Donnerstag, 29. September 2011

Mechthilds Antwort

In der vergangenen folge »Neues aus der Anstalt« warf Erwin Pelzig etliche dinge und fragen auf, hier ein kleiner teil davon:

»…und ich möchte so gern wissen, warum man bei den sparpaketen das geld jetzt immer bei den vielen holt, die nichts haben und nichts bei den wenigen, die alles haben - daß man es denen einfach abnimmt!
Würd ich gerne mal wissen, würd ich so gerne mal wissen!
- und wenn man es denen mal abnimmt, möcht ich gerne mal wissen, was daran ungerecht sein soll, weil, so wies jetzt ist, ists ja auch ungerecht - und wenns offenbar nicht ohne ungerechtigkeit geht, dann möcht ich gerne wissen, obs nicht gerechter wäre, die ungerechtigkeit auf möglichst wenige menschen zu verteilen, das aber möglichst gerecht(…)?«

»Gerechtigkeit« bedeutet, daß das »recht« herrscht - und wenn man sich anschaut, wer seit jahrhunderten festgelegt hat, was »recht« sei - und was nicht, muß man sich über gar nichts wundern. Nach deren definition ist die »gerechtigkeit« hergestellt wenn die mehrheit, zu der sie ja glücklicherweise nicht gehören, unter den grausamkeiten zu leiden hat.

In sofern zieht man als angehöriger der mehrheit stets die »arschkarte«, das »gesetz« darüber haben diejenigen geschrieben, die das nicht betrifft.




der von mir zitierte text ist hier ab ca. 1minute28 zu hören.

Donnerstag, 22. September 2011

Der Papst im Bundestag


ist wahrlich fehl am platz. Für mich ist diese rede (ich habe sie mir angehört, verlinke sie aber auf keinen fall, also selber googeln) ein weiterer beweis, daß hierzulande die trennung zwischen kirche und staat alles andere als gelungen ist.

Meinetwegen kann derjenige, der glaubt »gottes stellvertreter auf erden« zu sein, seine predigt im Olympiastadion halten, dort sind schließlich auch schon andere gewesen, an die man besser nicht geglaubt hätte. Ich bin doch nicht vor vielen jahren dem »verein der heiligen« entronnen, um dann später deren oberhirten im parlament zu hören!

Im gegensatz zu mir ist »unser« werter herr bundeswirtschaftsminister und ex-bundesgesundheitsminister Phillip Rösler (den »doktor« schenke ich ihm) vor einigen jahren nicht aus der katholischen kirche aus- sondern in sie eingetreten.

Da erkennt man das moderne Christentum: »wem der zahn erkrankt ist, dem schlage man ihn aus. Und seelig sind die kranken, denn man wird es ihnen heimzahlen!«

Auch eine form der mitmenschlichkeit.

Mittwoch, 21. September 2011

Die heimlichen Strippenzieher

Etwas erstaunt hat mich diese doku des ZDF. Nicht erstaunt hat mich, wie das hier mit den lobbyisten und lobbyvereinen läuft, erstaunlich fand ich, daß das ausgerechnet im ZDF gesendet wurde.





Beim anschauen des films wird einem klar, warum vieles genau so läuft, wie es läuft - und weshalb man sich das kasperletheater mit dem wählen sparen kann. Es sind ohnehin nicht die gewählten, die bestimmen, was getan wird.

Sonntag, 18. September 2011

Das Ergebnis der Berliner Wahl


In diesem fall sagt tatsächlich ein bild mehr als tausend worte, allerdings sind noch zu viele flaschen zum container, bzw. zu viele wähler an die urne gewandert.

Hier das vorläufige ergebnis. Über die wahlbeteiligung konnte ich nichts genaues erfahren. Mittags lag sie medienberichten zufolge bei 19 %, um 16 uhr bei 46 %, nach 18 uhr bei 59 %.

Möge sich jeder selbst ausrechnen, wer hinter dem hochgefeierten bügermeister steht, der mit grandiosen 28,5 % aus 59 % wählern im amt gehalten wurde.

Schon ein wenig gefreut hat mit der absturz der gelben eitergrindpartei. Aber nur ein wenig.

Bleibt alles beim alten. Ob beim kasperltheater nun ein paar piraten mitmachen, ist sowas von egal.

»Notizen aus der Unterwelt«,


das blog von Klaus Baum ist wieder online. Einige meiner leser und freunde hatten die »Notizen aus der Unterwelt« schon als »vermißt« gemeldet und fragten, was denn mit diesem verwaisten link los wäre.

Der link funktioniert nun endlich wieder und ich freue mich, dort neues von Klaus zu lesen.

Samstag, 17. September 2011

Solidarität für die jungeWelt


Offenbar haben gewisse menschen hierzulande verflucht angst, daß die bevölkerung anfangen könnte, über die vorzüge eines systemwechsels nachzudenken. Ansonsten gäbe es keinen grund, so ein geschrei zu veranstalten, wenn die jungeWelt einen artikel unter dem titel »Wege zum Kommunismus« abdruckt (auf die »berühmte« frage, wer den denn wolle, heißt die antwort immer noch »ich!«).

Daß man so etwas nicht denken darf und die jungeWelt vom verfassungsschutz beobachtet wird zeigt, daß dieser tolle staat ein problem mit pressefreiheit und pluralismus hat.

Man kann es als »ungehörig« empfinden, sich für den mauerbau zu bedanken, hierzulande fangen die menschen leider nicht an zu denken, wenn sie vor den kopf gestoßen werden. Die klammern sich an das, was sie über die mauer jeden tag aus den medien erfahren, als ob diese sicht die einzig mögliche sei. Und wundern sich über die grausamkeiten, die man ihnen antut.

Dabei hat es doch schon in der jungenWelt vom 7. Oktober 1969 gestanden, was passieren wird, wenn die »bonner republik« jemals die DDR aufkaufen würde.
Die haben damals schon gewußt, was Klaus Kinkel 1992 tun würde und Gerhard Schröder 2002 oder Phillip Rösler heute. Diese ausgabe der jw habe ich vor einigen jahren bei archivarbeiten gelesen - selten, nein nie, habe ich beim archivlesen derart präzise zukunftsprognosen gelesen: Die haben bereits damals gewußt, daß Deutschland nach der einheit sich wieder an kriegen beteiligen wird und eine aggressive außenpolitik führen wird, das sozialsystem zerkloppt wird und die arbeitsbedingungen für die lohnabhängigen beschissen.

Demzufolge paßt die jungeWelt nicht in diese kurzsichtige zeit, somit die richtige lektüre für alle, die nicht von gestern sind.


Mittwoch, 14. September 2011

Wahlkrampfpost



So etwas wie eine antwort auf einen brief der nicht an mich persönlich gerichtet ist.

Heute erreichte mich ein schreiben des chancenlosen spitzenkandidaten der CDU, Frank Henkel. Dieses »wolken-um-die-ecke-pusten« amüsiert mich, seit ich vor monaten seine lustige diskussionsseite gefunden hatte, auf der der »gute bürger« seinen frust loswerden konnte. Dort wurden durchaus skurile denkansätze verfolgt, wie beispielsweise, daß die armen leute kinder kriegen würden, damit sie für die h4 kassieren können, und auf diesem wege zu reichtum gelangen. Auch potentielle CDU-wähler sind offenbar manchmal denkschwach, CDU-mitglieder gelegentlich auch und die sitzen bereits in der bundesregierung.

»Berlin ist eine attraktive Stadt. Ich will dass das so bleibt. Aber ich sehe auch große Probleme. Eine Regierung muss diese Probleme anpacken, anstatt sie wegzulächeln.«

Das sollte er mal der grinsekatze aus dem Bundesarbeitsministerium erzählen - die von der LeyIn ist doch eine »parteifreundin« von ihm.

»Sie kennen die Entwicklungen, die Rot-Rot seit Jahren ignoriert: hohe Arbeitslosigkeit, Integrationsdefizite, steigende Mieten, Unterrichtsausfall und Lehrermangel, brennende Autos, brutale Übergriffe im Nahverkehr, S-Bahn-Krise und Dauer-Staus.«

Als ob an den problemen, die unser bestes aller wirtschaftssysteme mit sich bringt, nun ausgerechnet der rot-rote Berliner senat schuld wäre! Wenn man willens ist, unternehmern maximale gewinne zu garantiern, ist arbeitslosigkeit absolut gewollt und ein teil des systems. Daß kapitalisten sich ungern in die  gesellschaft integrieren wollen, ist doch klar: die wollen ihre privilegien nicht aufgeben.
Daß ausgerechnet die CDU steigende mieten zum thema macht ist lächerlich, es war die Kohlregierung, die die mietpreisbindung aufgehoben hat. Unterrichtsausfall und lehrermangel gab es damals auch schon - und alle haben sich gefreut, früher ins freibad zu kommen.
Die nulltoleranzstrategie des Rudolph Giuliani hat den einsturz irgendwelcher türme nicht verhindern können, genauso wenig kann die politik verhindern, daß irgendwelche vollkoffer autos anzünden. Es sei denn man wollte totalüberwachung und jeden besitzer von streichhölzern der brandstiftung pauschal verdächtigen.
Die S-bahn krise hat verschiedene ursachen - hauptsächlich, daß das unternehmen gewinne an die DB AG abliefern mußte, zweckes börsengang derselbigen, was von der CDU unterstützt wurde.

»Damit finde ich mich genau so wenig ab wie Sie. Ich will da aufräumen, wo Berlin nicht mehr funktioniert. Nicht alle Aufgaben können über Nacht gelöst werden. Aber ich garantiere, dass ich hart arbeiten werde, damit sich die Dinge wieder zum Positiven wenden. Es ist Zeit für eine andere Politik.
Meine Partei hat gemeinsam mit vielen Berlinerinnen und Berlinern ein ehrgeiziges Programm entwickelt, das 100 Lösungen für die größten unserer Probleme unserer Stadt enthält. Das ist unser Angebot, und dafür werbe ich um Ihr Vertrauen.«

Aus dem 100 punkte programm: »Berlin nutzt seine internationale Ausstrahlung nicht«.
Gemein. Tschernobyl und Fukushima tun das schon. Mit dem Forschungsreaktor  kommt Berlin da vielleicht auch noch hin.

Außer mir hat kein einziger bewohner dieses hauses dies schreiben gelesen. Die anderen haben es aus dem briefkasten genommen und ungeöffnet in den hausflur geschmissen (richtig so!). Da könnte Frank Henkel, der so gern in Berlin aufräumen möchte, glatt mal herkommen, gleich damit anfangen - den mist wegräumen, den er selbst verursacht hat.

Aber in diese gegend traut der sich gar nicht rein.

Sonntag, 11. September 2011

Sonntagsfrage

An sich wollte ich noch etwas zur wahl in Berlin am kommenden Sonntag schreiben, aber an sich wurde dazu schon alles gesagt, bzw. geschrieben.


»Neues vom Glöckner« schrieb hierzu bereits am 8. August:
Was werde ich also im September tun? Ich werde der Wahl fernbleiben. Und ich würde mir wünschen, daß mindestens 50 % der Wahlberechtigten dasselbe tun. Dann könnte wenigstens kein Politiker mehr behaupten, er vertrete das Volk.
Gedanken(v)erbrechen schrieb am 14. August zum selben thema: 
Sie lassen die Leute aus einem reichhaltigen Angebot auswählen – wie das in der Marktwirtschaft üblich ist. Am Ende kommt aber dasselbe heraus: Eine Herrschaft, die regiert, und ein Volk, das regiert wird, diese Herrschaft aber gut finden muss, weil es sich diese ja selbst ausgesucht hat. 
Ich sehe das ähnlich und werde der wahl am 18. September 2011 fernbleiben. Nichtwählen heißt keinesfalls zustimmung, sondern, daß es niemanden gibt, dem ich zutraue, in meinem interesse zu handeln.

Die Letzte Rede Salvador Allendes

vom 11. september 1973


Dazu paßt auch der dokumentarfilm von Patricio Guzmán



Donnerstag, 1. September 2011

Zum Antikriegstag


Stimmen aus dem Massengrab
(Für den Totensonntag. Anstatt einer Predigt)
Von Erich Kästner 
Da liegen wir und gingen längst in Stücken.
Ihr kommt vorbei und denkt: sie schlafen fest.
Wir aber liegen schlaflos auf dem Rücken,
weil uns die Angst um Euch nicht schlafen läßt.
 
Wir haben Dreck im Mund und müssen schweigen,
Und möchten schreien bis das Grab zerbricht!
Und möchten schreiend aus den Gräbern steigen!
Wir haben Dreck im Mund. Ihr hört uns nicht.
 
Ihr hört nur auf das Plaudern der Pastoren,
wenn sie mit ihrem Chef vertraulich tun.
Ihr lieber Gott hat einen krieg verloren
und läßt Euch sagen: Laßt die Toten ruhn!
 
Ihr dürft die Angestellten Gottes loben.
Sie sprachen schön am Massengrab von Pflicht.
Wir lagen unten und sie standen oben.
»Das Leben ist der Güter höchstes nicht.«
 
Da liegen wir den toten Mund voll Dreck.
Und es kam anders, als wir sterbend dachten.
Wir starben. Doch wir starben ohne Zweck.
Ihr laßt Euch morgen, wie wir gestern, schlachten.
 
Vier Jahre Mord, und dann ein schön Geläute!
Ihr geht vorbei und denkt: sie schlafen fest.
Vier Jahre Mord und ein paar Kränze heute!
Verlaßt Euch nie auf Gott und seine Leute!
Verdammt, wenn Ihr das je vergeßt!


In Königs Wusterhausen gibt es keine Friedensstraße mehr.
 Ob das dem pazifisten Erich Kästner gefallen hätte?