Freitag, 19. Februar 2021

Überholen ohne einzuholen

Neues vom Haus Baccardi für Realitätsverweigerung. Diesmal im ringen mit der realität in Jebsijames’ schnatterchannel.
Zitat Anselm Lenz:
Was für ein Fiasko für Regierung, Leitmedien und Konzerne: Den früheren »Stützen der Gesellschaft« zerbricht ihre Basis völlig. Ihnen bleiben nur noch Rücktritt, Entschuldigung und die Hoffnung auf ein mildes Urteil.[...]
Mich erinnert das an diese overheadsprache der DDRmedien, die nie müde wurden, den sieg des sozialismus zu verkünden, auch als es längst offensichtlich war, daß es damit vielleicht doch nicht soweit her ist.

Diese regierung konnte ich noch nie ausstehen, aber daß da irgendwas zerbrechen würde, weil es ein paar selbstherrliche, realitätsverweigernde aber laute figuren gibt, die zweifellos ein wahrnehmungsproblem haben und sich wünschen würden, daß was zerbräche, entspricht nicht der realität.
Zitat Anselm Lenz:
[...]sie gestanden nicht ein, dass die Blase platzt, dass sie die Verantwortung tragen und dass sie sich nun um etwas Besseres bemühen würden. Nein, sie kamen stattdessen mit der größten Lüge der Menschheitsgeschichte und einer Kriegserklärung gegen die 99 Prozent der Weltbevölkerung: Die Corona-Grippe sei ein Zombie-Virus, der weite Teile der Menschheit dahinraffen werde, wenn sie nicht alle Grundrechte und Verfassungen brächen, uns alle in Todesängste versetzten, Gewerbetreibende, Arbeiterschaft, Mittelstand, Bildung und Kultur ruinierten, Kinder, Alte, Dienstleister, Wissenschaft und Kulturschaffende zur unproduktiven Verfügungsmasse deklarierten.
Welche blase soll geplatzt sein - hat Lenz aus unerklärlichen gründen vielleicht eine nasse hose? Was faselt der typ da? Was soll ein zombievirus sein? Ich höre seit fast einem jahr Christian Drostens podcast, um ein bißchen was zu lernen. Ich kann mich beim besten willen nicht daran erinnern, daß er je von einem »zombievirus« gesprochen hätte, an dem wir alle sterben müßten. Ein fachbegriff scheint das eher nicht zu sein. Mein eindruck ist eher, daß es - wenn überhaupt - ein »zombievirus« im übertragenen sinne gibt, das manche personen, auch querdenker genannt, faktenresistent macht.

Es ist ermüdend. Eine weitere kotzprobe aus dem text:
zitat Anselm Lenz:
Die Impf-Gurus sind dieselben Mörder, die die sinn- und endlosen Kriege der letzten 30 Jahre angezettelt haben, bei denen es um Ölquellen und Weltherrschaftsfantasien der US-amerikanischen Oligarchen ging, die die Maschinerie des Kalten Krieges bis heute am Laufen halten. Es sind dieselben, die Umweltzerstörung und verhungernde Kinder in der Welt zumindest an mächtiger Stelle mitzuverantworten haben.
Hä?

Da fehlen mir die worte.

Impfguru. Wer soll das sein? Die WHO? Das RKI? Oder das PEI? Die STIKO? Und die zetteln kriege für öl an, weil sie morden und kalten krieg toll finden? Und wer an impfstoffen forscht, ist mörder, weil er krieg, umweltzerstörung und verhungernde kinder gut findet und mächtig genug ist, das mitzuverantworten?

Da gibt es nichts zu verstehen.

Heute wurde in rundbrief nr. 194 noch mal allerhand dünnsinn hinterhergeschoben:
zitat Anselm Lenz:
Wir möchten hiermit nochmals festhalten, dass wir uns zu jedem Zeitpunkt unserer Tätigkeit an geltende Gesetze und Regeln gehalten haben. Wir haben auch rechtlich nicht verbindliche Kodizes wie den Pressekodex jederzeit eingehalten und werden das auch weiterhin tun. Und auch lebensverbessernde Höflichkeiten sind uns wichtig, ein allgemein guter Umgang. Ein Sinn für echte Qualitäten, nicht nur für Ware.
Aha. Mal zur erinnerung was der Pressekodex ist:
1. WAHRHAFTIGKEIT UND ACHTUNG DER MENSCHENWÜRDE
Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.

Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien.
Nie würde ich behaupten, daß das in den leitmedien immer gegeben wäre. Das ist aber kein grund, frei erfundenes als »tatsachen« auszugeben, weil einem die realen zustände nicht in den kram passen.
2. SORGFALT
Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.
Findet man beim »Demokratischen Widerstand« journalistische sorgfalt und nicht womöglich ungeprüfte gerüchte? Nein, völlig undenkbar.

Weil ich es nicht zu lang machen will, springe ich im pressekodex jetzt zu punkt 14.
14. MEDIZIN-BERICHTERSTATTUNG
Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu abgeschlossen dargestellt werden.
Falschdarstellung von medizinischen themen ist beim »DW« nicht die ausnahme. Es ist programm. Wenn ich dieser darstellung geglaubt hätte, hätte ich sehr wahrscheinlich wirklich angst bekommen.
zitat Anselm Lenz:
Auch eine Lüge kann gestanden werden. Oder bedauerliche Irrtümer eingeräumt. Eigene Ängste zugegeben. – Es geht immer weiter, wir werden als friedliche und freie Menschen immer einen Weg finden, uns zu verständigen – am liebsten im Guten. Nun: Der Virus ist nunmal glücklicherweise keine Todesseuche. Und selbst wenn er es wäre, wir wollten solche Maßnahmen nicht ungefragt befohlen bekommen. Indes, der Finanzkapitalismus kriselt seit Langem bedenklich.
Ja, liebe leute vom DW, wenn bedauerliche irrtümer eingeräumt werden können, DANN TUT ES ENDLICH!

Es hat nichts mit befehlen zu tun, sich und andere vor einer potentiell gefährlichen viruserkrankung zu schützen. Und von maßloser ignoranz, anderen angst oder irrtum zu unterstellen.

Was den bösen »finanzkapitalismus« von allen anderen kapitalismüssen sonst unterscheidet, wissen allein die schwurbler.
zitat Anselm Lenz:
Und, großes Indianerehrenwort: Wir werden nachher nicht immer sagen: Ha, wiihier haben es ja schon immer gesagt... Denn jeder, der die Kurve kriegt, wird gefeiert werden, wird sein Gesicht wahren können, seinen Stolz behalten und sich im Leben wieder gut zurechtfinden.
Ich stelle mir vor, wir hätten keine pandemie, sondern eine flutkatastrophe. Lenz steht bis über beide ohren im wasser und blubbert: »noch nie wurde bewiesen, daß wasser schädlich sein könnte.«

Es ist ja so gesund.

3 Kommentare:

  1. Hut ab davor, sich diesen Kram immer noch zu geben und dann noch zu versuchen, das wenigstens ansatzweise sinnhaft zu kommentieren. Für mich ist das nicht auszuhalten und ich hätte vermutlich noch vor dem zweiten Absatz aufgegeben damit, dieses schwülstige Gesafte zu ertragen.

    Aber wenn schon vergleichen, dann richtig!

    Vor dem grün Anmalen von Gras zu DDR-Zeiten gab es schon ein Deutschland, in dem die Sprache noch mehr verwurstet wurde mit übersteigertem Pathos und Endzeitphantasien wie hier bei Lenz. Da kommt Klemperers LTI wesentlich mehr heran als die Durchhalteparolen der SED-Bonzen.

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    1. Das mit der Sprache des Dritten Reiches stimmt natürlich.

      Im gegensatz zu dem was Lenz oder den nazis behaupten, hat vieles aus den medien der DDR sogar gestimmt. Der Schnitzler beispielsweise hat über den imperialismus der Bundesrepublik viel richtiges gesagt. Bloß war der ton, in dem er es sagte, völlig unglaubwürdig.

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