Mittwoch, 6. Juni 2012

Der anfang des unsinns

In einem anderen blog stieß ich auf die buchempfehlung »Das Ende des Geldes« von Franz Hörmann. Wer es nicht lassen kann, kann es dort runterladen und lesen - eine leseempfehlung meinerseits ist das ausdrücklich nicht.

Weshalb werde ich im folgenden erklären.

Bevor ich auf das buch eingehe, möchte ich darauf hinweisen, daß der professor, der dies buch verfaßt hat, anfang des jahres vom dienst suspendiert wurde, weil er den holocaust relativiert - natürlich ist das alles nur ein mißverständnis - und um aus der rechten ecke herauszukommen, behauptet herr professor hörmann gar, »die ideen Lenins« umsetzen zu wollen.

Das muß eindeutig ein mißverständnis sein.

Das buch taugt nicht als kritik am geld - oder an einer geldbasierten gesellschaft. Und damit drücke ich mich sehr vorsichtig aus. Nach der titelei und dem inhaltsverzeichnis beginnt es auf seite drei mit einer fiskalsystemuntergangsreifen erklärung, die mich schon ein wenig amüsiert hat:
[zitat]»Es könnte sein, dass zu dem Zeitpunkt, da Sie dieses Werk in Händen halten, einiges bereits hoffnungslos veraltet ist, z.B. weil Spanien, Großbritannien oder gar die USA bankrott sind(...)«

Wäre in dem buch eine analyse drin, wie ein kapitalistisch organisiertes geldsystem funktioniert, würde das buch nicht veralten können. Ein buch, das beispielsweise die wirtschaft im realsozialismus beschreibt »veraltet« nicht, weil es den realsozialismus nicht mehr gibt, es bleibt immer von interesse, wenn man wissen will, wie das damalige wirtschaftssystem funktioniert hat - und dadurch, daß sich momentan etliche staaten in bankrottnähe bewegen, wird ohnehin nichts am system verändert, das geht nicht »einfach so« unter.

Vielversprechend geht es mit dem vorwort los: [zitat]»Dieses Buch soll ein Weckruf sein! Zu lange hat die Demokratie, hat die Bevölkerung geschlafen.«
Aha. Alles schläft, einsam wacht professor Hörmann. Eine maßlose arroganz für einen, der in seinem buch sehr wenig erklärt und stattdessen eine art »religiöse abhandlung« über die verfehlungen des systems liefert.

Angeblich wurden [zitat]»auch im Kommunismus (...) die Menschen an das System angepaßt und nicht das System dem Menschen«. Kommunismus bedeutet eine wirtschaft ohne privateigentum an produktionsmitteln, ohne geld, ohne tausch zu haben - und eine klassenlose gesellschaft. Konsequent zu ende gedacht, bedeutet das die abschaffung der herrschaft und die auflösung der nationalstaaten. Mir ist keine region der welt bekannt, wo etwas derartiges jemals passiert wäre, nicht einmal in ansätzen.

Auf alles kann und möchte ich nicht eingehen, aber auf seite 55 kommt das »gedankenexperiment« auf das die welt gewartet hat:[zitat]»Auf einer Insel wohnen zehn glückliche Menschen«, bis ein banker dort auftaucht, gold mitbringt und das zinssystem einführt. Die geschichte geht auf das alte, unsinnige märchen von L. Hannigan zurück, das beweisen soll, daß eine welt mit zins nicht funktioniere. Weshalb aber eine welt mit zins doch funktioniert, wird beispielsweise hier erklärt (hinweis für lesefaule: das wichtige steht im 3. abschnitt).

In kapitel sechs beklagt der herr professor diverse »betrugsmodelle des kapitalismus« - und hier irrt der professor: Es handelt sich hier nicht um verwerfungen des systems, sondern um mit staatsgewalt durchgesetztes recht - das ist in Österreich nicht anders als in Deutschland - hier also von »betrug« zu sprechen, ist sachlich falsch. Wenn man etwas dagegen hat, dann muß man nicht den bankern und managern, die sich an hier geltendes recht halten, »betrug« vorwerfen. Dann muß man das rechtssystem, das »moderne« staaten ihren insassen zumuten, kritisieren.

Und am schluß wird nicht das geld mit großem »hallo« in die tonne praktiziert, wie der titel vermuten ließe - oh nein! Es soll ein besseres geld werden. Weil geld eine steuerungsfunktion und [zitat]»Erziehungsinstrument zur Entwicklung der jeweils wichtigsten menschlichen Fähigkeiten sein sollte.«

Als ob das geld nicht längst als fähiges erziehungsinstrument verwendet würde: Wer nicht  bereit ist unter allen umständen seine lebenszeit bzw. arbeitskraft abzugeben, bekommt die lebensgrundlage, basierend auf geld, entzogen. Es ist schon fragwürdig, wenn sich ein wirtschaftsprofessor als »volkserzieher« verstanden wissen will - die leute sind doch nicht seine kinder, sondern erwachsene menschen, die wissen was gut für sie ist.

Von umerziehung halte ich nichts.

(Wer weitere argumente gegen ein neues geldsystem wissen möchte, lese bitte hier, der artikel ist zwar schon etwas älter, aber noch lange nicht veraltet).

Zum nachtrag

2 Kommentare:

  1. Weshalb aber eine welt mit zins doch funktioniert, wird beispielsweise hier erklärt (hinweis für lesefaule: das wichtige steht im 3. abschnitt).
    Das ist a.a.O. leider nur als "kann" beschrieben; dass die Geldverleiher sich re-investierend verhalten, dürfte wohl eher dem Wunschdenken zuzuordnen sein.

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    1. In der »gib mir die welt-plus-fünf-prozent«-denkweise wird davon ausgegangen, daß man sich beispielsweise 100 € ausleihen würde und nach jahr und tag 105 € zurückbringen müsse.

      Reinvestition ist keinesfalls wunschdenken, sondern das, was in diesem staat dauernd passiert. Der staat nimmt kredit auf, den er nie zurückzahlen kann. Muß er auch nicht. Das zurückzahlen ist nicht der zweck. Für die investoren reicht es völlig, durch die zinsen ein sicheres einkommen zu haben.

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