Mittwoch, 5. August 2020

Demonstrieren mit melonen... äh, millionen

Eines vorweg: Wer sich unter dem titel »Tag der Freiheit« zu einer politischen demonstration locken läßt, hat entweder überhaupt nichts oder scheiße im kopf und muß sich nicht wundern, wenn man ihn wahlweise für einen klappspaten oder einen nazi hält, denn dies war der titel eines NSpropagandafilms über den reichsparteitag 1935 und es ist nicht anzunehmen, daß es sich hier um einen bloßen zufall handelt. 

Der veranstalter hatte 10.000 personen angemeldet, die polizei schätzt die zahl der teilnehmer auf ca. 17.000 bis 20.000, die veranstalter behaupten nun, daß 1,3 bis 1,8 millionen menschen an der abschlußkundgebung auf der Straße des 17. Juni teilgenommen hätten.

Die gleichgeschaltete redaktion des 1€blogs zweifelt diese zahl an. Das geht nämlich schon rein physisch nicht: das areal zwischen dem Brandenburger Tor und dem Großen Stern ist ziemlich groß, weshalb es auch als fan- und partymeile genutzt wird, wenn mal wieder fußball oder sylvester gefeiert werden muß.

Wenn man dort 1.040.000 menschen unterbringen wollte, müßte man allerdings 13 personen auf einen quadratmeter stellen, denn das gebiet dort ist ca. 80.000 quadratmeter groß. Sicher kann man da auch 1,8 millionen unterbringen. Muß man die leut halt einfach in leichensäcke packen und stapeln. Diesen figuren ist offensichtlich gar nichts peinlich. Aber wenigstens halten sie sich vorbildlich an das abstandsgebot. Sie halten abstand davon, mal die denkerbse einzuschalten.

6 Kommentare:

  1. Kunden, die "Das Ende der Pandemie – Der Tag der Freiheit" kauften, würde auch "Das Ende der Pandemie – Der Sieg des Glaubens" und "Das Ende der Pandemie – Triumph des Willens" gefallen.
    Komisch, warum eigentlich nur ein einziger Tag der Freiheit? "Tag der Befreiung" wollten sie wohl lieber nicht nehmen, da hatten sie lieber zumindest ihren inneren Reichsparteitag.

    Lustig, was ein M. Sobol da auch so als "Belege" für die 10 Billiarden Mitläufer hinklatscht (bzw. glaubt, dass es Belege seien), z.B. ein Video in dem der Sprecher so vorträgt, dass jeder, der auch nur daran denkt, Widerspruch zu äußern, Angst haben muss, mit übelsten Beleidigungen runtergemacht zu werden. Dann tut er so, als würde er die komplette Fläche der angeblichen Demoroute ausrechnen, aber liefert keinen Beleg, mit wieviel Menschen die Fläche gefüllt gewesen sein soll. Hätte ja auch nur einer drüber laufen können.
    Und dann werden natürlich immer schön Bodenaufnahmen als angebliche Belege präsentiert, wo doch nur Luftaufnahmen hier überhaupt was taugen können.
    Und Gegendemonstrationen will man wohl jetzt auch noch dazu zählen, wie z. B. die VVN.

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    1. Na, man benötigt nicht unbedingt luftaufnahmen. Wenn am Großen Stern demonstriert wird, reichen an sich panoramabilder, die von der Siegessäule aus und vom demonstrationszug reichen möglichst weitwinklige bilder die von den anliegenden gebäuden aus aufgenommen wurden.

      Was mich an den videos aus diesen kreisen immer besonders ankotzt, ist, daß die sich immer so widerwärtig ans publikum anwanzen, so von wegen »ihr seid ja wissende und aufgewachte«, dann aber mit einem derart haarsträubenden blödsinn als »beweise« für irgendwas kommen, daß man das unter keinen umständen ernst nehmen kann.

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  2. Das Problem bei Vorderansicht/Seitenansichten ist halt, dass sie einen voll gefüllten Platz suggerieren können und man erst in der Draufsicht sieht, wie groß die Lücken zwischen den Personen sind.

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    1. Dies »vergleichsbild«, das die tagesschau gebracht hat, könnte natürlich besser sein, ist im grunde jedoch gar nicht so verkehrt. Auf dem loveparadefoto, das vermutlich vom sockel der siegessäule aus aufgenommen wurde, kann man relativ gut erkennen, daß die leute vom Großen Stern bis zum Brandenburger Tor ziemlich dicht gedrängt standen und es läßt sich zumindest erahnen, daß auch auf den gehwegen hinter den kleinen baumreihen ziemlich viele leute unterwegs waren. Beim bild vom vergangenen samstag kann man in der mitte recht gut die bühne erkennen und auf beiden seiten leute. Nach völliger überfüllung sieht das nicht aus.

      Die leute, die im hintergrund zu sehen sind, gehören vermutlich zur gegendemo, die, wie ich der Berliner Zeitung entnommen habe, für 10uhr30 bis 17uhr30 am Brandenburger Tor angemeldet war. Dort steht auch, daß am Großen Stern eine fahraddemo gegen rechts angemeldet war.

      So langsam schwant mir, die die auf die bis zu 1,8 millionen kommen. Die zählen einfach jeden mit, der in Berlin irgendwie auf der straße unterwegs war, egal zu welchem zweck.

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  3. Die Rechnung bei Sicherheitsbehörden sind vier Personen pro qm2 und der Veranstaltet ist verpflichtet die Tore zu schließen (deshalb waren auf der "Fanmeile" auch nie eine Mio. wie die Stadt Berlin immer behauptet, sondern nur 250.000 Menschen). Ab sieben Personen ist der Todesfall bei einer Massenpanik vorprogrammiert, so Sicherheitsbehörden.
    In der "Todeszone" bei der Love Parade in Duisburg, also da wo die Menschen totgetrampelt wurden, waren es elf (11!) Personen pro qm2.

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    1. Daß veranstalter mit den teilnehmerzahlen gern übertreiben, ist wohl nichts neues. Der veranstalter der sylvesterparty am Brandenburger Tor hat dazu mal sinngemäß gesagt, daß niemand behauptet, daß da eine million leute auf einmal feiern würden, sondern daß das remmidemmi ja am 30. und 31. dezember von mittags bis nachts ginge, immer gut besucht sei und man deshalb davon ausginge, daß da über die zeit hinweg eine million besucher hinkämen. In sofern könnte es für die Loveparades in den späten 90er jahren tatsächlich stimmen, daß dort mehr als 1 million leute waren. Auch weil die fläche, auf der die stattfanden mehr als doppelt so groß war, nämlich die gesamte Straße des 17. Juni bis zum Ernst-Reuter-Platz, plus die die anderen drei straßen, die vom Großen Stern abzweigen.

      Über die Loveparade in Duisburg habe ich gelesen, daß das gelände selbst gar nicht voll war, sondern daß die leute an einem zugang, der durch einen tunnel führte, in panik gerieten und dadurch das unglück passierte. Das hätte so in Berlin nicht passieren können, denn wenn es auf der straße zu eng geworden wäre, hätten die leute sofort in den Großen Tiergarten ausweichen können, da gab es keine absperrungen. Das war ganz schlecht für den park. Aber gut für die leute.

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