Freitag, 18. Juli 2014

Montags zu hause bleiben - teil 3.2 - redner der montagmahnwachen

Andreas Popp ist unternehmer und nach eigener auskunft finanziell unabhängig. Nicht verwechseln sollte man ihn mit dem gleichnamigen »piraten«, gemeint ist hier der Popp von der »wissensmanufaktur«.

Nachdem die sendung Kulturzeit negative kritik für das interview mit Jutta Ditfurth bekommen hatte, gab Popp seinerseits selbiger sendung ein fast einstündiges interview. Hinterher bezichtigte er Kulturzeit der »professionellen propaganda« und der »subtilen meinungsmanipulation«, weil in der 40-minütigen sendung, die schon immer aus mehreren filmbeiträgen oder kurzinterviews von ca. 5 bis  10 minuten länge bestand, »wichtige aussagen des interviews« verzichtet wurde.

Das 1€blog hat keine kosten und mühen gescheut und die wichtigen aussagen des interviews mitstenografiert. Selbstverständlich nicht ohne anmerkungen.
Popp: »Ich denke ich bin nicht links und nicht rechts, ich versuche lieber vorne zu sein«
In einer kapitalistischen konkurrenz ist es sicherlich besser, »vorne« zu sein. Dann sind nämlich die anderen zwangsläufig »hinten«. In den tresoren der Popp AG wurden 2010 laut bericht der Süddeutschen 800 kg gold und 42 t silber verwahrt. Man hat eindeutig ein bequemeres leben, wenn man mit derartigen anlagegeschäften reich wird, als wenn man in Afrika, Lateinamerika, Australien oder sonstwo das zeug aus der erde holen muß und trotzdem kaum genug für den lebensunterhalt verdient.
Popp: »Es geht nur noch um stimmen es geht nur noch um die privilegien der politiker und das ist wie die ›reise nach Jerusalem‹: wenn die musik aufhört zu spielen, dann sind ein paar leute übrig aber die stühle sind besetzt. Das ist der punkt«
Hier wird der niedergang des staates wegen »pöstchenschacherei« beklagt. Mir ist dazu sofort ein zitat eines anderen Deutschen »denkers« eingefallen, der einst schrieb: »Noch niemals wurde in der deutschen Geschichte schamlosere Günstlingswirtschaft getrieben als in der demokratischen Republik. Ein großer Teil [...] fällt auf das Konto jener Parteien, die einst die Bahn dem Tüchtigen freizumachen versprachen, dabei aber bei Besetzung von Ämtern und Posten ausschließlich die Parteizugehörigkeit im Auge hatten.«

Einfach leute für die wahl agitieren zu wollen und hinterher von privilegien pofitieren zu können, scheint in der heutigen republik kein hindernis am erfolg des staates in der imperialistischen konkurrenz zu sein, wie es seinerzeit jener beklagte, der unter dem pseudonym »führer« bekannt und beliebt wurde.
Popp: »[…] Wenn ein umverteilungsprozeß stattfindet, wie wir ihn in ›plan b‹ deutlich beschreiben, nicht von arm nach reich, weil die armen haben nichts zu verteilen, sondern die ›fleißigen nach reich‹ […]«
Da hat »plan b« offensichtlich etwas falsches herausgefunden. Aber etwas anderes sollte man auch nicht von figuren erwarten, die sich auf den faschistischen zinskritiker Gottfried Feder beziehen. Im april des jahres wurde Feder auf deren internetseite noch folgendermaßen gewürdigt: An dieser Stelle soll auch der Erfinder dieser Methode der Staatsentschuldung gewürdigt werden. Es ist Gottfried Feder (1883 - 1941), der diese Idee schon 1919 in seinem „Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft“ veröffentlichte. Heute wird dieser große Wirtschaftstheoretiker leider noch immer mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht, obwohl er ab 1933 keine Rolle mehr spielte und seine Zinskritik von da an von Kapitalisten, Kommunisten und Nationalsozialisten gleichzeitig bekämpft wurde.

Der text kommt inzwischen in etwas »entschärfter« form daher, die falsche behauptung, Feder sei von den nazis bekämpft worden, haben sie nicht geändert. Auch selbst wenn diese textpassage gestrichen würde, änderte es nichts daran, daß auch das konzept des »plan b« auf Feders irriger annahme fußt, daß es »raffendes und schaffendes« kapital gäbe.

Aber zurück zur verteilung von fleißig zu reich. Wer lohnarbeiten geht, mag auch heutzutage gelegentlich noch einen lohn erhalten, der einen gewissen wohlstand ermöglicht. Im normalfall wird der wohlstand aber nie so groß sein, daß der lohnarbeiter sich einfach mitten im leben entschließen könnte, das arbeiten bleiben zu lassen. Mit dem wohlstand ist es nicht weit her, wenn das mit der lohnarbeit nicht mehr klappt. Also gehören sie zu den armen. Die armen haben nämlich etwas, das man ihnen wegnehmen kann: ihre lebenszeit und ihre arbeitskraft. Und genau das wird auch getan.
Popp: »[…]Ich weiß nur, daß irgendwann die chefin der wissensmanufaktur, die Pia Kästner, mir irgendwann mal die anfrange hinlegte, ob ich interesse hätte, dort aufzutreten. Und dann habe ich schlicht und ergreifend ein bißchen recherchiert, wer sind die handelnden personen, das war dieser Lars Märholz und ich hab ihn mir angesehen, mit seinen langen haaren, klassische linke szene, politisch aus meiner sicht unbeschrieben[…]«
Das ist mal etwas ganz neues, daß man politische gesinnung plötzlich an der frisur erkennen soll. Da fragt sich nur, weshalb einer aus der »klassischen linken szene«, trotz original-linkem fusselbart vermutlich mit läusen drin, ausgerechnet rechten ideen folgt und das mißgeschick es zudem zuläßt, daß erst redner mit rechtem gedankengut gefragt wurden.

Welch zufall, welch zusammenspiel. Da hat dem Märholz das schiksal aber wirklich übel mitgespielt, daß ihm ausgerechnet für den ostermontag keine anderen als Jürgen Elsässer, Andreas Popp und Rico Albrecht eingefallen sind! Es gibt sonst schließlich keine menschen, die man als »klassischer linker« hätte fragen können.
Popp: »[…]und dadurch, daß wir den ›plan b‹ entwickelt haben wird sofort ein sozialistisches - und zwar linkssozialistisches gedankenmodell unterstellt, denn wir haben auch sehr, sehr stark mit der unterstellung des linksextremismus zu tun[…] aber da gibt es dann halt einige personen, die dann eben halt da bei uns ein sozialistisches modell entdecken wollen und dann eben halt gegen uns schießen. Ich weiß nicht, wo es herkommt, em , ich weiß auch es soll vor allem angst machen[...]«
Daß Popp hier tatsachen ins gegenteil verdreht, ist eine sache. Was er dem verehrten publikum an intelligenz zutraut, niederschmetternd.

»Das was ich den menschen sage, das wissen sie alles. Ich formuliere eigentlich ihr bauchgefühl. Mehr will ich gar nicht.«
Wenn mein bauchgefühl so beschissen wäre, würde ich dringend einen gastroenterologen aufsuchen.
Popp: »[…] Ich empfinde hier momentan bei diesen leuten, die kritisch sind gegenüber dem heutigen system manchmal gewisse parallelen zu den geschwistern scholl, die sich auch irgendwann mal gegen ein system gewehrt haben, ende der 30er jahre und anfang der 40er hingerichtet wurden dafür […]«
Manchen menschen ist nichts zu ekelhaft. Sophie und Hans Scholl haben ihr leben im kampf gegen den faschismus riskiert und wurden vom staat ermordet. Wer sich selbst oder andere sesselpupsende redenschwinger mit denen auf eine stufe stellt, macht sich lächerlich. Mir ist nicht bekannt, daß man in diesem staat für flugblätterverteilen gefahr liefe, vor gericht gestellt und geköpft zu werden.

Das immerhin nicht.

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Eigentlich hätte ich noch mehr material über die montagslaberer auf lager. Ungefähr ein vierteljahr lang habe ich mir angeschaut, was die so machen. breits anfang mai kritzelte ich in mein notizbüchlein folgendes:

»Für Elsässer scheint das alles generell eher eine werbeveranstaltung zu sein seine texte enden immer so ähnlich wie ›liebe kinder! Hat Euch mein märchen vom bibubabubobubärchen gefallen? Dann gebt mir Euer taschengeld und abonniert, damit ich zukünftig wenigstens ein paar beträge auf meinem konto begrüßen darf, wenn ich Euch schon bären aufbinde.‹

Klappern gehört zum handwerk und marktschreierei zum geschäft. Diese figuren wollen offenbar ›irgendwie im geschäft‹ bleiben. Und da sie anscheinend von allerhand windigen geschäftsmodellen leben, müssen sie das auch.

Aber weshalb soll ich mich deshalb auf die straße stellen und jubeln? Wer anstatt sich montags dies dampfgeplauder anzuhören zu hause bleibt und stattdessen beispielsweise ein gedicht von Brecht, Kästner, Tucholsky oder Mühsam liest (ich will nicht davon anfangen, Marx zu lesen) hat mit sicherheit mehr für den weltfrieden getan.«


Interessant daß Harzpeter schrieb: Bei Meister Jebsen habe ich irgendwie das Gefühl, dass er hauptsächlich in eigener Sache unterwegs ist. Vielleicht liebäugelt er ja damit, dass seine Auftritte und seine daraus resultierende "Halbprominenz" auch an anderer Stelle Aufmerksamkeit erregen und ihm bei einem großen Privatsender eine eigene Sendung Marke "Jebsen deckt auf", "Jebsen enthüllt", "Jebsen wühlt in der Scheiße", "Jebsen allein im Wald", "Jebsen hebt ab", "Jebsen fliegt mit" oder dergleichen einbringen könnten.

Ein kommentar, der kurz auf den punkt gebracht hat, was ich während meiner schreiberei die meiste zeit gedacht hab. Kein witz.

Mein lieblingszitat von unterhosenforscher Jürgen Elsässer möchte ich jetzt aber auch nicht einfach weglassen:
»Beim Blick in die eigene Unterhose ist doch jedem klar, dass es einen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt.«
Das verschafft einen gewissen einblick, womit dieser mann sich tagein, tagaus beschäftigt.

Elsässer rief zu »souverenitätkonferenz« auf. Wer etwas über deren sarrazynistischen charakter erfahren möchte, schaue bitte auf dem narrenschiff vorbei.

3 Kommentare:

  1. Auch ich vermute mal, dass auch die anderen führenden "Montagsfiguren" ausschließlich aus Eigeninteresse handeln. Der eine genießt seine "Wichtigkeit", der andere möchte nebenher vielleicht auch noch das eine oder andere Eurönchen auf seinem Konto eintrudeln sehen u.ä. Sich näher mit jenen welchen zu beschäftigen ist deshalb im Grunde genommen die ganze Mühe nicht wert. Und deren entrückte und verzückte "Jünger" sind sowieso komplett beratungsresistent. Die erinnern mich irgendwie an die überzeugten "Sarrazinisten": "Und er hat trotzdem recht, ätsch!".

    Was den Wissenschaftsbereich "Unterhosologie" angeht, so dürfte in Elsässers Unterhose wohl ein größerer Packen gequirlter bräunlicher Soße zu entdecken sein...
















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  2. Guter, aufklärerischer Artikel, danke.

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  3. Keine ursache. Für mich ist das thema wichtig. Frieden mit Rußland ist wichtig. Und genau aus dem grund darf man sich nicht von unverschämten marktschreiern vereinnahmen lassen.

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