Freitag, 7. Oktober 2016

Straße der DSF

Die FAZ hat mal wieder einen ganz schlimmen skandal aufgedeckt: nämlich daß es im osten noch straßennamen aus DDR-zeiten gibt. Beispielsweise in Güstrow, der achtunsiebzigstkleinsten stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Dort waren sie glatt so frech zu beschließen, daß die Ernst-Thälmann-Straße künftig Ernst-Thälmann-Straße heißen soll. Tatsächlich sind die Thälmann-Straßen fast nirgendwo umbenannt worden. In Berlin gibt es immerhin noch einen Thälmannpark mit denkmal, außerdem wird an ihn direkt vor dem Reichstag erinnert. Er war einer der 96 abgeordneten, die in der zeit der nazidiktatur ermordert wurden.

Sogar eine »Straße der DSF« gibt es noch in Güstrow. Und alle der befragten wußten, was DSF bedeutet, nämlich Deutsch-Sowjetische-Freundschaft. Das ist natürlich skandalös, wenn die menschen sich daran erinnern, daß die Russen zumindest im osten nicht immer nur als feinde betrachtet wurden. Das ist ein grund zur straßenumbenennung, allerdings hatten die anwohner der Güstrower südstadt unterschriften gesammelt, daß sie keine umbenennungen wollen.

Daran, wer August Bebel oder Clara Zetkin waren, konnten sich die befragten Güstrower angeblich nicht erinnern. Auch das ist selbstverständlich ein grund zur umbenennung. In Berlin hat man die Clara-Zetkin-Straße in Dorotheenstraße umbenannt. Daß sich der »neue« name auf Dorothea von Brandenburg bezieht, die ein geiziges und geldgieriges weib gewesen sein soll und überdies eine giftmörderin, interessiert niemanden. Das gräßliche weib ist zum glück bereits vor 327 jahren in die gruft gefahren.

Nach August Bebel hingegen wurden auch im westen straßen und plätze benannt. Ich kann mich erinnern, daß in Kassel die stadthalle in der nähe des Bebelplatzes liegt. Aber Kassel war zonenrandgebiet und zählt somit nicht so richtig, war schließlich der westliche osten.

Den Kasselänern jedoch muß man mal ordentlich ins gewissen reden, daß sie nicht einfach so einen platz nach irgendwelchen dahergelaufenen mitbegründern der Deutschen sozialdemokratie benennen dürfen.

Wo käme man denn hin, wenn alle das täten?

2 Kommentare:

  1. Warum gibt es denn im Westen keine »Straße der DAF«?
    Also nicht der Deutschen Arbeitsfront oder des NDW-Duos
    DAF aka Deutsch Amerikanische Freundschaft (übrigens tolle Musiker!) – sondern der de facto et iure bestehenden Verfreundschaftung mit dem Big Transatlantic Brother?

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  2. Warum es keine "Straße der DAF" gibt, liegt doch auf der hand: die dummen würden die freundschaft zu Amerika ohnehin ablehnen und arbeitsfrontsmäßig eher den Hitler und den Mussolini tanzen anstatt "Freiheit für die Sklaven" mitzusingen und zu fordern.

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