Sonntag, 8. März 2020

Equal care day

An sich paßt das thema zum weltfrauentag: der »equal care day« soll daran erinnern, daß männer auch heute noch meist in puncto fürsorgearbeit stark benachteiligt sind. Und so findet dieser gedenktag sinniger weise immer am 29. februar, also nur alle vier jahre, statt, weil männer im schnitt vier jahre benötigen, um auf die selbe anzahl stunden an häuslicher arbeit zu kommen, die frauen im durchschnitt jährlich leisten.

In einem kommentar von Barbara Vorsamer zu dem thema, in welchem es offenbar um »gleichberechtigung« gehen sollte, habe ich jedoch einige ungereimtheiten gefunden. Beispielsweise folgendes:
Zitat: »In der Volkswirtschaft ist produktiv, wer ein Essen kocht und es dann verkauft. Wer ein Essen umsonst für seine Familie kocht, existiert in diesem Sinne nicht. Das verstärkt die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.«
Das stimmt schon einmal von daher nicht, daß es in unserer kapitalistischen volkswirtschaft nicht ausreicht, »essen zu kochen und zu verkaufen«, sondern daß man mit seiner tätigkeit dann auch noch für einen firmeninhaber einen gewinn erzielen muß, ansonsten findet die arbeit gar nicht erst statt aber das nur nebenher. An sich ist man schon produktiv, wenn man umsonst, also kostenlos für angehörige kocht, andernfalls würde es hinterher nichts geben, bloß gibt es dafür kein geld. Da gibt es keine ungleichheit zwischen den geschlechtern, ein mann bekommt für das familiebekochen ebenso keinen lohn, es gibt diesen merkwürdigen unterschied zwischen arbeit und arbeit.
Zitat: »Um das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern aufzulösen, hat sich die Bundesrepublik eine Familienpolitik verschrieben, die Mütter genau wie Väter in der Berufstätigkeit hält. Das ist nicht verkehrt, es löst aber offensichtlich das Problem nicht. Und auch wenn sich ein gut verdienendes Großstadtpaar die Arbeit unter Einsatz von Erzieherinnen, Putzfrau und Pizzaboten untereinander gerecht aufteilen kann: Wer unterdurchschnittlich im Kindergarten, in der Gebäudereinigung oder beim Lieferdienst bezahlt wird, kann es sich kaum leisten, die eigene Fürsorgearbeit weiter zu delegieren. Die kommt einfach noch oben drauf.«
Die familienpolitik ist ganz bestimmt nicht dafür gedacht, das ungleichgewicht zwischen den geschlechtern aufzulösen, sondern um ein bürgerliches familienmodell zu fördern. Immerhin: alleinerziehende werden unabhängig vom geschlecht benachteiligt, das ist selbstverständlich eine tolle auflösung der ungleichbehandlung. Und je ärmer man ist, desto weniger hat man von dieser tollen familienpolitik.
Zitat: »Welche Maßnahme hier mehr Gerechtigkeit schaffen könnte - das bedingungslose Grundeinkommen, die 20-Stunden-Woche, Gehälter für Hausfrauen oder etwas ganz anderes - muss endlich umfassend und intensiv diskutiert werden.«
»Herdprämie« wurde bereits diskutiert und das BGE kann man durchaus als eine »herdprämie für alle« betrachten, die es gibt, ob man sie braucht oder nicht. Eine 20-stunden-woche könnte hingegen ein ansatz sein.
Zitat: »Ökonomie ist definiert als Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse des Menschen dienen.«
Leider ist in unserem wirtschaftssystem weniges planvoll und an der befriedigung der bedürfnisse des menschen ist die ökonomie hier auch nicht ausgerichtet.
Zitat: »Die Fürsorge für andere wird oft als Liebes-Job interpretiert, an den man nicht die materiellen Maßstäbe der "echten" Wirtschaft legen solle. Es ist schön und notwendig, dass Menschen Dinge tun, für die sie nichts bekommen.«
Wenn es schön und notwendig ist, daß menschen dinge tun, für die sie nichts bekommen, wäre es dann nicht gut, wenn das immer gelten würde und zwar für alle?

NIEDER MIT DER LOHNARBEIT!

2 Kommentare:

  1. Siewurdengelesen9. März 2020 um 10:05

    "Wenn es schön und notwendig ist, daß menschen dinge tun, für die sie nichts bekommen, wäre es dann nicht gut, wenn das immer gelten würde und zwar für alle?"

    Ist das nicht sogar ein Ansatz zu echter Emanzipation?

    Aber "für umsonst" arbeiten geht gar nicht. Wenn Du mit solchen Thesen kommst, sagt garantiert immer einer, dass dann ohnehin keiner mehr die Finger krumm macht. Denn ohne "Anreiz" und nur zum Selbstzweck eines erfüllten Lebens "arbeitet" doch keiner;-)

    Das dabei neben Profit dann auch dieses ganze Streben nach immer mehr wegfiele, das derzeit gerade der beste Weg ist, die eigene Existenzgrundlage zu entsorgen, fällt dabei nicht auf. Denn wie singen die Rammsteiners in "Ich will"?

    Ich will im Beifall untergehen - und im "Luxus"...

    AntwortenLöschen
  2. Sinn und Zweck von Entlohnung (tolles Wort) ist auch immer der Druck und die damit verbundene Weisungshoheit über den Lohnempfänger. Ohne Entlohnung (und sei sie noch so niedrig, sie muss die Ausübenden ja nur gerade am Leben und Reproduktion halten - plus Konsum) entfällt diese und es gibt keinen Profit.

    Insofern ist die Debatte über entgeltliche Hausarbeit und co, nur ein Versuch, auch noch die letzten Brachen des Lebens mit dem System zu füllen.

    So reizbar der Gedanke auch ist, 10Euro zu bekommen, wenn man sich die Schuhe zubindet ;)

    AntwortenLöschen

anmerkungen willkommen, mißbrauch strafbar.