Montag, 7. Juli 2014

Tooor! Tooooooor!!!

Nein ich bin nicht plötzlich unter die fußballfans gegangen, sondern habe lediglich an einer online-umfrage über datenschutz der Universität Hohenheim teilgenommen. Den link zu klicken, kann ich durchaus empfehlen, man bekommt am schluß eine auswertung der antworten und kann dadurch ein stück weit einschätzen, welche wissenslücken in puncto »sicherheit im internet« man hat.

Obwohl dieser »selbsttest« von der formulierung her teilweise uneindeutig ist. Zum beispiel die frage »Alle Browser unterstützen automatisch das aktuelle Transport Layer Security Verfahren (TLS 1.2.), das vor allem mit HTTPS eingesetzt wird.« Worauf soll sich denn das beziehen? Auf alle browser die es je gab? Wer hier vom gefühl her »nein« sagt, liegt richtig. Unter umständen ohne zu wissen, warum.

Man wird aufgefordert wahrheitsgemäß nach dem prinzip »ja«, »nein« oder »weiß nicht« zu antworten, ausgewertet wird am schluß allein nach dem prinzip »richtig«/»falsch«. Wenn man etwas mit »weiß nicht« beantwortet hat, hat man keine richtige antwort gegeben, so viel steht fest. Das ist jedoch etwas anderes als etwas falsches zu »wissen«, das sollte in eine auswertung auf jeden fall mit einfließen. Denn es ist nicht das selbe, ob man von einer angelegenheit einfach keinen blassen dunst hat, oder ob man falsch informiert darüber ist und an irgendeinen blödsinn glaubt.

Der klopper der umfrage befindet sich in kategorie drei: wissen über strategien des datenschutzes
Frage 6: Die Nutzung von Anonymisierungsprogrammen (z.B. TOR) kann größtenteils vor der Sammlung und Auswertung der eigenen Daten durch Geheimdienste und andere Institutionen schützen.
Die richtige Antwort ist "wahr". Sie haben diese Frage falsch beantwortet.
In der freundlichen sprache der web-entwickler bezeichne ich diese aussage als »false«. Retten kann man sich allerhöchstens durch die formulierung »größtenteils«. Was soll das sein? Daß wenigstens die geheimdienste belangloser kleinstaaten wirklich keinen zugriff haben? Daß erstmal nur metadaten erkundet werden können? Ich hatte schon lange den verdacht, daß anonymisierungsdienste im internet nicht nur die geschwindigkeit lästig verlangsamen, sondern einen auch in den fokus von geheimdiensten bringen können. Mein verdacht hat sich in der vergangenen woche erhärtet. Das ist alles andere als anlaß zur freude.
Deutsche, die sich mit Verschlüsselung im Internet beschäftigen, werden gezielt vom US-Geheimdienst ausgespäht. Anhand eines eigentlich geheimen Quellcodes der NSA konnten NDR und WDR nun in Deutschland Opfer der NSA-Überwachung namentlich identifizieren. Eins davon ist der Erlanger Student Sebastian Hahn, der sich in seiner Freizeit mit Verschlüsselungstechnologie beschäftigt. Er ist nach Angela Merkel, deren Handy von der NSA überwacht wurde, das erste namentlich bekannte deutsche Opfer der NSA.
In dieser meldung von teltarif wird weiterhin darüber berichtet, daß allein die internetsuche nach verschlüsselungssoftware verdächtig machen kann. Das konnten die leute von der Uni Hohenheim als sie diese umfrage entwickelten nicht wissen. Interessant wäre es, ob sie die auswertung den aktuellen ereignissen anpassen oder vielleicht die umfrage sogar wiederholen.

TOR steht für »the onion routing«. Ist halt zwiebel. Wer reinbeißt, kriegt’s heulen.

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