Donnerstag, 25. September 2014

Arbeitslose ins armenhaus

In unserem kleinen, kortlettförmigen nachbarland wollen die stronachisten offenbar die hiesigen sarrazynisten überbieten. Deren abgeordneter Christoph Hagen möchte sich als »großer volkserzieher« hervortun und schlägt vor, daß empfänger der mindestsicherung ins armenhaus sollen und lebensmittelmarken erhalten, weil sie sonst das sozialsystem ausnutzen könnten.

Für ihn ist arbeitslosigkeit kein problem fehlender arbeitsplätze, sondern reine erziehungsangelegenheit. Die unwilligen subjekte müssen halt nur mal ordentlich in den arsch getreten werden, damit sie wieder funktionieren, wie sie sollen. Erwachsenen menschen den gesamten hausstand enteignen und sie ins heim für schwer erziehbare packen. Schöner kann bürgerliche sozialpolitik kaum aussehen.

Hagen hat kritik an seinen vorschlägen zurückgewiesen. Das sozialsystem aus den 70er jahren sei nicht mehr finanzierbar, er habe den begriff »armenhaus« in bezug auf das Kaplan-Bonetti-Haus gesehen. Dort dürfen arbeitslose einen christlichen lebenswandel pflegen und arbeitsdienste leisten.

Das sind vorstellungen aus dem 19. jahrhundert. Vor 130 jahren wurde in Berlin die schrippenkirche gegründet, dort bekamen arbeitslose ein frühstück, wenn sie zuvor brav am gottesdienst teilgenommen hatten.

Nach all dieser zeit der produktivitätssteigerung und des kapitalistischen wirtschaftswachstums ist nichts weiter herausgekommen, als daß es immer noch menschen gibt, für deren bedürfnisse es einfach nicht reicht. Nicht, weil es nicht genug gäbe. Sondern, weil sie systembedingt von dem, was die bräuchten, ausgeschlossen sind. Die vorzüge der christlichen wohltätigkeit, die die notlagen der armen ausnützt, hat Hans Fallada in seinem roman »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt«, der die zustände in der Weimarer Zeit kritisiert, beschrieben.

Zusatzinformation:
Die bedarfsorientierte mindestsicherung (BMS) hat in Österreich ab september 2010 die sozialhilfe ersetzt und ist, ähnlich wie in Deutschland h4, an die arbeitswilligkeit gekoppelt. Bei arbeitsverweigerung kann die mindestsicherung gekürzt oder auch ganz gestrichen werden.

Für arbeitslose gibt es Österreich arbeitslosengeld und notstandshilfe. Die BMS ist also ungefähr mit der ehemaligen sozialhilfe in Deutschland vergleichbar.

5 Kommentare:

  1. Da dürfte es mit Sicherheit, sowohl in Österreich als auch hierzulande, mehr als genug nach-oben-Buckler-und-nach-unten-Treter aka "Angehörige der Mittelschicht" geben, die solch einen Vorschlag als "höchst angemessen" und "völlig richtig" bejubeln.

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    1. @ Harzpeter,

      das problem sehe ich darin, daß die leute, welche von sich glauben zur mittelschicht zu gehören, es nicht wahrhaben wollen, daß sie viel näher an h4 als am »prallen leben« sind. Die wollen nicht wahrhaben, daß nur ihre kündigungsfrist + zwölf monate galgenfrist sie von der unterschicht trennen, während zwischen ihnen und der oberschicht welten liegen.

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  2. Arbeitslose ins Armenhaus? Warum nicht gleich ins Arbeitslager?!? Das würde doch vortrefflich an eine alte Tradition anknüpfen! Firmen, die aufgrund ihres miserablen Geschäftsmodells auf Billigstarbeitskräfte angewiesen sind, um überleben zu können, könnten sich dann in die Lager einkaufen. Auf die Weise würden die Staatskassen aufgefüllt werden und das Pack wäre unter Verschluß. Ordnung muß sein in der Dämonkratur!

    Andrea Doria

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    1. Hallo Andrea Doria,

      die Idee ist nicht neu und wird in den USA bereits mit Begeisterung umgesetzt.
      Die Amis nennen das Strafvollzug.

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  3. Schön, die anonymüsse unterhalten sich mit sich selbst.

    zu 1 (21:11, 25.09) Kommentare mit diesem link werde ich zukünftig löschen, weil das unsinn ist.

    Es ist wurscht, ob man die habenichtse in den jeweiligen ländern in relation zum jeweiligen BIP setzt. Damit ist niemandem geholfen. Die armen hierzulande sollten sich am lebensstandard der reichen hierzulande messen. Und sich dann gedanken darüber machen, warum eigentlich vom gesellschaftlichen reichtum, der hier erarbeitet wird, zwangsläufig so wenig bei ihnen ankommt.

    Da sind sie in der selben blöden situation wie die armen in Afrika oder sonstwo: ihren lebensunterhalt können sie immer nur dann verdienen, wenn ein kapitalbesitzer aus ihrer arbeit ein geschäft machen kann. Werden sie für das geschäft nicht benötigt, sieht es für ihren lebensunterhalt mau aus.

    zu 2 (16:32, 27.09) Begriffe wie »dämonkratur« sind käse. Wir leben in einer bürgerlichen demokratie. Mit all ihren wunderbaren vorzügen.

    Einer davon ist, daß kapitalinteressen gewahrt werden müssen. So lange das staatlich gezahlte wohngeld die wirtschaft besser aufrecht erhält als armenhäuser oder gar arbeitslager es könnten, bleibt das so.

    Zu 3 (20:08, 27.09) Was wird denn in amiland mit begeisterung umgesetzt, was hier nicht schon längst an der tagesordnung wäre?

    Hier wie dort sind die gesetze dafür geschaffen, das privateigentum und dessen interessen zu schützen. In gefahr, straffällig zu werden, kommen hauptsächlich die armen, die nicht wissen, wovon sie eigentlich leben sollen. Bei allen unterschieden: in dem punkt ist Schland nicht wesentlich anders als Amiland.

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