Weil es den besonderen wunsch gab, ich solle noch mal den artikel von der »millionenbrücke« bringen, will ich mal so sein. Der originalartikel erschien mitte juli 2008.
In Berlin gibt es viele brücken. Die wahrscheinlich bemerkenswerteste von ihnen ist die Swinemünder Brücke inmitten des Weddings. Sie führt östlich des bahnhofs Gesundbrunnen über Ring- und Nord-Süd-Bahn, verbindet die Swinemünder Straße mit der »plumpe«. Im Berliner jargon heißt diese brücke auch »millionenbrücke«, nicht nur, weil sie nicht ganz billig gewesen ist, sondern auch der millionen nieten wegen.
Erstaunlich ist, daß diese aufwendige konstruktion zwei an sich bedeutungslose nebenstraßen verbindet.
Ungefähr alle drei wochen kommt es vor, daß die brücke gesperrt wird, weil wieder ein film produziert werden muß, der belegen soll, daß die DDR eine grenze hatte. Und natürlich auch, daß es dort fortwährend regnete.
Und während der kinobesucher sich ordnungsgemäß darüber aufregt, wie unmenschlich der realexistierende sozialismus doch gewesen ist, merkt er nicht, daß soeben weitere wohltaten des kapitalismus beschlossen werden. An den negativen auswirkungen ist dann im zweifelsfall der sozialstaat schuld, der einfach zu viele »leistungsunwillige« mit durchschleppt.
Am rechten bildrand kann man hier erkennen, daß die mauer wieder hochgezogen wird. Das hier ist mitten im Wedding, an dieser stelle hat es nie eine mauer gegeben. In zahlreichen filmen durfte die Swinemünder Brücke mitwirken. Aber allein im film »Wedding« (BRD 1989) konnte sie einfach sie selbst sein, ansonsten muß sie immer die Böse Brücke (grenzbrücke zwischen Prenzlauer Berg und Wedding) oder die Glienicker Brücke (völlig absurd und ganz andere gegend) spielen.
Dem zuschauer soll suggeriert werden, der film sei an »originalschauplätzen« gedreht worden. Für eine einfache brücke ist es zwar eine erstaunliche schauspielerische leistung, so viele »originalschauplätze« darstellen zu können, aber: wer grenzverläufe fälscht, fälscht auch geschichte.
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