Dienstag, 4. Juni 2019

Diskriminierung! Unmöglich! Tamponsteuer

Wegen einer petition muß sich der Deutsche Bundestag nun mit einer steuer befassen, die es gar nicht gibt: »tamponsteuer«. Gemeint ist hier der normalmehrwertsteuersatz von 19%. Das sei systematische geschlechtsbezogene diskriminierung. Schließlich sei es kein luxus zu menstruieren und es stimmt sogar auffallend, daß frauen das müssen ob sie wollen oder nicht. Aber bartwuchs sucht sich auch niemand aus. Oder inkontinenz oder hyperhidrose.

Gerechterweise werden in diesem fall allerdings alle geschlechter inklusive der schwulen gleichermaßen diskriminiert. Denn hierzulande sind es nicht allein hygieneartikel, die von frauen benötigt werden, die zum normalmehrwertsteuersatz besteuert werden, sondern grundsätzlich alle hygieneartikel. Selbst banales zeug wie klopapier.

Die mehrwertsteuersätze von 19% und 7% haben nichts mit »luxus« und »dem, was man zum leben braucht« zu tun, es gibt (die merkwürdigen umsatzsteuersätze, die einem begegnen, wenn man sich auf das gebiet der agrarökonomie begibt, lasse ich hier unter den tisch fallen. Die sind für verbraucher eher nicht relevant) eben den vollen steuersatz und den ermäßigten steuersatz. Den ermäßigten satz auf bestimmte eßwaren - längst ausgenommen: sämtliche getränke außer leitungswasser, jedoch inklusive genußmitteln wie tee, kaffee, kakao, sofern es nicht um gesüßte fertigprodukte handelt. Und auf gewisse kulturgüter. Wenn man steuern sparen möchte, kann man schließlich für rückwärtige zwecke die zum ermäßigten steuersatz gekaufte tagespresse einer sinnvollen verwendung zuführen.

Schön ist es, daß ein besonders hippes unternehmen aus süddeutschland die urst angesagte werbeabgetur Scholz & Friends (bekannt für ihre werbestrategien für die INSM, welche unter anderem für eine »flat tax« eintritt. »Flat tax« finden die ultragerecht, denn es gibt einen steuersatz auf alles. Und damit würden nicht nur die tatsächlich armen ein problem bekommen, weil der preis für grundnahrungsmittel deutlich steigen würde, sondern auch einen großteil der relativ wohlhabenden, die glauben, daß das gut wäre, weil sie vergessen, daß dann auch ihre miete besteuert wird und sie keinerlei vorteil davon hätten. Ganz im gegenteil. Ende der randbemerkung.) anheuerte, um ein marketingkonzept für ihre überteuerten produkte zu erfinden.

Ein schmuckes buch zum ermäßigten steuersatz über die menstruation. Sowas braucht die tamponsuchende ganz gewiß, denn immerhin liegen 15 tampons bei. Zum ermäßigten steuersatz kosten auf diesem wege die 15 tampons schlappe 3€11.

Zum regelmehrwertsteuersatz bezahlt man im ganz normalen supermarkt für ein päck tampons aktuell 2€55 (incl. MwSt. 19%), allerdings enthält es anstatt 15 auch bloß 80 stück.

Das ist diskriminierung. Die halten ihr zielpublikum definitiv für doof.

4 Kommentare:

  1. Kein Anliegen zu dämlich, kein Text zu durchsichtig, keine Nachricht zu schlecht gefälscht als das man nicht irgendwo auf dem Planet der Affen die passende Horde Paviane finden würde, die sich für die "gute" Sache instrumentalisieren ließe.

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    1. Ich glaube, paviane sind klug genug, sich nicht instrumentalisieren zu lassen. Das tun hauptsächlich nur menschen.

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  2. "Die Frauen haben es ja von Zeit zu Zeit auch nicht leicht. Wir Männer aber müssen uns rasieren."

    Kurt Tucholsky

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    1. Gar nichts muß mann. Damit der bart allerdings nicht aussieht als ob die spazten drin brüten, muß der bart durchaus gepflegt werden. Und dafür benötigt mann halt irgendwelche hygieneartikel.

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