Dazu drei handverlesene beispiele aus der aktuellen onlineausgabe der zeit:
Unter dem titel Wer wird hier eigentlich ausgebeutet? »beweist« herr doktor Kolja Rudzio, daß in wirklichkeit die aufstocker die normalverdienenden kollegen ausbeuteten, weil die kollegen schließlich die aufstockung des lohns über ihre steuergelder bezahlen müßten. Und überhaupt, wenn beispielsweise ein paar hauptsächlich vom lohn des mannes lebte und die frau hinzuverdiene, der mann aber seine arbeit verlöre und sie deshalb aufstocken müßten, bis der mann wieder eine arbeit fände, würde das keinesfalls an lohndrückerei oder gar ausbeutung gemahnen.
Im artikel finden sich auch noch andere lustige ansätze, die die lebensverhältnisse der menschen schön reden sollen, am ende sind die leute nämlich selbst schuld, daß sie aufstocken müssen, z.b. weil sie einfach zu viele kinder haben oder nicht lange genug arbeiten.
Lustig ist auch, daß wieder so getan wird, als wäre der begriff sozialversicherungspflichtiger job mit von dem job leben können gleichgesezt wird. Aufstocker sind doch die sozialversicherungspflichtig beschäftigten, die nicht von ihrer arbeit leben können.
Einfach zu hinterfragen, woher das kommt, daß so viele leute, die arbeiten, schlecht davon leben können oder festzustellen, daß die »normal-« und sogar »gutverdienenden« kollegen gar nicht so weit weg sind von diesen armutsarbeitsverhältnissen, wäre zu viel verlangt.
Ausbeutung ist keine angelegenheit von der höhe des lohns, den man erhält, es ist die lohnarbeit an sich, die ausbeutung ist.
Die Mär von der bösen Industrie von Fritz Vorholz behauptet, daß es keine geplante obsoleszenz gäbe, weil es an beweisen für selbige mangele.
Selbstverständlich kommt herr Vorholz drauf, daß die leute einfach opfer ihres eigenen geizes sind, wenn sie schrottprodukte kaufen, die billig sind. Ob den menschen vielleicht gar nicht der sinn nach ramsch stünde und das problem bei bankkonto und lohn zu suchen wäre, fragt herr Vorholz nicht.
Es liegt natürlich nur an der billigkeit, wenn es beim laptop passiert, daß die USBschnittstelle irgendwann den geist aufgibt und man dafür keine ersatzteile bekommt. Wenn man kein tüftler ist, der einen ganzen park an rechnern rumstehen hat und das passende teil aus einem anderweitig kaputten rausschrauben und in den laptop einbauen kann, bleibt einem nichts anderes übrig, als ein neues gerät zu kaufen.
Ähnlich sieht es bei geräten mit fest eingebautem akku aus, die sich nicht austauschen lassen. Beispielsweise bei so billigen ramschgeräten wie dem iPhone.
Den firmen ist nicht viel daran gelegen, daß die geräte langlebig sind, weil das die gewinne schmälert, also wird die reparatur und wartung der geräte erschwert. Gerade im computerbereich ist man, sofern man mit den geräten arbeiten will oder vielmehr muß, immer wieder gezwungen, neue geräte zu kaufen, selbst wenn die alte hardware noch völlig in ordnung ist, jedoch mit der zeit softwaremäßig abgehängt wird.
Angesichts dieser tatsache, ist es natürlich leicht zu behaupten, daß es die habgier der verbraucher sei, etwas neues zu kaufen, weil ihnen das alte »durch die werbung verleidet« sei. Schließlich investiert man gern in geräte, die nach erstaunlich kurzer zeit ihren nutzwert verlieren, nicht weil sie defekt wären, sondern, weil sie von der software her nach drei bis vier jahren nicht mehr unterstützt werden.
Das ist selbstverständlich überhaupt nicht beweisbar.
Frauen sollten sich bei Barbie entschuldigen titelt die ami-kolumne des Eric T. Hansen. Das wirkt, angesichts der »kritik« am barbie dreamhouse in Berlin schon fast subversiv.
Es ist schon eine recht krude vorstellung, daß es für mädchen die »befreiung« sein soll, wenn mädchen mit ihrer puppe nicht »mutter und kind«, also »frauen als gebärmaschine«, wie es in der kolumne heißt, spielen sollen, sondern, wie es nicht in der kolumne heißt, »freundinnen im konsumrausch«. Also mädchen auf ihre rolle als konsumentinnen vorzubereiten.
»Barbie ziehen die Mädchen nicht deshalb an, weil sie hilflos ist, sondern weil sie Spaß an Mode hat. Barbie backt Kuchen, aber füttert nicht ihr Baby damit, sondern lädt Freundinnen zum Tee ein: Die erste Frauen-Sit-ins (Frauenselbsthilfegruppen) der Welt fanden im Barbie-Häuschen statt.« Das kann ein höchstens ein ultravollkoffer behaupten, der die frauenbewegung des 19. jahrhunderts ignoriert. Barbie ist nicht vorläuferin der frauenbewegung, sondern wohl eher der teaparty.
Bei uns zu hause gab es auch eine Barbie. Jedoch wollte niemand mit der spielen. Man konnte einfach nichts mit ihr anfangen - außer ihr neue kleider anziehen. Nur war sie keinesfalls emanzipiert und finanziell unabhängig, wie Erik T. Hansen es darstellt. Leider war das modepüppchen mittellos und auf das taschengeld anderer angewiesen. Und das habe ich lieber in legosteine investiert, weil ich mit denen mehr anzufangen wußte als mit diesem blöden modepuppenplunder. Zum glück sind mädchen schon lange nicht mehr vor die dumme alternative gestellt mit welcher art von puppen sie spielen wollen. Sie müssen überhaupt nicht mit puppen spielen.
Sie hat sich nie beschwert, daß keiner mit ihr spielen wollte. Womöglich hat sie es eingesehen, daß wir uns mit ihr gelangweilt hätten - dankeschön.
Als Unternehmen muss man sich eben immer die Frage stellen, ob man wirklich in Billiglohnländer produzieren will. Das dort die Arbeitsbedingungen der Leute nicht gut sind, ist ja hinsichtlich bekannt!
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