Dienstag, 6. September 2016

AfD, LINKE und der einstürzende sozialstaat

Nach der wahl in MV wurde berichtet, daß geringverdiener und arbeitslose vermehrt AfD gewählt hätten. Das erscheint seltsam, denn die AfD hat keine sozialen verbesserungen für arme im programm, weshalb man glauben könnte, daß die armen eher die LINKSpartei wählen würden.

Daß sie das nicht (mehr) tun, muß einen nicht wirklich wundern. Die LINKE spricht die leute keinesfalls als besitzlose klasse an, deren probleme erst durch die staatsmacht in die welt gesetzt werden und wogegen es sich zu wehren gälte, sondern als bürger, deren probleme von einer guten regierung gelöst werden müßten. Das klappt nur immer nicht, wenn die LINKE mal irgendwo mitregieren darf. Die LINKE kann die gesetzmäßigkeiten des wirtschaftssystems, das sie schon längst nicht mehr abzuschaffen gedenkt, nicht außer kraft setzen.

Die wähler wissen, daß sie in diesem staat gezwungen sind, um alles zu konkurrieren und das nehmen sie als gegeben hin. Nicht mal der LINKEN fällt es im traum ein, diesen scheiß abzuschaffen. Also besinnen die leute sich als wähler auf ihre nationalität und bevorzugen eine partei, die verspricht, wenigstens die ausländer auszusperren, die sich ihrer meinung nach ohnehin alle widerrechtlich hier aufhalten. Wenn es gegen den vermeintlichen inneren feind geht, kennt der Deutsche keine klassengegensätze mehr, sondern nur noch kriminelle ausländer, die den sozialstaat zum einsturz bringen.

Und das wäre eine frage, mit der sich LINKE endlich mal befassen sollten: wofür benötigt man eigentlich diesen blöden sozialstaat? Ist der sozialstaat nicht auch eingeständnis, daß ein großteil der leute bei den derzeitigen produktionsverhältnissen zwangsläufig so arm bleibt, in allen lebenslagen auf hilfe angewiesen zu sein?

Wäre es nicht längst an der zeit, diesen blödsinn abzuschaffen?

9 Kommentare:

  1. Mit einem Klein-Klein durch oppositionelle Kräfte (was die LINKE meiner Meinung nach immerhin als Alleinstellungsmerkmal im Parteiengefüge hat) wird man grundsätzlich nicht an bestehenden Macht-/Ausbeutungsverhältnissen erklären können.
    Und ich sehe es genauso:
    Es wird nur gefragt, wie man DIESE Gesellschaftform am besten gestaltet. Nicht, ob es ANDERE erstrebenswerte Gesellschaftsformen geben könnte - und wie man sie erreichen könnte.
    Die, die oben in der Nahrungskette sind, haben viel Macht und Einfluss, den sie nutzen, dieses Ausbeutungssystem am Leben zu erhalten.

    Da müsste viel struktureller Widerstand überwunden werden. Dazu bedarf es leider mehr, als eine zerstrittene Linke (womit ich nicht nur die Partei meine).

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    1. @ Duderich

      wenn man opposition sein möchte, sollte man schon etwas anderes wollen als die anderen. Die LINKE will das offensichtlich nicht mehr. Und im grunde ist es auch nicht erlaubt, etwas anderes als kapitalismus zu wollen. In den letzten tagen habe ich in Sahra Wagenknechts aktuelles buch reingelesen. Da stehen so goldene worte drin wie (ich zitiere wörtlich) »Weder Fleiß und Qualifikation noch Zweit- und Drittjobs sind heute ein Garant dafür, sich und seiner Familie ein einigermaßen sorgenfreies Leben sichern zu können.« Auf so einen gequirlten hühnermist muß man erstmal kommen: wer einen zweit- oder drittjob braucht, um zu leben hatte noch nie ein »einigermaßen sorgenfreies leben« gehabt, was auch immer man darunter verstehen mag. Die angebliche »kommunistIn« ist in der sogenannten »realpolitik« angekommen und verdrückt ein paar tränchen um opa Erhards »soziale marktwirtschaft«, die es wegen sehr realen zwangsläufigkeiten des kapitalismus halt nicht (mehr) gibt.

      Unter linken allgemein gibt es leider den ewigen streit, ob man es sich denn irgendwie im kapitalismus gemütlich machen könnte, oder ob man ihn abschaffen sollte. Man sollte sich (und anderen) in dieser frage klar machen, daß solange die produktionsmittel in den händen weniger sind, es besitzlose gibt, die auf lohnarbeit angewiesen sind, weil sie vom lohn leben müssen, was ständig in erpressung ausartet und wenn man da was gegen hat, gibt es zumindest in dem punkt nichts zum streiten.

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  2. Dazu passend ein Kommentar von Michaela McCormick in freitag:

    Wer als Bundestagsabgeordneter mit 10.000 Euro im Monat - obschon ohnehin alles mehr oder weniger zur Verfügung steht, was andere Menschen erst noch erarbeiten müssen (Büro, Angestellte, Mobilität, Essen, Equimpment...) nicht ostentativ seine Privilegien ablehnt und auch seine Parteigenossen zu einer solchen Haltung auffordert, dem unterstelle ich feudales Gehabe.
    Natürlich leben sie nicht in einem Schloss, nur - wenn ich mich den "Schwachen" in der Gesellschaft zugehörig fühle, dann kann ich nicht täglich fröhlich sein über meine Privilegien, immer wieder genau auf diese hinweisen (tut sie in sehr vielen Interviews..... -) um sie dann doch einzusacken.
    Es klingt unangebracht, feudal zu schreiben, doch wenn man das Leben einer Kipping mit dem eines Arbeiters vergleicht, lebt sie eben feudal. Das ist Fakt.
    Ich behaupte eben, 2000 Euro netto könnten ihr wahrlich genügen, den Rest könnten alle Abgeordneten der Linksfraktion intelligent und sozial verwenden (was auch die Staatskasse mitfinanzierte - da sie ja dann weniger an Steuern zahlten!).
    Rechnet man das auf zwanzig Jahr hoch - kommt man auf eine hübsche Summe, selbst wenn 50% vom ersten Tag in laufende Projekte geflossen wären.....
    Auch behaupte ich, dergleichen antimaterialistisches, jedoch solidarisches Gebahren hätte der Partei die LINKE enorme Symathien bei jenen Gruppen eingebracht, die Politiker ohnehin nur noch als egomane Kreaturen, die ihre persönlichen Profitcenter managen. sehen.
    Man hätte die "Nimmwasdukriegenkanstkultur" im politischen Betrieb bloßgestellt, man hätte es öffentlich bilanzieren können, was man an Summen erhalten hat und wo sie dann hingeleitet wurden!
    Nun klagt man über den braunen Mob, sieht sich den gröbsten Anfeindungen ausgesetzt.
    Nein, die LINKE hätte eine Chance gehabt - wie auch die GRÜNEN (die mit Rotation und Facharbeitergehalt ursprünglich genau diese Ziele anstrebten - doch von den Realo-Fischers übertölpelt wurden....... - die Gier einzelner überrollte die Ansprüche, die poltischen Ansprüche der ursprünglichen Idealisten!) - sie haben sie leider nicht genutzt.
    Heute sehen sich die Wähler einer öden, verschlagenen Gruppe von Lügnern gegenüber, so sie auf einen Wahlschein Namen ankreuzen können - wie wohl fast immer, wenn Menschen zur Wahl standen.
    Das jetzt - angesichts der wirtschafltichen Schieflagen, der andauernden Raubzüge des Establishments gegen die große Mehrheit der Werktätigen, der ökonomischen Refeudalisierung der gesamten Gesellschaft - die primitivsten Instinkte von den widerlichsten Gesellen in diesem Politspiel genutzt werden, um sich selbst an die Tröge der - sagen wir kleinfeudalen -Politmarionetten zu befördern, da kann doch wahrlich nicht verwundern.
    Die willig, demütig arbeitende Bevölkerung sieht nicht, dass von den ca. 500 Euro die der Staat für einen Hilfesuchenden angeblich aufwendet, 499 Euro in den Taschen von korrupten Geschäftemachern in Politik, Behörden und den "Dienstleistungsbranchen" landen und der Hilfesuchende vielleicht einen Euro an effektivem Wert erhält - das meiste was ihm hilft, erbringen die vielen Menschen die ihm tatsächlich zu Hilfe eilen.

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  3. 2. Teil:
    Nein, sie saugen die Parolen von den neuen Mandatsgewinnern in spe hungrig auf, bekommen eine einfache Projektionsfläche für ihre seit Jahren erlittenen Verluste und Demütigen angeboten - die "Wirtschaftsflüchtlinge" - und auch die "Sozialschmarotzer" jene sich gegenseitig niedermachenden Billigssklaven, die ofmanls mehr Hass auf eine alleinerzeihende Mutter entwickeln, die halbwegs würdig mit ihren Hilfsgeldern auskommt - da sie keinerlei Idiotenkonsum benötigt und vielleicht sogar mal ein Lächeln zeigt, als auf die wahren Verbrecherbanden in Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
    Die Teilung ist perfekt, das Preakariat zerfleischt sich in abgetrennten Arenen und das clevere Hordenführergrüppchen feiert eine Sause nach der Anderen - nun gestört von neuen Partygästen, deren Auftreten wohl einige, die schon lange fröhlich tanzen, ihre Plätze auf dem Festchen streitig machen dürfte.
    Nur, wo liegt das Problem?
    Ich behaupte bei jenen die an der Party teilnehmen, seit Jahren teilnehmen, sich wunderbar dort einfügend und nur auf eines achtend, nicht aus dem Saal gedrängt zu werden - hinaus zu den Menschen, die in den Arenen wütend warten.
    Wir haben das globale Verteilungsproblem, das uns mit jenen Menschen konfrontiert, die das größte Leid nicht mehr ertragen können und nicht im Mittelmeer ertrunken, oder von Bomben zerfetzt worden sind.

    Es ist keine Frage, Europa hätte genug Kraft viele Millionen aufzunehmen, bzw. endlich aufzuhören deren Heimat zu marordieren und von verbrecherischen Banden, die dort die Bezirkshalterrolle ausüben, terrorisieren zu lassen.

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  4. Hallo Mechthild, Du hast recht wenn Du anmahnst die Linke müsse sich wieder vom Kopf auf die Füße stellen.

    Allerdings sehe ich die Linke in keiner Konkurrenz zur AfD. Es mag da ein kleine Menge an "fundamentalen Protestwählern" geben, die an sich völlig unpolitisch sind und sich die Partei aussuchen die eben am meisten "hallo" produzieren wenn man sie wählt. In der Summe sind die Wahlerfolge der AfD aber kein Klassen Problem!

    Die AfD will eben Migration besten falls als "Gastarbeiter" die hier die Drecksarbeit machen und dann dankbar wieder verschwinden. Wenn sie über Kinder reden, dann meinen sie die Kinder von hetero Paaren mit Trauschein. Die AfD ist gegen Feminismus ebenso wie gegen alternative Lebenskonzepte. Sie will zurück in eine Zeit in der ihr Klientel noch wusste wo es hin gehört und wer die Guten sind und wer die Bösen.

    Genau das honorieren die Wähler der AfD. Die AfD wird nicht von den per se "Dummen" gewählt (das würde ja auch bedeuten dass "Abgehängte" in ihrer Mehrheit "dumm" wären).

    Die AfD wird in Summe von Rassisten, Nationalisten und Führergläubigen gewählt. Und die kann die Linke niemals erreichen! Die AfD ist keine Konkurrenz. Sie ist keine "Alternative" im Wahlzirkus, sie will ein ganz anderes Land.

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    1. Salü Wolfgang,
      in diesem wahlsystem stehen alle parteien in konkurrenz zueinander, also auch die LINKE mit der AfD. Die AfD will kein anderes land, sie will Deutschland im kapitalismus in dem oben und unten brutal festgelegt sind, mit ausländern, soweit nach ihrem bild vorhanden, ganz unten.

      Das kommt im osten recht gut an, weil sich dort viele noch als »Deutsche zweiter klasse« fühlen. Nach der »wiedervereinigung« (und teilweise noch bis heute) schauten die BRDler auf die ex-DDRler arrogant runter und waren der meinung, daß es völlig gerechtfertigt sei, die schlechter zu behandeln, weil die ja nie gelernt hätten zu arbeiten und »richtiges geld« hätten die ja sowieso nie in die rentenkasse bezahlt, weil »die« ja völlig unberechtigt etwas bekämen. Jetzt können die bis heute benachteiligten Deutschen »völlig berechtigt« auf ein paar elendsfiguren runterschauen. Das ist im angebot der AfD.

      Mir geht es auf keinen fall darum, die AfD-wähler einfach als »dumm« hinzustellen. Die leute machen sich gedanken und kommen dabei auf merkwürdige ideen. Und in dem punkt widerspreche ich Dir: die AfD wird nicht allein von rassisten, führergläubigen und so gewählt. Sie wird von denen gewählt, die die schnauze voll haben und was anderes wollen. Und zwar, weil es nicht anders zu gehen scheint, Deutschnational.

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  5. ..."Die LINKE kann die gesetzmäßigkeiten des wirtschaftssystems, das sie schon längst nicht mehr abzuschaffen gedenkt, nicht außer kraft setzen."...
    Man kann es nicht besser auf den Punkt bringen.Danke!
    Zugeständnisse an das Kapital, wie HARTZ-IV durch "linke" Parteien SPD und GRÜNE sind fast schon vorprogrammiert. DIE LINKE ist nur eine neue Version dieser Selbsttäuscher.

    ..."Wäre es nicht längst an der zeit, diesen blödsinn abzuschaffen?"...
    Ja, wäre es.
    Aber machen wir uns nichts vor. Mehr wie sie das „soziale Angebot“ von rot-grün trägt die Mehrheit der Menschen nicht mit. Daran kann auch eine LINKE derzeit nichts ändern.
    Gruß L.S.

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  6. Deine Headline/ Sschlagzeile hätte auch so lauten können:
    "AFD,Linke und die einstürzenden Altbauten"

    Solange sich eine parlamentarische Linke nur als besserer Verwalter der Interessen des Kapitals versteht, muss man nicht darüber raisonieren, ob es in ihren Möglichkeiten steht, daran etwas ändern zu wollen.
    Sie will es einfach nicht! So einfach ist das für mich, obwohl das doch alles so kompliziert sein soll zu verstehen, dass sie dort, wo man ihr erlaubt mitzuregieren mit dem Sozialabbau richtig in die Vollen geht.
    Und wenn man sich die Reaktionen der Etablierten auf die Erfolge der AfD mal richtig zu Gemüte führt, dann reicht das gerade mal dazu "man muss die Ängste der Bürger ernst nehmen" bis zu der Aussage " wir können die Politik nicht nach den Empfindlichkeiten der Bürger ausrichten."
    Allen Aussagen kann man ziemlich den gleichen Inhalt entnehmen:
    "Eure Befindlichkeiten sind für den Staat nicht von besonderem Interesse. An seiner Sozialpolitik ist er nicht gewillt etwas zu ändern.

    Allenfalls will er die Ängste seiner Bürger ernstnehmen, damit sie einem zeitgemässen Patriotimus und nicht einem völkischen folgen, der nicht mehr zu den Interessen eines Exportweltmeisters passt.

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