Dienstag, 17. September 2013

Sozialpolitik bizarr 2

In Berlin-Mitte gibt es auch wahlwerbung für direktkandidaten, die parteilos in den bundestag einziehen wollen. Beispielsweise dieser hier von der »initiative armutsbetreuung für alle« (oder so ähnlich):

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»Machen« tut bekanntermaßen der kleine hund an der ecke. Eine wahlstimme macht überhaupt nichts - sie ergibt nicht einmal sinn: die zur wahl stehenden parteien sind keine interessenvertreter der wählenden. Bei der wahl darf das volk sich das personal aussuchen, das das volk für die zwecke des kapitals verwertbar machen soll. So kann man im grunde getrost darauf verzichten, wählen zu gehen, weil bei einer wahl bloß entschieden wird, welche holzköpfe die kapitalinteressen gegen einen selbst durchsetzen dürfen.

Man könnte auf die idee kommen, daß ein parteiloser kandidat für etwas anderes antreten könnte. Beispielsweise für die interessen von arbeitslosen oder arbeitnehmern oder wenigstens seine eigenen. Damit befände man sich in diesem fall allerdings im irrtum, denn dieser kandidat tritt für das interesse des milliadärs Götz Werner an, für dessen »weltverbesserungsvorschlag« er wirbt.

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Leider haben schlechte ideen oft die eigenschaft, mächtiger zu sein als beispielsweise gute ideen. »Ideen« an sich sind schließlich nicht von sich aus etwas grundsätzlich positives. Der Peter Hartz beispielsweise hatte mal eine idee, wie man durch sogenannte »sozialreformen« das volk verbilligen könnte.

Für die breite mehrheit hatte diese idee eher negative folgen. Es gibt also auch ausgesprochen schlechte ideen, deren zeit zwar gekommen ist, jedoch nicht unbedingt der lebensverbesserung dienen.

Auch wenn die anhänger dieses kandidaten es immer wieder mit bunter kreide auf die gehwege schreiben, daß mit grundeinkommen angeblich arbeit spaß machen würde und niemand mehr zum »sanktionshungern« gezwungen werden würde, ändert nichts an der tatsache, daß man sich mit dem BGE nach Götz Werner im grunde von vorn herrein wie sanktioniert fühlen dürfte: Mit 650 €, von denen man dann noch 200 für eine basiskrankenversicherung abdrücken soll, kommt der mensch, in einer gesellschaft, in der er für alles bezahlen muß, nicht übermäßig weit.

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Das BGE ändert nichts an der tatsache, daß die mehrheit der menschen in dieser gesellschaft als habenichtse rumlaufen und darauf angewiesen sind, ihre lebenszeit gegen geld zu verkaufen, um an die simpelsten dinge wie nahrung, kleidung oder essen zu kommen. In einer kapitalistisch organisierten wirtschaft hat arbeit für diejenigen, die lohn zum leben benötigen immer nur einen zweck: geld verdienen. In sofern wird sie über das geld in gewisser weise immer erzwungen. Wer kann es sich leisten, die lohnplackerei einfach bleiben zu lassen?

Arbeit ist keine »betätigung des innersten menschenwesens«, sie ist schlicht und ergreifend »mühsal«. Es ist eine seltsame sache, auf der einen seite den zwang zur arbeit als »verbrechen« zu bezeichnen und gleichzeitig für eine idee zu kämpfen, die selbigen zwang zur arbeit verschärfen wird. Aber daß dieser kanditat eine merkwürdige vorstellung davon hat, zu welchem zweck arbeit in dieser gesellschaft stattfindet, hat er bereits im vergangenen dezember bei Maischberger kundgetan.

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