Freitag, 14. Dezember 2012

Sozialpolitik bizarr: H4empfänger aus Berlin fordert sozialprogramm für notleidende oberschicht!

Nein, ausnahmsweise mal keine satire. So etwas verrücktes auszudenken, wäre vermutlich nicht einmal den kollegen der niederländischen »Neue Spezial« eingefallen - und die hatten stets skurile themen auf lager, immer im bildzeitungsstil und immer alles frei erfunden.

Dieser fall jedoch ist real und kein bißchen erfunden. Auch das 1-euro-blog berichtete mitte november über das sanktionshungern eines Berliner h4 empfängers. In den letzten wochen ging dieser fall durch die medien, viel wurde diskutiert über den »hartz-iv-schnösel«, der zu fein zum arbeiten sei, wie es im jargon der allerseits beliebten bildzeitung hieß. Dieser hetzerei gegen die person schließt sich das 1-euro-blog ausdrücklich nicht an. Vielmehr soll es um die sache gehen, für die dieser mensch so wild entschlossen kämpft. Nämlich keine besonders erbauliche.

Es geht um das bedingungslose grundeinkommen nach Götz Werner, welches für  die besitzlose schicht alles andere als eine »soziale großtat« wäre, auch wenn herr Werner es gern als die »befreiung des proletariats« ausgibt. Aber schauen wir uns das modell einfach mal an. Darüber, in welcher höhe das bedingungslose grundeinkommen gezahlt werden soll, gibt es bei diesem modell keine genaue auskunft, die Bürgerinitiative bedingungsloses Grundeinkommen Berlin schwadroniert von 1000 €, allerdings kann ich mich erinnern, daß der herr Werner in einer talkshow einen deutlich niedrigeren betrag andachte, nämlich 650 €. Dabei soll die sozialversicherungspflicht aufgehoben werden und einen mindestlohn soll es nicht geben. Das BGE als kombilohnmodell zu nutzen, ist erwünscht.

Was heißt denn das?

Stellen wir uns eine person vor, die den hiesigen medianlohn verdient. Brutto sind das 1900 €, netto bekommt diese person als kinderloser single dann 1301€39 (ich weiß, das liegt etwas über dem derzeitigen medianlohn, weil der in den letzen jahren durch die vielen niedriglöhner gesunken ist. Für dies beispiel tut das nichts zur sache). Weil es bekannter weise hierzulande sozialversicherungspflicht gibt, ist der lohn des arbeitnehmers in wirklichkeit natürlich ein ganzes stück höher: Der arbeitgeber muß für ihn monatlich 2271€93 aufwenden.

Aber was würde passieren, wenn es grundeinkommen gäbe? Würde plötzlich das paradies auf erden herrschen?

Ja, ich glaube schon. Das würde garantiert eintreten. Allerdings nicht für den lohnabhängigen, sondern für den, der ihn beschäftigt. Derzeit bezahlt der arbeitgeber, wie schon erwähnt 2271€93 pro monat für den arbeitnehmer. Weil die sozialversicherungspflicht wegfällt, braucht der arbeitnehmer nur noch den nettolohn von 1301€39 zu erhalten - und der setzt sich aus 651€39 und 650€ BGE zusammen. Davon darf man sich sowohl privat gegen alle notlagen versichern als auch ca. 50 % konsumsteuer finanzieren. Schönes leben.

Der arbeitgeber spart 1620€54. Für ein unternehmen mit 20000 mitarbeitern würde dies eine ersparnis von 32.410.800 € bedeuten. Jeden monat. Damit hätte man glatt den schlecker retten können. Die armen leute, die dort arbeiten wohl eher nicht.

Mir vorstellen, wie es mit den arbeitslosen nach diesen sozialen »wohltaten« aussieht, mag ich nicht. Die »Zeit« schrieb, für herrn Boes sei es »erleuchtung« gewesen, als er einen vortrag des unternehmers Götz Werner zum bedingunslosen grundeinkommen hörte.

Hoffentlich bleibt mir die »erleuchtung« für immer erspart und das rationale denken erhalten.

1 Kommentar:

  1. Danke, unter "verarschismus" ist das BGE perfekt einsortiert.

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