gut, daß es das gibt, aber wenn es vermeidbar ist, will ich da nicht hin. Als allergischer astmatiker weiß ich, wie sich das anfühlt, nicht gescheit atmen zu können und wenn ich die wahl hab, ob ich im schlimmsten fall künstlich beatmet werden muß oder einfach zu hause bleibe, weiß ich sehr genau, was ich will.

      Leute mit mund-nasenschutz in der öffentlichkeit habe ich zum ersten mal im winter 2001/2002 gesehen. Das waren Japaner und ich dachte damals »was denken die, wie dreckig wir sind?«. Später wurde mir klar, daß die sich wahrscheinlich selbst irgendeinen rotz eingefangen hatten und nicht wollten, daß andere sich anstecken. Das ist eine urst freundliche sache. Ja, ich schwitze auch bei hochsommerlichen temperaturen fürchterlich, wenn ich mit der bappenwindel vor der fresse durchs einkaufszentrum laufe. Schränkt das meine freiheit ein? Nö. Wenn ich in die bäckerei gehe, habe ich die genau 46 sekunden lang auf, damit ich die verkäuferinnen dort nicht mit meinen bazillen belästige. Das hindert mich an überhaupt nichts und es wäre sicherlich nicht falsch, wenn sich das maskentragen hier einbürgern würde, wie man es in manchen asiatischen ländern tut - aber die Hunnen sind noch nicht so weit.

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  2. Irgendwas sagt mir, dass die gestern in Berlin versammelten Freiheitshelden und Hobbyvirologen exakt diejenigen wären, die am allerlautesten über Staatsversagen und das Gesundheitssystem zetern würden, wenn es bei einer zweiten Welle sie oder jemanden Nahestehenden treffen würde. Ich hätte die ja vorab alle eine Patientenverfügung unterschreiben lassen, in der sie im Falle einer Covid-19-Infektion auf jegliche ärztliche Behandlung verzichten (was ihnen nicht schwer fallen dürfte, da das ja nur eine ganz harmlose Grippe ist).

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    1. Das Problem ist, dass diese Deppen andere Unschuldige anstecken. Leider kann man diese Freiheitskämpfer nicht zur Verantwortung ziehen.

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    2. Das mit der patientenverfügung habe ich auch schon gedacht. Die grippe ist nicht harmlos. Ich laß mich seit jahren meist dagegen impfen, weil mir klar geworden ist, daß es ganz schlecht ist, wenn ich andere damit anstecke. Damit nütze ich hauptsächlich mir selbst. Leider komme ich als testkandidat für einen covidimpfstoff nicht in frage, wenn ich es könnte würde ich es tun, weil ich denke, daß es mir mehr nützen würde als schaden. Wäre vielleicht interessant, wie ich danach die welt sehe, wenn ich hinterher autistisch bin und alles ^^.

      Wir haben keinen lockdown, aber ich bleib lieber zu hause.

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