Zitat Roberto: »Die Linke sollte sich vom Antikapitalismus verabschieden. Wenn man schon von den Lehren des letzten Weltkrieges spricht, dann sollte man auch die der Nachkriegszeit nicht vergessen: kapitalistische Dynamiken können von einem starken Staat gemeinwohlfördernd genutzt werden.«Die LINKE (PDS) hat ausschließlich eine chance, wenn sie wieder mehr antikapitalistisches profil zeigt, eine zweite SPD braucht niemand. Rechts gewinnt nämlich keineswegs, weil links versagen würde, sondern weil es links nichts gibt. Die LINKE rennt bloß wahltaktisch herum und versucht ein paar »abtrünnige« wieder einzufangen. Das wird auf dauer nicht funktionieren, weil die leute doch sehen, daß sie für sie am schluß nichts rumkommt.
Über die tollen gemeinwohlfördernden dynamiken, die es in der nachkriegszeit in Westdeutschland gab, gibt es ein buch. Der wirtschaftshistoriker Jörg Roesler hat es verfaßt und man kann es hier kostenlos runterladen. Rund hundert seiten absolut spannende lektüre, die ich nicht nur Roberto, sondern auch allen anderen, die wissen möchten, was in der BRD nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland passiert ist, wärmstens empfehlen kann.
Zitat Roberto: »Wo unter Linken über Gesellschaft diskutiert wird, ist nach kurzem Geplänkel meist eine Analyse nicht weit: Das liege alles am Kapitalismus. Der hole das Schlechte aus Mensch und Gesellschaft hervor.«In einer konkurrenzgesellschaft liegt es nahe, daß was dem einen schadet, einem anderen nützt. Als halbwegs rationaldenkender mensch kann man also mit moralischen kategorien wie »gut« oder »schlecht« den kapitalismus kaum bewerten.
Wenn man also gegen diese denkart etwas hat, ist es ratsam, genau die zu kritisieren und nicht das eigentlich für »schlecht« befundene in schutz zu nehmen.
Zitat Roberto: »Ihn zu überwinden, das sei der eigentliche Antrieb linker Motivation. So haben wir es schließlich von Marx. So brillant dessen Analyse der kapitalistischen Ökonomie auch war: Gewartet auf die Überführung des Kapitalismus in den Sozialismus hat auch er umsonst. Die Zwangsläufigkeit dieses Wechsels der Systeme vereitelte seine Ergebnisoffenheit, er konnte sich Kapitalismus auch nur so vorstellen, wie er ihn zeitgenössisch erlebt hatte. Obgleich er von dessen Anpassbarkeit schrieb, schien ein Wunsch der Vater eines Gedankens zu sein: Die Überwindung des Kapitalismus ist unausweichlich und unumgänglich.«Bla bla bla bla.
Zitat Roberto: »Wie einst Marx sind viele Linke immer noch in der Ansicht, dass die kapitalistische Produktionsweise überwunden werden muss. Sie ignorieren dabei, dass es eben jene Produktionsweise war, die in den letzten 200 Jahren einen massiven Gewinn an Lebensqualität verursacht hat. Trotz aller Verwerfungen und Ausbeutungen,«Wenn Marxisten von »produktionsweise« sprechen, meinen sie überhaupt nicht, ob einer noch mit ziegen ackert, eine dampfmaschine oder bereits einen supermodernen lochkartenleser zum arbeiten hat, gemeint ist mit »kapitalisticher produktionsweise« immer die wirtschaftsform, die jedes ding - auch den menschen selbst und seine lebenszeit - zur ware macht.
Hier wird einfach der technische fortschritt mit der wirtschaftsform verdreht. Das ist ein schönes beispiel wie prokapitalistische demagogie geht. Bestimmt schon tausendmal erlebt. Immer wird davon ausgegangen, daß das publikum die begriffe ohnehin nicht auseinanderhalten kann.
An dieser stelle verschwindet der text hinter der bezahlschranke, an der man dann, sofern man keinen studentenausweis vorlegen kann, gleich 28€50 für ein vierteljahr latzen soll. Das geht völlig in ordnung. Die schreiber bei Makroskop nagen schließlich am hungertuch und müssen deshalb zusehen, ein paar pfennige zu verdienen. Im grunde wäre es wichtig, sich mit solchen texten zu befassen, aber ich bin ehrlich zu geizig, derart viel dafür zu zahlen, mich mit so einem bockmist zu malträtieren.
zu geizig?
AntwortenLöschenDas sieht mir wie gesunde Abwägung aus, Geschwurbel vor Augen oder money in de pocket.
Und danke für den link zur Frühzeit der soz. Marktwirtschaft!
Don Püntes kommt mir zunehmend vor wie ein lebender Beleg des Marxschen Diktums vom Sein, dass das Bewusstsein bestimmt.
LöschenMir ging es hier übrigens keineswegs um »Pünte-bashing«, sondern um eine typische sozialdemokratische meinung. Ähnlichen kappes findet man sicherlich auch beim herausgeber des Makroskop, Heiner Flassbeck. Der war ja Staatssekretär unter Lafontaine und bei dem (also Lafo) liegt der hase ohnehin im pfeffer. Ich hab vor jahren mal ein interview mit dem gesehen, bei dem mir klar wurde, daß der es wirklich nicht peilt, warum die »sozialen verbesserungen« der 70er jahre hinüber sind.
LöschenWar auch meinerseits nicht so gedacht - ich weiß auch nicht, ob das hinter der Bezahlschranke evtl. noch auftaucht, aber es stört mich nur gewaltig, wenn vom 'gezähmten' Kapitalimus der Nachkriegszeit die Rede ist, nicht aber vom Kalten Krieg, unter dessen Rahmenbedingungen das wohl nur möglich war. Unter den herrschenden Verhältnissen eines weitgehend konkurrenzlosen Kapitalismus ist das dann schon mal was anderes.
LöschenDer Vollständigkeit halber: RdLs jüngsten Beitrag fand ich recht anregend und gut.
LöschenDas stimmt. Roberto schreibt oft texte, die ich ärgerlich finde. Aber eben auch gute texte. Das blöde ist, daß man - oder vielmehr ich eher dazu neige über sachen zu schreiben, die ich kritikabel finde.
LöschenVielleicht sollte ich mir auch angewöhnen, wenigstens gelegentlich auf etwas lesenswertes hinzuweisen.
Wer den Robert liest, ist auch beim Erdmann gelistet.
AntwortenLöschenVielleicht verstehst auch du irgendwann, warum ich mich wehrte, zwischen solchen Typen gelistet zu sein ...
Das hat mit dem obenstehenden text genau, bitte was, zu tun?
LöschenGar nichts. Das war die Pointe ...
LöschenIch bin kein Roboter ;-)