Damit es »gerecht und einfach« zuginge, fordert die SPDfinanzmarktexpertin Ingrid Arndt-Brauer einen einheitlichen mehrwertsteuersatz von 16 % auf alles.
In der FAZ wurde sie wie folgt zitiert: »Wir haben bei der Mehrwertsteuer einen Wildwuchs: Mineralwasser 19 Prozent, bier sieben Prozent - wie will man das erklären?«
Nichtfinanzmarktexperten kommen bei dieser aussage ins grübeln. Wo kauft die frau ihr bier oder braut sie es aus selbsthergestelltem malz selbst? Nach selbsthergestelltem malz zu fragen ist hier wichtig, weil bier und seine vorprodukte mit 19 % versteuert werden müssen - offenbar ist frau Arndt-Brauer obendrein auch noch mälzer, denn etwas anderes als die reinsten gerstenkörner kann sie bei dieser behauptung wohl nicht im auge gehabt haben.
»Lebensmittel würden etwas teurer werden, aber die sind bei uns ohnehin gigantisch billig« zitiert die FAZ. Wie das leben so spielt, hat das Statistische Bundesamt fast zeitgleich zahlen veröffentlicht, die etwas anderes aussagen: 8,2 % der leute, die in diesem staat leben, können sich nicht einmal an jedem zweiten tag eine vollwertige mahlzeit leisten. Für diese leute ist dies »gigantisch billig« halt nicht billig genug. Und nicht aus geiz, sondern weil diese »tolle« marktwirtschaft ihre bedürfnisse gar nicht erst wahrnimmt.
Wenn sich die einfachen wünsche der frau Arndt-Brauer durchsetzen, wird bier billiger, wer sollte da schon etwas gegen haben? Wenn man jedoch nicht gerade dem Deutschen Brauerbund angehört wird man eher dafür sein, daß milch, obst, fleisch und gemüse ruhig weniger steuerbelastet sein dürfen als anderes, wenn sie nur erschwinglich für jeden bleiben.
So kompliziert ist das mit den unterschiedlichen mehrwertsteuersätzen nun auch wieder nicht. In Polen gibt es drei verschiedene mehrwertsteuersätze oder in den USA sind lebensmittel im supermarkt und hygieneartikel für den täglichen bedarf steuerbefreit (ist schließlich nicht alles schlecht bei denen »da drüben«.)
In Deutschland gilt der ermäßigte steuersatz leider nur auf vergleichsweise wenige güter. Als endverbraucher muß man so oder so zahlen. Deshalb möglichst wenig. Die senkung für konsumgüter zurück auf 16 % geht schon in ordnung.
Die anhebung der steuer auf lebensmittel um 9 % nicht.
Wer garantiert, dass Lebensmittel, wenn überhaupt, immer „gigantisch billig" bleiben?
AntwortenLöschenGarantiert ist wohl, dass die SPD in der Kontinuität zu Hartz IV alles dafür tut die sozial Benachteiligten noch mehr zu belasten.
Na eben, die garantie, daß lebensmittel »gigantisch billig« bleiben, gibt es nicht. Letztens habe ich beim aufräumen einen kassenbon von ende der 90er jahre wiedergefunden. Die eßwaren kosteten damals in DM kaum so viel wie sie jetzt in € kosten.
AntwortenLöschenInflation gibt es in gewissem maße immer, jedoch habe ich nicht den eindruck, daß sich die löhne in ähnlicher form entwickelt hätten. Weil sich deshalb zahlreich menschen keine vernünftige ernährung mehr leisten können, sollten einfache lebensmittel von der mehrwertsteuer ausgenommen werden.
Dass Lebensmittel in Deutschland so billig sind und die Deutschen am wenigsten ausgäben fürs Essen, ist ein immer wieder nachgeplappertes Märchen, das sich statistisch nicht belegen lässt. Ich habe mir vor einiger Zeit einmal die Mühe gemacht, ein wenig nachzurecherchieren.
AntwortenLöschenDanke für die ergänzung. Interessant, daß Franzosen und Italiener kaum mehr für essen ausgeben als die Deutschen, die laut klischee eher den kitt von den fenstern nagen, als anstatt einem dicken auto, geld für ihre ernährung auszugeben.
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