Montag, 14. Juli 2014

Montags zu hause bleiben - teil 1 - das umfeld der montagmahnwache

An sich sollte man meinen, daß frieden wichtig ist und es somit im grunde egal wäre, wer dazu aufruft, dafür zu demonstrieren. Schließlich geht es um die gute sache und wer sollte da schon etwas gegen haben?

Man kann jedoch sehr wohl für frieden sein und trotzdem diesen eher merkwürdigen veranstaltungen fernbleiben. Zu diesem schluß bin ich nicht gekommen, weil die Jutta Ditfurth das totschlagargument »antisemitismus« in den zusammenhang mit den montagsdemos gebracht hat. Ob die protagonisten allesamt ausgemachte judenhasser sind, kann und will ich nicht beurteilen, obgleich tendenzen zu antisemitismus offensichtlich zu tage treten.

Es reicht aber auch drei nummern kleiner: mit einer halbwegs aufgeklärten weltanschauung paßt das umfeld dieser leute nicht zusammen.

Initiator der demos ist Lars Märholz. Medienberichten zufolge fallschirmspringer und eventmanager, der von sich selbst behauptet, bis vor wenigen monaten unpolitisch gewesen zu sein. Seine internetseite verlinkt auf allerhand merkwürdige seiten.

Auf einer von denen wird mit »endlich montag - positiv in die woche starten« geworben. Eine politische mahnwache als »wohlfühlprogramm«. Das ist eine bescheuerte idee. Wenn man feststellt, daß das politische system zwangläufig zu armut und ausbeutung führt, dann benötigt man keinen »positiven wochenstart«, sondern dann muß man sich mal ein paar gedanken machen, was eigentlich systematisch falsch läuft und wie man das abschalten könnte.

Stattdessen krause theorien und die suche nach sündenböcken, die an der derzeitigen situation schuld seien. Beispielsweise das freihandelsabkommen mit den USA, das es zwar noch gar nicht gibt, aber schuld kann es ja trotzdem schon mal sein.

Auf einer anderen internetseite wird behauptet, nichts geringeres als die weltrettung auf dem plan zu haben. Neben der gentechnik von Monsanto ist in diesem fall natürlich auch das milchtrinken schuld am übel in der welt. Schließlich beherrscht die menschheit die technik des milchviehhaltens erst seit wenigen jahrtausenden und ist seit dem wegen des irrglaubens, daß milch ein gesundes nahrungsmittel sei, fast ausgestorben.

Eine weitere verlinkte seite wird von der selben GbR betrieben wie das videoportal NuoViso. Schwerpunktmäßig befassen die sich mit kruden dinge wie kornkreisen und allerhand anderen unbewiesenen dingen, die man besser nicht glauben sollte. In deren shop kann man videos über »wasserautos« oder den »Spirit of Health Kongress«, auf dem auch quacksalber wie Jim Humble zu wort kamen. Hier ein video über dessen »heilungsmethode« . Diese sendung (die ersten ca. 12 minuten) ist nichts für schwache nerven, einem wird kotzübel, wenn man sich anschaut, wie kranke menschen, die mit vernünftiger medizinischer behandlung chancen zum gesund werden hätten, auf die falschen versprechen reinfallen und sich zu tode quälen. Trotzdem empfehle ich, diesen film anzuschauen, man bekommt einen eindruck davon, mit welcher art von menschenfreunden man es hier zu tun hat.

Unter den verlinkten seiten scheint die rapperseite »Raus auf die Straße« noch eine der harmloseren zu sein, obgleich es komisch anmutet, daß die auf demonstrationen auftreten wollen, sich aber gleichzeitig als »stimmungsmacher« verstanden wissen wollen. Zitat von der seite »Alle Sorgen über Bord! Wir sorgen für gute Laune!« Ja was denn nun? Und für ein absolut auf »inkommerzialität« ausgerichtetes projekt wirkt es seltsam, daß eine der rapbands bei Dieter Bohlen auftreten wollte, den auftritt dann aber per einstweiliger verfügung stoppte, weil die arbeitsbedingungen dort zu mies waren.

Über Lars Märholz vergangenheit schrieb am 21. mai 2014 Stefan Lauer bei VICE folgendes:
Lars Mährholz ist bei weitem nicht so nett, „unpolitisch“ und naiv im Umgang mit den Medien, wie er sich präsentiert. Der 34-Jährige war von 2001 bis 2007 Mitglied und Beisitzer im „Verband Junger Journalisten“ (VJJ), der von Torsten Witt gegründet wurde. Witt starb 2010, aber war zu Lebzeiten eine schillernde Figur im rechtsnationalen Milieu. Er durchlief mehrere Parteien und siedelte sich dort immer im jeweils rechten Flügel an. Vor allem interessant ist seine Mitgliedschaft im nationalliberalen Flügel der FDP von 88-97. Die Berliner Nationalliberalen hatten geplant, die gesamte FDP zu übernehmen und sie zu einer deutschen FPÖ umzubauen. Dieser interne Putsch war nicht erfolgreich und Witt wechselte zum Bund Freier Bürger. 1999 nimmt Witt zusammen mit Horst Mahler (damals noch Anwalt der NPD, heute im Knast wegen Holocaustleugnung und Volksverhetzung) an Demonstrationen gegen die doppelte Staatsbürgerschaft teil und organisiert interessanterweise Montagsdemos. Allerdings nicht für den Frieden, sondern gegen das geplante Holocaustmahnmal.

2004 wollte er schließlich mit seinem VJJ den Deutschen Journalisten Verband Brandenburg übernehmen, indem die eher rechtslastigen Mitglieder des VJJ (inklusive Mährholz) gesammelt in den DJV eintraten und ihn prompt zum Vize-Vorsitzenden wählten. Mitglieder des DJV bezeichneten ihn als Rechtsextremisten, wogegen er klagte. Am 07.12.2004 verfügte das Oberlandesgericht München zu dem Thema unter anderem Folgendes: „Im übrigen kann dem Verfügungsbeklagten nicht verboten werden den Antragsteller (Torsten Witt) allgemein als 'Rechtsextremisten' zu bezeichnen. [...] Unstrittig hat (Witt) [...] Kontakte zu Gruppen gehabt, die [...] als deutlich rechtsstehend oder als rechtsextrem eingestuft werden bzw. wurden […]“.

Natürlich kann man nun daraus nicht direkt auf die politische Gesinnung von Lars Mährholz schließen, allerdings zeichnet sich hier doch ein ziemlich anderes Bild als das vom mehr oder minder apolitischen Hippie, der doch nur was für den Frieden machen will.
Das sind ausreichend gründe, diesen demos - pardon - mahnwachen skeptisch gegenüber zu stehen. In teil zwei, der in kürze erscheinen wird, kommt Lars Märholz im o-ton zu wort. In den weiteren teilen werden einige der bekannteren redner etwas genauer betrachtet und am schluß auch die leute die dort hingehen.

Jeder muß selbst prüfen, ob meine gedanken zur Berliner Mahnwache zu den verhältnissen der mahnwache in der eigenen stadt passen oder nicht. Genau wie jeder selbst einscheiden muß, ob er in so einem umfeld als fußvolk jubeln möchte.

Ich möchte das definitiv nicht. Weiter zu teil 2

5 Kommentare:

  1. "Auf einer von denen wird mit »endlich montag - positiv in die woche starten« geworben. Eine politische mahnwache als »wohlfühlprogramm«. Das ist eine bescheuerte idee. Wenn man feststellt, daß das politische system zwangläufig zu armut und ausbeutung führt, dann benötigt man keinen »positiven wochenstart«, sondern dann muß man sich mal ein paar gedanken machen, was eigentlich systematisch falsch läuft und wie man das abschalten könnte."

    Ich war heute auf der Montagsdemo in Ulm, und genau das haben wir getan: uns Gedanken darüber gemacht was falsch läuft und wie man es besser machen könnte. Mit Passanten und Demonstranten gesprochen und uns konstruktiv ausgetauscht. Keine Spur von Rechts oder Links, sondern einfach nur ein offener politischer Dialog quer durch alle Altersschichten.

    Und einen positiven gutgelaunten Wochenstart kann jeder gut gebrauchen, bei all den negativen Nachrichten über Krieg und Ausbeutung. Ich verstehe nicht warum Sie einen nett (und vll mit Schmunzeln?) gemeinten Aufruf zu besserer Laune so in den Dreck ziehen können. Es gibt schon genug 'Montagshasser' die nur aufs Wochenende hinzuarbeiten scheinen.

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    1. Ist bei dem Nachdenken etwas herausgekommen, das mitteilenswert ist?
      Würde mich nämlich mal interessieren.

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    2. Das wäre tatsächlich mal interessant, ob denn beim nachdenken irgendwas rausgekommen ist.

      Aber anscheinend nicht, sonst hätte »anonym 2:21« etwas darüber erzählen können. Diskutieren, um des diskutierens willen, war echt positiv, Du, das wir mal drüber gesprochen haben.

      Wenn man erkennt, daß das leben von krieg und ausbeutung bestimmt wird, benötigt man keine bessere laune, sondern dann muß man sich völlig rational damit befassen, worin denn die ursachen liegen. Völlig unabhängig von der laune.

      Noch was zum thema links oder rechts:

      »Es gibt von Stund an in Griechenland nicht mehr die Rechte, die Mitte oder die Linke. Es gibt nur noch Griechen, die an Griechenland glauben, an ein nobles, höchstes und vollkommenes Ideal der wahren Demokratie und nicht der ›Demokratie‹ der Straße, des Pöbels und der Anarchie!«

      Das hat der von den Griechischen faschisten eingesetzte ministerpräsident Kollias gesagt. Das ist etwas für faschisten sehr typisches: das ganze volk auf den kleinsten gemeinsamen nenner bringen - und wer sich dagegen wehrt, wird im knast gefoltert, bis er stirbt. Das hat für den Griechischen faschismus übrigens Günter Wallraff in seinem buch »Unser Faschismus Nebenan« sehr eindrucksvoll geschildert - und zwar nicht aus fernrecherche, sondern aus eigener beobachtung. Er hat zu jener zeit dort selbst im knast gesessen. Der hat nicht marktschreierische reden gehalten, sondern hat etwas riskiert.

      Man sollte immer skeptisch sein, wenn leute behaupten, daß es kein links und kein rechts gäbe.

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  2. zu viel um es in ein paar kurzen sätzen zu sagen :D
    am besten mal selber nachdenken, recherchieren, googeln und sich mit Gleichgesinnten austauschen
    deswegen war ich übrigens auf der Montagsdemo, um Gleichgesinnte 'Erwachte' zu finden, und nicht um gegen irgendetwas zu protestieren
    kann ich jedem nur empfehlen, aber es bleibt natürlich jedem selbst überlassen welchen Weg aus der Matrix er wählt

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    1. Bist Du von den Zeugen Jehovas? Die bieten einem immer »Erwachet!« an.

      Derartige »erweckungsideen« sind völlig unmöglich. Es gibt keine »matrix« - vielleicht solltest Du mal weniger esoblättchen konsumieren, weniger googeln, sondern stattdessen die denkerbse einschalten und Dich mit der realität befassen.

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