Wenn in Bangladesch eine fabrik einstürzt oder abbrent, was leider häufig passiert, kommt es vor, daß wohlmeinende menschen dann schon wissen, wer schuld am dortigen arbeiterelend sei. Nämlich die konsumenten in den industrieländern, die mit ihrer maßlosen gier nach immer mehr und billigeren waren verantwortlich für ausbeutung und sklavenähnliche arbeitsbedingungen in der dritten welt wären.
Das ist ein komischer gedanke.
Die konsumenten in den industrieländern sind in der mehrheit doch selbst leute, die für möglichst wenig lohn möglichst viel arbeit abliefern sollen. Die treten mit ihrem kleinen portemonnaie, dessen inhalt immer vorn und hinten nicht reicht, um über die runden zu kommen, an einen angebotsorientierten markt und der bietet von so ziemlich allem, was es gibt luxus-varianten, mittelmäßiges und ramsch.
Soll man nun davon ausgehen, daß die menschen immer nur das billigste kaufen, weil sie einfach lust auf ramsch haben?
Die konsumenten haben die verhältnisse der geschäftemacherei nicht eingerichtet. Wenn man Deutschen niedriglöhnern das geld mit produkten von ausländischen niedrigstlöhnern aus der tasche ziehen kann, dann wird es gemacht, wenn daraus ein lohnendes geschäft wird.
Eigentlich denkt man, daß es eine nette idee ist, den armen arbeitern in den drittweltländern ein paar groschen mehr zukommen lassen zu wollen, wenn man betrachtet, daß es denen noch schlechter geht als den hiesigen armen. Weil viele firmen das als geschäftsmodell entdeckt haben, mit dem man profite steigern kann, trifft man inzwischen sogar schon in fast allen dicountern »fair« gehandelte produkte an.
Wieso muß man das eigentlich extra anpreisen? Und weshalb ist es denn keine selbstverständlichkeit, daß »fair« gehandelt wird? Und was ist dieses »fair« überhaupt?
Ich trinke zwar meist »fair trade«-kaffee, weil ich eine sorte entdeckt habe, die mir schmeckt, illusion, daß ich damit den menschen, die ihn anbauen großartig helfe, mache ich mir nicht.
Wenn ich für ein produkt, das ich qualitativ gut finde, mehr bezahle, steigere ich mit dem aufpreis wahrscheinlich eher den guten gewinn der konzerne als ein gutes leben für die menschen, die es herstellen.
Liebe Mechthild,
AntwortenLöschenVielen Dank für diese gelungene Klarstellung in Sache Niedrig-Lohn-Länder , Einkaufverhalten und „Fair Trade“.
In den reichen kapitalistischen Länder , wie Flandern, gab es Leutchen die den Dumpingprodukte aus sozialistischen Länder aus Solidarität kauften.
Ganz herzliche Grüße aus Antwerpen,
Nashenka
Liebe Nashenka,
Löschengenau so gab es menschen in den westlichen staaten, die billigwaren aus dem osten nicht kaufen wollten, um »ausbeutung der menschen« durch deren »regimes« nicht zu unterstützen. Das war schon ziemlich verrückt. Ich habe das zeug immer gern gekauft, vor allem weil die qualität gut war. Allerdings bin ich der auffassung, daß die DDR ihre hochwertigen waren viel zu billig an den westen verhökert hat.
Liebe grüße aus Berlin,
Mechthild