Mittwoch, 14. September 2011

Wahlkrampfpost



So etwas wie eine antwort auf einen brief der nicht an mich persönlich gerichtet ist.

Heute erreichte mich ein schreiben des chancenlosen spitzenkandidaten der CDU, Frank Henkel. Dieses »wolken-um-die-ecke-pusten« amüsiert mich, seit ich vor monaten seine lustige diskussionsseite gefunden hatte, auf der der »gute bürger« seinen frust loswerden konnte. Dort wurden durchaus skurile denkansätze verfolgt, wie beispielsweise, daß die armen leute kinder kriegen würden, damit sie für die h4 kassieren können, und auf diesem wege zu reichtum gelangen. Auch potentielle CDU-wähler sind offenbar manchmal denkschwach, CDU-mitglieder gelegentlich auch und die sitzen bereits in der bundesregierung.

»Berlin ist eine attraktive Stadt. Ich will dass das so bleibt. Aber ich sehe auch große Probleme. Eine Regierung muss diese Probleme anpacken, anstatt sie wegzulächeln.«

Das sollte er mal der grinsekatze aus dem Bundesarbeitsministerium erzählen - die von der LeyIn ist doch eine »parteifreundin« von ihm.

»Sie kennen die Entwicklungen, die Rot-Rot seit Jahren ignoriert: hohe Arbeitslosigkeit, Integrationsdefizite, steigende Mieten, Unterrichtsausfall und Lehrermangel, brennende Autos, brutale Übergriffe im Nahverkehr, S-Bahn-Krise und Dauer-Staus.«

Als ob an den problemen, die unser bestes aller wirtschaftssysteme mit sich bringt, nun ausgerechnet der rot-rote Berliner senat schuld wäre! Wenn man willens ist, unternehmern maximale gewinne zu garantiern, ist arbeitslosigkeit absolut gewollt und ein teil des systems. Daß kapitalisten sich ungern in die  gesellschaft integrieren wollen, ist doch klar: die wollen ihre privilegien nicht aufgeben.
Daß ausgerechnet die CDU steigende mieten zum thema macht ist lächerlich, es war die Kohlregierung, die die mietpreisbindung aufgehoben hat. Unterrichtsausfall und lehrermangel gab es damals auch schon - und alle haben sich gefreut, früher ins freibad zu kommen.
Die nulltoleranzstrategie des Rudolph Giuliani hat den einsturz irgendwelcher türme nicht verhindern können, genauso wenig kann die politik verhindern, daß irgendwelche vollkoffer autos anzünden. Es sei denn man wollte totalüberwachung und jeden besitzer von streichhölzern der brandstiftung pauschal verdächtigen.
Die S-bahn krise hat verschiedene ursachen - hauptsächlich, daß das unternehmen gewinne an die DB AG abliefern mußte, zweckes börsengang derselbigen, was von der CDU unterstützt wurde.

»Damit finde ich mich genau so wenig ab wie Sie. Ich will da aufräumen, wo Berlin nicht mehr funktioniert. Nicht alle Aufgaben können über Nacht gelöst werden. Aber ich garantiere, dass ich hart arbeiten werde, damit sich die Dinge wieder zum Positiven wenden. Es ist Zeit für eine andere Politik.
Meine Partei hat gemeinsam mit vielen Berlinerinnen und Berlinern ein ehrgeiziges Programm entwickelt, das 100 Lösungen für die größten unserer Probleme unserer Stadt enthält. Das ist unser Angebot, und dafür werbe ich um Ihr Vertrauen.«

Aus dem 100 punkte programm: »Berlin nutzt seine internationale Ausstrahlung nicht«.
Gemein. Tschernobyl und Fukushima tun das schon. Mit dem Forschungsreaktor  kommt Berlin da vielleicht auch noch hin.

Außer mir hat kein einziger bewohner dieses hauses dies schreiben gelesen. Die anderen haben es aus dem briefkasten genommen und ungeöffnet in den hausflur geschmissen (richtig so!). Da könnte Frank Henkel, der so gern in Berlin aufräumen möchte, glatt mal herkommen, gleich damit anfangen - den mist wegräumen, den er selbst verursacht hat.

Aber in diese gegend traut der sich gar nicht rein.

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